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ROTER BRANDENBURGER/031: Zeitung der Deutschen Kommunistischen Partei - Landesvorstand Brandenburg 10/13


Roter Brandenburger - Oktober 2013
Zeitung der Deutschen Kommunistischen Partei - Landesvorstand Brandenburg




In dieser Ausgabe:
- Weltmacht EU? Teil 2 und Schluss
- Nach dem Kampf ist vor dem Kampf
- Michel am Abend nach der Wahl
- Unauslöschliche Erinnerungen - Reflexionen von Fiedel Castro
- Potsdam-Report - Fußball im Lustgarten?
- Von bleibendem Wert - zum Jahrestag der DDR
- Brandenburger Nachrichten in Rot
- Unverfälschte Geschichte "Berlin - Bonn - Saigon - Hanoi"
- Das Gelbe Elend und andere Lügen
- Impressum

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Weltmacht EU?
- Teil 2 und Schluss -

Reisefreiheit EU-weit, shoppen EU-weit, die ganze EU ein Absatzmarkt, Arbeitsplätze weit und breit, Partnersuche ohne Grenzen und die Vielen Rentner können ihren verdienten Ruhestand im sonnigen Süden oder schattigen Norden, fern der hektischen Bundesrepublik genießen. Manche Leute verbreiten EU-Euphorie. Doch der wirken die Realitäten kräftig entgegen. Besonders irreführend ist die EU-Friedensillusion. Sie ignoriert den aufkommenden Nationalismus und auch die Kriege, die von EU-Staaten fortwährend schneidig gegen missliebige Völker geführt werden. Noch gefährlicher für den Frieden wirken die Ziele und Zwecke, die von den EU-Machern angestrebt und von denen nicht einmal verschwiegen werden. Die heißen nämlich Weltmacht, um auf einer Erde, die längst in Einflussgebiete und Herrschaftszonen aufgeteilt ist, gegen andere Welt- und Großmächte einen "Platz an der Sonne" zu erkämpfen. Für Mittelmächte wie die Bundesrepublik oder Frankreich allein wäre das kaum real. "Platz an der Sonne" sagen sie natürlich nicht. Dieser politische Werbebegriff ist verbraucht und längst ausgesprochen anrüchig. Aber genau darum geht es. Die Parallelen des preußischen Weges zum ersten deutschen Einheitsstaat sind frappierend. Auch der wurde nicht von unten, im Ergebnis einer Volksbewegung geschaffen, sondern von oben und mit Blut und Eisen. Auch der umfasste nur Teile der deutschsprachigen Gebiete, wie die EU nur Teile Europas. Ein Staat, nämlich Preußen, gab in Deutschland den Ton an, wie heute Deutschland zunehmend in Europa. Und die treibenden Kräfte waren neben dem machthungrigen preußischen Adel die Herren von Kohle und Stahl sowie das kolonialsüchtige Finanzkapital. Es ist ein übler Witz der Geschichte, dass ausgerechnet die Montanunion die Ausgangsorganisation der EU ist. Die Wirtschaftsgemeinschaft der Kohle- und Stahlbosse Westeuropas, die sich über" verschiedene Etappen (zum Beispiel Euratom und EG, Europäische Wirtschaftsgemeinschaft) zur EU hoch wucherte. So blieben die treibenden Kräfte von deutscher Nationalstaatsgründung vor fast anderthalb Jahrhunderten bis zur heutigen EU-Formierung im Wesentlichen die gleichen: das Industrie- und Bankkapital und deren Prokuristen für Politik. Wer das nicht gebührend beachtet, kann über EU und deren Politik nur daherschwätzen. Gewiss doch, das ist hier aus Platzgründen vereinfacht dargestellt - den Kern der Sache trifft es dennoch.

Die Zukunft der EU liegt im Dunklen. Nicht nur wegen ihrer Krisen und Gegensätze. Die Führungsrolle, die Deutschland als einwohnerreichstem und wirtschaftsstärkstem EU-Staat zufällt, ist nicht nur Konkurrenten ein Dorn im Auge. Eine Freihandelszone von USA und EU, wie sie gerade zur Diskussion steht, würde die Lage gravierend ändern. Sie hieße den Teufel mit dem Beelzebub austreiben. Die bisher schon u. a. per NATO realisierte Vorherrschaft der USA über große Teile Europas auch noch auf das wirtschaftliche und damit soziale Gebiet auszuweiten, hätte unbeschreibliche Folgen. Wir rudern jetzt schon auf einem Pulverfass und lassen uns durch nichts schrecken. Deshalb zurück zur eingangs im Teil 1 erwähnten EU-Stärkung durch Aufnahme Kroatiens. In diesem Land geht das Bruttoinlandsprodukt seit Jahrhundertbeginn um jährlich bis zu 7 Prozent zurück. Über die Hälfte der jungen Kroaten in arbeitsfähigem Alter sind arbeitslos. Nun muss das Land als EU-Mitglied auch noch auf seinen Export in die CEFTA (balkanische Freihandelsgemeinschaft) verzichten. Dafür darf es raschen Anstieg ausländischen Kapitalbesitzes erwarten - mit wachsendem Einfluss in Kroatien. Alles typische Folgen der EU-Anschlüsse. Frohe Zukunft sieht anders aus.



Geschichte der EU (Auszug)

1950: Schuman Erklärung - In seiner Rede am 9. Mai stellt der französische Außenminister Robert Schuman den Plan vor, die Kohle- und Stahlproduktion Frankreichs und Deutschlands einer gemeinsamen Behörde zu unterstellen. Damit wurde der Grundstein für eine Europäische Union gelegt. Der 9. Mai ist seitdem der "Europatag".

1952: Die sechs Länder Deutschland, Frankreich, Belgien, Niederlande, Luxemburg und Italien gründen die 'Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl' (EGKS). Pariser Vertrag

1958: Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und der Europäischen Atomgemeinschaft (EURATOM) durch o.g. Länder; Römische Verträge

1958: Gründung des Europäischen Gerichtshof (EuGH)

1962: Einführung Gemeinsame Agrarpolitik (GAP)

1967: Fusion der Europäischen Gemeinschaften (EGKS, EWG, EURATOM) zur Europäischen Gemeinschaft; Fusionsvertrag

1973: Norderweiterung - Die Länder Dänemark, Großbritannien und Irland treten der EG bei.

1979: Einrichtung des Europäischen Währungssystems (EWS)

1979: Wahl Europaparlament

1981: Erste Süderweiterung - Griechenland tritt der EG bei.

