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AUGEN/342: Altersabhängige Makuladegeneration - Augenärzte diskutieren neue Therapien (DOG)


DOG - Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft - 23. September 2011

Altersabhängige Makuladegeneration: Augenärzte diskutieren neue Behandlungsansätze


Berlin - Die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) ist hierzulande die häufigste Ursache für schwere Sehbehinderungen und Erblindung im Alter. Die Behandlungsmöglichkeiten haben sich seit der Verfügbarkeit der Medikamente Avastin und Lucentis deutlich gebessert. Derzeit untersuchen Wissenschaftler in Studien, welche weiteren Therapien - von neuen Medikamenten bis hin zur Strahlentherapie - den Sehverlust aufhalten können. Diese neuen Behandlungsansätze diskutieren Experten der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) vom 29. September bis zum 2. Oktober 2011 auf ihrem Kongress in Berlin.

Bei der AMD nimmt die Stelle des schärfsten Sehens auf der Netzhaut - die Makula - Schaden. Die Erkrankung tritt in zwei Formen auf: der "trockenen" und der "feuchten" Variante. Die größere Gefahr geht von der feuchten AMD aus, da sie schneller und aggressiver verläuft. Dabei bilden sich Blutgefäße in der Makula, die Flüssigkeit absondern und so die Sinneszellen zerstören. "Monatliche Injektionen von Medikamenten in den Augapfel können heutzutage einen raschen Sehverlust verhindern und oft sogar die Sehstärke verbessern", erklärt Professor Dr. med. Karl Ulrich Bartz-Schmidt, Klinikdirektor des Departments für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Tübingen.

Neben Lucentis verwenden Augenärzte dabei auch das Krebsmedikament Avastin, das einen ähnlichen Wirkstoff enthält. Avastin ist jedoch nicht für die Anwendung am Auge zugelassen. Ärzte können es hier nur im sogenannten "Off-Label-Use" einsetzen. Eine im Mai veröffentlichte Studie (CATT) hat jedoch ergeben, dass die Behandlungsergebnisse in etwa gleich gut sind. Eine abschließende Bewertung der Medikamentensicherheit sei derzeit aber noch nicht möglich, schränkt Bartz-Schmidt im Vorfeld des DOG-Kongresses ein.

Der Experte rechnet allerdings mit der baldigen Zulassung eines weiteren Wirkstoffs: Aflibercept. Wie der Lucentis-Wirkstoff Ranibizumab hemmt die Substanz die Bildung der Blutgefäße in der Netzhaut. Auch Aflibercept wird in den Augapfel injiziert. Die Behandlung erfolgt anfangs alle vier, später nur alle acht Wochen. "Die größeren Zeitabstände sind für den Patienten weniger belastend. Zudem könnten sie die Therapiekosten senken", meint Bartz-Schmidt. Die letzte Entscheidung über eine Zulassung in den USA und Europa steht jedoch noch aus.

Eine feuchte AMD lässt sich auch durch eine Strahlentherapie behandeln. Die Strahlen müssen aber gesundes Gewebe durchdringen, um die Makula zu erreichen. "Die Bedenken hinsichtlich strahlenbedingter Spätschäden müssen deshalb ernst genommen werden", so Bartz-Schmidt. Einen interessanten Ansatz verfolge hier die britische INTREPID-Studie. Das Auge wird dabei aus drei Richtungen bestrahlt. Erst in der Makula treffen die Strahlen zusammen und entfalten dort ihre volle Wirkung - umliegendes Gewebe bleibt weitestgehend verschont. Die Ergebnisse der Studie sollen im nächsten Jahr veröffentlicht werden.

"Für die trockene AMD sind ebenfalls vielversprechende Medikamente in der Entwicklung", berichtet Bartz-Schmidt. "Bis diese verfügbar sind, können die Betroffenen vorerst versuchen, das Fortschreiten der Erkrankung durch eine gezielte Nahrungsergänzung zu verlangsamen. " Die Kombination aus den Vitaminen C und E, Beta-Carotin, Zink und Kupfer hat in einer US-Studie (AREDS) eine gewisse Schutzwirkung erzielt. Derzeit werde untersucht, ob die Effektivität durch Xanthophyllen oder Omega-3-Fettsäuren verbessert werden kann.

Neue Ansätze in der AMD-Therapie sind ein Schwerpunkt des DOG-Kongresses in Berlin:
109. Kongress der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG)
29. September bis 2. Oktober 2011
Estrel Convention Center, Sonnenallee 225, 12057 Berlin


Die DOG (Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft) ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 6000 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, untersuchen und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg, ist die DOG die älteste medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft der Welt.


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Quelle:
DOG - Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. September 2011