Schattenblick → INFOPOOL → MEDIEN → ALTERNATIV-PRESSE


LICHTBLICK/231: Buchvorstellung - "Mann im Knast - was nun?"


der lichtblick - Gefangenenzeitung der JVA Berlin-Tegel
Heft Nr. 375 - 2/2018

"Mann im Knast - was nun?"


Diese Frage stellen sich alle Ehefrauen und Lebenspartnerinnen eines Inhaftierten. Antworten darauf gibt der Ratgeber für Angehörige mit dem gleichnamigen Titel, der aktuell in der sechsten Auflage vorliegt. Herausgeber ist der Chance e.V. Münster.


Das Buch will mit konkreten Umsetzungsschritten für die Betroffenen einen Beitrag zu einer positiven Entwicklung von straffälligen Menschen leisten. Die oftmals biografischen Belastungen zeigen eindrucksvoll die Notwendigkeit von erforderlichen Hilfestellungen.

Die Autorin, Diplom Sozialarbeiterin Heike Clephas (Leiterin der Beratungsdienste und Fachberaterin Opferhilfe), ist seit 20 Jahren in dem Verein tätig und gibt Antworten auf die vielen Fragen und Unsicherheiten, die mit der Inhaftierung eines Menschen verbunden sind.

"Die bundesweite Nachfrage nach dem Buch bestätigt, wie wichtig schriftliche Informationen und Tipps in dieser Situation sind" so Heike Clephas.

Die betroffenen Frauen sind unschuldig mitbestraft und stehen vor einer Vielzahl von Problemen und Sorgen, insbesondere wenn auch Kinder betroffen sind. Das Buch gibt zahlreiche Hinweise auf die Fragen rund um das Strafverfahren, den Strafvollzug, den Umgang mit den Kindern und vor allem auf Möglichkeiten der materiellen Existenzsicherung, die oftmals droht aus den Fugen zu geraten.

Für viele Frauen kommt es wie aus heiterem Himmel. Plötzlich steht die Polizei vor der Tür, die Wohnung wird durchsucht und der eigene Mann kommt in U-Haft. Besuche hinter Gitter sind für die gesamte Familie sehr belastend und werden oft als beschämend gefunden. Das Strafverfahren führt zu Angst vor gesellschaftlicher Ausgrenzung und Isolation, die Haft zu Trennungsschmerz und finanziellen Schwierigkeiten, die sich in der Form sicherlich noch nicht dargestellt haben. Innerhalb der Beratungsstelle haben Angehörige die Möglichkeit, sich beraten zu lassen und sich in einer Selbsthilfegruppe unter fachlicher Begleitung auszutauschen.

Auch wenn dieses Buch teilweise auf NRW zugeschnitten ist, so sind doch viele Ansätze mehr als brauchbar und in Berlin gibt es ebenfalls die entsprechenden Beratungsstellen, so dass sich die Angehörigen nicht hilflos fühlen müssen. Ein funktionierendes und unterstützendes Netzwerk ist in dieser Phase sicherlich von besonderem Wert, gerade wenn es sich um Erstinhaftierte handelt.

Dieses Buch hat einen hohen Verwertungsansatz, weil die Unterstützungsangebote für die Betroffenen immer aus dem praktischen Blickwinkel erfolgen. Es beleuchtet die speziellen Belastungen der Angehörigen aus verschiedenen Lebenslagen und hilft so mit der ungewöhnlichen Situation zurecht zu kommen.

N. K.

"Mann im Knast - was nun?"
Ratgeber für Angehörige von
Inhaftierten und Haftentlassenen.
Neuauflage 2017. Preis: 10 Euro
ISBN: 978-3-932168-17-8
Autorin: Heike Clephas
Verlag: Chance e.V. Münster

*

Quelle:
der lichtblick, 50. Jahrgang, Heft Nr. 375 - 2/2018, Seite 17
Unzensierte Gefangenenzeitung der JVA Berlin-Tegel
Herausgeber: Redaktionsgemeinschaft der lichtblick
(Insassen der Justizvollzugsanstalt Berlin-Tegel)
Seidelstraße 39, 13507 Berlin
Telefon: 030/90 147-23 29, Fax: 030/90 147-2117
E-Mail: gefangenenzeitung-lichtblick@jva-tegel.de
Internet: www.lichtblick-zeitung.com
 
"der lichtblick" erscheint vierteljährlich.
Der Bezug ist kostenfrei. "der lichtblick" ist auf Unterstützung durch Spenden angewiesen.


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. August 2018

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang