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FORSCHUNG/2850: Immunbiologe identifiziert neuen Schalter des Immunsystems (idw)


Universität Wien - 25.01.2013

Immunbiologe identifiziert neuen Schalter des Immunsystems



Die Forschungsgruppe von Pavel Kovarik an den Max F. Perutz Laboratories der Universität Wien und der Medizinischen Universität Wien identifizierte erstmals das Protein CDK8 als Regulator des Immunsystems. Die aktuell dazu publizierte Studie im renommierten Fachjournal Immunity ist das Ergebnis einer zehn Jahre andauernden Forschungsarbeit. Durch die Entdeckung von CDK8 eröffnen sich neue Möglichkeiten zur Therapie von Erkrankungen des Immunsystems.

Wichtiger Schalter für Immunantwort identifiziert

Der menschliche Körper hat komplexe Abwehrmechanismen entwickelt, um Infektionen durch Viren und Bakterien zu bekämpfen. Dazu zählt auch das Immunsystem, welches körperfremde Stoffe erkennt und beseitigt. Nun ist es ForscherInnen um Pavel Kovarik an den Max F. Perutz Laboratories (MFPL) der Universität Wien und der Medizinischen Universität Wien in Zusammenarbeit mit dem Team von Dylan Taatjes an der Universität Colorado gelungen, einen bisher unbekannten Schalter des Immunsystems zu identifizieren. Die im Fachjournal Immunity veröffentlichte Studie zeigt, dass das Protein CDK8 eine entscheidende Rolle in der Immunreaktion und im Kampf gegen Virusinfektionen spielt.

Forschung seit zehn Jahren

Stellt unser Körper eine Infektion fest, wird in unseren Immunzellen sofort mit der Produktion von Botenstoffen begonnen. Diese sogenannten Zytokine aktivieren Proteine der STAT-Familie, die eine zentrale Rolle bei der Regulierung der Immunreaktion des Körpers spielen. Sie stellen sicher, dass alle Mitspieler der Immunantwort in genau der richtigen Menge produziert werden, um Viren oder Bakterien erfolgreich zu bekämpfen, ohne den Körper selbst zu schädigen. "Unser Immunsystem ist ein faszinierendes Beispiel für die enorme Genauigkeit, mit der komplexe Prozesse in unserem Körper ablaufen", sagt Studienleiter Kovarik: "Vor vielen Jahren wurde festgestellt, dass STAT-Proteine nicht nur in der bereits bekannten Weise von Zytokinen reguliert werden, sondern diese auch einen neuartigen Mechanismus regulieren, der zur Markierung der STATs an einer bestimmten Stelle führt und eine Art molekularen Schalter darstellt." Erst nach über zehn Jahren sind die Forscher nun dem Protein CDK8 auf die Spur gekommen, das für diese spezifische Markierung verantwortlich ist. "Ohne CDK8 funktionieren auch die STATs nicht richtig und die Abwehr von Virusinfektionen ist beeinträchtigt", erläutert Kovarik.

Ein Angriffspunkt für Therapien

Diese bedeutende und überraschende Rolle von CDK8 macht das Protein als Angriffspunkt für die Behandlung von Erkrankungen des Immunsystems interessant. Kovarik erklärt: "Es gibt Fälle, in denen das Immunsystem 'verrückt' spielt, indem es entweder gar nicht auf körperfremde Substanzen reagiert, oder aber ohne Auslöser die Abwehrreaktion startet." Deshalb wird nun die Rolle von CDK8 bei diesen Krankheiten untersucht, um festzustellen, ob eine medikamentöse Blockade von CDK8 Menschen mit solchen Erkrankungen helfen kann.

Originalpublikation in "Immunity":
Joanna Bancerek, Zachary C Poss, Iris Steinparzer, Vitaly Sedlyarov, Thaddäus Pfaffenwimmer, Ivana Mikulic, Lars Dölken, Birgit Strobl, Mathias Müller, Dylan J Taatjes and Pavel Kovarik: CDK8 Kinase Phosphorylates Transcription Factor STAT1 to Selectively Regulate the Interferon Response. In: Immunity (2013).
DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.immuni.2012.10.017

Wissenschaftlicher Kontakt:
Dr. Pavel Kovarik
Max F. Perutz Laboratories
Department für Mikrobiologie, Immunbiologie und Genetik
Universität Wien
1030 Wien, Dr.-Bohr-Gasse 9
T +43-1-4277-546 08
pavel.kovarik@univie.ac.at

Rückfrage:
Dr. Lilly Sommer
Max F. Perutz Laboratories
1030 Wien, Dr.-Bohr-Gasse 9
lilly.sommer@univie.ac.at


Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:

http://idw-online.de/de/image192986
Immunbiologe Pavel Kovarik

http://idw-online.de/de/image192987
Schematische Darstellung der wichtigen Funktion von CDK8 in der Immunantwort


Die Max F. Perutz Laboratories (MFPL) sind ein gemeinsames Forschungs- und Ausbildungszentrum der Universität Wien und der Medizinischen Universität Wien am Campus Vienna Biocenter. An den MFPL sind rund 530 WissenschafterInnen in über 60 Forschungsgruppen mit Grundlagenforschung im Bereich der Molekularbiologie beschäftigt.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution84

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universität Wien, Alexandra Frey, 25.01.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Januar 2013