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HNO/224: Speiseröhrenkrebs - Operation durch Strahlen- und Chemotherapie ergänzen oder ersetzen (DEGRO)


Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie e.V. - 14.09.2011

Speiseröhrenkrebs: Operation durch Strahlen- und Chemotherapie ergänzen oder ersetzen


Berlin - Krebsoperationen an der Speiseröhre sind technisch schwierig. Auch gelingt es nicht immer, alle Tumorzellen zu beseitigen. Eine sogenannte Radiochemotherapie, die Strahlen- und Chemotherapie kombiniert, kann den Tumor vor der Operation verkleinern. Damit erhöht sie die Chance, dass sich der Krebsherd anschießend vollständig chirurgisch entfernen lässt. Bei Patienten, bei denen eine Operation zu riskant wäre, liefert auch eine alleinige Radiochemotherapie gute Ergebnisse. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) anlässlich einer neuen Meta-Analyse hin.

Acht von zehn Krebserkrankungen der Speiseröhre entfallen auf Plattenepithelkarzinome. Häufig sind sie Folge eines langjährigen Tabak- und Alkoholkonsums. "Beim Plattenepithelkarzinom ist eine Operation technisch sehr schwierig, vor allem wenn sich der Tumor im oberen Bereich der Speiseröhre befindet", berichtet Professor Dr. med. Jürgen Dunst, Präsident der DEGRO und Direktor der Klinik für Strahlentherapie an der Universität Lübeck. "Die Chirurgen müssen dann den Brustkorb öffnen, um den vom Tumor befallenen Abschnitt der Speiseröhre zu entfernen."

Die Operation ist für die durch den Krebs geschwächten Patienten riskant. Außerdem gelingt es dem Chirurgen nicht immer, den Tumor vollständig zu entfernen. "Die feinen Ausläufer des Krebsherdes sind mit bloßem Auge nicht zu erkennen", erläutert Dunst. "Die feingewebliche Untersuchung zeigt dann häufig, dass sich noch Tumorzellen an den Schnitträndern befinden."

An vielen Zentren erhalten die Patienten deshalb vor der Operation eine kombinierte Strahlen- und Chemotherapie. Diese Radiochemotherapie verkleinert den Tumor und erhöht die Chance, dass sich der Krebs bei der Operation komplett entfernen lässt. Dies zeigt eine Meta-Analyse, die Chirurgen und Strahlentherapeuten der Technischen Universität München kürzlich im British Journal of Surgery veröffentlicht haben. Allerdings sind Strahlen- und Chemotherapie für Patienten, denen eine schwere Operation bevorsteht, eine zusätzliche Belastung.

Ist dieses Vorgehen zu riskant, bietet sich ein Verzicht auf die Operation an. Die alleinige "definitive" Radiochemotherapie zielt darauf ab, die Tumorzellen vollständig durch Bestrahlung und Chemotherapie auszuschalten. Wissenschaftler haben das neue Therapiekonzept in mehreren Studien untersucht. Die zusammenfassende Bewertung in der Meta-Analyse zeigt, dass es für die Patienten eine schonende Alternative ist.



Zur Strahlentherapie:

Die Strahlentherapie ist eine lokale, nicht-invasive, hochpräzise Behandlungsmethode mit hohen Sicherheitsstandards und regelmäßigen Qualitätskontrollen. Bildgebende Verfahren wie die Computer- oder Magnetresonanztomografie ermöglichen eine exakte Ortung des Krankheitsherdes, sodass die Radioonkologen die Strahlen dann zielgenau auf das zu bestrahlende Gewebe lenken können. Umliegendes Gewebe bleibt weitestgehend verschont.


Literatur:
Kranzfelder M, Schuster T, Geinitz H, Friess H, Büchler P.
Meta-analysis of neoadjuvant treatment modalities and definitive non-surgical therapy for oesophageal squamous cell cancer.
British Journal of Surgery 2011 Jun;98(6):768-83


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Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie e.V.
Pressestelle, Silke Stark
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-572, Fax: 0711 8931-167
E-Mail: stark@medizinkommunikation.org
Internet: www.degro.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. September 2011