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ERNÄHRUNG/1351: Botschaft für die Internationale Grüne Woche - Rote Karte für ungesunde Lebensmittel (diabetesDE)


diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe - 15. Januar 1016

Botschaft für die Internationale Grüne Woche:

Nationale Reduktionsstrategie 2016 als Chance betrachten:
Rote Karte für ungesunde Lebensmittel


Berlin, 15. Januar 2016 - Im Bundeshaushalt sind für 2016 zwei Millionen Euro für die Erarbeitung einer nationalen Strategie vorgesehen, die den Gehalt an Zucker und Salz in Fertigprodukten sowie eine reduzierte Aufnahme von gesättigten Fetten bewerkstelligen soll (1). Anlässlich der Internationalen Grünen Woche in Berlin (15.1. - 24.1.2016) fordert die Organisation diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe das Bundesernährungsministerium (BMEL) auf, die Reduktionsstrategie als Chance zu sehen, sich mit Lebensmittelindustrie und -handel auf nachhaltige Maßnahmen zu einigen. Ziel muss es sein, eine signifikante Senkung der Gehalte an Zucker, Salz und auch gesättigten Fetten auf Produktebene in kurzen Zeiträumen zu erreichen. Lebensmittel mit hohen Gehalten dieser kritischen Nährstoffe zählen zu den größten Risikofaktoren für nichtübertragbare Krankheiten, darunter auch Diabetes Typ 2. diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe fehlt ein Erfolg versprechendes Gesamtkonzept.

"Die teilweise noch populäre Auffassung, es gebe keine ungesunden Lebensmittel, ist ein Mythos, der zunehmend bröckelt. Eine ernst gemeinte Reduktionsstrategie muss ungesunden Lebensmitteln die rote Karte zeigen", so Prof. Dr. Thomas Danne, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe. "Lebensmittel mit hohen Gehalten an gesättigten Fetten, Zucker und Salz richten weltweit großen Schaden an, denn sie fördern die Entstehung nichtübertragbarer Krankheiten, darunter auch Diabetes Typ 2."

"Auch wenn es unbequem ist - die Internationale Grüne Woche ist der passende Anlass, jetzt über die Ausgestaltung der nationalen Reduktionsstrategie zu reden", ergänzt Elisabeth Schnellbächer, Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Diabetesberatungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD).

In Deutschland werden die direkten Kosten einer ungesunden Ernährung durch zuviel Fett, Zucker und Salz nach einer aktuellen Analyse von 2015 schon im Jahr 2008 mit fast 17 Mrd. Euro beziffert, für das Jahr 2019 sind 20 Mrd. Euro Kosten prognostiziert (2). Das Einsparpotential hätte bereits 2008 um die sieben Prozent der Behandlungskosten im Gesundheitswesen betragen - und hier sind indirekte Kosten noch gar nicht berücksichtigt.

Neben dem einzuschränkenden Marketing für ungesunde Lebensmittel, der Reduzierung von Portionsgrößen und einer verbraucherfreundlichen Nährwertkennzeichnung ist gemäß WHO die gesundheitsförderliche Verbesserung von Produktrezepturen eine Schlüsselmaßnahme zur Schaffung einer gesünderen Ernährungsumwelt (3, 4).

"Es ist höchste Zeit, dass die Lebensmittelindustrie nun in die Pflicht genommen wird, ihren Beitrag zu leisten. Dieses Potential muss auch Deutschland endlich nutzen", fordert Prof. Danne, Chefarzt am Kinderkrankenhaus AUF DER BULT, Hannover.

Das aktuelle Vorhaben der Bundesregierung, die auf freiwillige Maßnahmen seitens der Industrie setzt, erscheint denkbar zäh angelegt und lässt starke Widerstände auf verschiedenen Ebenen, unter anderem auf Seiten der Lebensmittelwirtschaft erahnen: Die auf EU-Ebene erarbeiteten Reduktionsziele im Hinblick auf Zucker und gesättigte Fette, an die sich die Bundesregierung bei der Ausarbeitung 2016 halten will, sind wenig ehrgeizig, wenig effektiv und auf lange Zeiträume angelegt. Zudem ist eine nachhaltige Finanzierung des "Minimierungsdialogs" über 2016 hinaus nicht gesichert.

