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PREIS/1468: Joseph Vilsmaier wird als Ehrenkameramann geehrt (WDR)


Westdeutscher Rundfunk Köln (WDR) - Pressemitteilung vom 11. Mai 2009

DEUTSCHER KAMERAPREIS 2009:
Joseph Vilsmaier wird als Ehrenkameramann für sein Lebenswerk geehrt


"Heimat" - Ein zentrales Wort der deutschen Filmgeschichte feiert sein Comeback. Während überall im Land insbesondere jüngere Filmemacher die Provinz als Schauplatz wiederentdecken, ehrt der DEUTSCHE KAMERAPREIS einen der wichtigsten deutschen Bild-Erzähler: Joseph Vilsmaier ist der Ehrenkameramann 2009. "Joseph Vilsmaier setzt als filmischer Erzähler bedingungslos auf die emotionale Kraft der Bilder. Am Set beherrscht er sein Werkzeug in der Manier des US-Kinos. Diese hohe Handwerklichkeit und Unmittelbarkeit des Visuellen mag bei manchem Kritiker vielleicht den Verdacht des Vordergründigen wecken, verdient aber höchste Anerkennung." So begründet Christoph Augenstein, Geschäftsführer des DEUTSCHEN KAMERAPREISES, die Auszeichnung Vilsmaiers mit dem Ehrenpreis.

Lange bevor Vilsmaier 1989 mit dem Millionenerfolg "Herbstmilch" eine Regiekarriere begann und den Heimatfilm neu definierte, schuf er als Kameramann bleibende Geschichts-Bilder: Die Mehrteiler "Ein Stück Himmel" (1982) und "Rote Erde" (1983) gehören zu den Sternstunden des deutschen Fernsehens. So wie diese preisgekrönten Filme kollektive Erinnerungen in unvergessliche Bilder fassten, verbanden auch Vilsmaiers Regiearbeiten, bei denen er meist selbst die Kamera führte, historische Präzision mit emotionaler Wahrheit: "Rama Dama" (1991) setzte den Münchner Trümmerfrauen ein Denkmal, "Stalingrad" (1993) übersetzte ein nationales Trauma in bewegende Kinobilder. Die Roman-Adaption "Schlafes Bruder" wurde 1995 sogar für den Oscar nominiert. Mit "Comedian Harmonists" (1997) und "Marlene" (2000) huldigte Vilsmaier den Unterhaltungsikonen der 30er und 40er Jahre. Gemeinsam mit seiner Frau Dana Vávrová schuf er 2006 das bewegende Holocaust-Drama "Der letzte Zug". Für diesen Film erhielten die beiden beim Bayerischen Filmpreis 2006 den Spezialpreis der Jury. Ein Talent für das Phantastische bewies der filmische Realist Vilsmaier dagegen, als er mit "Bergkristall" (2004) Adalbert Stifters märchenhafte Erzählung in Bilder übersetzte. Vor kurzem kehrte der Filmemacher zum Fernsehen zurück und realisierte 2008 für das ZDF "Die Gustloff" - einen spektakulären Film über die historische Schiffskatastrophe von 1945. Auch im Jahre 2009 nimmt der Siebzigjährige noch jede Herausforderung an: Der Film "Nanga Parbat", ein Projekt mit Reinhold Messner, führte ihn vor kurzem nach Pakistan: "Wir sind auf 7.100 Meter hoch, höher ging es nicht. Da haben wir drei, vier Kameras postiert und sieben bis acht Stunden am Tag Wolkenbilder gemacht."

Der 1939 in München geborene Vilsmaier begann bei der Firma Arnold & Richter - besser bekannt als ARRI - 1954 seine Ausbildung in den Bereichen Kopierwerk und Kameratechnik. Zeitgleich nahm er ein Musikstudium am Münchner Konservatorium auf. Ein Angebot der Bavaria Film eröffnete ihm den Weg zum Kamerassistenten und später zum Kameramann. Ab 1978 arbeitete er freischaffend.

