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FORSCHUNG/3624: Der Evolution des Immunsystems auf der Spur (idw)


Charité / Universitätsmedizin Berlin - 08.12.2016

Der Evolution des Immunsystems auf der Spur


Bei der Produktion entzündungshemmender Botenstoffe spielt ein Enzym des Fettsäurestoffwechsels mit der Bezeichnung ALOX15 eine entscheidende Rolle. Dieses Enzym hat sich im Laufe der Säugetierevolution sowohl strukturell als auch funktionell verändert. Wissenschaftler der Charité - Universitätsmedizin Berlin haben nun herausgefunden, dass die menschliche Form des Enzyms eine deutlich höhere Kapazität zur Synthese dieser Botenstoffe entwickelt hat als die entsprechende Variante niederer Primaten. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass die strukturellen Veränderungen des Enzyms darauf ausgerichtet sind, Entzündungen besser zu kontrollieren und den Heilungsprozess zu beschleunigen.

Die Wissenschaftler um Prof. Dr. Hartmut Kühn, Leiter des Labors Lipoxygenaseforschung am Institut für Biochemie der Charité, haben zunächst unterschiedliche Ausprägungen des AOLX15-Enzyms verschiedener Säugetierarten verglichen. Sie fanden strukturelle Unterschiede zwischen den Enzymen niederer Säugetiere und höher entwickelter Primaten, wie Schimpansen, Orang-Utans und Menschen. Um die sich daraus ableitenden funktionellen Konsequenzen der Strukturunterschiede zu analysieren, exprimierten die Forscher die verschiedenen Enzyme als rekombinante Proteine mit Hilfe von Bakterien. "So konnten wir die Enzyme hinsichtlich ihrer funktionellen Eigenschaften charakterisieren. Dabei hat sich gezeigt, dass die Kapazität des Enzyms zur Herstellung entzündungshemmender Botenstoffe, sogenannter Lipoxine, bei niederen Säugetieren deutlich geringer war", erklärt Prof. Hartmut Kühn.

Eine Entzündung ist Ausdruck einer Immunantwort, die für das Überleben entwickelter Säugetiere in der Auseinandersetzung mit der Umwelt von großer Bedeutung ist. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Veränderungen der funktionellen Eigenschaften des ALOX15-Enzyms während der späten Primatenevolution darauf ausgerichtet waren, die Heilungsphase einer Entzündungsreaktion besser zu kontrollieren und damit zu optimieren", ergänzt Prof. Kühn.

Die Ergebnisse der Studie sind in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences* veröffentlicht.


Kontakt:
Prof. Dr. Hartmut Kühn
Institut für Biochemie
Charité - Universitätsmedizin Berlin
hartmut.kuehn@charite.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://Institut für Biochemie
https://biochemie.charite.de/forschung/lipoxygenaseforschung/

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution318

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Charité - Universitätsmedizin Berlin, Dr. Julia Biederlack, 08.12.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Dezember 2016

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