Als Ziele der nationalen Reduktionsstrategie nennt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (1):

  • Salz: -16% in Produkten in vier Jahren
  • Gesättigte Fettsäuren "in der individuellen Diät": -5 Prozent in 4 Jahren
  • Zucker: - mind. 10 Prozent in Produkten in 5 Jahren

"Die Chance, die Prozentzahlen zur Reduktion zu erhöhen und international mit gutem Beispiel voran zu gehen, sollte jetzt genutzt werden", so Schnellbächer.


Quellen:

1) Antwort von Dr. Maria Flachsbarth, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeministerium für Ernährung und Landwirtschaft vom 18.12.2015 auf die "Kleine Anfrage der Abgeordneten Nicole Maisch, Kordula Schulz-Asche, Elisabeth Scharfenberg, Harald Ebner, Matthias Gastel, Friedrich Ostendorf und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zur Reduktionsstrategie Zucker, Fett und Salz in Fertigprodukten" vom 2.12.2015, Drucksache 18/6971

2) Meier, T; Senftleben, K; Deumelandt, P; Christen, O; Riedel, K; Langer, M: "Healthcare costs associated with an adequate intake of sugars, salt and saturated fat in Gremany: a health econometrical analysis"
PLOS ONE, DOI: 10.1371/journal.pone.0135990, Sep 9, 2015

s. auch Pressemitteilung der Uni Halle vom 15.09.015:
"Studie: Ungesunde Ernährung kostet Gesundheitssystem jährlich 16,8 Milliarden Euro"
http://pressemitteilungen.pr.uni-halle.de/index.php?modus=pmanzeige&pm_id=2452
https://www.ernaehrungs-umschau.de/news/16-09-2015-ungesunde-ernaehrung-sorgt-fuer-kosten-in-milliardenhoehe/

3) WHO European Food and Nutrition Action Plan 2015-2020 (2014)
http://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0008/253727/64wd14e_FoodNutAP_140426.pdf

4) FAO/WHO: Conference Outcome Document: Framework for Action. Paper presented at: Second International Conference of Nitrition (ICN2), Oct. 2014, Rome, Italy


Kontakt:
VDBD e.V.
Dr. Gottlobe Fabisch
Geschäftsführerin
Habersaathstr. 31
10115 Berlin
fabisch@vdbd.de
www.vdbd.de

• Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e.V. (VDBD)

Wir sind eine Solidar- und Interessengemeinschaft von Diabetes-Beratern/innen DDG, Diabetes-Assistenten/innen DDG und weiteren qualifizierten Fachkräften, die sich gezielt für Menschen mit Diabetes mellitus und assoziierte Erkrankungen engagieren. Wir sind erfahrene Beratungs- und Schulungsprofis, deren Angebote sich an den aktuellen wissenschaftlichen Standards der Diabetologie und Pädagogik orientieren.


diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe ist eine gemeinnützige und unabhängige Dachorganisation, die Menschen mit Diabetes, Diabetesberater, Ärzte und Forscher vereint. Gemeinsam schaffen wir Öffentlichkeit für das Thema und vertreten die Interessen der Menschen mit Diabetes. Wir setzen uns für eine bessere Prävention, Versorgung und Forschung im Kampf gegen die Volkskrankheit Diabetes ein. Die Krankheit breitet sich auch in Deutschland rasch aus. 6 Millionen Menschen sind in Behandlung, und jeden Tag kommen fast 1000 Neuerkrankte hinzu.
Gegründet wurde diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) www.ddg.info und dem Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD) www.vdbd.de [1]. Die Selbsthilfe ist innerhalb von diabetesDE durch die selbstständige Selbsthilfeorganisation Deutsche Diabetes-Hilfe - Menschen mit Diabetes (DDH-M) www.ddh-m.de vertreten.

[1] http://www.vdbd.de/VDBD/index.php

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Quelle:
diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe, Pressestelle
Pressemitteilung vom 15. Januar 2016
Bundesgeschäftsstelle
Reinhardtstraße 14, 10117 Berlin
Telefon: +49 (0)30 201 677-0, Fax: +49 (0)30 201 677-20
E-Mail: presse@diabetesde.org
Internet: www.diabetesde.orgkrank


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Januar 2016

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