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BERICHT/116: Wie Tatort-Krimis Raumbilder prägen (idw)


Leibniz-Institut für Länderkunde - 18.03.2008

Münster liegt am Rhein: Wie Tatort-Krimis Raumbilder prägen


Mit dem Tatort will die ARD die regionalen Besonderheiten des jeweiligen Sendegebiets möglichst authentisch darstellen. Doch die Tatort-Folgen bilden nicht reale Orte ab, sondern erschaffen neue Raumbilder von Städten und Regionen. Aus Anlass der 700. Folge des Krimiklassikers veröffentlicht das Leibniz-Institut für Länderkunde in der Online-Zeitschrift Nationalatlas aktuell aufschlussreiche Karten und Analysen zu der erfolgreichen TV-Reihe.

Geographische Analysen zeigen: Der Tatort erzeugt Vorstellungsbilder, die Eingang in die alltägliche Wirklichkeit finden. Dabei haben die Schauplätze des Krimi-Klassikers oft wenig mit der Realität gemein. Die Geschichten, die sonntagabends durchschnittlich acht Millionen Zuschauer vor ihren Fernsehern verfolgen, spielen vor den Kulissen einer fiktiven Welt: Die von den Kommissaren Ballauf und Schenk frequentierte Imbissbude am Rhein mit dem Kölner Dom im Hintergrund wird man vergeblich suchen, die Stammkneipe "Waschcafé" der ehemaligen Leipziger Kommissare Ehrlicher und Kain heißt in Wirklichkeit "MagaPon".

Wer den Tatort sieht, darf seinen Augen nicht trauen: Der Ludwigshafener Tatort wird zum großen Teil in Baden-Baden gedreht, die Münsteraner Tatortfolgen überwiegend in der rheinischen Fernsehmetropole Köln. Die Außenaufnahmen werden dabei mit Filmsequenzen aus einem Studio oder einem anderen Schauplatz kombiniert. Diese geographische Imagination funktioniert keineswegs nur als Hintergrund. Sie erzeugt Bilderwelten, die sich den Zuschauern einprägen.

Wie sich die TV-Kriminalfälle über Deutschland verteilen, hängt auch mit den Produktionsbedingungen zusammen. Die Mehrzahl der Tatort-Kommissariate befindet sich in Städten, in denen Landesrundfunkanstalten der ARD ihren Hauptsitz haben. Hier finden die Tatort-Macher vor, was sie für effizientes Arbeiten benötigen: Unternehmen, Einrichtungen und Netzwerke der Medienwirtschaft auf engstem Raum konzentriert. So hatte der Umzug des Ermittlerteams Ehrlicher/Kain von Dresden nach Leipzig im Januar 2000 einen praktischen Grund: Die Sendezentrale des MDR war von Dresden nach Leipzig verlagert worden.

Der erste Tatort "Taxi nach Leipzig" mit Kommissar Trimmel aus Hamburg wurde 1970 ausgestrahlt, die 700. Folge wird in Kürze am 25. Mai 2008 auf Sendung gehen. Der Erfolg spiegelt sich neben den hohen Einschaltquoten auch in den Produktionszahlen wider: Waren es zu Beginn zwölf Produktionen im Jahr, können die Zuschauer inzwischen fast jeden Sonntag einen neuen Tatort sehen. Am häufigsten zum Einsatz kam bisher das Münchner Ermittlerteam Batic und Leitmayr, das inzwischen 49 Kriminalfälle für den Bayerischen Rundfunk aufklärte. Am längsten dabei ist Hauptkommissarin Lena Odenthal. Sie kann 2009 in Ludwigshafen ihr 20-jähriges Dienstjubiläum feiern.

In der Online-Zeitschrift Nationalatlas aktuell (http://aktuell.nationalatlas.de) präsentiert das Leibniz-Institut für Länderkunde regelmäßig eigene Deutschlandkarten zu aktuellen Themen aus Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur, Politik und Umwelt. Anschauliche Grafiken und prägnante Begleittexte von Experten des Instituts sowie Fachleuten aus ganz Deutschland bieten zusätzliche Hintergrundinformationen und Analysen. Neue Kartenbeiträge erscheinen im Abstand von jeweils zwei bis vier Wochen. Alle Karten, Grafiken und Texte stehen in einem Online-Archiv zum Download zur Verfügung.

Weitere Informationen unter:
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http://www.ifl-leipzig.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Leibniz-Institut für Länderkunde, Dr. Peter Wittmann, 18.03.2008
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. März 2008