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VORWÄRTS/862: Plakatfestival Weltformat - Herrlich radikal


vorwärts - die sozialistische zeitung, Nr.35/36 vom 28. September 2012

Herrlich radikal

Von David Hunziger



Das Plakatfestival Weltformat in Luzern findet dieses Jahr zum vierten Mal statt. Zum zweiten Mal mit einem Beitrag des Grafikers Richard Frick, der sozialistische Plakate aus aller Welt sammelt. Nach vietnamesischen und nordkoreanischen Plakaten im letzten Jahr zeigt er nun Teile seiner eindrücklichen Sammlung politischer Plakate aus Kuba.


Sie sind bunt, schrill, polemisch und tragen meist Schriftzüge in mehreren Farben. Die faszinierenden Plakate der wichtigsten internationalistischen Propagandaorganisation Kubas, der "Organisation für Solidarität mit Asien, Afrika und Lateinamerika" (OSPAAAL), bilden einen Schwerpunkt der Ausstellung zum kubanischen Plakat, die der Grafiker Richard Frick am diesjährigen Plakatfestival Weltformat in Luzern zeigt. Das kubanische Plakat ist dort in guter Gesellschaft. Ebenfalls zu sehen sind Plakate für die Winterhilfe Schweiz, die besten Plakate aus den letzten 30 Jahren Rote Fabrik oder eine Retrospektive zum weltbekannten Schweizer Grafiker Niklaus Troxler.

Die OSPAAAL-Plakate faszinieren Frick, der seit 35 Jahren Plakate aus dem sozialistischen Land sammelt, schon länger. Als er sich zum ersten Mal eines dieser Plakate gekauft hat, war er noch in der Berufslehre. Bis heute ist eine riesige Sammlung zusammengekommen. Im Jahr 2000 hat er im Comedia-Verlag ein Buch herausgegeben, das anhand der Plakate die Geschichte der Befreiungsbewegungen in der Dritten Welt erzählt. Die Ausstellung in Luzern zeigt nun eine bisher nur selten gesehene Breite dieser Arbeiten aus Kuba.

Beim Verein Weltformat, der das Festival in Luzern dieses Jahr zum vierten Mal organisiert, freut man sich über den Zuzug und die politischen Beiträge von Frick. Organisator Erich Brechbühl sagt, man haben Frick bewusst angefragt, weil man von seinen Schätzen gewusst habe. "Wir wollen am Festival neben aktuellen Arbeiten immer auch historische Positionen zeigen und da passen Fricks Ausstellungen hervorragend hinein." Auch Frick möchte nicht, dass seine Plakate in Regalen vergammeln: "Meine Sammlung besteht hauptsächlich aus politischen Plakaten. Dabei habe ich als politischer Mensch auch das Interesse, diese Plakate einer grösseren Öffentlichkeit zu zeigen. Die Plakate zeigen einen visuellen Teil der Weltgeschichte. Speziell eines meiner Spezialgebiete, das internationalistische Plakat, zeigt auf, wie die Befreiungsbewegungen für Freiheit und Unabhängigkeit kämpften", erzählt Frick. Sein Interesse, dem Verein Weltformat beizutreten, sei aber auch dem rein fachlichen Interesse am Plakat und nicht nur politischen Motiven zu verdanken.

Laut Brechbühl gibt es generell einen Mangel an Ausstellungsfläche für Plakate, während die Bestände in Sammlungen riesig sind. Daher stösst das Festival auch auf grosses Interesse bei ZuschauerInnen - letztes Jahr haben 2700 Personen das Festival besucht - sowie bei AusstellerInnen. Etwa aus dem Museum für Gestaltung sind schon Plakate nach Luzern gereist, weil dort nur ein kleiner Raum für Ausstellungen zur Verfügung steht.

Politische Plakate sind in den letzten Jahren immer wieder ein wichtiger Bestandteil des Festivals gewesen. Besonders auch radikale politische Positionen sind mit dem Plakat eng verbunden. "Auf einem Plakat kann man nur ganz vereinfachte Dinge mitteilen", sagt Brechbühl, "wodurch man die Aussage zuspitzen muss". Natürlich verfahren auch die gezeigten kubanischen Künstler so. Ihre Plakate sind herrlich radikal.

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Quelle:
vorwärts - die sozialistische zeitung.
Nr. 35/36/2012 - 68. Jahrgang - 28. September 2012, S. 5
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. November 2012