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GEGENWIND/787: Buchbesprechung - "Die Kapitalisten des 21. Jahrhunderts" von Werner Rügemer


Gegenwind Nr. 364, Januar 2019

Politik und Kultur in Schleswig-Holstein & Hamburg

Wie das Finanzkapital den Imperialismus vorantreibt

von Klaus Peters


Teils rücksichtslos offen, teils subtil baut das Finanzkapital mit Hilfe von Regierungen den Imperialismus weiter aus. Der Publizist Werner Rügemer berichtet in seinem neuen Buch "Die Kapitalisten des 21. Jahrhunderts" eindrucksvoll und detailliert über die schockierenden, fast regelmäßig von den Regierungen unterstützten Raubzüge der Konzerne und der Reichen. Initiatoren und Profiteure sitzen oft selbst in den Regierungen oder Schlüsselpositionen der sie tragenden Parteien. "Drehtüreffekte" nutzend, sind es manchmal sogar dieselben Personen.


Den weltweit stärksten Einfluss haben die US-amerikanischen Finanzakteure und Finanzoligarchen wie Blackrock, JPMorgan Chase, Northern Trust, Blackstone u.a., deren Macht die der auch transnational aktiven Großbanken inzwischen übersteigt. Diese Finanzakteure sind in den USA und in den von ihnen mehr oder weniger abhängigen "Kapital-Demokratien" an fast allen großen Unternehmen, aber auch an den Großbanken beteiligt. Mittendrin agieren Finanzakteure, die sich auf Hedgefonds, Private-Equity Fonds u.a. spezialisiert haben.

Das sehr gut recherchierte und spannend geschriebene Buch von Werner Rügemer ist ein äußerst wichtiger Beitrag zur Aufklärung über die Machenschaften der vorwiegend aus den USA gesteuerten Finanzakteure, über die durch sie geschaffenen Verflechtungen und Abhängigkeiten. Hinzu kommen die ebenfalls ausführlich beschriebenen Einflüsse und Verflechtungen der Digital-Giganten, Microsoft, Apple, Amazon, Facebook, Google u.a. Verbindungen zum Militär oder zu den Geheimdiensten können bei allen Akteuren vorausgesetzt werden oder möglich sein. Alle zusammen beeinflussen die Arbeits-, Wohn- und Lebensverhältnisse der Menschen nicht unerheblich.

Eine Gegenmacht zum "westlichen", aggressiven Kapitalismus erkennt der Autor überraschenderweise in der Volksrepublik China. China würde einer alternativen Logik folgen, sei mit seinen überwiegend staatlich geleiteten Konzernen inzwischen ebenfalls weltweit aktiv, diese würden aber weniger imperialistisch agieren, sich stärker am Grundsatz der Nachhaltigkeit orientieren und vor allem auch das Völkerrecht einhalten. In China selbst ist es grundsätzlich nicht zulässig, Grundstücke an Investoren zu veräußern. Das in der übrigen kapitalistischen Welt auch schon weit verbreitete Landgrabbing wäre dort also nicht möglich.

Werner Rügemer stellt fest, dass die bisherigen Initiativen von einzelnen Regierungen, von staatlichen und nichtstaatlichen Organisatoren gegenüber dem Finanzkapital weitgehend erfolglos geblieben seien. Es käme darauf an, sich zusammenzutun.


Werner Rügemer: Die Kapitalisten des 21. Jahrhunderts, gemeinverständlicher Abriss zum Aufstieg der neuen Finanzakteure, 357 Seiten, 2018, Papy Rossa-Verlag, 19,90 Euro

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Quelle:
Gegenwind Nr. 364, Januar 2019, Seite 53
Herausgeber: Gesellschaft für politische Bildung e.V.
Schweffelstr. 6, 24118 Kiel
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Januar 2019

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