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ALTERNATIVMEDIZIN/207: Traditionelle Heilkunde - Medizin der Maya (Securvital)


Securvital 6/2010 - November/Dezember
Das Magazin für Alternativen im Versicherungs- und Gesundheitswesen

Traditionelle Heilkunde
Medizin der Maya

Von Katharina Bogisch


Schwitzhütten sind keine Erfindung von finnischen Sauna-Herstellern, sondern ein Jahrtausende altes Element der traditionellen Naturheilkunde. Schon in frühen Zeiten nutzten die Maya in Mittelamerika die Heilkraft der Hitze.


Traditionelle Medizin ist in vielen Ländern der Welt um ein Vielfaches älter als die naturwissenschaftliche Medizin des Abendlandes. Bewährte Behandlungsmethoden gegen Krankheiten oder vorbeugend zur Erhaltung und Förderung der Gesundheit finden sich in vielen Hochkulturen rund um den Globus. Ein Beispiel dafür ist die Tradition der Schwitzbäder. Nicht nur die finnische Sauna, der türkische Hamam oder die indische Ayurveda-Therapie mit heißen Kräuterdämpfen nutzen die heilsame Wirkung des Schwitzens, sondern auch in Nord- und Mittelamerika hat diese Behandlung eine lange Tradition. Das illustriert eine neue Ausstellung über die Kultur der Maya im renommierten Hamburger Völkerkundemuseum.

"Die geheimnisumwitterte Kultur des zentralamerikanischen Volkes gehört zu den faszinierendsten der Menschheit", meint Prof. Dr. Bernd Schmelz, wissenschaftlicher Leiter des Museums für Völkerkunde Hamburg. Bevor die Maya im 16. Jahrhundert durch brutale Eroberung der spanischen Krone unterworfen wurden, waren ihre Errungenschaften in Kunst und Wissenschaft erstaunlich. Sie hatten ein eigenes Schriftsystem und einen exakten Kalender und bauten Großstädte mit Prachtbauten wie den bis zu 70 Meter hohen Pyramiden in Tikal, Palenque und Copan im heutigen Gebiet von Guatemala und Mexiko.

Die Maya hatten erstaunliche astronomische und auch medizinische Kenntnisse und nutzten Schwitzhütten für die Reinigung von Körper und Seele, bei Entzündungen und Gliederschmerzen, bei Augenleiden und auch bei Schwangerschaft und Geburtshilfe. Ebenso wie bei den Azteken weiter nördlich in Mexiko und bei den Indianern Nordamerikas wurden auch Heilkräuter und ätherische Dämpfe verwendet.

"Bei den Maya werden Krankheit und Therapie von übernatürlichen Faktoren mitbestimmt."
Dr. Carl Triesch

"Die vielleicht erstaunlichste Kulturleistung der Maya blieb aber bis heute vielfach unbeachtet", meinen die Völkerkunde-Experten. Trotz blutiger Eroberung, Missionierung und Jahrhunderte langer Unterdrückung hielten die Maya eine eigenständige Kultur bis heute lebendig. Obwohl die spanischen Eroberer ihre Bücher verbrannten (das berühmteste Buch über den Mythos der Mayas, das Popol Vuh, existiert nur noch in einer Abschrift) und die alten Überlieferungen bekämpften, sind Sprache, Kalender, Schöpfungsmythen, Tänze, Handwerk und die medizinische Tradition der Schwitzhütten auch heute noch unvergessen. Sie sind Teil des täglichen Lebens der "Indigenas", wie die heutigen Maya genannt werden. Auf etwa zehn Millionen wird die Zahl der heute noch lebenden Maya in Mexiko, Guatemala, Belize, Honduras und El Salvador geschätzt.

"Seit einigen Jahren besinnen sich die Maya immer mehr auf ihre Kultur und bekennen sich immer offener und selbstbewusster zu ihr. Die Ausstellung will im Einklang mit dieser Bewegung der Maya die große vorspanische Vergangenheit mit der ebenso faszinierenden Gegenwart verbinden", teilt das Museum mit. Mayasprachen und Mayatraditionen werden jetzt in den Schulen gelehrt. Einer der berühmtesten lebenden Mayakünstler, Oscar Perén, hat mit großformatigen Gemälden das Alltagsleben in den Dörfern und auch die traditionellen Heilungsrituale illustriert.

"Heutzutage dienen die Schwitzbäder den Maya in erster Linie für die Körperhygiene", meint der Völkerkundler Dr. Lars Frühsorge von der Universität Hamburg. Sie werden traditionell aus Lehmziegeln errichtet und haben einen niedrigen Eingang. Im Innern finden sich eine Bank und eine steinerne Feuerstelle, auf der ein Tonkrug mit Wasser steht. Zur Vorbereitung des Bades wird dort ein Feuer entzündet, das herunterbrennt. Erst dann betritt man den Raum, verdeckt den Eingang mit einer Decke und reinigt sich mit heißem Wasser aus dem Tonkrug. Zugleich können die Schwitzhütten eine medizinische und religiöse Bedeutung haben. "Es geht dabei auch um eine seelische Reinigung", betont Dr. Carl Triesch, Koordinator der Maya-Ausstellung, "denn bei den Maya werden Krankheit und Therapie von übernatürlichen Faktoren mitbestimmt."


Infos zur Ausstellung

Das Museum für Völkerkunde Hamburg zeigt die Ausstellung "Herz der Maya" noch bis Dezember 2012. Der Eintritt kostet 7 Euro (ermäßigte Karten: 3 Euro). Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren haben freien Eintritt.


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

Die Pyramiden von Tikal und alte Kalender-Codizes zeugen von der Maya-Kultur, die heute noch lebendig ist.


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Quelle:
Securvital 6/2010 - November/Dezember, Seite 30 - 31
Das Magazin für Alternativen im Versicherungs- und Gesundheitswesen
Herausgeber: SECURVITA GmbH - Gesellschaft zur Entwicklung
alternativer Versicherungskonzepte
Redaktion: Norbert Schnorbach (V.i.S.d.P.)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Januar 2011