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GESUNDHEIT/1067: Solarium - Die unterschätzte Gefahr (Magazin der Deutschen Krebshilfe)


Magazin der Deutschen Krebshilfe, Ausgabe Nr. 2/2012

Solarium: Die unterschätzte Gefahr

Im Ernstfall Hautkrebs



Bonn (tl) - Braun werden. Sich gut fühlen. Betreiber von Solarien versprechen genau das, um Kunden auf die Sonnenbank zu locken. Mareike war eine von ihnen: Jahrelang ging sie mindestens einmal pro Woche ins Solarium und setzte sich künstlichen UV-Strahlen aus. Die Quittung: Hautkrebs. Ein unnötiges Risiko, das vermeidbar gewesen wäre.


Mareike wischt sich mit dem Arm über die Stirn, nimmt die Hacke in die Hand und stochert zwischen den Steinen herum. Das Unkraut muss raus. Den halben Gartenweg hat sie schon geschafft, aber jetzt wird sie unterbrochen: Larissa, ihre zwei Jahre alte Tochter, ist zum Spielen in den Garten gekommen. "Mama", ruft sie und strahlt ihre Mutter an. Mareike nimmt sie in den Arm, die beiden kuscheln.

Die 35-Jährige genießt es, in der Natur zu sein, in ihrem Garten, bei ihrer Familie. Trotzdem müssen sich Mutter und Kind vor den UV-Strahlen der Sonne schützen. Früher waren Mareike Sonnencremes, Hüte, T-Shirts und Sonnenschirme egal, ohne Schutz lag sie stundenlang im Garten oder im Urlaub am Strand. "Ich wollte aber auch im Winter braun sein, das fand ich total schön", sagt sie. Jahrelang ging Mareike daher ein Mal pro Woche ins Solarium, "knackig aussehen" war die Devise. Bei einer Routineuntersuchung diagnostizierte der Hausarzt dann Hautkrebs - malignes Melanom, eine besonders bösartige Variante. Für Mareike ein Schock. "Meine Welt ist an diesem Tag zusammengebrochen", erzählt sie.

Wohldosiert sind UV-Strahlen für den Körper lebensnotwendig. Sie bilden Vorstufen von Vitamin D, das mit für den Knochenaufbau sorgt. Dem Menschen genügt schon eine geringe Menge UV-Strahlen, abhängig von Alter und Jahreszeit sind 10 bis 30 Minuten Tageslicht pro Tag auf Gesicht und Hände ausreichend. Zu viel Strahlung - auch schon in den Frühlingsmonaten - kann die Erbinformations-Ketten in den Hautzellen schädigen. Und nicht immer gelingt es dem Körper, Defekte vollständig zu reparieren. Im schlimmsten Fall führt das zu Hautkrebs, mit insgesamt rund 224.000 jährlichen Neuerkrankungen die häufigste Krebsart in Deutschland. Allein 26.000 Menschen davon erkranken jährlich am besonders gefährlichen schwarzen Hautkrebs.

Wer zusätzlich zur Sonne künstliche UV-Strahlung aus dem Solarium nutzt, steigert sein Hautkrebsrisiko enorm. Denn die Strahlenstärke ist im Solarium so intensiv wie die der Sonne mittags am Äquator. 2009 stufte die Internationale Krebsagentur (IARC) Solarien daher in die höchste Kategorie für krebsauslösende Stoffe ein. Damit sind die Geräte zur künstlichen Bräune genau so gefährlich wie Tabak oder Asbest. Die Deutsche Krebshilfe warnt: Wer bis zum 35. Lebensjahr regelmäßig auf die Sonnenbank geht, erhöht sein Risiko, an einem malignen Melanom zu erkranken, um 200 Prozent.

