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FRAGEN/013: Geschwind aber blind (planet)


planet - ZEITUNG DER GRÜNEN BILDUNGSWERKSTATT # 63
Oktober 2010

Geschwind aber blind

Von Daniela Ingruber


Print ist tot, heißt es. Gleichzeitig betrachten es manche Menschen als Luxus, für einige Momente aus dem Internet auszusteigen und eine Papierzeitung oder ein Buch zu lesen. planet fragte den bekannten Netzwerkspezialisten und Gründer von FAS.research, Harald Katzmair, nach den Zusammenhängen von zunehmenden Geschwindigkeiten im Alltag. Ein Gespräch über die Entwertung von Konsumgütern, Musik-Downloads und die Zukunft der Kommunikationsgesellschaft.


PLANET: Der Medienmarkt ist in großen Turbulenzen, die Politik scheint sich auch zu wandeln. Gibt es da einen Zusammenhang?

HARALD KATZMAIR: Die Politik befindet sich in einem Spannungsbogen zwischen der Welt, wie sie ist und der Welt, wie sie sein soll. Es geht dabei, wie meist im Leben, um eine Ökonomie der Kräfte, darum Kräfte zu mobilisieren - schnelle und langsame -, damit man als Partei diese Differenzen geringer halten kann als andere. Wahlkämpfe und Kampagnen gehören zu den Sprints, wo du deine Kräfte in enorm schnellen Zyklen unter die Leute zu bringen versuchst. Das Risiko dabei ist, dass einem beim Sprinten die Luft ausgeht. Und am Ende, nach all dem Gewitter, bleibt nichts übrig.

PLANET: Wie können wir uns die schnellen und die langsamen Kräfte bildlich vorstellen?

HARALD KATZMAIR: Mit den schnellen Zyklen, typischerweise Massenmedien, inzwischen noch schneller, Web 2.0, Facebook oder Twitter, haben wir eine Welt, die enorm schnell funktioniert. Dann gibt es die langsamen Kräfte, den langen Atem, die klassischen institutionalisierten Prozesse. Ich denke da an eine Verfassungsänderung, wo es jahrelange Untersuchungen, Ausschüsse, Prozesse gibt. Auch bestimmte Branchen funktionieren langsam, die Energiebranche mit Kraftwerken, die über 20 Jahre geplant werden; oder die Forstwirtschaft, ein Wald muss wachsen.

Die schnellen Kräfte sind die der Evolution und Innovation, wo etwas ausprobiert werden kann und etwas passiert. Aber alles, was schnell ist, ist leider auch schnell verbrannt, es entwertet sich schneller. Bei Facebook und Twitter funktionieren diese Entwertungszyklen quasi in Echtzeit. In dem Moment, in dem eine Meldung draußen ist, ist sie fast nichts mehr wert. Der Akt des Sendens ist bereits der Akt des Entwertens. Und dann gibt es langsamere Zyklen, ein Buch etwa. Selbst, wenn es nicht gleich gelesen wird, wirft man es nicht weg. Auch Monats- oder Wochenzeitschriften, die sich nicht nur mit Tagespolitischem auseinandersetzen, entwerten sich nicht wie Twitter sekündlich. Das Problem ist, dass nur mit dem, das sich langsam institutionalisiert, auch Energie gespeichert und in unserer Welt größere Wirksamkeit entfaltet werden kann. Das sieht man auch an den Machtverteilungen, wer den langen Atem hat und wer sich in den schnellen Zyklen verbraucht.

PLANET: Welche Geschwindigkeit sollte eine Partei demnach gegenüber der Medienwelt anstreben?

HARALD KATZMAIR: Als politische Partei muss ich mir über die Strategien im Klaren sein. Das eine ist die Innovation, das Schnelle, das andere ist das Beständige, wo man auch Luft holen kann. Dabei in ein Entweder-Oder-Denken zu verfallen, ist ein Fehler. Damit kein Missverständnis entsteht, es gibt beides und man braucht beides. Das sind die großen Gefahren im Leben: Entweder verbrenne und verdampfe ich in der Geschwindigkeit oder ich mumifiziere im Langsamen. Diese beiden Extreme gilt es naheliegender Weise zu verhindern. Viele verkennen das Risiko, dass man selbst zu digitaler Asche wird, wenn es dazu keine parallele Strategie in der Offline-Welt gibt.