1986: Zweite Süderweiterung - Die Länder Spanien und Portugal treten bei.

1987: Einheitliche Europäische Akte (EEA)

1993: Der Vertrag von Maastricht tritt in Kraft und stellt eine tiefgreifende Änderung der EG-Verträge dar. Er schafft die Europäische Union (EU) bestehend aus den Europäischen Gemeinschaften.

1995: Erweiterung - Die Länder Österreich, Schweden und Finnland treten der EU bei.

1995: Schengener Abkommen

1998: Gründung der Europäischen Zentralbank (EZB)

1999: Vertrag von Amsterdam

1999: Wirtschafts- und Währungsunion (WWU)

2001: Unterzeichnung Vertrag von Nizza - Entwurf einer europäischen Grundrechtscharta.

2002: Euro-Einführung

2002: EU-Konvent zur Zukunft Europas - Erarbeitung Entwurf Verfassung

2003: Vertrag von Nizza tritt in Kraft

2003: Der Konvent präsentiert den Verfassungsentwurf

2004: Erweiterung der EU um zehn neue Mitgliedstaaten - Estland, Lettland, Litauen. Malta, Polen, die Tschechische Republik, die Slowakei, Slowenien, Ungarn und Zypern.

2005: Referenden in Frankreich und den Niederlanden. In Volksabstimmungen lehnen zuerst die Franzosen und wenige Tage später auch die Niederländer den Vertrag über eine Europäische Verfassung ab.

2007: Erweiterung um zusätzliche zwei Staaten - Bulgarien und Rumänien. Die EU setzt sich nun somit aus 27 Mitgliedstaaten und fast 500 Millionen Menschen zusammen.

2007: EU beschließt den Vertrag von Lissabon. Er ersetzt den gescheiterten Verfassungsvertrag aus dem Jahre 2005.

2009: Vertrag von Lissabon tritt in Kraft

Hans Stahl

*

Nach dem Kampf ist vor dem Kampf

Der Wahlkampf ist nun vorbei. Doch unser Kampf ist der Klassenkampf und der ist auch nach dem 22. September zu organisieren. Unsere Kandidaten haben hervorragende Ergebnisse erzielt. Die meisten Stimmen erhielt die DKP im Wahlkreis Dahme-Spreewald - Teltow-Fläming III - Oberspreewald-Lausitz I mit 333 Stimmen. Das beste proportionale Ergebnis erzielte Genosse Wilfried Klare im Wahlkreis Elbe-Elster - Oberspreewald-Lausitz II, wo das Ergebnis zur vergangenen Landtagswahl verdoppelt werde konnte. Das mindert jedoch nicht die Ergebnisse, die die Genossen in den anderen Wahlkreisen erzielen konnten. Auch im Wahlkreis Oberhavel - Havelland II konnten wir die Stimmabgabe mehr als verdoppeln.

Dies war der unpolitischste Wahlkampf; in den wir in der vergangen Zeit haben eingreifen müssen. Die Taktik des Kapitals ist; wie vorauszusehen war, aufgegangen. Unpolitische Themen, keine verbindliche Aussagen, und ein Fernhalten der Menschen von Problemen und Auseinandersetzungen, an denen sie die eigentlichen Absichten und Klassenbezüge hätten identifizieren können. Von der Krise, seinen Ursachen und Verantwortlichkeiten keine Rede. Und trotzdem fand Klassenkampf statt. Er wurde von oben und mit Maßlosigkeit an Zynismus und Überheblichkeit geführt. Er wurde von oben sowie über und gegen die Mehrheit der Bevölkerung, die Krisenopfer, die Menschen in Armut und gegen die Menschen. geführt, die tagtäglich ihrer Würde beraubt werden.

Dort, wo wir kandidiert haben, vor allem in Brandenburg, wo wir vier von sechs Wahlkreisen gestemmt haben, war dies ein erfolgreicher Wahlkampf. Er war erfolgreich, weil alle Genossen, die aktiv im Wahlkampf standen, ein Ziel nicht aus den Augen verloren haben, die Aufmerksamkeit der Menschen in Wahlzeiten zu nutzen, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Man muss mit den Menschen ins Gespräch kommen, um mit ihnen auf das Wesentliche zu kommen, nämlich dass das System der Fehler ist und dass der Kapitalismus abgeschafft werden muss. Was sind da schon die 0,2 Prozent, von denen die noch zur Wahl gehen. Da mögen die einen oder anderen enttäuscht sein oder hoffnungslos. Vielleicht trifft dies gerade auf die vielen Sympathisanten zu, die zum ersten Mal Herzblut in und für unseren Wahlkampf aufgebracht haben, der jetzt auch zu ihrem Wahlkampf wurde.

Denken wir daran was wir von Anfang an sagten und weiter sagen werden: "...im kommenden Bundestag wird kein Mitglied der DKP sitzen. Trotzdem macht es Sinn, Kommunisten zu wählen. Denn so, wie die gesellschaftlichen Zustände in der BRD sind, darf es nicht bleiben. Dieses Land braucht Kommunisten, die den Druck gegen Ausbeutung und Kapital aufbauen und verstärken, auf der Straße und in den Parlamenten." Denn wenn sich von außen nichts rührt wird sich innen nichts bewegen. Dafür steht die DKP. Dafür suchen wir Mehrheiten, dafür reden wir mit den Menschen auf der Straße und motivieren sie für ein anderes Deutschland, für eine andere Welt ohne Ausbeutung und Krieg und vor allem ohne die herrschende Klasse und ihrer Lakaien.

Dieses Ergebnis wurde in erster Linie durch die Sichtpräsenz der Partei auf der Straße erreicht. Dafür danken wir allen Genossen, mit Parteibuch oder ohne, in unseren Reihen oder an unserer Seite. Wir danken denen die jetzt nicht aufhören wollen und es erst als ein Anfang sehen. Denn für jeden, den wir gewinnen konnten, uns die Stimme zu geben, obwohl sie für das Ringen um parlamentarische Mehrheiten für verloren scheint, steht eine bewusstere Entscheidung dahinter, als bei jenen, die sich haben einlullen lassen mit "Deutschland geht es gut" und "weiter so".

Unsere Wahlergebnisse haben wir teilweise verdoppelt. Und das ist kein Zufall, denn dafür haben wir gekämpft. Dafür steht das WÄHLT KOMMUNISTEN im Focus aller, die jetzt wissen, dass sie mit uns rechnen können.

