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INTERNATIONAL/033: Nahost - Die Demokratiebewegung braucht die sozialen Netze (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 13. September 2011

Nahost: Der Arabische Frühling 'zwitschert' - Die Demokratiebewegung braucht die sozialen Netze

von Portia Crowe


Montréal, 13. September (IPS) - In Ägypten waren soziale Mediennetze wie Facebook, Twitter und You Tube die Ersten, die die Menschen auf den Tahrir-Platz in Kairo brachten. Im Golfstaat Bahrain, wo die Demokratiebewegung des Arabischen Frühlings mit eiserner Faust unterdrückt wird, erweisen sich Twitter und Co auch weiterhin als die unentbehrliche lokale, regionale und internationale Kommunikationsplattform der Aktivisten.

Vor den mehr als 800 Delegierten, die zur Jahresversammlung der CIVICUS-Konferenz 'World Alliance for Citizen Participations' ins kanadische Montréal gekommen waren, erklärte der Aktivist Nabeel Rajab aus Bahrain, wie unverzichtbar soziale Kommunikationsnetze für die unterdrückte Demokratiebewegung in seinem Land sind. Gegenüber IPS stellte er fest: "Die meisten Medien, selbst der Nachrichtensender Al Jazeera, schweigen sich über die Vorgänge in Bahrain aus."

Die Nichtregierungsorganisation CIVICUS engagiert sich weltweit für mehr Beteiligung und Einflussnahme der Bürger in allen öffentlichen Bereichen.

Auch die Journalistin Perihan Abou-Zeid vom ägyptischen 'Quabila TV' unterstrich die bedeutende Rolle der sozialen Netzwerke in der ägyptischen Demokratiebewegung. "Als Aktivisten über Facebook die Bilder von dem von Polizisten erschlagenen Demonstranten Khaled Mohamed Said verbreiteten, zündeten sie den emotionalen Funken, der am 25. Januar in Ägypten die Revolution auslöste", erklärte sie. "Damit begann die Mobilisierung."

Abou-Zeid berichtete von der neuen Aufgabe, die die sozialen Mediennetze inzwischen im ägyptischen Demokratisierungsprozess übernommen haben. "Sie sind zu einer Plattform für politische Bewusstseinsbildung geworden", erklärte sie. Angesichts der für November geplanten Parlamentswahlen gehe es ihrem über You Tube verbreiteten Fernsehsender darum, mehr Informationen über politische Vorgänge zu vermitteln, die auch von einfachen Bürgern verstanden werden. Darüber hinaus bilde Quabila Journalisten aus der Zivilbewegung in professioneller Recherche aus. Sie sollten die vorrangigen Prioritäten ihrer Gemeinden analysieren und Kandidaten, die sich demnächst zur Wahl stellen, auf den Zahn fühlen.


Facebook-Invasion

'Seitdem die Internetblockade im Land aufgehoben ist, hat Facebook eine Million neu registrierter Ägypter gewonnen, und bei Twitter ist die Zahl der Nutzer um 65 Prozent gestiegen", berichtete sie. Doch trotz dieses Zuwachses sei in Ägypten der tatsächliche politische Einfluss von sozialen Netzen vorläufig begrenzt. Nur 23 Millionen der 85 Millionen Ägypter haben Zugang zum Internet. Fünf Millionen sind bei Facebook registriert, und nicht einmal 50.000 nutzen Twitter. "Doch wir verstehen uns als politische Trendsetter", betonte die Journalistin.

Der Menschenrechtsaktivist Nabeel Rajab aus Bahrain setzt große Hoffnungen auf die Wirkung der sozialen Medien in seinem Land, in dem Menschenrechtsverletzungen zum Alltag gehören und Bürger weiterhin gegen die Regierung mobil machen. Nach seinen eigenen Schätzungen sind 18 Prozent der 1,2 Millionen Bahrainer allein auf seinem Facebook- und Twitter-Portal angemeldet.

"In Bahrain kennt man sich mit dem Internet und den sozialen Medien bestens aus. Jede Altersgruppe, jede soziale Gruppe nutzt sie, um auf sich aufmerksam zu machen", berichtete er. "Gottlob gibt es hier noch keine Internetblockade." (Ende/IPS/mp/2011)


Links:
http://www.civicus.org/
http://www.bahrainrights.org/
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. September 2011