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KINDER/382: Knochenbrüche bei Kindern richtig behandeln (DGKCH)


Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) - 5. September 2012

Ob Skate- oder Snowboard: Trendsportarten sind unfallträchtig

Knochenbrüche bei Kindern richtig behandeln



Berlin/Hamburg, August 2012 - Bei Kindern und Jugendlichen beliebte Trendsportarten wie Downhill-Biken, Snowboarden oder auch Trampolinspringen führen sehr häufig zu Knochenbrüchen. Doch die Therapie dieser Frakturen im Wachstumsalter birgt Fehlerquellen, nicht selten kommt es im Anschluss zu Klagen. Um Behinderungen und Schiefstellungen zu vermeiden, sollten Knochenbrüche von Kinderchirurgen behandelt werden, darauf weisen Experten im Vorfeld der 50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) in Hamburg hin. Der Kongress findet vom 13. bis 16. September 2012 im CCH in Hamburg statt.

Kinder und Jugendliche brechen sich ihre Knochen häufiger als Erwachsene. Bei Mädchen ereignen sich drei Viertel der Frakturen vor dem neunten Lebensjahr, bei Jungen bis zum Alter von zwölf Jahren. Mit 50 bis 75 Prozent sind die Arme gegenüber den Beinen am häufigsten betroffen. Letzteres gilt für nahezu jede Sportart: "Am häufigsten beobachten wir ellbogennahe Knochenbrüche sowie Frakturen der Unterarme in Nähe des Handgelenks" berichtet Professor Dr. med. Lucas Wessel, Chefarzt der Kinderchirurgischen Klinik der Universitätsmedizin Mannheim. Im Winter steige die Häufigkeit von Unterschenkel- und Sprunggelenksfrakturen, vor allem durch Snowboard-Unfälle.

Trotz der Vielfalt der Sportarten entstehen Verletzungen und Frakturen im Kindesalter nach einem gleichbleibenden Muster, sagt Professor Wessel. "Es ist nicht so, dass mit neuen Sportarten völlig neue Verletzungstypen auftreten. Vielmehr gehen bestimmte Sportarten mit mehr oder weniger ernsten Verletzungen einher". Gerade das große Trampolin berge ein hohes Verletzungsrisiko, wenn es von mehr als einem Kind gleichzeitig benutzt werde, so der Experte. Katapulteffekte führen hier zu Zusammenstößen, durch die leichtere Springer besonders gefährdet sind. Dabei kommt es immer wieder zu komplizierten Brüchen aber auch zu Schädelverletzungen, die mit Hirnblutungen einhergehen können.

Während im Erwachsenenalter fast alle Brüche operiert würden, sei das bei Kindern keinesfalls immer notwendig. Denn nahe der Wachstumsfugen korrigiere der Knochen etwaige Fehlstellungen selbst, indem er weiter wächst: Hier genüge oft ein Gips und regelmäßige Frakturkontrollen als Therapie. Eine Operation ist dann mitunter nicht notwendig. "Es muss jedoch genau unterschieden werden, an welcher Gliedmaße und in der Nähe welcher Wachstumsfuge die Verletzung liegt", betont Wessel. Die Situation jeweils richtig einzuschätzen erfordere Expertenwissen und Erfahrung vom Arzt. Dies zeigen auch die hohen Fehlerquoten im Zusammenhang mit Frakturbehandlungen im Wachstumsalter: Klagen von Eltern und Patienten werden hier überdurchschnittlich häufig anerkannt.

Vorbeugen sei besser als Heilen, mahnt der Knochenexperte. "Kinder sind sich ihres Verletzungsrisikos oft nicht bewusst". Studien aus Österreich zeigen, dass frühe Risiko-Aufklärung in den Schulen und das Tragen von Schutzkleidung zu einer Abnahme ernster Verletzungen bei Schulkindern führen.


Terminhinweis

50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH)
13.-16. September 2012, CCH-Congress Center Hamburg

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Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH)
Pressestelle, Dr. Adelheid Liebendörfer und Corinna Spirgat
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-173, Fax: 0711 8931-167
E-Mail: liebendoerfer@medizinkommunikation.org
Internet: www.dgkch.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. September 2012