Sollte es ihnen gefallen oder auch nicht. Und es bleibt dabei, es immer und immer wieder zu tun und es auch zu wollen, ist unsere verflixte Aufgabe. Das Bewusstsein schärfen für die Klasse. Auch daher werden wir nächste Woche am Infostand und beim nächsten Wahlkampf stehen.

Die, die glaubten Brigitte sei zu alt und müsse sich diese Last nicht aufbürden, der irrt. Es ist die politische, die revolutionäre Tat, die den Revolutionär in Bewegung hält. Und das Revolutionäre und unsere Utopien sind das, was uns jung hält.

Anders als jene, die sich damit abfinden, dass alles beim Alten bleibt und das Ende der Geschichte manifestiert ist und dass Alternativen nicht bestehen.

Danke Brigitte, danke Wilfried, danke Sebastian, danke Lothar. Ihr macht uns stolz, Mitglieder einer revolutionären Kampforganisation zu sein. Dank euch allen, die die Kraft aufbringen, Mehrheiten zu vereinigen, auf Menschen zuzugehen` die Angst überwinden, Unterschriften zu sammeln, Plakate aufzuhängen, Flugblätter zu verteilen, die UZ und die Junge Welt zu verteilen.

Mario Berrios
Landesvorsitzender


Stimmen

BTM 2005
LTW 2009
BTW 2013
Steigerung um % 2004 zu 2009
Steigerung um % 2009 zu 2013
Steigerung um % 2004 zu 2013
WK 75: Berlin-Mitte


260



WK 58: Oberhavel-Havelland II
134
159
318
18,7
100,0
137,3
WK 62: Dahme-Spreewald -
Teltow-Fläming> III -
Oberspreewald-Lausitz I
245


202


333


-17,6


64,9


35,9


WK 64: Cottbus-Spree-Neiße
185
165
245
-10,8
48,5
32,4
WK 65: Elbe-Elster -
Oberspreewald-Lausitz II
100

122

319

22,0

161,5

219,0

WK 270: Aalen-Heidenheim


230




*

Michel am Abend nach der Wahl

Der Bundestagswahlkarneval ist zu Ende, einen Aschermontag wird es geben für einige Politjecken. Dennoch: Michel ist zufrieden, hat gewählt, wahrt seinen sozialen Besitzstand, so ist nun mal deutsche Tugend. Doch, das deutsche Land muss schon drittgrößter Waffenexporteur bleiben, denn es soll uns allen ja gut gehen. Allen? Deutsche Soldaten werden wieder in Kriege ziehen, nicht nur aus Bündnispflicht, wozu sonst sind sie schließlich da? Damit es richtig krachen kann, werden endlich Drohnen angeschafft, damit sie mit deutschem Kreuz als Hoheitszeichen Tod bringen, wie gehabt. Aus Afghanistan werden die" Krieger zurückkommen und ihre Gedenkmauer für die Toten des zehnjährigen sieglosen Krieges mitbringen, vielleicht nach Berlin ans alte Schloss oder nach Potsdam an die Garnisonkirche. Michel ficht das nicht an. Er fühlt sich christlich demokratisch und sozial geborgen. Mit den blau plakatierenden Alternativen hat er ein bisschen geliebäugelt, aber so ganz geheuer ist ihm der Ausstieg aus dem Euro noch nicht, eben wegen des Besitzstandes. Und gegen Ausländer hat Michel nichts, noch weniger dafür, dass sie in der Nähe in eine verwahrloste Unterkunft sollen. Also: Nicht an Michels Zaun! Das mit den Lohnunterschieden in Ost und West, man hat sich dran gewöhnt, es ist ja schon seit dreiundzwanzig Jahren so, ohne dass es einem wirklich schlecht geht. Ach und das mit den ungleichen Renten, mein Gott, die Alten sterben auch ohne gleiche Rente oder? Mindestlohn, Hartz IV, Bankenkrise, Hilfspakete usw. Ja, da hat die Alleskannzlerin doch prima den Kahn gesteuert. Sicher auch, weil ihre Geheimdienste so klasse sind und alles vorher rauskriegen und sich nachher an nichts erinnern können. Daten an die NSA - na und? Michel hat sich nichts zuschulden kommen lassen und gleich gar nichts zu verbergen, er ist da völlig sorglos. Energiewende? Solange der Strom aus der Steckdose kommt, muss nicht gewendet werden. Da sollen die ruhig mit ihren Sonnenblumen Wedeln, die Grünen. Was bei Wenden herauskommt, hat Ostmichel noch gut in Erinnerung. Aus der Steckdose kommt auch Fernsehen und da hieß es am Abend nach der Wahl "Deutschland hat Sicherheit gewählt". Na also weiter so! Dass die Linke überhaupt in den Bundestag kam, verwundert Michel schon, die kam doch in den Medien gar nicht vor. Und "100 Prozent sozial" - wie soll das gehen mit Langschläfern? Alles so ein bisschen komisch bei denen. Was den gelben freien demokratischen Trittbrettfahrern passierte, das konnte nicht anders sein, glaubt Michel. Erst das Geschenk von und an Mövenpick und dann blieben die ja beim Picken der Politrosinen, das konnte nicht gut gehen, das hat Michel schon lange gewusst und am Stammtisch haben sie es auch gesagt. Also alles gut soweit.

Doch, da war noch was. Die NPD hat ziemlich dreist und gewalttätig Wahlkampf gemacht. Da waren dann auch immer linksextremistische Störer, kein Wunder, wenn die von der NPD immer aggressiver wurden. Schließlich sind die eine legale Partei und ihre Plakate waren von der Justiz zugelassen. Michel ist schon stolz auf die Polizei, die Ordnung schafft, schließlich kann die Zivilgesellschaft, wie sich der Laden nennt, nicht machen, was sie will. Na ja, wenn man so guckt, kann Michel die Hände überm Bauch falten, sein Bierchen schlürfen, die Zipfelmütze zurecht rücken, es geht: "Weiter so!" Allerdings wohl nur solange, bis die in der Quatschbude sich wieder die Diäten erhöhen (das ist ja dran). Dann wird er mal mit der Faust auf den Tisch, nein, besser mit der flachen Hand ins kalte Wasser hauen und sich nass machen, glaubt

Till

am 22. September 2013 nach 19:00 Uhr MEZ

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Unauslöschliche Erinnerungen

Reflexionen von Fiedel Castro

Vor knapp drei Tagen hat uns ein hoher Funktionär der Kommunistischen Partei Vietnams besucht. Bevor er abreiste, übermittelte er mir den Wunsch, dass ich bitte einige der Erinnerungen meines Besuchs im Süden des Landes, in jenem, in ihrem heldenhaften Kampf gegen die Truppen der USA, befreiten, Gebiet von Vietnam verfassen möchte. Ich habe wirklich nicht viel Zeit zur Verfügung, jetzt, wo ein Großteil der Welt bemüht ist, eine Antwort auf jene Nachrichten zu finden, dass an einem kritischen Ort unseres globalisierten Planeten ein Krieg unter Verwendung todbringender Waffen auszubrechen droht.

