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ONKOLOGIE/1226: Kindliche Hirntumoren - Neue Therapien entwickeln und Behandlungserfolg vorhersagen (idw)


Universitätsklinikum Heidelberg - 23.09.2011

Kindliche Hirntumoren - Neue Therapien entwickeln und Behandlungserfolg vorhersagen

Nationale Akademie der Wissenschaften zeichnet Heidelberger Krebsforscher mit Leopoldina-Preis 2011 aus


Charakteristische Erbgutveränderungen eines bösartigen Hirntumors im Kindesalter, des Medulloblastoms, zeigen präzise an, wie aggressiv sich der Tumor weiterhin ausbreiten wird und wie die Heilungschancen stehen. Die Therapie kann mit Hilfe dieser Tumormarker in ihrer Intensität individuell angepasst und ihre schädigende Wirkung vermindert werden. Zu diesen herausragenden wissenschaftlichen Arbeiten hat der Heidelberger Nachwuchsforscher Dr. Marc Remke beigetragen. Am 23. September 2011 ist er dafür in Saale mit dem "Leopoldina-Preis für junge Wissenschaftler" der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina ausgezeichnet worden. Der Preis ist mit 2.000 Euro dotiert.

"Diese Erkenntnisse haben das Potential, Eingang in die therapeutische Nutzung im Sinne einer individualisierten Therapie zu finden", so die Leopoldina. Der 29-jährige Mediziner arbeitet in der Forschungsgruppe Molekulargenetik pädiatrischer Hirntumoren - einer Kooperation von Universitätskinderklinik Heidelberg und Deutschem Krebsforschungszentrum - unter Leitung von Privatdozent Dr. Stefan Pfister.

Folgeschäden und Tumorrisiko senken

Das Medulloblastom ist der häufigste bösartige Hirntumor im Kindesalter: Mehr als 100 Kinder erkranken jährlich in Deutschland daran, rund 30 Patienten sterben. Die aggressive Radiochemotherapie nach der Operation kann das Gehirn der Heranwachsenden dauerhaft schädigen und z.B. zu Koordinationsstörungen und eingeschränktem Wachstum führen. Mit Hilfe der Tumormarker könnten Patienten mit schlechter Prognose bereits bei Diagnose zuverlässig identifiziert und von Anfang an intensiver behandelt werden. Gleichzeitig können die Ärzte die Therapieintensität bei den Patienten senken, die voraussichtlich besonders gut auf die Radiochemotherapie ansprechen. Ziel ist es, Folgeschäden und das Risiko von weiteren Tumoren zu verringern. Wie besonders aggressive Tumoren mit neuen Therapiestrategien behandelt werden können, untersucht Dr. Marc Remke in aktuellen Forschungsprojekten.

Ansatzpunkt für gezielte Chemotherapie

Gemeinsam mit Heidelberger und mit Freiburger Kollegen hat Dr. Marc Remke außerdem einen neuen Ansatzpunkt für eine gezielte Chemotherapie bei den meist gutartigen Astrozytomen entdeckt. Die Forscher konnten erstmals zeigen, dass eine genetische Veränderung im so genannten BRAF-Gen dafür sorgt, dass sich Stützzellen des Gehirns, die Astrozyten, unkontrolliert teilen. Ein Tumor entsteht und verdrängt gesundes Hirngewebe. Kann der Neurochirurg den Tumor nicht restlos entfernen, sind Strahlen- und Chemotherapie notwendig. Bisher war der Erfolg der Chemotherapie unbefriedigend, da keine Schwachstellen der Tumoren für einen gezielten Einsatz von Chemotherapeutika bekannt waren.

Eine zukünftige Chemotherapie könnte das durch die Genveränderung dauerhaft aktivierte BRAF-Gen blockieren. In Zellkulturen aus Astrozytomen verhinderten entsprechende Medikamente effektiv das weitere Wachstum der Tumorzellen.

"Leopoldina-Preis für junge Wissenschaftler"

Seit 1993 wird der "Leopoldina-Preis für junge Wissenschaftler" aus Mitteln der Karl-Lohmann-Schenkung vergeben. Der Preis wird Nachwuchswissenschaftlern zuerkannt, die das 30. Lebensjahr noch nicht vollendet und sich durch eine bemerkenswerte Leistung auf dem Gebiet der Naturwissenschaften, der Medizin oder der Wissenschaftsgeschichte ausgewiesen haben.


Ansprechpartner:
Dr. Marc Remke
Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin
des Universitätsklinikums Heidelberg
Klinik für Onkologie, Hämatologie, Immunologie und Pneumologie
Forschungsgruppe Molekulargenetik pädiatrischer Hirntumoren
E-Mail: marc.remke@med.uni-heidelberg.de

Weitere Informationen im Internet:
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/index.php?id=111118&L=en

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 10.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 Departments, Kliniken und Fachabteilungen mit ca. 2.000 Betten werden jährlich rund 550.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.600 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.
www.klinikum.uni-heidelberg.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/index.php?id=111118&L=en

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution665


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung 136 / 2011
Universitätsklinikum Heidelberg, Dr. Annette Tuffs, 23.09.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. September 2011