Universität zu Köln - 02.07.2019
Für digitale journalistische Inhalte gibt es Zahlungsbereitschaft - wenn die Inhalte stimmen!
• Studie ergibt fünf Handlungsempfehlungen zur Steigerung der
Zahlungsbereitschaft für digitaljournalistische Inhalte
• Unter anderem sind bequeme Plattformlösungen, gute und auffindbare
Inhalte sowie Mehrwert den Befragten wichtig
Frei nach dem Motto "Money for nothing and content for free" werden tagesaktuelle Informationen ebenso wie aufwändig recherchierte Reportagen im Digitalen vornehmlich kostenfrei konsumiert. Wie können sich journalistische Angebote also nachhaltig finanzieren? Mit dieser Frage beschäftigt sich das aktuelle Forschungsprojekt der Landesanstalt für Medien NRW, das gemeinsam mit den beteiligten Wissenschaftlern der Universität zu Köln und der Bauhaus-Universität Weimar vorgestellt wurde.
1. Plattformen als Zukunftsmodell
Nutzerinnen und Nutzer wünschen sich einen "One-Stop-Shop", bei dem sie -
ähnlich wie bei Netflix oder Spotify - auf sämtliche Inhalte zugreifen
können, ohne zwischen Anbietern zu wechseln. Redaktionen bündeln so
Ressourcen und Kräfte, und auch Nischenanbieter finden ihre Zielgruppe.
Die Zahlungsbereitschaft beläuft sich auf etwa zehn Euro pro Monat.
2. Gute Inhalte, gute Auffindbarkeit, gute Betreuung
Befragte fühlen sich durch die extreme Masse an Informationen im Digitalen
überfordert. Sie wünschen sich daher eine individuelle Aufbereitung der
Inhalte - abgestimmt auf ihre Bedürfnisse und ansprechend dargestellt.
Dabei lohnt sich die Investition in Moderation. Auch der raue Ton und die
unsachlichen Debatten auf News-Seiten stoßen Nutzerinnen und Nutzer ab.
3. Den Mehrwert sichtbar machen
Leserinnen und Leser zahlen nicht für "reine Informationen". Daher sollten
Redaktionen den sogenannten Nutzerwertjournalismus in ihrem Angebot
stärken. Für seriöse Ratgeber und Hilfsangebote besteht durchaus eine
Zahlungsbereitschaft, da der Mehrwert des Angebots ganz unmittelbar
erkannt wird. Damit schaffen Redaktionen außerdem exklusive Inhalte und
sind weniger kopierbar.
4. Werbequalität erhöhen, Werbefreiheit anbieten
Aufdringliche Werbung nervt. Nutzerinnen und Nutzer wünschen sich eine
bessere Personalisierung der Werbung und attraktivere Formate. Außerdem
besteht im werbefreien Angebot eine Möglichkeit der Preisdifferenzierung
für zahlungspflichtige Angebote - Leserinnen und Leser sind bereit, für
Werbefreiheit zu zahlen.
5. Gedruckter Journalismus ist Türöffner und Identitätsstifter
Das Printprodukt überzeugt nach wie vor. Zum Markteintritt oder zur
Stärkung der Markenidentität kann sich die Investition in Printversionen
lohnen. Denn Befragte schätzen die kompakte Bündelung der Inhalte und das
Gefühl, ein wertiges Produkt in den Händen zu halten. Die
Zahlungsbereitschaft ist hier nach wie vor wesentlich höher, und die
Empfehlung lautet daher: Best-of-Inhalte auskoppeln und zusätzlich als
Printprodukt vertreiben.
Im Rahmen der Nutzerstudie wurde sowohl quantitativ (mit 6.017 Teilnehmenden, repräsentativ für die deutsche Online-Bevölkerung) als auch qualitativ (mit 55 Personen in acht Gruppen) erhoben, für welche digitaljournalistischen Inhalte Nutzerinnen und Nutzer zahlungsbereit sind. Die Tendenz der Ergebnisse überrascht wenig: Über 75 Prozent der Befragten geben an, dass es die Grundidee des Internets sei, Informationen über kostenlose Wege zu verbreiten. Entsprechend gering ist auch die Zahlungsbereitschaft für digitaljournalistische Inhalte. Die Befragten gaben aber beispielsweise an, für ein Plattform-Modell, bei dem die journalistischen Inhalte personalisiert und kuratiert sind, zahlungsbereit zu sein.
"Dass ein großer Teil der Bevölkerung der Auffassung ist, durch ihren Internetzugang, den Rundfunkbeitrag oder ihren Wert für die werbetreibende Industrie bereits ausreichend zur Finanzierung des Journalismus beizutragen, ist bedauernswert. Gleichzeitig gibt es aber auch vielversprechende Möglichkeiten, wie Redaktionen und Medienschaffende vielen der vorherrschenden Vorbehalte gegenüber digitalem Journalismus entgegenwirken können", ordnet Prof. Dr. Christian Wellbrock, Universität zu Köln, die vorliegenden Ergebnisse ein.
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution19
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität zu Köln, 02.07.2019
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Juli 2019
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