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KINDER/459: Hilfe bei der Kindesentwicklung - Familiensprechstunde bietet therapeutisches Einstiegsangebot (idw)


Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden - 18.04.2017

Hilfe bei der Kindesentwicklung: Familiensprechstunde bietet therapeutisches Einstiegsangebot


Um Auffälligkeiten in der sozialen und seelischen Entwicklung von Kindern im Kleinkind- und Grundschulalter frühzeitig zu diagnostizieren, bietet die Ambulanz der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden eine Familiensprechstunde für junge Patienten mit ihren Eltern an. Seit Herbst 2016 haben sich bereits 100 Patienten dem sechsköpfigen Team aus Ärzten, Psychologen, Ergotherapeuten und Sozialpädagogen vorgestellt.

Das Spezialangebot der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie richtet sich gezielt an Eltern, die bei ihren Kindern einen Entwicklungsrückstand oder Verhaltensauffälligkeiten im Vergleich zu Gleichaltrigen beobachtet haben und diesen von einem Experten einschätzen lassen möchten. Das acht Termine umfassende Untersuchungsprogramm enthält neben Patienten- auch Elterngespräche und in Kooperation mit anderen Fachbereichen Blutabnahmen, Augen- und Ohrenuntersuchungen sowie eine Hirnstrommessung (EEG). Seit diesem Monat kann die Familiensprechstunde zudem auf neue Therapiematerialien zurückgreifen: Durch die Sammlung ausrangierter und recycelbarer Stifte am Uniklinikum wurden neue Spiel- und Sportmaterialien im Wert von 390 Euro angeschafft.

"Die neue Familiensprechstunde ist in erster Linie für Eltern gedacht, die sich um den Entwicklungszustand ihres Kindes sorgen", erklärt Psychologin Uta Steinfurth, die die Sprechstunde seit ihrem Start im September 2016 leitet, den Grundgedanken der Familiensprechstunde. Probleme im Sozialverhalten, Schwierigkeiten sich neuen Situationen anzupassen, Kontaktscheu oder plötzliches Einnässen können beispielsweise erste Alarmzeichen sein, dass eine Störung vorliegt. Das neue entwicklungspsychologische Einstiegsangebot stellt ein Novum im Portfolio der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie dar. "Wir verfolgen in der Sprechstunde einen präventiven Ansatz und möchten frühzeitig Entwicklungsrückstände, die sich etwa im Nichtbefolgen allgemein gültiger Regeln oder auffälligem Gruppenverhalten äußern können, aktiv angehen. Nicht immer steckt dabei eine psychische Störung dahinter, aber wir vermitteln bei Bedarf auch Hilfsangebote, ohne dass sich eine medizinische oder psychische Ursache feststellen lässt", erklärt Uta Steinfurth. Während bisher bei etwa einem Drittel der Patienten kein Behandlungsbedarf diagnostiziert werden konnte, sind rund ein Drittel der Patienten in eine Anschlussbehandlung an der Ambulanz der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie übernommen worden. In diesem Rahmen setzen die Therapeuten unter anderem auf Eltern-Kind-Trainings oder Ergo-Therapien, um die Patienten weiter zu fördern. Ein weiteres Drittel der Patienten wird in den Beobachtungspool aufgenommen, sodass die Therapeuten die Patienten in ihrer weiteren Entwicklung beobachten können.

Die umfangreichen Untersuchungen während der acht Diagnostik-Termine der Familiensprechstunde bestehen aus Eltern-Kind-Gesprächen sowie testpsychologischen Untersuchungen und werden ergänzt durch eine Hirnstrommessung (EEG), Augen-, Ohren- und Blutuntersuchungen. Auch Betreuungseinrichtungen wie Kindergärten oder Schulen werden in die Diagnostik eingebunden, sodass sich die Therapeuten einen umfangreichen Überblick über die Patienten verschaffen können. "Wir wissen heute, dass sich psychische Störungen zu Beginn ihrer Ausprägung leichter behandeln lassen als bei einem späten Therapiebeginn. Unser Ziel ist es, mit dem Angebot der Familiensprechstunde ein niedrigschwelliges Versorgungsangebot zu etablieren und so Berührungsängste zu unserer Klinik abzubauen", erklärt Prof. Veit Roessner, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, den Hintergrund des neuen Angebots.

Ausrangierte Stifte für neue Spiel- und Sportmaterialien

Die Familiensprechstunde kann bei der Behandlung ab sofort auf neue Therapiematerialien zurückgreifen, die durch eine Sammlung leergeschriebener Stifte im Uniklinikum finanziert werden konnten. Bereits seit 2012 sind auf Betreiben der klinikumsinternen Umweltinitiative Carus Green im gesamten Universitätsklinikum Dresden Sammelboxen aufgestellt, in denen Mitarbeiter, Patienten und Besucher leergeschriebene Stifte entsorgen können. Diese werden dann zu neuen Produkten recycelt. Hierfür erhält das Universitätsklinikum zwei Cent pro Stift vom Unternehmen TerraCycle, das auch das Recycling der Stifte übernimmt. Von den auf diese Weise gesammelten 19.500 Stiften und einem Erlös von 390 Euro konnten eine Airex-Matte, ein Kugelbahn-Tower, eine Spielküche, ein Rollbrett und ein Lego-Bauset für die Therapie der jungen Patienten erworben werden.


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.kjp-dresden.de/de/content/ambulanz-incl-spezialambulanzen

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1564

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Holger Ostermeyer, 18.04.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. April 2017

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