PLANET: Besteht die Gefahr, dass man, wenn man ständig Kampagnen führt, nicht mehr über Ideologisches oder über Hintergründe nachdenkt?

HARALD KATZMAIR: Ja, oder gar keine Struktur oder Zeit mehr hat, um nachzudenken. Das Problem des Cyberspace ist nicht der Cyberspace sondern die Cybertime. Raum, Speicherplatz, gibt es in der digitalen Welt unendlich. Aber um aus dem Ganzen einen Sinn zu extrahieren, braucht es Zeit. Wie viel Prozent dessen, was in Twitter oder Facebook an mich herangetragen wird, kann ich tatsächlich analysieren? Und wie viel davon wird jemals handlungsrelevant - wenigstens für irgendeine Handlung?

PLANET: Vielleicht 5 Prozent?

HARALD KATZMAIR: Ich glaube, das ist eine realistische Schätzung - ein unglaublich miserables Ergebnis. Eva Glawischnig sprach unlängst von Slow Politics. Das ist ein sehr interessantes Konzept und wirft natürlich auch die schwierige Frage auf, wie man es in der eigenen politischen Organisation umsetzt. Wenn ich zuviele Sprinter habe und alles hechelt in irgendeine Richtung ohne Ziel, ist es sehr wahrscheinlich, dass mir nach 200 Metern die Puste ausgeht.

In Australien fand ein Wettkampf zwischen einem Triathleten, der technologisch hochgerüstet war, und einem Aborigine, statt, um Australien zu durchqueren. Am Ende gewann zwar knapp der Triathlet, doch jetzt kommt die Pointe: Er brach hinter der Ziellinie zusammen, während der Aborigine gemütlich durch das Ziel und dann weiter ging. Man kann sich das gut vorstellen, weil der Aborigine offensichtlich eine andere Ökonomie der Kräfte kennt.

PLANET: Sie sagten, dass Parteien einen Raum brauchen, um Menschen anzusprechen. Ist das über die alten Kanäle noch möglich?

HARALD KATZMAIR: Natürlich. Die Frage ist die der Zielsetzung. Wenn es um die schnelle Diffusion von Informationen geht, ist ein langsames Medium uninteressant. Aber es hat eine andere strategische Bedeutung, wenn es um die Ausdeutung von Werten und Visionen geht, damit man überhaupt noch eine Orientierung bekommt. Das ist eine Existenzfrage. Ich brauche langsame Zyklen, wenn ich als politische Partei bestimmte Werte habe. Diese müssen immer wieder neu interpretiert werden. Geschwindigkeit ist immer auffällig, denn wir schauen dorthin, wo sich etwas bewegt, wo sich etwas dreht, wo etwas glitzert. Die schnellen Medien zeichnet tendenziell eine reflexive Impotenz aus, weil mit ihnen nicht reflektiert werden kann - sie sind sozusagen geschwind aber tendenziell blind. Es kann etwas promotet und beschleunigt werden, ich kann in kurzer Zeit sehr viele Leute erreichen, das heißt aber nicht, dass damit automatisch handlungsrelevantes Wissen entsteht. Dafür brauche ich einen völlig anderen Ort, andere Medien und andere Zyklen.

PLANET: Weil sich jeder nur auf sich selbst bezieht?

HARALD KATZMAIR: Und viele nur im Sende-Modus sind. Es gibt eine Tendenz zur Selbstpromotion: "Schau, wie toll ich bin, dass ich dir jetzt diese Information schicke." Es wird auch permanent auf jemand anderen verwiesen. Und du schneidest dann mit an der Entwertung des anderen, weil du sagst: "Der hat einen super Artikel geschrieben und weil ich dir den Link dazu schicke, ist es ein bisschen so, als hätte ich an dem Artikel mitgeschrieben."

