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FORSCHUNG/3289: Abschaffung von Tierversuchen - Stellungnahme der Gesellschaft für Virologie (GfV)


Gesellschaft für Virologie - 8. Mai 2015

Europäisches Parlament berät über die Abschaffung von Tierversuchen

GfV hält kritisch kontrollierte Tierversuche derzeit für unverzichtbar und unterstützt den Einsatz alternativer Methoden


Ulm - Am 11. Mai wird im Europäischen Parlament über den Einsatz von Tierversuchen zu wissenschaftlichen Zwecken diskutiert. Anlass ist eine Petition, die die Aufhebung der Tierversuchsrichtlinie 2010/63/EU fordert mit dem langfristigen Ziel Tierversuche europaweit vollständig zu verbieten. Die Gesellschaft für Virologie (GfV) nimmt dazu jetzt in einem Brief an die Abgeordneten des Europäischen Parlaments Stellung.

"Es ist völlig unbestritten, dass sich immer mehr Fragen ohne Tierversuche lösen lassen", sagt Professor Dr. med. Thomas Mertens, Präsident der GfV vom Uniklinikum Ulm. Eine intensive Forschung an neuen Methoden, die den Ersatz von Tierversuchen verringern können, sei daher unabdingbar. "Virologen nehmen hierbei bereits eine Vorreiterrolle ein", so Mertens. Viele Experimente zur Virusvermehrung führen Wissenschaftler inzwischen in Zellkultursystemen durch. Neue Therapieansätze entwickeln sie beispielsweise auch mithilfe von Computer-Modellen. "Dennoch wird es auf absehbare Zeit nicht möglich sein, Tierversuche vollständig zu ersetzen," so der Präsident der GfV.

Bekannte und neu auftretende Viren stellen auch in Zukunft eine lebensbedrohliche Gefahr für die weltweite Bevölkerung dar, wie der Ebola-Ausbruch in Westafrika erst kürzlich mit etwa 11.000 Toten zeigte. Dieser Bedrohung könne man nur mit intensiver Forschung an Medikamenten und Impfstoffen entgegentreten. "Die Entwicklung neuer Therapeutika und Impfstoffe müssten wir ohne Tierversuche jedoch nahezu vollständig einstellen", warnt Mertens. Virologen in Europa müssten bei Infektionserkrankungen und Epidemien untätig zusehen. "Wir wären auf die Erkenntnisse aus anderen Ländern angewiesen, die wissenschaftliche Tierversuche zulassen", so Mertens.

Über die Konsequenzen und Forderungen der Gesellschaft für Virologie zur Abschaffung von Tierversuchen zu wissenschaftlichen Zwecken erfahren Sie mehr in dem aktuellen Schreiben der Fachgesellschaft an die Abgeordneten des Europäischen Parlaments.

Die Gesellschaft für Virologie vertritt als wissenschaftliche Fachgesellschaft mehr als 1000 Ärzte, Tierärzte und Naturwissenschaftler in Deutschland, Österreich und der Schweiz, deren Aufgabe die Erforschung und Bekämpfung von Viruskrankheiten ist.

Weitere Informationen:
Gesellschaft für Virologie:
www.g-f-v.org

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Quelle:
Gesellschaft für Virologie
Pressestelle
Kathrin Gießelmann
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Internet: www.g-f-v.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Mai 2015

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