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AUGEN/367: Wenn Schönheits-OPs ins Auge gehen - Worauf es bei Lidkorrekturen ankommt (DOG)


DOG - Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft - 12. September 2012

Wenn Schönheits-OPs ins Auge gehen - Worauf es bei Lidkorrekturen ankommt



Berlin - Rund 15.000 Frauen und Männer in Deutschland haben sich im vergangenen Jahr die Augenlider operativ korrigieren lassen. Damit gehören Lidkorrekturen zu den beliebtesten Schönheitsoperationen in Deutschland. Doch bei jedem 100. Eingriff kommt es zu Komplikationen - unter anderem zu Lidfehlstellungen, die dauerhaft tränende oder geöffnete Augen zur Folge haben.

Im Jahr 2011 rangierten Lidkorrekturen bei Frauen mit 12.373 Eingriffen an dritter Stelle der beliebtesten Schönheits-OPs, bei Männern mit 2448 Eingriffen auf Position zwei - nur Laserbehandlungen und Fettabsaugungen kommen häufiger vor. Operiert ein Augenchirurg Ober- oder Unterlid, müssen Patienten mit Kosten in Höhe von 500 bis 1000 Euro pro Lid rechnen. Neben Augenchirurgen, die bei den Blepharoplastiken - so der Fachausdruck für Lidkorrekturen - die größten Fallzahlen pro Arzt aufweisen, bieten plastische Chirurgen, Hals-Nasen-Ohren-Chirurgen, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen und Dermatologen Lidkorrekturen an.

Bei den meisten Eingriffen sind Patient und Arzt mit dem Ergebnis zufrieden. "Bei einem Prozent der Operationen ereignen sich jedoch Komplikationen, die einen Zweiteingriff erforderlich machen", berichtet Professor Dr. med. Joachim Esser, Leitender Arzt der Orthoptik an der Universitäts-Augenklinik Essen. Dazu zählen vor allem Lidfehlstellungen wie ein Nach-außen-Kippen, leichte Asymmetrien, aber auch ein fehlender Lidschluss. "Zu solchen Lidfehlstellungen kommt es, wenn der Operateur die Haut zu sehr strafft, sodass sich das Lid vom Auge abhebt oder nicht mehr schließen lässt", erklärt Esser.

Die Auswirkungen einer Lidfehlstellung sind häufig gravierend: Liegt die Lidkante des Unterlids nicht mehr am Auge an, kann die Tränenflüssigkeit nicht abfließen. Die Folge ist ein ständiger Tränenfluss. Wenn das Oberlid nicht mehr richtig schließt, droht bei permanent geöffnetem Auge die Hornhaut auszutrocknen. Dann leidet der Patient unter dauernden Schmerzen, muss Augentropfen und Salben nehmen und eventuell sogar über Nacht einen luftabschließenden Verband tragen.

Mit der Wahl der richtigen Operationstechnik könne der Chirurg diese Komplikationen weitgehend vermeiden, so Esser. Besonders wichtig ist es, am Unterlid genügend Haut zu belassen, sodass keine vertikale Spannung entsteht.

"Damit die Augenlider problemlos schließen, sollte der Operateur eine Hautfläche von zehn Millimetern zwischen Deckfurche und Braue stehen lassen", erklärt der Augenchirurg. "Den Schnitt legt der Operateur am besten in die Deckfalte, sodass keine sichtbaren Narben bleiben", betont DOG-Experte Esser. Im Zweifel gelte die Regel, wonach eine Unterkorrektur - also weniger Hautstraffung - besser sei als eine Überkorrektur mit zu viel Gewebeentfernung.

Ob der Chirurg einen Laser oder das Skalpell als Schneideinstrument wählt, sei für das Langzeitergebnis nicht erheblich. Der Laser verursache jedoch während des Eingriffs weniger Blutungen. "Wichtig ist, dass der Operateur das jeweilige Schneideinstrument gut beherrscht", so Esser.

Der Augenchirurg rät den Patienten daher, sich danach zu erkundigen, wie häufig der Operateur solche Eingriffe vornimmt und wie die Nachsorge organisiert ist. Weitere Fragen, die der Patient stellen sollte, sind: Ist der Operateur abends erreichbar, falls Probleme auftreten? Kann der Augenchirurg ein Zertifikat für plastische Chirurgie nachweisen? Abschließender Tipp von Experte Esser: "Holen Sie sich eine zweite Meinung oder eine Empfehlung bei einem Spezialisten ein, der kein ökonomisches Interesse an einer Lidkorrektur hat - beispielsweise bei einem Augen- oder Hautarzt, der selbst nicht operiert."

Auf dem 110. Kongress der DOG werden neue Konzepte für ästhetische Eingriffe am Auge diskutiert.


Terminhinweise:

110. Kongress der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG)
20. bis 23. September 2012, Estrel Convention Center
Sonnenallee 225, 12057 Berlin

Symposium "Der Beitrag der Augenheilkunde zur ästhetischen Chirurgie"
Vorsitz Professor Dr. med. Hans-Werner Meyer-Rüsenberg
Termin: Freitag, 21. September 2012, 16.00 bis 17.30 Uhr
Ort: Estrel Berlin, Saal C
Anschrift: Sonnenallee 225, 12057 Berlin


DOG: Forschung - Lehre - Krankenversorgung

Die DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 6000 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, lehren und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg, ist die DOG die älteste medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft der Welt.

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Quelle:
DOG - Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft
Pressestelle 110. DOG-Kongress
110. Kongress der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft
Pressestelle 110. DOG-Kongress, Kerstin Ullrich/Corinna Spirgat
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-641 / -293, Telefax: 0711 8931-167
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Internet: www.dog.org, www.dog-kongress.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. September 2012