Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FAKTEN

FORSCHUNG/2862: Beginnt Dicksein im Gehirn? - Forschungsallianz nimmt Fahrt auf (idw)


Universität Leipzig - 12.02.2013

Beginnt Dicksein im Gehirn?

Forschungsallianz mit Leipziger Beteiligung nimmt Fahrt auf



Ab Februar 2013 beteiligt sich die Leipziger Universitätsmedizin an dem internationalen Großforschungsprojekt ICEMED. Über fünf Jahre wird sich ein Zusammenschluss von vier Helmholtz-Zentren sowie 14 Universitäten und Instituten aus Deutschland, Großbritannien und den USA mit der Bestimmung und Behandlung von umwelt- und übergewichtsbedingten Stoffwechselerkrankungen beschäftigen. Das Projektvolumen umfasst insgesamt 30 Millionen Euro.

Stoffwechselerkrankungen wie krankhaftes Übergewicht oder Typ2-Diabetes gehören zu den größten Herausforderungen moderner Gesundheitssysteme. Ihre Besorgnis erregende Ausbreitung wird absehbar schon in den kommenden Jahren in der westlichen Welt erstmals die Lebenserwartung senken. Die Helmholtz-Allianz "Visualisierung und Therapie umweltbedingter Stoffwechselerkrankungen", kurz ICEMED (von "Imaging und Curing Environmental and Metabolic Diseases"), führt deshalb Spitzenforscherinnen und -forscher auf dem Gebiet der Zivilisationskrankheiten zusammen. Gemeinsam sollen bislang unbekannte pathophysiologische Wirkmechanismen untersucht sowie Wirkstoffe zur Behandlung und Vorbeugung entwickelt werden. Die gebündelte Forschungsinitiative deckt die Spannbreite von der Grundlagenforschung bis zur klinischen Studie ab. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen Stoffwechselvorgänge im Gehirn.

Der Leipziger Forschungsbeitrag

Mit insgesamt 30 Millionen Euro Fördersumme verteilt auf 5 Jahre ist es weltweit eines der größten Forschungsprojekte im Bereich Biomedizin. Davon werden 1,6 Millionen Euro für Forschungsanteile an der Universität Leipzig zur Verfügung stehen. ICEMED hat die Hormonspezialisten Prof. Michael Stumvoll und Prof. Matthias Blüher sowie den Neuroimmunologen Prof. Ingo Bechmann in das Projekt berufen. Ihre Aufgabe wird sein, Signalmoleküle aus dem Fettgewebe und deren Wirkung im Gehirn zu identifizieren. Der Teilaspekt, wie unkontrollierbare Hungergefühle entstehen, wird auch in Kooperation mit Prof. Arno Villringer vom Leipziger Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften angegangen.

"In den letzten Jahren hat sich Leipzig zu einem Zentrum für Zivilisationserkrankungen entwickelt", freut sich Stumvoll. "Mit der Einbeziehung in ICEMED wird uns nun auch die wichtige nationale und internationale Anerkennung dafür zuteil." Seit knapp zwei Jahren verfügt die Leipziger Universitätsmedizin über ein Integriertes Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) AdipositasErkrankungen, außerdem über eine der wenigen großen Biobanken mit menschlichen Fettgewebsproben und über eine groß angelegte Bevölkerungsstudie zu Zivilisationserkrankungen (LIFE). "Die strake Orientierung am menschlichen System macht uns für ICEMED interessant, weil wir einzigartige Proben beisteuern können," sagt Ingo Bechmann, Leiter der Anatomie. "Beispielsweise ist Leipzig neben Paris und London der einzige europäische Ort, an dem aktuell seltene Fettstoffwechselstörungen mit dem neuen Medikament Leptin behandelt werden dürfen. Am Institut für Anatomie untersuchen wir außerdem eine gemeinsam mit dem Münchner Humboldt-Professor Matthias Tschöp entdeckte, durch fetthaltige Nahrung ausgelöste Entzündung im Gehirn. Heilt sie nach Umstellung der Ernährungsgewohnheiten ab oder bleiben dauerhafte Schäden?" - Alles Erkenntnisse, die in ICEMED einfließen werden. Gemeinsam mit dem Initiator und Sprecher der Initiative, Matthias Tschöp, hat die Leipziger Gruppe um Bechmann ganz aktuell durch Übergewicht hervorgerufene Veränderungen in der vegetativen Steuerzentrale des Gehirns, dem Hypothalamus, entdeckt, die eine dauerhafte Fehlfunktion erklären könnten.


Weitere Informationen:
Prof. Dr. Ingo Bechmann
Institut für Anatomie, Universität Leipzig
E-Mail: ingo.bechmann@medizin.uni-leipzig.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/de/image194343
Lange hat man sich das Fettgewebe als träge Speichermasse vorgestellt. Durch modernste Mikroskopietechnik sehen die Forscher am Leipziger Institut für Anatomie nun ins lebenden Fettgewebe und entdecken eine bunte, hochdynamische Welt.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution232

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universität Leipzig, Diana Smikalla, 12.02.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Februar 2013