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ARBEITSMEDIZIN/277: Tödliche Arbeitsunfälle auf historischem Tiefstand (idw)


Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin - 05.03.2009

Tödliche Arbeitsunfälle auf historischem Tiefstand


2007 starben in Deutschland so wenig Beschäftigte durch Unfälle bei der Arbeit wie je zuvor. Insgesamt ereigneten sich 812 tödliche Arbeitsunfälle. Zugleich stieg die Anzahl der Beschäftigten auf rund 39, 7 Millionen. Damit geht auch ein leichter Anstieg der meldepflichtigen Arbeitsunfälle auf rund 1,1 Millionen (1.055.797) einher. Die Unfallquote je 1000 Vollarbeiter sank jedoch auf fast 28,1. Durch Arbeitsunfähigkeit fielen 2007 nach Schätzungen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) insgesamt etwa 1,2 Millionen Erwerbsjahre aus. Damit verursachte Arbeitsunfähigkeit einen Produktionsausfall anhand der Lohnkosten von etwa 40 Milliarden Euro. Die deutsche Volkswirtschaft verlor deshalb durch ausfallende Arbeitsproduktivität rund 73 Milliarden Euro an Bruttowertschöpfung.

Mit dem Bericht zum Stand von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2007 (SUGA, früher Unfallverhütungsbericht Arbeit), den die BAuA jährlich im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) erstellt, liegen aktuelle Zahlen zum Arbeitsleben in Deutschland vor. Als klassische Indikatoren für die Güte von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit führt der Bericht die Unfallentwicklung und die Anzahl der Berufserkrankungen auf. Darüber hinaus lassen sich über das Erkrankungsgeschehen in spezifischen Branchen- oder Berufsbereichen und die Beschreibung der Arbeitsbelastungen vor Ort "kritische" Entwicklungen auf der betrieblichen Ebene frühzeitig erkennen.

2007 nahm die durchschnittliche Dauer der Arbeitsunfähigkeit mit 11,8 Tagen leicht ab (2006: 12,0 Tage). Jedoch nahmen die Fälle je 100 Versicherte mit 103 (2006: 98 Fälle) leicht zu. Nach wie vor verursachen Muskel- und Skeletterkrankungen etwa jeden vierten Arbeitsunfähigkeitstag. Der Anteil von Verletzungen und Vergiftungen an den Arbeitsunfähigkeitstagen fiel um einen Prozentpunkt auf 13,8 Prozent. Nach wie vor lässt sich jeder elfte Arbeitsunfähigkeitstag auf psychische und Verhaltensstörungen zurückführen. Die durchschnittliche Dauer der Arbeitsunfähigkeit steigt mit dem Alter kontinuierlich an. Demgegenüber verändert sich die Zahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle zwischen dem 25. und dem 50. Lebensjahr kaum. Jüngere Beschäftigte sind jedoch wesentlich häufiger, aber dafür kürzer arbeitsunfähig.

Bezüglich der Arbeitszeiten macht sich die zunehmende Flexibilisierung bemerkbar. Die Anteile für Schicht-, Abend- und Nachtarbeit sowie die für die Arbeit an Wochenenden und Feiertagen erreichen einen Höchststand seit Beginn der Erhebungen. Fast jeder sechste Beschäftigte arbeitet regelmäßig oder ständig in Schichtarbeit (15,5 Prozent). Für jeden achten fällt Sonn- und Feiertagsarbeit an. An Samstagen beziehungsweise am Abend hat fast jeder vierte gearbeitet.

Überlange und flexible Arbeitszeiten kennzeichnen auch die Situation der rund 4,2 Millionen Selbstständigen in Deutschland (2007), mit denen sich der Schwerpunkt des SUGA 2007 befasst. Fast jeder zweite Selbstständige mit Beschäftigten (46,7 Prozent) investiert 60 und mehr Wochenstunden in sein Unternehmen. Bei Selbstständigen ohne Beschäftigte ist es immerhin fast jeder Dritte (30,7 Prozent). Auch deshalb können Selbstständige familiäre Interessen deutlich seltener in die Arbeitszeitplanung einbeziehen als abhängig Beschäftigte. Insgesamt liegt die Unfallquote Selbstständiger unter der von abhängig Beschäftigten (17,2 zu 27,9). Doch ergibt sich kein einheitliches Bild in den einzelnen Wirtschaftszweigen. So fällt die Quote in den Branchen "Steine und Erden" sowie "Feinmechanik und Elektrotechnik" bei Selbstständigen höher aus. Beim Bau beträgt ihre Unfallquote weniger als die Hälfte der Quote von abhängig Beschäftigten. Zudem macht der Bericht deutlich, dass fast doppelt soviel Männer ihr Geld als Selbstständige verdienen wie Frauen. Weitere Aussagen zum Unfallgeschehen, zur Arbeitssituation und zu Belastungen von Selbstständigen runden den Schwerpunkt ab.

Darüber hinaus enthält der SUGA 2007 Daten zu Kosten, Tätigkeiten und 0Personal der Unfallversicherungsträger und der Gewerbeaufsicht sowie einen Überblick über das Schülerunfallgeschehen.

Der SUGA 2007 kann kostenlos über das Informationszentrum der BAuA
(Tel.: 0231.90 71 20 71, Fax: 0231.90 71 20 70,
E-Mail: info-zentrum@baua.bund.de) angefordert werden.
Zum Herunterladen wird er als PDF-Datei auf der BAuA-Homepage angeboten unter:
www.baua.de/suga

Weitere Informationen finden Sie unter:
www.baua.de/suga
Direkter Link zum Bericht zum Stand von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2007

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1087


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
Jörg Feldmann, 05.03.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. März 2009