PLANET: Weil ich den Artikel kenne.

HARALD KATZMAIR: Und möglichst als Erste/r. Und damit werde ich zur wichtigen Quelle von wertvollen Informationen und komme in diesem Reputationssystem nach oben.

PLANET: Es gibt auch langsame Geschichten im Internet, etwa wissenschaftliche Artikel. Entwertet das Weiterleiten des Links auch diese Information?

HARALD KATZMAIR: Meiner Erfahrung nach schon. Weil auch hier gilt: Je leichter du Zugang zu einem Artikel bekommst, desto weniger Mühe machst du dir tendenziell ihn wirklich zu lesen. Einen Artikel, den du mühsam in der Uni-Bibliothek kopiert hast, würdest du genau lesen. Aber den du herunter geladen hast ... Es gibt tendenziell eine Korrelation zwischen den Transaktionskosten ein Gut zu erwerben und der Wertschätzung dieses Guts. Alles, was leicht geht, ist tendenziell billig und wertlos.

PLANET: Was heißt das für Online-Zeitungen? Wiegen deren Artikel weniger?

HARALD KATZMAIR: Online-Zeitungen sind nicht wertlos, aber ich glaube, sie wiegen tatsächlich weniger.

PLANET: Das würde für die Bezahlmedien im Internet sprechen.

HARALD KATZMAIR: Kürzlich hat Miriam Meckel einen sehr guten Vortrag in Wien gehalten: "Selbstmord aus Angst vor dem Tod". Sie argumentierte, indem sich die Medien aus Angst zu sterben dem iPad in die Hände werfen, begehen sie Selbstmord, weil Apple dann finanziell mitschneidet und sich jede Ausgabe noch mehr entwertet. Sie sagte, es brauche eine Strategie, dass das wieder teurer wird. Denn Information ist wertvoll, weil sie dein Leben verändern kann.

Die Vorstellung, dass alles gratis im Netz ist, ist toll - und sie ruiniert die gesamten Ökonomien und Ökologien, in denen Menschen in längeren Zyklen und damit qualitativ hochwertiger arbeiten, etwa mit journalistischen Grundsätzen.

Ich muss wissen, worauf ich mich einlasse. Die Vorstellung, ich spare Kosten und habe denselben Impact, ist eine Illusion. Schnelle Medien erfüllen eine andere Funktion und sind hier strategisch wertvoll, etwa bei der Mobilisierung und Diffusion von Informationen, sind aber kein Ersatz für langsamere Medien.

PLANET: Sie kennen die Netzwerke der Grünen sehr gut. Sehen sie da eine Besonderheit, wie Leute auf das Langsame oder Schnelle reagieren?

HARALD KATZMAIR: Natürlich, weil die Grünen von ihrer Struktur her nicht in die etablierten Prozesse und Machtzyklen eingebunden sind, sind sie sofort in diesen Raum gegangen. Weil er unbesiedelt war und man die größte Handlungsfreiheit vermutete. Dagegen gibt es nichts einzuwenden.

Es ist aber noch etwas passiert: Auch ihre WählerInnenschaft wurde in den vergangenen 15 Jahren massiv in die soziale Form der Ich-AG geschoben, die müssen sich jetzt alle als Individuen zu Markte tragen, obwohl sie vielleicht von ihren Werten her kollektivere Vorstellungen haben. Die Folge war eine Ich-AG-isierung der grünen WählerInnenschaft und damit der Grünen und ihrer FunktionärInnen. Da sind die selbstpromotionalen Möglichkeiten des Web 2.0 ideal. Jetzt wird jeder zur eigenen Zeitung, zum eigenen Blog und baut seine eigene Community auf. Doch das integrative Moment wird dadurch enorm strapaziert.

PLANET: Das bedeutet, die Grünen tun das Richtige, wenn sie sich darauf spezialisieren?

HARALD KATZMAIR: Es ist für den einzelnen Mandatar das Richtige - aber nicht automatisch für die Grüne Partei. Es ist aber auf keinen Fall ein enges Entweder-Oder.

