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BILDUNG/836: Gesundheitsinformatik - Studium zwischen Skalpell und Festplatte (idw)


Hochschule Konstanz - 27.05.2013

Studium zwischen Skalpell und Festplatte: Gesundheitsinformatik



Mehr als vier Millionen Menschen arbeiten in Deutschland im Gesundheitswesen. Sie alle sind auf IT angewiesen. Informatiker, die die Sprache der Akteure verstehen und den speziellen Bedarf des Gesundheitswesens bedienen können, sind dringend gesucht. Der Studiengang Gesundheitsinformatik an der Hochschule Konstanz - Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) will diesen Bedarf decken. Der Bachelor-Studiengang, der zum Wintersemester 2012/2013 startete, ist in seiner Spezialisierung ein Exot im Studienangebot in der Bundesrepublik.

Das sieben Semester umfassende Bachelor-Studium Gesundheitsinformatik vermittelt ein breites Fachwissen der Informatik und deren spezifischen Einsatz im Gesundheitssektor sowie Kenntnisse betriebswirtschaftlicher Prozesse. So werden beispielsweise neben Software-Entwicklung und IT-Controlling auch Medizininformatik und E-Health, Gesundheitsökonomie wie auch rechtliche Grundlagen zu Datenschutz und Sozialrecht gelehrt. Die Studieninhalte sind stark an den Bedürfnissen der potentiellen Arbeitgeber orientiert. Ein Expertengremium aus Kliniken, Pflegeeinrichtungen und Medizintechnikherstellern der Region Bodensee hat bei der Ausgestaltung des Studiengangs mitgewirkt.

Der Start zum Wintersemester 2012/13 war sehr erfolgreich: Unter den ersten Studienanfängern befanden sich neben Abiturienten auch Studierende, die bereits eine Ausbildung absolviert haben, sei es im IT-Bereich oder in der Krankenpflege, dem Rettungsdienst oder der Arztpraxis. Sie wissen, wie stark die IT im Gesundheitswesen eingesetzt wird und wie dringend innovative Lösungen gebraucht werden. "Unser Arbeitsfeld liegt dort, wo die IT die Prozesse im Gesundheitswesen unterstützen kann", sagt Studiengangsleiter Prof. Dr. Stefan Sohn, zur Beschreibung des künftigen Tätigkeitsfelds seiner Studierenden.

Schon im Studium wird Erlerntes in der Praxis angewandt: Im "Mobile Lab" entwickeln die Studierenden "Apps" (Anwendungsprogramme für Smartphones oder Tablet-PCs), mit denen beispielsweise Ärzte beim Hausbesuch am Krankenbett ihrer Patienten am Tablet-PC arbeiten oder Pfleger des mobilen Sozialdienstes ihre Leistungen noch während des Besuches eines Pflegebedürftigen dokumentieren können.

In einem "MediLab" findet sich die Grundausstattung einer Arztpraxis. Mit Hilfe von Lungenfunktions-, Herzfrequenz- und Herzrhythmus-, Sauerstoff- und Blutzuckermessungen usw. entwickeln die Studierenden verschiedenste Anwendungen von der Vernetzung mit Programmen bis zur 24-Stunden-Funk-Überwachung. Studierende haben somit bereits vor dem integrierten Praxissemester die Möglichkeit, Kontakte zu potentiellen Arbeitgebern zu knüpfen.

"Ich fühle mich in diesem Studiengang sehr wohl. Wir lernen hier, welchen Beitrag die Informatik für eine bessere medizinische Behandlung leisten kann", betont Alban Krasniqi, der als Neffe eines Arztes auf den Studiengang aufmerksam geworden war. Bedenken, dass die zunehmende Technik die Medizin entpersonalisiere, hat er nicht. Ganz im Gegenteil ist er davon überzeugt: "Die Informatik kann Ärzte und Pflege entlasten, um mehr Zeit für den Patienten zu haben."

Konkret können zum Aufgabenspektrum von Gesundheitsinformatikern zählen: Die nutzerorientierte Herstellung bzw. Anwendung von Systemen unter Einhaltung rechtlicher Grundlagen, die Einführung und Betreuung telemedizinischer Infrastrukturen, Bildverarbeitung, klinische Informationssysteme, die Abbildung und Unterstützung klinischer Prozesse mit Hilfe der IT, der Betrieb von Rechenzentren, IT-gestützte Qualitätssicherung, Optimierung gesundheitsökonomischer Prozesse und mehr. Mit ihren speziellen Kenntnissen können die Gesundheitsinformatiker einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, Arbeitsabläufe effizienter zu gestalten. Potentielle Arbeitgeber sind sowohl Hersteller von Medizintechnik oder -Software wie auch Anwender von Kliniken bis zu Krankenkassen. Auch Beratungsunternehmen, Verbände oder die Politik haben Bedarf an Gesundheitsinformatikern. Wie begehrt sie sein werden, haben die Erstsemester des Studiengangs bereits bei einem Rundgang auf der IFAS in Zürich, einer Fachmesse für den Gesundheitsmarkt, am eigenen Leib erfahren. Der Tenor der meisten Anbieter lautete: "Melden Sie sich bitte bei uns, sobald Sie in einen Praktikums- oder Arbeitsplatz einsteigen können".


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.htwg-konstanz.de/gib

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/de/image204124
Szene aus dem Medi-Lab: Die Studierenden des Studiengangs Gesundheitsinformatik lernen am eigenen Leib die Funktionsweise medizinischer Gerätschaften und die Vernetzung mit der IT kennen. Hier wird gerade eine Lungenfunktionsmessung (Spirometrie) durchgeführt.

Gesundheitsinformatik an der HTWG:
Im Bachelor-Studiengang Gesundheitsinformatik an der HTWG stehen jährlich zum Wintersemester 42 Plätze zur Verfügung. Der Studiengang umfasst sieben Semester (zwei Semester Grundstudium/Assessmentsemester und fünf Semester Hauptstudium). Das integrierte praktische Studiensemester ist im 5. Semester zu erbringen.
Voraussetzung für die Zulassung zum Studium ist das Abitur bzw. die Fachhochschulreife oder ein äquivalenter Abschluss. Vorkenntnisse im Programmieren sind nicht erforderlich. Teile des Studiums können im Ausland, zum Beispiel an einer Partnerhochschule der HTWG, vollzogen werden. Es ist auch möglich, das praktische Studiensemester oder die Bachelorarbeit im Ausland zu absolvieren.
Bewerbungsschluss für das Wintersemester ist der 15. Juli 2013.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution64

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Hochschule Konstanz, Anja Wischer, 27.05.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Mai 2013