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ZAHN/237: Gambia-Projekt - Erfolgreiche Wurzelkanalbehandlung auch unter einfachsten Bedingungen möglich (idw)


Universität Witten/Herdecke - 04.02.2014

Erfolgreiche Wurzelkanalbehandlung auch unter den Bedingungen eines Entwicklungslandes möglich

Zahnärzte des Gambia-Projektes der Universität Witten/Herdecke veröffentlichen Vergleichsstudie im Journal of Endodontics



Eine vereinfachte Wurzelkanalbehandlung führt mit oder ohne Röntgen auch unter den eingeschränkten Bedingungen eines Entwicklungslandes wie der westafrikanischen Republik Gambia zu guten klinischen Erfolgen. Das ist das Ergebnis einer Studie von Zahnärzten des Gambia-Projektes der Universität Witten/Herdecke. Die Studie wurde nun im Journal of Endodontics online veröffentlicht, die Printversion ist für das erste Halbjahr 2014 angekündigt.
http://www.jendodon.com/article/S0099-2399(13)00974-6/abstract

Am Ende wurde mit dem Röntgengerät für diese Studie bei beiden Gruppen der Behandlungserfolg untersucht. Das einfache Verfahren schnitt ebenso gut ab wie das aufwendige: 24 Monate nach der Behandlung war nur ein Zahn in der Testgruppe verloren gegangen. "Das Basic Root Canal Treatment kann helfen, auch Zähne mit großem Substanzverlust noch im Mund zu behalten. Somit kann verhindert werden, dass erhaltungsfähige Zähne zu früh entfernt werden", erklärt Dr. Anna-Louisa Holzner.

Das GambiaDentCare Programm der Universität Witten/Herdecke bringt seit 1995 zahnärztliche Versorgung auch in die abgelegenen Landesteile des westafrikanischen Landes. Die neue Wurzelkanalbehandlung ergänzt die bereits bestehenden Therapiemethoden der Weltgesundheitsorganisation WHO, die Füllungen ermöglichen und Zahnverlust vorbeugen. Holzner war bis zu ihrem Staatsexamen im Dezember 2010 studentische Koordinatorin des GambiaDentCare Programms der Universität Witten/Herdecke und ist nun wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Zahnklinik 1 des Universitätsklinikums Erlangen.

Das GambiaDentCare Programm hat sich zum Ziel gesetzt, die zahnmedizinische Basisversorgung in Gambia zu verbessern und neue zahnmedizinische Behandlungsmöglichkeiten für Patienten in Entwicklungsländern zu ermöglichen. Jedes Jahr reisen dazu mehrmals zahnärztliche Teams, Studierende und wissenschaftliche Mitarbeiter der UW/H nach Westafrika, um laufende Forschungsprojekte in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium der Republik Gambia sowie der WHO fortzuführen.


Weitere Informationen bei
Prof. Dr. Stefan Zimmer, Universität Witten/Herdecke
Stefan.zimmer@uni-wh.de

Dr. Anna-Louisa Holzner
Universitätsklinikum Erlangen
Zahnklinik 1 - Zahnerhaltung und Parodontologie
aholzner@dent.uni-erlangen.de


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.jendodon.com/article/S0099-2399(13)00974-6/abstract

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/de/image225777
Zahnbehandlung in Gambia


Zum Hintergrund:

Eine Wurzelkanalbehandlung wird nötig, wenn sich eine Zahnwurzel entzündet hat. Im Rahmen dieser Behandlung wird das Zahnmark entfernt. Da aber Bakterien die umliegende Zahnhartsubstanz (Dentin) ebenfalls infizieren können, muss der Kanal vollständig gereinigt und desinfiziert werden. Ob diese Reinigung tatsächlich umfassend bis in den Bereich der Wurzelspitze erfolgt, wird standardmäßig mit mehreren Röntgenaufnahmen überprüft. Voraussetzungen für röntgenologische Kontrollen sind in Gambia und anderen Entwicklungsländern jedoch nur selten verfügbar.

Dr. Anna-Louisa Holzner, Absolventin des Studienganges Zahnmedizin an der Universität Witten/Herdecke, hatte 2009 im Rahmen ihrer Promotion eine Methode entwickelt, die eine Wurzelkanalbehandlung ohne Strom, Wasser und mit nur minimalsten Materialien und Instrumenten möglich macht. Erste Ergebnisse des sog. Basic Root Canal Treatments wurden schon 2009 im International Dental Journal veröffentlicht.

Dr. Holzner und Priv.-Doz. Dr. A. Rainer Jordan haben nun in einer klinisch-kontrollierten Studie den Erfolg des Basic Root Canal Treatments mit und ohne röntgenologische Kontrolle verglichen. "In der Testgruppe wurde das Basic Root Canal Treatment durchgeführt. In der Kontrollgruppe wurden zusätzlich Röntgenbilder zur Erleichterung der Längenbestimmung der Zähne angefertigt. In der Studie wurden 70 Patienten über einen Zeitraum von zwei Jahren nachuntersucht." beschreibt Priv.-Doz. Dr. A. Rainer Jordan den Ablauf.


Über uns:
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Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution226

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universität Witten/Herdecke, Kay Gropp, 04.02.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Februar 2014