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KINDER/376: Trickfilme gegen die Tränen vor der Operation (DGAI)


Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) - 21. Dezember 2011

Trickfilme gegen die Tränen vor der Operation

Anästhesisten nehmen Kindern die Angst vor der Narkose


Nürnberg - Bis zu 60 Prozent aller Kinder haben Angst vor einem operativen Eingriff. Gerade kleine Patienten sind vor einer Narkose (Allgemeinanästhesie) unruhig: Sie lassen sich nur unwillig von ihren Eltern trennen, geschweige denn, eine Spritze geben. Um Kindern eine Anästhesie angenehmer zu machen, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) ein kindgerechtes Vorgehen: Vertrauen aufbauen, auch wenn es Zeit kostet, und eine geeignete Medikation. Eine aktuelle Studie zeigt zudem, dass moderne Medien selbst schwierige Kinder erfolgreich ablenken und ihnen die Angst vor der Operation nehmen. Bei 80 Prozent dieser Kinder konnten Anästhesisten die Narkose auf diese Weise ohne Maske einleiten.

Kleine Kinder empfinden eine Narkoseeinleitung oft als Stress. Neben Schmerzen ängstigt sie die fremde Umgebung, oder sie haben schlechte Erinnerungen an den letzten Besuch im Krankenhaus. "Angst kann dazu führen, dass sich die kleinen Patienten vor einer Operation verweigern oder aggressiv verhalten", sagt Dr. med. Mario Eggers aus Berlin. Damit das Team eine Operation sicher durchführen könne, gelte es, Vertrauen zu Kind und Eltern aufzubauen, betont der Anästhesist von der Anästhesiegemeinschaftspraxis Narkoseteam Berlin und der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie an den DRK-Kliniken Berlin Westend.

Hilfreich kann es sein, die Kinder abzulenken. Gute Erfahrungen bei besonders ängstlichen oder unwilligen Kindern hat Eggers mit Filmen gemacht: Bereits beim Abholen in den Operationssaal bekommen die Kinder ein Smartphone oder Tablet-PC, worauf ein bei Kindern beliebter Trickfilm läuft. Die Eltern verabschieden sich anschließend kurz, dann bereitet der Anästhesist die Narkose vor. "Spätestens nach der Trennung von den Eltern hätten wir bei diesen schwierigen Kindern erwartet, dass sie sich schreiend und weinend wehren und wir daher die Narkose mit einer Maske einleiten müssen", so Eggers. Doch bei 20 von 25 Kindern war das nicht nötig: "Während sie wie gebannt den Film schauten, konnten wir sie problemlos an den Überwachungsmonitor anschließen." Um die Schmerzen des Einstichs zu lindern, trugen die Ärzte zuvor eine Creme mit einem lokal wirksamen Anästhetikum auf die Haut auf. "Meist haben die Kinder die Venenpunktion nicht einmal bemerkt oder kommentiert", berichtet Eggers. Die gleichen positiven Erfahrungen haben Anästhesisten in Münster gemacht.

"Um Kindern eine Anästhesie so angenehm wie möglich zu gestalten, sollten wir diese Ergebnisse berücksichtigen und den positiven Effekt der Medien häufiger nutzen", erklärt Professor Dr. med. Hugo Van Aken, Generalsekretär der DGAI. Das Aufklärungsgespräch vor der Operation stehe aber an erster Stelle. "Es soll kindgerecht durch denjenigen Anästhesisten geführt werden, der auch die Narkose übernimmt", rät der Direktor der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin der Universitätsklinik Münster. Außerdem helfen Medikamente, Kinder vor der Narkose zu beruhigen und Schmerzen zu lindern.

Für eine optimale Narkosevorbereitung empfiehlt die DGAI, alle Möglichkeiten auszuschöpfen - von der anästhetisierenden Creme bis zum kindgerechten Trickfilm. Denn nur so könnten den kleinen Patienten schlechte Erfahrungen im Krankenhaus erspart bleiben. Der Einsatz moderner Medien sollte dabei in Zukunft als Hilfsmittel bedacht werden. Der wissenschaftliche Arbeitskreis Kinderanästhesie der DGAI hat für Eltern eigens eine Broschüre entwickelt, die über Vorbereitung, Ablauf und Sicherheit einer Anästhesie bei Kindern informiert. Interessierte können sie bei der DGAI bestellen.


Quelle:
Eggers M. et al. Erfahrungsbericht aus der Praxis - Einsatz moderner Medien in der Kinderanästhesie.
Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2011; 46: 618-619


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Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI)
Pressemitteilung vom 21.12.2011
DGAI/BDA-Pressestelle, Anna Voormann
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Dezember 2011