Jedoch die Vorgeschichte und die monströsen Verbrechen gegen die Länder in Erinnerung zu bringen, die wirtschaftlich und wissenschaftlich in geringerem Grade entwickelt sind, wird allen Völkern helfen, um ihr eigenes Überleben zu kämpfen. Am 12. September ist der 40. Jahrestag des Besuchs einer offiziellen Delegation von Kuba in Vietnam. In einer am 14. Februar 2008 verfassten Reflexion habe ich Angaben über John McCain veröffentlicht, jenen republikanischen Kandidaten auf die Präsidentschaft der USA, der als Kandidat auf demütigende Art und Weise durch Barack Obama besiegt worden ist. Letzter konnte zumindest mit ähnlichen Worten wie Martin Luther King sprechen, der auf niederträchtige Art von den weißen Rassisten ermordet worden ist.

Obama hatte sich sogar vorgenommen, die Zugreise des enthaltsamen Abraham Lincoln zu imitieren, obwohl er nie in der Lage gewesen wäre, jene Rede von Gettysburg zu halten. Michael Moore forderte ihn heraus: "Herzlichen Glückwunsch zum Friedensnobelpreis, Präsident Obama; nun machen sie sich desselben bitte verdient."

McCain hat im Kampf um die Präsidentschaft verloren. Aber er hat es fertig gebracht, erneut in den Senat zu kommen, von wo aus er enormen Druck auf die Regierung ausübt. Jetzt ist er glücklich, und setzt seine Kräfte in Bewegung, damit Obama die größte Anzahl treffsicherer Raketen abschießt. Die haben solch eine Schlagkraft, dass sie in der Lage sind, den kämpferischen Truppen der syrischen Streitkräfte mit Präzision Schläge zu versetzen.

Bereits neun Länder verfügen über Atomwaffen, die in viel höherem Grade todbringender sind als Sarin-Gas. Seit 2012 veröffentlichte Angaben informieren darüber, dass Russland und die USA mehrere Tausend aktive Atomsprengköpfe besitzen.

Eine dritte Macht, China, wirtschaftlich die solideste, verfügt schon über die Fähigkeit der abgesicherten gegenseitigen Zerstörung der Vereinigten Staaten.

Israel übertrifft seinerseits Frankreich und Großbritannien bezüglich der nuklearen Technik. Es lässt aber nicht zu, dass auch nur ein einziges Wort über die üppige finanzielle Unterstützung verloren wird, die es von den Vereinigten Staaten erhält und über seine Zusammenarbeit mit diesem Land auf dem nuklearen Gebiet. Vor wenigen Tagen hat es zwei Raketen abgeschossen, um die Reaktionsfähigkeit der US-amerikanischen Zerstörer im Mittelmeer zu erproben, die auf Syrien zielen.

Um zu den Erinnerungen meiner Reise nach Vietnam zurückzukommen, die mich zu diesen Zeilen motivierten. Ich habe nicht das Privileg genossen, Ho Chi Minh kennen zu lernen, den legendären Gründer der Sozialistischen Republik Vietnam, des Landes der Annamiten, des Volkes, von dem unser Nationalheld José Marti im Jahr 1889 in seiner Kinder-Zeitschrift La Edad de Oro so lobreich sprach.

Als ich im Jahr 1973 jenes Bruderland besuchte, wurde ich am ersten Tag in der ehemaligen Residenz des französischen Gouverneurs des Protektorats Indochina untergebracht. Ich kam dort am 12. September, nach dem Abschluss des Abkommens zwischen den Vereinigten Staaten und Vietnam, an. Pham Van Dong, damals Ministerpräsident, brachte mich dorthin. Als er in jenem großen alten, von der französischen Metropole erbauten Haus mit mir alleine geblieben war, begann jener starke Kämpfer zu weinen. Entschuldigen Sie mich bitte, sagte er zu mir, aber ich denke an die Millionen junger Menschen, die in diesem Kampf gefallen sind. In jenem Augenblick spürte ich in seinem ganzen Ausmaß, wie hart jener Kampf gewesen ist. Er beklagte sich auch über die von den USA angewandten Hinterhältigkeiten. Ganz knapp zusammengefasst werde ich die genauen Worte dessen verwenden, was ich in der genannten Reflexion vom 14. Februar 2008 geschrieben habe:

"Die Brücken waren ohne Ausnahme auf der gesamten aus der Luft sichtbaren Strecke zwischen Hanoi und dem Süden wirklich zerstört; die Dörfer verwüstet und jeden Tag explodierten die Granaten der zu diesem Zweck abgeworfenen Streubomben auf den Reisfeldern, wo Kinder, Frauen und sogar Greise sehr hohen Alters arbeiteten, um Nahrungsmittel zu erzeugen.

Man konnte eine große Anzahl Krater an jedem der Brückenzugänge beobachten. Es gab damals noch nicht die gelenkten Bomben, die viel präziser sind. Ich musste darauf bestehen, jene Fahrt zu machen. Die Vietnamesen befürchteten, dass ich Opfer irgendeines Yankee-Abenteuers werden könnte, wenn sie von meiner Anwesenheit in jenem Gebiet erführen. Pham Van Dong hat mich die ganze Zeit begleitet.