Das Risiko hat Mareike - wenn auch unwissentlich - in Kauf genommen. Zum Glück wurde ihr Hautkrebs rechtzeitig entdeckt, regelmäßig muss sie jetzt zur Nachsorge. Nur wer konsequent zu den Nachsorge-Untersuchungen geht, kann das Risiko, nochmals an Hautkrebs zu erkranken, senken. Gefährdet ist Mareike aber immer noch - zu oft, zu regelmäßig war sie früher im Solarium. Auch ihre Tochter Larissa muss vorsichtig sein: Kinderhaut ist viel empfindlicher als die Haut von Erwachsenen, viel anfälliger für Sonnenbrand und bösartige Hauterkrankungen.

Mareike hat inzwischen gelernt, mit ihrer besonderen Gefährdung umzugehen. Schutz vor UV-Strahlen ist wichtig geworden in ihrem Leben. Und das möchte sie auch weitergeben: Sie legt die Hacke weg, nimmt Larissa an die Hand und geht mit ihr über den Gartenweg zurück ins Haus. "Unkraut jäten kann ich später, jetzt wird eingecremt", sagt sie und lacht. "Schließlich möchte ich ein Vorbild sein für meine Tochter."

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Im Ernstfall Hautkrebs

Professor Dr. Eckhard Breitbart, Ärztlicher Direktor des Dermatologischen Zentrums an den Elbekliniken Buxtehude, Mitglied des Fachausschusses 'Krebs-Früherkennung' der Deutschen Krebshilfe.

Warum unterschätzen viele Menschen die Hautkrebsgefahr, die vom Solarium ausgeht?

Um herauszufinden, ob Solarien Hautkrebs hervorrufen können, wurden Studien angefertigt. Das hat Jahre gedauert - Jahre, in denen die Menschen keine Verbindung zwischen Hautkrebs und Solarium gezogen haben. Hinzu kommt, dass die Solariumindustrie ihre Produkte als gesunde Alternative zur Sonnenstrahlung anpreist. Das ist natürlich Unsinn.

Wird die Situation durch die neuen gesetzlichen Vorgaben für Solarienbetreiber besser?

Vor 2009 haben Mädchen ab 13 Jahren ein Solarium besucht, Jungen ab 14 Jahren. 2009 gab es dann ein neues Gesetz, seit Januar 2012 greifen diese Verordnungen. Minderjährige dürfen nicht mehr ins Solarium, Krebs-Warnhinweise müssen angebracht sein, die Bestrahlungsstärke der Bräunungsgeräte wird reguliert. Außerdem soll es geschultes Personal geben. Das wird die Situation verbessern.

Wie lange darf ich mich der UV-Strahlung von Sonne und Solarium aussetzen?

Sehr hellhäutige Menschen mit dem Hauttyp I können ungeschützt zehn Minuten in die Sonne, bevor sie einen Sonnenbrand bekommen. Beim Hauttyp II sind es 15, beim Hauttyp III 20 bis 30 und beim Hauttyp IV 45 Minuten. Allerdings muss die Dosis, die zum Sonnenbrand führt, gar nicht erreicht werden, um Zellen nachhaltig zu schädigen. 30 Prozent reichen aus. Im Klartext: Schon bevor ich etwas empfinde, ist Schaden angerichtet, der im Ernstfall zu Hautkrebs führt.


Die Deutsche Krebshilfe hält Broschüren und DVDs bereit, um über die Gefahren von Sonne und Solarium aufzuklären.


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichte Abbildung der Originalpublikation:

Seitdem sie selbst an Hautkrebs erkrankt ist, weiß Mareike, dass sie auch die Haut ihrer Tochter schützen muss - am besten mit langer Kleidung und einer Sonnenmütze.

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Quelle:
Magazin der Deutschen Krebshilfe, Ausgabe Nr. 2/2012, Seite 4-5
Herausgeber: Deutsche Krebshilfe e.V.
Buschstraße 32, 53113 Bonn
Telefon: 0228/729 90-0, Fax: 0228/729 90-11
E-Mail: deutsche@krebshilfe.de
Internet: www.krebshilfe.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Juli 2012