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NOTFALL/281: Reanimation rettet Leben - Die DIVI fordert mehr Schulungen und Aufklärung (idw)


Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e. V. - 18.11.2013

Reanimation rettet Leben - Die DIVI fordert mehr Schulungen und Aufklärung



Rund 70.000 Menschen erleiden hierzulande jedes Jahr einen tödlichen Herzstillstand obwohl Wiederbelebungsmaßnahmen durch den Rettungsdienst durchgeführt werden. Bis zu 10.000 von ihnen müssten nicht sterben, wenn sie rechtzeitig Hilfe bekämen. "Wir können es nur vermuten: Die meisten Menschen haben wohl zu große Angst davor, eine Reanimation durchzuführen, weil sie glauben es nicht zu können oder es falsch zu machen", sagt Professor Bernd Böttiger, Referent beim DIVI Kongress 2013. "Dabei kann man gar nichts falsch machen, nur Gutes tun und Leben retten."

Die Deutschen sind ein hilfsbereites Volk. Wenn irgendwo auf der Welt eine schlimme Katastrophe geschieht, spenden sie großzügig Geld. Doch wenn jemand in ihrer Gegenwart einen Kreislaufstillstand erleidet, sind nur 15 bis 18 Prozent der Menschen bereit Erste Hilfe zu leisten. Zum Vergleich: In Holland oder in Skandinavien liegt die Ersthelferrate bei über 60 Prozent. "Die Menschen helfen vor allem deswegen nicht, weil sie nicht genau wissen, was sie tun sollen", erklärt der Experte, der auch Direktor der Klinik für Anästhesiologe und Operative Intensivmedizin am Universitätsklinikum Köln ist. "Sie wollen die Betroffenen in die stabile Seitenlage bringen oder glauben, eine Mund-zu-Mund-Beatmung machen zu müssen. Dabei ist das Beatmen gar nicht unbedingt nötig, denn allein mit einer einfachen Herzdruckmassage kann der Restsauerstoff im Blut zirkulieren und so bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes die Überlebenswahrscheinlichkeit entscheidend erhöhen."

Vorbild Dänemark: Der Regierung unseres nördlichen Nachbarstaates ist es durch eine Reihe von Maßnahmen gelungen, die Zahl der kardiovaskulären Reanimationen durch Laien bei einem Herzstillstand deutlich zu erhöhen. Seit 2005 finden in Dänemark Erste-Hilfe-Kurse schon in Grundschulen statt. Führerscheinbewerber müssen ihre Ersthelferbefähigung nachweisen. Außerdem wurden 150.000 kostenlose Broschüren verteilt, in denen um die Teilnahme an Reanimationskursen geworben wurde. Eine Öffentlichkeitsarbeit, die Wirkung zeigte: Die Zahl der Patienten, die vor dem Eintreffen eines Rettungswagens durch einen Laien reanimiert wurden, hat sich seither verdoppelt. Mit der Initiative "Ein Leben retten - 100 Pro Reanimation" der Stiftung Deutsche Anästhesiologie soll jetzt auch in Deutschland die Zahl der Menschen, die beherzt eingreifen wenn es nötig ist, erhöht werden. "Denn auch ohne Ersthelferkenntnisse ist es einfach, ein Leben zu retten", sagt Professor Böttiger.