Wir überflogen die Provinz Nghe-An, wo Ho Chi Minh geboren wurde. In jener Provinz und der von Ha Tinh starben 1945, im letzten Jahr des Zweiten Weltkrieges, zwei Millionen Vietnamesen vor Hunger. Wir sind in Dong Hoi gelandet. Über die Provinz, wo sich diese zerstörte Stadt befindet, wurden eine Million Bomben abgeworfen. Wir haben den Nhat Le auf einem Floß überquert. Wir besuchten einen medizinischen Stützpunkt für die Verwundeten von Quang Tri. Wir haben zahlreiche erbeutete M-48-Panzer gesehen. Wir sind dort, wo einst die Nationalstraße war, Holzwege entlanggegangen, da sie von Bomben zerstört war. Wir sind mit jungen vietnamesischen Soldaten zusammengetroffen, die sich in der Schlacht um Quang Tri Ruhm erlangt haben. Sie waren gelassen, entschlossen, von der Sonne gebräunt und dem Krieg abgehärtet, ein leichter Tick widerspiegelte sich an der Schläfe des Bataillonskapitäns. Es ist unverständlich, wie sie so Viele Bomben aushalten konnten. Sie waren bewundernswürdig. An diesem selben Nachmittag, am 15. September, - wir kehrten auf einer anderen Strecke zurück - haben wir drei verletzte Kinder mitgenommen. Zwei davon waren sehr schwer verletzt; ein 14jähriges Mädchen befand sich im Schock und hatte ein Metallfragment im Unterleib. Die Kinder bearbeiteten das Land, als eine Hacke zufällig auf die Granate gestoßen ist. Die kubanischen Ärzte, welche die Delegation begleiteten, haben sie stundenlang direkt behandelt und ihnen das Leben gerettet. Ich war Zeuge der Heldentaten während der Bombardierungen auf Nordvietnam, auf die Sie so stolz sind, Herr McCain.

In jenen Septembertagen war Allende gestürzt worden; der Regierungspalast wurde angegriffen und viele Chilenen wurden gefoltert und ermordet. Der Putsch wurde von Washington aus gefördert und organisiert."

Lino Luben Pérez, Journalist der AIN, hielt in einem am 1. Dezember 2010 veröffentlichten Artikel eine Phrase schriftlich fest, die ich am zweiten Januar 1966 zum Festakt anlässlich des siebenten Jahrestages der Revolution gesagt habe: "Wir sind bereit", Vietnam "nicht nur unseren Zucker, sondern unser Blut zu geben; und das ist viel mehr wert, als der Zucker!"

An anderer Stelle des genannten Artikels schrieb der Journalist von AIN Folgendes:

"Jahrelang haben Tausende junge Vietnamesen verschiedene Fachrichtungen in Kuba studiert, einschließlich Spanisch und Englisch, während eine andere bedeutende Anzahl Kubaner dort deren Sprache erlernten.

Im Hafen von Haiphong, im von den USA bombardierten Norden, legten mit Zucker beladene kubanische Schiffe an und Hunderte Fachleute haben während des Krieges in jenem Gebiet als Bauarbeiter gearbeitet. Andere Landsleute haben Geflügelfarmen zur Produktion von Fleisch und Eiern angekurbelt."

"Das erste Handelsschiff jener Nation, das in einem kubanischen Hafen einlief, stellte ein Ereignis dar. Heute bestehen die staatliche und unternehmerische Zusammenarbeit und die politische Verständigung der beiden Parteien untereinander und ihre freundschaftlichen Beziehungen weiter und vervielfachen sich."

Ich bitte darum, mich wegen der bescheidenen Mühe, diese Zeilen im Namen unserer traditionellen Freundschaft mit Vietnam zu schreiben, zu entschuldigen.

Heute Morgen scheint sich das Risiko, dass der Konflikt mit seinen unheilvollen Folgen ausbricht, dank der intelligenten russischen Initiative vermindert zu haben. Diese wurde standhaft aufrecht erhalten, gegenüber der ungewöhnlichen Absicht der Regierung der USA. Die drohte, einen vernichtenden Angriff auf die syrischen Verteidigungslinien zu starten, der jenem Volk Tausende Menschenleben kosten und einen Konflikt von unvorhersagbaren Folgen auslösen könnte.

Der russische Außenminister Sergei Lawrow sprach im Namen der Regierung jenes mutigen Landes und trägt vielleicht dazu bei, eine weltweite Katastrophe fürs Erste zu verhindern. Die US-amerikanische Bevölkerung ist ihrerseits sehr gegen ein politisches Abenteuer, das nicht nur ihrem eigenen Land sondern der gesamten Menschheit schaden könnte.

Fidel Castro Ruz
10. September 2013


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

- Tran Thi Hue, Leiterin einer Feldbrigade und Zugführerin einer Volksmilizeinheit (gefallen), Vietnam, Provinz Tahn Hoa, 1965
- Arbeit zwischen Luftangriffen - Mädchen der Volksmiliz bestellen die Reisfelder, Vietnam, 1965
- Einsatz von Agent Orange

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Potsdam-Report

Fußball im Lustgarten?

In Potsdam gibt es eine bekannte und traditionsreiche Produktionsstätte für Filme ehemals UFA, dann DEFA und heute Medienstadt Babelsberg. Die hier produzierte "Unendliche Geschichte" scheint sich auf das Stadtgeschehen auszuwirken. Wenn man die Tageszeitungen aufschlägt, scheint einen das Murmeltier zu grüßen. Immer wieder die gleichen Geschichten, immer wieder anders immer wieder zum Haare raufen (so man noch welche hat).

In Potsdam gibt es eine "Weiße Flotte". Seit dem 8. August 1888 wird in Potsdam Fahrgastschifffahrt betrieben. Nun möchte das Unternehmen ein neues Verwaltungsgebäude mit Verkaufsschaltern und Gastronomie errichten. Die Baupläne waren weitestgehend fertig, da stellte man fest, dass eventuell das Mercure-Hotel abgerissen werden könnte.

Dann kam auch noch Herr Plattner und wollte eine Kunsthalle bauen. Damit war alles wieder offen. Seit dem ringen alle Beteiligten um ihre Interessen. Zeitweise wurde fast jede Woche eine neue Variante des Hafengebäude-Neubaus vorgestellt.

Nun soll das Mercure-Hotel auf jeden Fall abgerissen werden. Ist es doch ein Relikt der DDR. Da ist es auch unerheblich, dass selbst Architekten das Hochhaus als stadtbildprägendes und identitätsstiftendes Gebäude erhalten wollen. Aber das Hotel soll nun erworben werden, um es dann abzureißen. Das Land, als Stadtschlossbesitzer, soll sich auch daran beteiligen. Ist schon eigenartig, dass bei anderen Projekten immer zu allererst auf die fehlenden Geldmittel hingewiesen wird. Potsdam hat andere Probleme als das Hotel Mercure oder einen weiteren toten Raum Namens Lustgarten. Sanierungsrückstände an den Schulen fallen mir da ein und auch das Problem Schwimmhalle ist bisher noch nicht in trockenen Tüchern. Die von allen als bürgergünstigste Variante, eine Wettkampfhalle am Brauhausberg und eine kleine Schwimmhalle im sich entwickelnden Norden Potsdams zu bauen, scheiterte an der angeblichen Nicht-Finanzierbarkeit.