PLANET: Also, wenn ich an die nächsten Wahlen denke, ja, aber als Partei muss ich weiter denken?

HARALD KATZMAIR: Ich kann mit tausenden Leuten kommunizieren aber nicht gemeinsam reflektieren, Aufrufe wie "Schreiben Sie einen Kommentar!" hin oder her.

Es ist richtig, es zu tun und für MandatarInnen eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten mit den Menschen zu kommunizieren. Aber als Partei brauche ich darüber hinaus Orte, die anders getaktet sind. Ich muss das ganze Spektrum an Geschwindigkeiten und Takten bespielen können.

PLANET: Im Schnellen gibt es zwar Diskussion, den wirklichen Diskurs aber kann es nur im Langsamen geben?

HARALD KATZMAIR: Genau. Wenn ich wirklich gemeinsame Reflexion will, wo wir aufhören uns abzugrenzen und wirklich gemeinsam beginnen etwas zu verstehen, brauche ich andere Medien.

PLANET: Hat das auch mit dem Zugang auf potentielle WählerInnen mit Printmedien oder Internet zu tun?

HARALD KATZMAIR: Dahingehend, dass Papier geduldig ist und die Wahrscheinlichkeit, dass ich eine gut gemachte Zeitung nicht gleich wegschmeiße, viel größer ist, als eine SMS oder eine Twittermeldung, die ich jetzt lese oder nie. Insofern ist Print ein langsames und kostspieligeres Medium, das nach wie vor andere Möglichkeiten hat.

PLANET: Aber es heißt doch: Print ist tot.

HARALD KATZMAIR: Print ist tot, weil die Ich-AGs umsonst schreiben und man an JournalistInnen kein Geld mehr zahlen will. Es liegt nicht an den Herstellungskosten, warum Print tot ist, sondern am Akt, durch den heute jeder zu einem Journalisten wird, ohne die journalistischen Grundsätze einzuhalten. Es tut ja jeder so, als wäre er die New York Times, aber niemand ist die New York Times - das ist ja lächerlich.

Wenn wir sagen, Print ist tot, meinen wir eine bestimmte Ökonomie, die damit verbunden ist. Obgleich das natürlich auch mit den Aufmerksamkeitsspannen zu tun hat: Dass Leute nicht mehr die Geduld haben, Artikel zu lesen und sich alles immer mehr auf ein Twitterformat reduziert.

PLANET: Könnten Sie sich eine Gegenbewegung vorstellen?

HARALD KATZMAIR: Hundertprozentig! Weil sich die Leute im wahrsten Sinne aus der Matrix entkoppeln. Sie werden aussteigen, es wird Fluchtbewegungen geben. Insgesamt aber ist es ein recht junges Medium und wir wissen nicht, welche Praktiken in ein paar Jahren damit verbunden sein werden. Ich glaube, dass die vernünftigste Form damit umzugehen sein wird, auch diesem Bereich in seinem Leben wieder einen Ort zu geben und dass man sich dem ein bis zwei Stunden am Tag aussetzt, und den Rest wird man abgekoppelt sein. Es wird halt so eine Art sehr disziplinierte Abgrenzung sein.

PLANET: Und der Luxus, das iPhone abzuschalten.

HARALD KATZMAIR: Und die, die es länger abschalten können, sind privilegierter. Es wird jedenfalls sicher eine "Zurück zur Natur"-Bewegung geben (lacht).

PLANET: Lesen sie noch Printzeitungen?

HARALD KATZMAIR: Wochen- oder Monatsmagazine lese ich in Print. Und ich bin jemand, der sofort bereit zu zahlen ist, wenn die New York Times möglicherweise ab nächstem Jahr Abonnements für die Webausgabe einführt. Früher habe ich mir Musik stets aus dem Netz gesaugt. Heute möchte ich, dass die Bands, die ich mag, ihr Geld bekommen. Wenn ich will, dass sie produzieren, muss ich ihnen Wertschätzung und Energie geben. Mein Problem ist iTunes, denn ich möchte ihnen das Geld direkt geben, nicht wieder einem Broker, der mitschneidet. Dasselbe gilt für Zeitungen.

