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ERNÄHRUNG/1293: Nationale Verzehrstudie - Armut als Ernährungsrisiko (idw)


Universität Hohenheim - 11.09.2014

Mangelernährung: Armut birgt Risiko für Übergewicht und Adipositas

Mangelernährung in Schwangerschaft und Kindheit begünstigt die Entstehung von Erkrankungen im Erwachsenenalter / Fachtagung an der Universität Hohenheim



Knapp ein Fünftel der Kinder in Deutschland lebt an der Armutsgrenze. Dies bedeutet ein Risiko für unausgewogene Ernährung. "Mangelernährung - sofern ohne sichtbare Krankheitszeichen, auch verborgener Hunger genannt - ist weltweit eine wesentliche Ursache für kindliche Entwicklungsstörungen. Dies ist besonders dann der Fall, wenn sie in der Schwangerschaft und den ersten zwei Lebensjahren besteht", erläutert Prof. Dr. Hans-Konrad Biesalski, Direktor des Food Security Centers und Leiter des Fachgebiets Biologische Chemie und Ernährungswissenschaften an der Universität Hohenheim anlässlich des Forums "Armut als Ernährungsrisiko" der Sektion BW der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Der Wissenschaftler forderte die rechtzeitige Erfassung der Risikogruppen, da es in Deutschland bislang an entsprechenden Untersuchungen über die Ernährungssicherheit von Kleinkindern in unterschiedlichen Einkommensgruppen fehle.

"Armut in Deutschland ist ein Thema, das viele nicht wahrhaben wollen. Aber auch bei uns klafft die Schere zwischen denen, die viel Geld besitzen und denen, die gar keines haben, immer weiter auseinander. Es ist also kaum verwunderlich, dass ein Leben am Existenzminimum auch Auswirkungen auf das Ernährungsverhalten haben kann", so Dr. Peter Grimm, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Ernährung Sektion BW (DGE-BW) und Honorarprofessor am Institut für Ernährungsmedizin der Universität Hohenheim.

Besseres Kita-Essen kann Unterschiede minimieren

Um Übergewicht und Adipositas von Kindern und Jugendlichen entgegenzuwirken, fordert Prof. Ulrike Arens-Azevedo von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Hamburg und Vizepräsidentin der DGE, mehr in die Qualität der Mahlzeiten in Kindertagesstätten und Schulen zu investieren. "Die Mahlzeiten haben einen unmittelbaren Einfluss auf die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit der Kinder", sagt Prof. Arens-Azevedo. Die sozioökonomischen Unterschiede bei den Familien, die sich auch in der Ernährung und dem Gesundheitszustand der Kinder manifestierten, könnten durch eine ausgewogene Verpflegung teilweise ausgeglichen werden.

Ernährungsbildung wichtig für bessere Gesundheit

Wie wichtig das Wissen um Ernährung ist, zeigt eine aktuelle Auswertung der Daten der Nationalen Verzehrstudie. "Ein geringes Einkommen führt bei entsprechender Schulbildung bzw. entsprechendem Ernährungswissen nicht zwangsläufig zu einem ungünstigen Lebensmittelverzehr", sagt Prof. Dr. Petra Lührmann von der Pädagogischen Hochschule in Schwäbisch Gmünd. Sie wies darauf hin, dass Ernährungsbildung einen bedeutenden Beitrag zur Gesundheitsförderung und zum Abbau von einkommensbezogenen Chancenungleichheiten im Bereich Ernährung und Gesundheit leisten könne. Im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz erhob die Nationale Verzehrstudie II 15 Monate lang das Ernährungsverhalten deutschsprachiger Personen im Alter zwischen 14 und 80 Jahren.

Text: A. Schmid / Klebs


Hintergrund: Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE)
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. mit Sitz in Bonn ist eine weitgehend öffentlich finanzierte Fachgesellschaft. Die Sektion Baden-Württemberg (DGE-BW) wird vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR) unterstützt und hat die Aufgabe, Ernährungsinformationen den Multipikatoren in Baden-Württemberg zur Verfügung zu stellen.

Link:
Sektion Baden-Württemberg der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V.:
http://www.dge-bw.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution234

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universität Hohenheim, Florian Klebs, 11.09.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. September 2014