Ein weiteres Beispiel ist ein Fußballplatz neben dem Park Babelsberg. Bereits 2011 hatten die Beteiligten sich an erster Stelle für einen Bolzplatz an eben dieser Stelle ausgesprochen. Aber es "fehlte" das Geld, dieses Vorhaben umzusetzen. Dieser wurde provisorisch aus Spendenmitteln finanziert. Nun wollte der SV Concordia Nowawes 06, ein Fußballverein mit proletarischer Tradition und dem Breitensport verbunden, sich der Sache annehmen und einen geeigneten Sportplatz bauen. Aber die Inhaberin des Parks Babelsberg, die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) fürchtet, dass der Fußballplatz die Sichtbeziehung zum Park gefährdet. Nach langen Verhandlungen der Stadt, der SPSG und dem Kulturministerium sollte ein Kompromiss herauskommen. Dieser war aber nicht akzeptabel. Der Bau von Sanitäranlagen am Rande des Welterbe-Parks ist laut Minister-Bescheid nicht erlaubt. Die Kinder und Jugendlichen sollen Duschen und Toiletten im 400 Meter entfernten Strandbad Babelsberg nutzen. "Das ist für den schnellen Gang zur Toilette nicht günstig", so Vereinsvorsitzender Kallenbach. "Wir wünschen uns eine bessere Lösung." Auch die Auflage, dass der bisherige Bolzplatz entfernt werden soll, lehnt der Verein ab. "Der Platz wurde aus Spenden finanziert. Es ist nicht vermittelbar, dass er wegfallen soll."

Der Streit geht weiter. Ich schlage vor, zur Belebung des Lustgartens, dort eine Sportanlage zu bauen. Ein Stadion hatten wir ja dort bis vor 20 Jahren noch.

Frank Novoce

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AUS DEM GESCHICHTSBUCH

Von bleibendem Wert - zum Jahrestag der DDR

Über mehr als vier Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts bestanden auf deutschem Boden zwei Staaten, die Deutsche Demokratische Republik und die Bundesrepublik Deutschland, die sich grundlegend, in ihrem ganzen Wesen und Charakter unterschieden.

Die Spaltung Deutschlands wurde im Herbst 1949 zum Zwecke der Sicherung der Macht des Kapitals auf deutschem Boden durch das Zusammenspiel der deutschen Großbourgeoisie und der verantwortlichen Politiker der USA, Großbritanniens und Frankreichs sowie mit aktiver Unterstützung der rechten sozialdemokratischen Führer vollzogen. Dieser Staat bekannte sich von Anfang an zur Fortsetzung des Deutschen Reiches und seiner Politik. Als Gegenmaßnahme wurde der andere deutsche Staat, die Deutsche Demokratische Republik, am 7. Oktober 1949 gegründet. Sie ist aus dem Kampf um die Verwirklichung der Ziele der Arbeiterbewegung und aller anderen demokratischen und fortschrittlichen Kräfte des Volkes für ein Deutschland des Friedens, der Demokratie und des Sozialismus hervorgegangen. Seit 1945 hatten diese Kräfte einen beharrlichen Kampf geführt, damit eine demokratische und friedliebende Regierung für ganz Deutschland entstehe. Die Bedingungen, unter denen die Prozesse der Auseinandersetzung zwischen den zwei Lagern stattfanden, waren nicht nur durch die materiellen Zerstörungen gekennzeichnet, die durch den Krieg des deutschen Imperialismus hinterlassen wurden.

Die Menschen standen vor riesigen Zerstörungen auch im geistigen Bereich. Ein großer Teil verstand die politischen Zusammenhänge nicht. Sie erkannten nicht, dass die wahre Ursache für die nationale und internationale Katastrophe im System des Imperialismus und Militarismus zu suchen war und dass bei Weiterbestehen dieses Systems auch die Gefahren weiter bestehen. So froh die Menschen waren, den Krieg überlebt zu haben, so einig sie sich auch darin waren, dass etwas Neues kommen müsse, so unklar war ihnen der Weg in die Zukunft.

In dieser Situation meldete sich die Kommunistische Partei Deutschlands als erste Partei in Deutschland zu Wort und Veröffentlichte den Aufruf vom 11. Juni 1945. Darin wurde das deutsche Volk auf die demokratische Erneuerung Deutschlands orientiert. Die Kommunisten und mit ihnen die aufrechten antifaschistischen Kräfte machten nicht die Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen zum Ausgangspunkt ihrer Politik, sondern den Gedanken der demokratischen Erneuerung in ganz Deutschland, den Kampf um die einheitliche demokratische Republik. Dem folgte auch der Zentralausschuss der SPD mit dem Appell an die Bevölkerung vom 15. Juni 1945. Die KPD appellierte eindringlich an das deutsche Volk, die Lehren aus der Geschichte zu ziehen und einen neuen Weg zu beschreiten. Die entscheidenden Interessen des deutschen Volkes bestünden im "Weg der Aufrichtung eines antifaschistischen, demokratischen Regimes, einer parlamentarisch-demokratischen Republik mit allen Rechten und Pflichten für das Volk". (Aufruf vom 11.6.1945) Diesem Ziel stimmte auch der Zentralausschuss der SPD ausdrücklich zu.

Die Gemeinsamkeiten zwischen beiden Parteien mündeten in festen Aktionsvereinbarungen, in deren Verwirklichung die Einheit beider Parteien hergestellt und eine Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Kampf für die demokratische Einheit Deutschlands und einen gerechten Frieden geschaffen wurde.

Unter der Schirmherrschaft der westlichen Besatzungsmächte verhinderte die rechte Führung der Sozialdemokratie, dass der Kampf in ganz Deutschland erfolgreich geführt werden konnte. Sie begünstigte die Politik der Bourgeoisie, die auf Rettung des Kapitalismus und auf Spaltung ausgerichtet war. Dem wirkte die Volkskongressbewegung für Einheit und gerechten Frieden entgegen, die sich zu einer umfassenden demokratischen Bewegung entwickelte Im Mai 1949 fanden allgemeine geheime Wahlen zum III. Deutschen Volkskongress statt. Seine demokratisch gewählten Mitglieder haben sich, nach der Spaltung Deutschlands durch das deutsche Kapital und seine Verbündeten, zur Provisorischen Volkskammer konstituiert, die ihrerseits die Deutsche Demokratische Republik ausgerufen hat. Ein grundlegend neuer, demokratisch legitimierter deutscher Staat war entstanden!