Ich hoffe und gehe davon aus, dass es wieder Strategien geben wird, wo auch andere Ökonomien und Umfelder entstehen werden.

Ich muss verstehen, welche Rolle ein Printprodukt haben soll. Die Rolle ist nicht, "die Leute da draußen zu erreichen". Sondern es geht darum, Leute in einen Diskurs zu involvieren, ein Gespräch zu führen. Weil wir sonst morgen blinder und orientierungsloser sein werden, als wir es eh schon sind.

PLANET: Brauchen wir das auch demokratiepolitisch?

HARALD KATZMAIR: Total. Wo gibt es einen Ort, wo du das Gefühl hast, da versuchen Leute das, was in dieser Welt geschieht, zu ordnen und zu verstehen? Stattdessen heißt es: "Zwei Sätze, du musst kürzer werden!" In Orwells "1984" müssen die Leute dauernd an der Verkürzung ihrer Sprache arbeiten. Indem du die Zeit des Gesprächs verkürzt, zerstörst du auch das Vermögen Gemeinsames zu entdecken. Das ist natürlich ein dramatischer Vergleich, aber dass wir heute stolz darauf sind, in 148 Zeichen der Welt mitzuteilen, wer wir sind und was wir interessant finden, um andere dazu aufzurufen, unseren Links nachzugehen, das ist alles Quatsch, weil es geht ja darum, über welche Geschichte und Geschichten Netzwerke verbunden sind.

Die Verknappung und Verkürzung bei Orwell ist jedenfalls eine, die als Bedrohung wahrgenommen wird. Alles wird zu lang, wir haben keine Aufmerksamkeit mehr. Ich mag den Begriff der Entwertung, weil der Akt der Produktion und der Akt der Konsumption fast synchron sind. Das ist für die Konsumgesellschaft ein Traum! Denn mit dem Akt der Produktion erfolgt die Entwertung und schon die Hinwendung zum nächsten, weil die Entwertung ist ja immer mühsam, denn da braucht es soziale Rituale. Da kauft sich eine Frau ein Kleid und muss es dann wirklich einmal tragen. Da wäre es doch viel besser, ich kaufe es, dann sende ich an meine friends: "habe das gekauft" und muss es nicht einmal mehr tragen. Dann kann ich schon das nächste kaufen - solche Plattformen gibt es übrigens wirklich schon in Facebook, wo jeder sofort weiß, was ich mir gerade gekauft habe.

PLANET: Schreckliche Vorstellung.

HARALD KATZMAIR: Ja, aber ein Traum für den Consumerism, denn damit ist das Ding entwertet und ich muss es nicht einmal mehr auspacken. Damit dümpeln wir nicht nur in der Orientierungslosigkeit herum, sondern schrammen haarscharf am Nihilismus vorbei.

Mir geht es nicht um ein "Zurück zum Medien- und Fernsehmonopol!" und schon gar nicht um einen dumpfen Kulturpessimismus der neuen Medien, sondern dass ich eine Ökonomie der Geschwindigkeiten brauche, um am Leben zu bleiben und nicht zu verglühen.

PLANET: Wie weiter?

HARALD KATZMAIR: Viele haben Burn-Out Symptome, müssen aber um ihr Leiberl rennen, damit sie in dieser Status-Sphäre bleiben können, und twittern und rennen und hoffen. Es ist klar, dass man das nicht ein Leben lang durchhält.

Die Erfahrung ist, das man sich vollkommen entkoppelt oder ganz eintaucht. Mir selbst ist der Umgang damit noch nicht klar. Ich weiß nur, dass es mich beunruhigt, dass unser Leben immer schneller und abstrakter wird, und wir über immer weniger Zeit verfügen, das was ist und was wir tun, auch tatsächlich zu verarbeiten und zu verstehen. Und das trotz, oder vielleicht gerade wegen unserer Neuen Medien.


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Quelle:
planet - Zeitung der Grünen Bildungswerkstatt # 63,
Oktober 2010, S. 9-11
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. November 2010