Die Devise lautet: Prüfen, Rufen, Drücken! Zunächst gilt es zu prüfen, ob ein Mensch wirklich bewusstlos ist. Das geht durch schütteln, zwicken oder ansprechen. "Wenn der Betroffene nicht reagiert, sollte man das Ohr ganz nahe über der Nase halten, um Atemzüge spüren zu können", so der DIVI-Experte. "Wenn man zusätzlich noch eine Hand auf den Brustkorb legt, kann man feststellen, ob sich der Brustkorb hebt und senkt." Ist dies nicht der Fall, schnellstes selbst 112 wählen und den Notarzt rufen oder jemand anderen darum bitten. Dann sofort mit der Herzdruckmassage beginnen. "Dazu in der Mitte des Brustkorbs die Handflächen aufdrücken und mindestens hundertmal in der Minute drücken", erklärt Professor Böttiger. Dabei nicht zu vorsichtig sein, denn die Maßnahme bringt nur etwas, wenn man den Brustkorb etwa fünf bis sechs Zentimeter tief eindrückt. Dazu ist schon ein ordentlicher Krafteinsatz nötig. Wichtig ist dabei, möglichst bis zum Eintreffen der Rettungskräfte keine Pause machen. Sind mehrere Personen anwesend, sollte man sich abwechseln. Eine Mund-zu-Mund-Beatmung ist nicht essentiell, dies dürfte viele Menschen erleichtern. Nur wer sie beherrscht sollte sie auch anwenden, denn sie kann die Überlebenschancen weiter verbessern. Aber am wichtigsten ist die heftige Herzmassage. Mehr Informationen dazu unter www.einlebenretten.de im Internet. Dass es bezüglich Erste Hilfe und Reanimation in Deutschland einen großen Nachholbedarf gibt, zeigt auch eine aktuelle Studie der Universität Lübeck. 90 Prozent der Befragten zwischen 20 und 80 Jahren gaben zwar an, schon mal einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht zu haben - im Durchschnitt lag dieser aber schon über 16 Jahre zurück. Deshalb unterstützt die DIVI auch die Initiative "Ein Leben retten - 100 Pro Animation". Dazu der diesjährige Kongresspräsident Professor Gernot Marx: "Leben retten kann so einfach sein, deshalb ist die Aufklärung, die auch schon in Schulen beginnen sollte, so wichtig."

DIVI Kongress 2013

Das Thema "Reanimation" ist eines der Schwerpunktthemen des 13. Kongresses der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, der vom 04. bis zum 06.12.2013 im Congress Center Leipzig stattfindet. Das Motto lautet in diesem Jahr "Innovation trifft Kompetenz". Dazu Professor Gernot Marx: "Die Innovation in der Intensiv- und Notfallmedizin ist geprägt von einer sprudelnden Vielfalt und spannt den Bogen von der Telemedizin bis zur psychologischen Langzeitbetreuung von Patienten und Angehörigen. Wir freuen uns darauf, diese und andere Themen in Theorie und Praxis ausgiebig zu erörtern." Ein besonderer Höhepunkt ist der DIVI Charity Lauf, dessen Erlös an die Organisation "Kinderhilfe Organtransplantation - Sportler für Organspende e.V." geht. Schirmherr des Laufes ist der Olympiasieger im Gehen Hartwig Gauder, der selbst seit 1997 ein Spenderherz hat. Herr Gauder wird neben Professor Gernot Marx und der DIVI-Präsidentin Professor Elke Muhl am diesjährigen Pressegespräch teilnehmen. Bitte merken Sie sich folgenden Termin vor: 5. Dezember von 11.00 - 12.00 Uhr (Bankettraum 3). Interviewanfragen richten Sie bitte vorab an: pressestelle@divi-org.de.


Ihre Ansprechpartnerin:
Larissa Vogt
Pressesprecherin
Luisenstraße 45
10117 Berlin
E-Mail: pressestelle@divi-org.de


Weitere Informationen finden Sie unter

http://www.divi.de
Homepage der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI)

http://www.divi2013.de
Webauftritt des 13. Kongresses der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI)

Zu dieser Mitteilung finden Sie Anhänge unter:
http://idw-online.de/de/attachment30957
PDF Pressemitteilung DIVI 18112013


DIVI weltweit einzigartig
Die 1977 gegründete DIVI ist ein weltweit einzigartiger Zusammenschluss von mehr als 2000 Anästhesisten, Neurologen, Chirurgen, Internisten, Kinder- und Jugendmedizinern sowie Fachkrankenpflegern und entsprechenden Fachgesellschaften: Ihre fächer- und berufsübergreifende Zusammenarbeit und ihr Wissensaustausch machen im Alltag den Erfolg der Intensiv- und Notfallmedizin aus. Insgesamt bündelt die DIVI damit das Engagement von mehr als 30 Fachgesellschaften und persönlichen Mitgliedern.

Die Experten der DIVI:
Professor Gernot Marx ist Gründungsmitglied der Sektion Systemische Inflammation und Sepsis bei der DIVI. Er arbeitet als Direktor der Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care am Universitätsklinikum der RWTH Aachen.
Professor Bernd Böttiger ist Delegierter in der DIVI-FB sowie Direktor der Klinik für Anästhesiologe und Operative Intensivmedizin am Universitätsklinikum Köln.


Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1527

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e. V.
Larissa Vogt, 18.11.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. November 2013