Er war Antwort auf die von den Westmächten und den Vertretern des deutschen Kapitals vertretenen Politik und Ergebnis des Kampfes um ein antifaschistisch-demokratisches und friedliebendes Deutschland.

Prof. Dr. Anton Latzo
Leiter der Geschichtskommission beim Parteivorstand der DKP

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Aufruf der KPD vom 11.6.1945

Schaffendes Volk in Stadt und Land!
Männer und Frauen!
Deutsche Jugend! (Auszug)

Wohin wir blicken. Ruinen, Schutt und Asche. Unsere Städte sind zerstört, weite ehemals fruchtbare Gebiete verwüstet und verlassen. Die Wirtschaft ist desorganisiert und völlig gelähmt. Millionen und Abermillionen Menschenopfer hat der Krieg verschlungen, den das Hitlerregime verschuldete. Millionen wurden in tiefste Not und größtes Elend gestoßen.

Eine Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes ist über Deutschland hereingebrochen, und aus den Ruinen schaut das Gespenst der Obdachlosigkeit, der Seuchen, der Arbeitslosigkeit, des Hungers. Und wer trägt daran die Schuld?

Die Schuld und Verantwortung tragen die gewissenlosen Abenteurer und Verbrecher, die die Schuld am Kriege tragen. Es sind die Hitler und Göring, Himmler und Goebbels, die aktiven Anhänger und Helfer der Nazipartei. Es sind die Träger des reaktionären Militarismus, die Keitel, Jodl und Konsorten. Es sind die imperialistischen Auftraggeber der Nazipartei, die Herren der Großbanken und Konzerne, die Krupp und Röchling, Poensgen und Siemens. Eindeutig ist diese Schuld. Sie wurde von den Naziführern selbst offen bekannt, als sie auf der Höhe ihrer trügerischen Triumphe standen, als ihnen Sieg und Beute gesichert erschienen.

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Brandenburger Nachrichten in Rot
[Hinweis der Schattenblick-Redaktion:
Der Beitrag wurde nicht in den Schattenblick übernommen.]

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Der rote Bücherwurm empfiehlt

Unverfälschte Geschichte

Hellmut Kapfenberger:
"Berlin - Bonn - Saigon - Hanoi"
Zur Geschichte der deutsch-vietnamesischen Beziehungen
ISBN 978-3-95514-006-9, Taschenbuch,
510 Seiten, zahlr. Fotos, 19,80 Euro

Von früher Kindheit bis ins hohe Alter begleitete die Menschen, die in der Deutschen Demokratischen Republik lebten, der Begriff der internationalen Solidarität. Ein großes Motivgefüge beförderte erstaunliche Leistungen. Wie Ereignisse nach 1990 zeigten, war der Begriff nicht in jedem Fall verinnerlicht. Dennoch: Facettenreich lebte die Solidaritätsbewegung. Wer sich als Person, Menschengruppe oder als Volk für Frieden und die Befreiung von Not und Unterdrückung einsetzte, konnte mit solidarischem Handeln aus der DDR rechnen. Zweifellos nahm die Solidarität mit Vietnam eine besondere Rolle ein. Hellmut Kapfenberger, ausgewiesener und profunder Kenner Vietnams widmet in seinem neuen Buch "Berlin - Bonn - Saigon - Hanoi" Zur Geschichte der deutsch-vietnamesischen Beziehungen. mehrere Kapitel der beständigen Solidarität der DDR gegenüber Vietnam. Nach gründlichen Recherchen ist ein spannendes, an Details reiches Buch entstanden. Ins Blickfeld geraten die beiden deutschen Staaten mit ihrer vom Grundsatz her unterschiedlichen Position in der Nachkriegsgeschichte. Ihre jeweilige Rolle bei der erbarmungslos in weltpolitischer Dimension geführten Auseinandersetzung der Blöcke wird an der Haltung gegenüber dem um seine Freiheit ringenden Vietnam verdeutlicht. Hierbei, schreibt Kapfenberger, "braucht sich die DDR ihrer Vergangenheit nicht zu schämen. Weder hat sie einen Aggressionskrieg, einen flagranten Bruch des Völkerrechts, Kriegsverbrechen ungeheuren Ausmaßes jahrelang gutgeheißen, politisch materiell und finanzielle nach Kräften unterstützt, noch hat sie je einen 'ihrer' Söhne in diesem Krieg an der Seite des Aggressors an oder hinter die Front geschickt. Die Bundesrepublik kann das von sich wahrlich nicht sagen." (S.15) Dabei geht der Autor präzise auf die vielfältigen Aktionen gegen den Vietnam-Krieg in der Bundesrepublik ein und dem Leser erschließt sich, in welcher Breite es gelang, Bündnisse zu schaffen, die sich eindeutig mit den Menschen in Vietnam solidarisierten und die unterstützende Rolle der Bundesregierung verurteilten. Aufschlussreich für die Beurteilung bundesdeutscher Absichten, sich an Kriegen zu beteiligen, ist das Kapitel >>Bundeswehrstrategen wittern Morgenluft". Hier zitiert der Autor eine Studie der Führungsakademie der Bundeswehr aus dem Sommer 1964 "Die Bestätigung des deutschen Soldaten in der Gegenwart", in der eine deutsche Beteiligung am Krieg in Südvietnam favorisiert wird, weil sich dann ein Sieg der USA und Südvietnams als nicht denkbar ohne Bundeswehreinsatz darstellen lassen würde. In der streng vertraulichen Studie heißt es u. a.: "Die junge Bundeswehr braucht einen sichtbaren Erfolg. Er würde nicht nur die These erhärten, daß Deutschland den richtigen Bundesgenossen auf seiner Seite hat, sondern würde außerdem klarstellen, daß jeder Bündnispartner mit diesem Deutschland und dieser Bundeswehr rechnen muß." (S.167) 1999 in Jugoslawien wurde der damalige Konjunktiv Realität. Sachlich und objektiv fügt der Autor vielfältigste Zeitdokumente zu einem wahren Geschichtsbuch zusammen, das nachvollziehen lässt, warum bis in die Gegenwart deutsch-vietnamesische Beziehungen kritisch und sehr differenziert zu betrachten sind. Das Buch richtet sich nicht nur an Vietnaminteressierten, sondern an alle, die bereit sind, sich mit unverfälschter Geschichte in ihrer Komplexität zu befassen.

Der vom Autor zusammengestellte Dokumentenanhang kann kostenlos unter der Internetadresse
http://www.gutes-lesen.de/berlin-bonn-saigon-hanoi benutzt werden und stellt eine wertvolle Bereicherung des Buches dar. Ein Personenregister wäre für das unbedingt empfehlenswerte Buch nützlich gewesen.