Obwohl seine Filme stets den höchsten visuellen Standards des großen Kinos genügen, zog es Joseph Vilsmaier nie in amerikanische Traumfabriken: "Ich möchte nicht nach Hollywood! Ich bin lieber in Bayern. Mit Hollywood kann ich überhaupt nichts anfangen, ich mag auch die Mentalität nicht! Ich bin ein Bayer und bleib hier in Bayern", erklärte er in einem Interview. Vilsmaiers engste künstlerische Mitarbeiterin war seine jüngst verstorbene Ehefrau Dana Vávrová, die er bei den Dreharbeiten zu "Ein Stück Himmel" kennen lernte und 1986 heiratete. Sie spielte auch die Hauptrolle in seinem Regiedebüt "Herbstmilch", mit dem Vilsmaier einen der größten deutschen Kinoerfolge der 80er Jahre verbuchen konnte. Um "Herbstmilch" gegen alle Widerstände drehen zu können, nahm das Ehepaar einen Privatkredit über 500.000 D-Mark auf: "Wir wollten das Geld in zehn Jahren zurückgezahlt haben", erinnerte sich der Filmemacher später. "Aber dann hat es nur zwei Wochen gedauert, bis der Scheck von der Produktionsfirma kam."

Wer neben Joseph Vilsmaier mit dem DEUTSCHEN KAMERAPREIS ausgezeichnet wird, wird am Tag der Preisverleihung, am 21. Juni 2009, in der Kölner Vulkanhalle offiziell bekannt gegeben. Vergeben werden im Rahmen der Gala auch Förderpreise für junge Nachwuchstalente, die von der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen und von Panasonic Deutschland gestiftet werden.

Bereits vor der Verleihung wird die Öffentlichkeit Gelegenheit haben, sich selbst von der hohen Qualität der nominierten Beiträge einen Eindruck zu verschaffen. Denn wie schon in den Vorjahren werden ausgesuchte Wettbewerbsbeiträge in Kooperation mit dem Festival "Großes Fernsehen" am 20 und 21. Juni 2009 einem breiten Publikum im Kölner Cinedom präsentiert.

Einen Zusammenschnitt der Preisverleihung senden der WDR am 23. Juni von 23.15 Uhr bis 1.00 Uhr, der SWR am 26. Juni von 0.30 bis 2.15 Uhr, EinsFestival am 28. Juni von 9.30 bis 11.15 Uhr und das Bayerische Fernsehen ebenfalls am 28. Juni von 23.15 bis 1.00 Uhr.

Der DEUTSCHE KAMERAPREIS ist seit über 25 Jahren der Maßstab für Kameraarbeit und Schnitt in Deutschland. Träger des Preises ist der Verein DEUTSCHER KAMERAPREIS Köln e. V. Dessen Mitglieder sind die Stadt Köln, der Bayerische Rundfunk, die Colonia Media Filmproduktions GmbH, die Filmstiftung Nordrhein-Westfalen GmbH, die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM), die nobeo GmbH, die Studio Hamburg Gruppe, der Südwestrundfunk, die tv productioncenter zürich ag, der Westdeutsche Rundfunk Köln und das Zweite Deutsche Fernsehen.

Die diesjährigen Sponsoren des Preises sind: ARRI, Avid, Kodak, Media Broadcast, medienforum.nrw, Panasonic, RTL, Sony, Volkswagen AG und WDR mediagroup digital.


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Quelle:
Presseinformation vom 11. Mai 2009
Herausgeber:
Westdeutscher Rundfunk Köln (Anstalt des öffentlichen Rechts),
Appellhofplatz 1, 50667 Köln
Postanschrift: 50600 Köln,
Telefon: 0221/220 2407, Fax: 0221/220 2288,
Internet: www.wdr.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Mai 2009