Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FACHMEDIZIN

AUGEN/399: Klare Sicht - Laseroperationen am Auge beliebt, aber nicht ganz frei von Risiken (Securvital)


Securvital 3/2014 - Juli-September
Das Magazin für Alternativen im Versicherungs- und Gesundheitswesen

Klare Sicht
Laseroperationen am Auge

Von Norbert Schnorbach



Gegen schlechtes Sehen helfen Brillen, Kontaktlinsen und Laser. Die modernen Lasertechniken werden immer beliebter, sind aber nicht für jeden geeignet und auch nicht ganz frei von Risiken und Nebenwirkungen.


Die neuen Zauberwörter der Augenärzte sind Zungenbrecher: Femtolasik, Relexsmile oder Excimerlaser heißen die Operationsverfahren, die Kurz- und Weitsichtigkeit beseitigen können. Bei 40 Millionen Brillen- und Kontaktlinsenträgern werden große Hoffnungen geweckt. Die Zahl der Augenlaseroperationen steigt schnell. Über 120.000 waren es im vergangenen Jahr, obwohl die gesetzlichen Krankenkassen diese Operationen nicht bezahlen. Aber private Kliniken und Ärzte treiben kräftig Werbung dafür.

Zuverlässige Studien über den medizinischen Erfolg sind rar. Es gibt viele Einzelberichte von zufriedenen Patienten, die nach einer kurzen, schmerzlosen Laseroperation wieder klar und scharf sehen können. Aber einige haben auch schlechte Erfahrungen gemacht: anhaltende Schmerzen, Lichtempfindlichkeit, getrübte Sicht und notwendige Nachoperationen. Im Internet tauschen Betroffene auf diversen Foren ihre Erfahrungen aus.

Mit weniger als einem Prozent Komplikationen seien die Laser-Operationen "äußerst sicher", meint der Fachverband VDSAR (Verband der Spezialkliniken Deutschlands für Augenlaser und Refraktive Chirurgie). Die Angaben über die Erfolgsquote schwanken: Zwischen 85 und 95 Prozent der Operierten kommen anschließend ohne Brille oder Kontaktlinsen aus. Das heißt umgekehrt: Bei 5 bis 15 Prozent geht die Hoffnung auf ein Leben ganz ohne Brille nicht so einfach in Erfüllung. Es bleiben Unschärfen, die Sicht bei Nacht verschlechtert sich zuweilen, in seltenen Fällen entstehen Schäden am Auge. Nachoperationen können notwendig werden. Immerhin - modernere Operationsmethoden und verbesserte Lasertechnik verheißen Besserung.

Die am häufigsten angewandte Methode heißt Lasik. Als ambulante Operation mit lokaler Betäubung dauert sie nur wenige Minuten. Dabei macht der Arzt einen Schnitt in die Hornhaut, klappt die oberste Schicht beiseite und trägt darunter liegendes Hornhautgewebe mit einem Excimer-Laser ab, um die Lichtbrechnung im Auge zu korrigieren. Danach wird das Hornhautscheibchen wieder zurück geklappt. Es haftet von selbst und wächst wieder an. Bei der neueren Femtolasik wird auch schon der erste Schnitt in die Hornhaut mit einem Speziallaser ausgeführt. Und das Relexsmile-Verfahren funktioniert minimalinvasiv, mit einem verkürzten Schnitt in die Hornhaut.

Offensive Werbung

Je nach Verfahren sind auch die Preise sehr unterschiedlich. Sie liegen etwa zwischen 1.200 und 3.000 Euro je Auge. Angeboten werden die Operationen von Klinikketten, die immer offensiver Werbung betreiben, von spezialisierten Augenärzten und auch von Medizinern im Ausland, die ihre Kunden teils mit kostengünstigen Sonderangeboten in Kombination mit einer Urlaubsreise anlocken. Entscheidend sollte die Qualität der angebotenen Leistungen sein. Hinweise darauf gibt eine Zertifizierung durch den TÜV Süd. Außerdem informieren auch mehrere Ärzteverbände über geeignete Laserkliniken und Ärzte mit entsprechender Weiterbildung.

Nebenwirkungen

Qualifizierte Ärzte sollten auch offen über die Risiken und Nebenwirkungen informieren, zum Beispiel Augentrockenheit, Abnahme der sichtbaren Kontraste, mögliche Sehprobleme bei Nacht und Dämmerung, Hornhautentzündungen und Infektionen.

Komplikationen beim Augenlasern entstehen nach Ansicht von Prof. Thomas Kohnen, Direktor der Klinik für Augenheilkunde an der Universität Frankfurt, überwiegend durch fehlerhaften Umgang mit den Lasermethoden. "Abgesehen vom Restrisiko jedes operativen Eingriffs, kommen schlechte Ergebnisse vor allem aus zwei Gründen zustande: Der Operierte war von vorn herein nicht für eine Laser-Korrektur geeignet, oder der Operateur hat nicht gut gearbeitet."

"Komplikationen beim Augenlasern entstehen überwiegend durch fehlerhaften Umgang mit den Lasermethoden."
Prof. Thomas Kohnen, Frankfurt

Als Leistung der gesetzlichen Krankenkassen kommen Lasik-Operationen am Auge nur als seltene Ausnahme bei schwerwiegenden Krankheitsfällen in Frage. Aus rechtlicher Sicht ist das Lasern vergleichbar mit Schönheitsoperationen wie Brustvergrößerungen, sozusagen eine Frage der Lebensqualität, nicht der Gesundheit.

Ohnehin ist das Lasern längst nicht für alle Kurz- und Weitsichtigen geeignet. Die Liste der medizinischen Gründe, die gegen eine Laseroperation sprechen, ist lang. Nicht geeignet sind alle Patienten, bei denen die Sehschärfe nicht stabil ist, die also in den letzten ein bis zwei Jahren eine neue Brille brauchten. Auch vorhandene Hornhauterkrankungen, Diabetes und Neurodermitis können Hinderungsgründe sein. Für Kinder und Jugendliche kommt die Operation nicht in Frage, solange ihre Augen noch nicht ausgewachsen sind.

Für starke Kurz- oder Weitsichtigkeit sind Grenzwerte zu berücksichtigen: Bei mehr als -8 oder +4 Dioptrien müsste die Hornhaut so stark bearbeitet werden, dass Lasern nur in Ausnahmefällen möglich ist. Und für die große Zahl derer, die eine Lesebrille brauchen, gibt es einen Wermutstropfen: Die typische Weitsichtigkeit, die sich bei fast jedem Menschen über 45 bemerkbar macht, lässt sich mit einer Laserbehandlung zwar einmalig korrigieren, aber nicht dauerhaft stoppen. Wenn die Sehschwäche weiter sinkt, braucht man nach einiger Zeit doch wieder eine Lesebrille oder Kontaktlinsen.


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

Laser-Op am Auge
Zunächst wird bei der Femtolasik die oberste Hornhautschicht beiseite gehoben, dann das Hornhautgewebe per Laser korrigiert und zum Schluss wieder so zurück geklappt, dass es schnell verheilt.

*

Quelle:
Securvital 3/2014 - Juli-September, Seite 12 - 13
Das Magazin für Alternativen im Versicherungs- und Gesundheitswesen
Herausgeber: SECURVITA GmbH - Gesellschaft zur Entwicklung
alternativer Versicherungskonzepte
Redaktion: Norbert Schnorbach (V.i.S.d.P.)
Lübeckertordamm 1-3, 20099 Hamburg
Telefon: 040/38 60 800, Fax: 040/38 60 80 90
E-Mail: presse@securvita.de
Internet: www.securvita.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Juli 2014