Gerhard Hoffmann

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Aufklärend, mutig, konsequent:

"Das Gelbe Elend und andere Lügen"

Prof. Horst Schneider entlarvt

Horst Schneider:
Gelbes Elend und andere Lügen.
Spotless, Berlin 2012; 190 8., 9.95 Euro

"Gelbes Elend", "Stasiknast" und "Bautzen" sind unablässig genutzte Schlagworte, wenn es darum geht, die DDR als Unrechtsstaat zu diskreditieren. Prof. Schneider verdient hohe Anerkennung dafür, dass er mit seinem Buch die tatsächlichen Fakten zu den Bautzener Haftanstalten darlegt und die Hintergründe und Zusammenhänge des inflationären Missbrauchs dieser Begriffe aufdeckt Es zeigt sich, dass es denen, die diese Worte immer wieder in den Mund nehmen, und den Organisatoren z.B. der Bautzentreffen gar nicht so sehr um die tatsächlichen Geschehen in Bautzen geht, sondern um die Nutzung als Plattform für breit gefächerte Angriffe gegen die DDR, ihr Rechtssystem, ihre Strafverfolgungsorgane und den Strafvollzug. Das gilt gleichermaßen für die Einordnung des von der sowjetischen Besatzungsmacht eingerichteten Speziallagers und der auf dem Gelände betriebenen sowjetischen Haftanstalt in die Bemühungen der herrschenden Kreise der BRD zur Durchsetzung der von ihnen beanspruchten Deutungshoheit zu geschichtlichen Vorgängen.

Prof. Schneider stützt sich in seiner Auseinandersetzung auf gründlich und solide recherchierte Fakten und eine umfangreiche Auswertung einschlägiger Literatur.

Es gibt sowohl zum Zeitraum der Nutzung durch die sowjetische Besatzungsmacht wie auch für die Zeit der Nutzung als Strafvollzugsanstalten der DDR exakte Baubeschreibungen, Angaben zur Zahl der Inhaftierten, zu ehemaliger NS-DAP-Zugehörigkeit und Parteimitgliedschaft, zu Inhaftierungsgründen, zu Todesfällen und zu Haftentlassungen.

Der Autor beschönigt die Haftumstände nicht, wendet sich aber gegen unzulässige Übertreibungen und Entstellungen und stellt die Haftbedingungen in Zusammenhang mit der Schwere der von den Nazis begangenen Verbrechen, den zwischen den Alliierten vereinbarten Richtlinien der Verbrechensverfolgung und den allgemeinen Lebensumständen sowohl in den Siegerländern als auch in der sowjetischen Besatzungszone.

Prof. Schneider gibt eine ausführliche Darstellung der von den westlichen Siegermächten geübten Praxis der Behandlung von Kriegsgefangenen und der Verfolgung von Straftaten gemäß den alliierten Übereinkünften. Er arbeitet mit detaillierten Zahlen zu Kriegsgefangenen-Bestand, Verurteilungen und Todesstrafen sowie Beschreibungen der Zustände in den Kriegsgefangenenlagern. Das geschieht nicht zu dem Zweck, gegenseitige Aufrechnungen vorzunehmen, sondern dient der richtigen Einordnung der von der sowjetischen Besatzungsmacht durchgeführten Maßnahmen in die historischen Hintergründe und Zusammenhänge. Es wird aber auch deutlich, dass im Verhältnis zum Lärm um Bautzen den Geschehnissen im Westen öffentlich wenig Aufmerksamkeit gewidmet wird. Der Autor verweist zutreffend auf die in der Bundesrepublik Deutschland erfolgte Hetzjagd gegen Mitglieder der KPD und andere fortschrittliche Kräfte, die im Gegensatz zu der intensiven Diskreditierung der DDR als Unrechtsstaat nur geringe Beachtung findet. Dass Naziverbrechen in der BRD sehr zurückhaltend verfolgt wurden und sich selbst Richtern des Volksgerichtshofes auf fehlendes Unrechtsbewusstsein berufen konnten, ist die Kehrseite dieser Medaille.

Der Autor widmet einen bedeutenden Teil seiner Untersuchungen der Strafvollzugsanstalt Bautzen II, dem angeblichen "Stasiknast". Es wird erneut konstatiert und belegt, dass die Haftanstalt nicht zum Ministerium für Staatssicherheit gehörte, sondern wie jede andere Haftanstalt der DDR der Verwaltung Strafvollzug des Ministeriums des Innern unterstand, es sich bei den Mitarbeitern der Anstalt um Angehörige des Innenministeriums handelte und die für alle Haftanstalten gültigen Bestimmungen und Verfahrensweisen auch hier Anwendung fanden. Dass sich das Ministerium für Staatssicherheit in Anbetracht der Belegung mit Personen, die von den Untersuchungsorganen des MfS bearbeitet wurden und sich der Spionage und anderer schwerer Staatsverbrechen schuldig gemacht hatten, stärker als anderswo engagierte, erscheint logisch und dürfte niemand verwundern.

Die größeren Zusammenhänge, in welche die Auseinandersetzung zum Thema "Bautzen" einzuordnen ist, sind für Prof. Schneider auch zwingender Grund zu einer mitunter relativ breit angelegten Diskussion grundsätzlicher Fragen wie Positionen führender Politiker und maßgeblicher Wissenschaftler zur Aufarbeitung der Geschichte, zur Totalitarismustheorie, zu völkerrechtlichen Sachverhalten, zum Ostbüro der SPD usw.

Es ist ein Vorzug des Buches, dass Prof. Schneider in vielen Fällen dem Leser keine eigenen Schlussfolgerungen anbietet, sondern Fragen formuliert oder auf Widersprüche verweist, sicher in der Überzeugung, dass der Leser, gestützt auf die vorgelegten Tatsachen und Argumente selbst ein richtiges Urteil fällen wird. Auch deshalb erwartet den Leser ein interessantes und anspruchsvolles Leseerlebnis. Selbst mit der Materie Vertraute können aus dem Buch neue Erkenntnisse und Einsichten gewinnen, zumindest den einen oder anderen Umstand aus einem neuen Blickwinkel betrachten.

Günter Haupt

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IMPRESSUM

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Redaktionsschluss für Nr. 11/2013: 15. Oktober 2013

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Quelle:
Roter Brandenburger 10/2013, 18. Jahrgang
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. November 2013