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MELDUNG/017: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 08.12.09 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Intensive Betreuung für Patienten mit chronischer Herzschwäche
→  Gewinner der ersten europaweiten Ausschreibung
      "Herausragende Publikation der Neurowissenschaften" im Netzwerk NEURON.
→  Schnellstes CT der Welt - Zwei-Meter-Mann in fünf Sekunden gescannt

Raute

Universitätsklinikum Heidelberg - 07.12.2009

Intensive Betreuung für Patienten mit chronischer Herzschwäche

- Projekt HICMan verbessert die Versorgung
- Heidelberger Allgemeinmediziner erhält Qualitätsförderpreis

Wie können die empfohlenen Therapieleitlinien für Patienten mit chronischer Herzschwäche in der Hausarztpraxis umgesetzt werden? Wie sieht die Versorgungsrealität chronisch Kranker aus, und wie kann sie verbessert werden? Dr. Frank Peters-Klimm, Facharzt an der Abteilung für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung des Universitätsklinikums Heidelberg, hat ein Projekt initiiert und koordiniert, bei dem Patienten mit Herzschwäche zusätzlich zu den normalen Arztbesuchen von speziell geschulten Arzthelferinnen intensiv betreut wurden. Das strukturierte Case Management verbesserte die Lebensqualität der Patienten erheblich. Im Oktober 2009 erhielt das Projekt den mit 7.500,- Euro dotierten "Qualitätsförderpreis Gesundheit Baden-Württemberg".

Das Vorkommen der chronischen Herzinsuffizienz (Herzschwäche) nimmt mit steigendem Lebensalter zu, von den 65- bis 75-Jährigen sind bis zu 5 Prozent betroffen. Patienten mit Herzinsuffizienz sind in Deutschland zu mehr als 90% hausärztlich angebunden und werden gemeinsam mit Fachspezialisten versorgt. Die Patienten müssen oft viele Medikamente einnehmen. Ihr Gesundheitszustand befindet sich in einem labilen Gleichgewicht, das schnell entgleisen kann und dann zu wiederholten Krankenhausaufenthalten führt.

Leitlinien gut und schön - aber wie profitiert der individuelle Patient davon?

Dr. Frank Peters-Klimm ist nicht nur wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Versorgungsforschung, sondern auch praktizierender Hausarzt. Er erlebt täglich aus nächster Nähe, wie die Versorgungssituation chronisch Kranker wirklich ist, und wie vorgegebene Behandlungsleitlinien in der Praxis am besten umgesetzt werden können. Seine breit gefächerte Facharztweiterbildung zum Internisten und Allgemeinmediziner absolvierte Dr. Peters-Klimm größtenteils in der Schweiz. 2004 nach Deutschland zurückgekehrt, ergab sich für ihn die Möglichkeit, in den hausärztlichen Kooperations-Projekten des "Teilprojekts Lebensqualität des Kompetenznetzes Herzinsuffizienz" der Abteilung Psychosomatische u. Allgemeine Klinische Medizin des Universitätsklinikums Heidelberg mitzuarbeiten. Inzwischen ist er wissenschaftlicher Koordinator und Initiator zahlreicher Projekte im Bereich der Versorgungsforschung.

Das Projekt HICMan (Heidelberger hausarztbasiertes Case Management für Patienten mit Herzinsuffizienz)

Die Wissenschaftler entwickelten und evaluierten ein komplexes Case Management Programm für Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz. Dafür wurden 31 Medizinische Fachangestellte aus den teilnehmenden Hausarztpraxen zum "Case Manager" geschult. Ihre Aufgabe war es, die betreffenden Patienten zusätzlich zu den normalen Praxisterminen regelmäßig telefonisch zu kontaktieren und zu Hause aufzusuchen. Dabei erhoben sie diagnostische Messwerte, überprüften die Medikamenteneinnahme, stellten gezielte Fragen zum Krankheitsverlauf und achteten darauf, dass die Therapieempfehlungen eingehalten wurden. Sie meldete die ermittelten Ergebnisse an den Arzt zurück. Außerdem führten die Patienten ein Tagebuch und erhielten spezielles Informationsmaterial.

"Die teilnehmenden Ärzte und Arzthelferinnen hielten fast alle vorgeschlagenen Maßnahmen des Case Managements für durchführbar und sehr nützlich. Das Arzt- bzw. Arzthelferinnen-Patienten-Verhältnis verbesserte sich deutlich", erläutert Dr. Peters-Klimm. "Die Patienten waren besser versorgt, hatten eine bessere Lebensqualität und weniger soziale Einschränkungen. Sie entwickelten ein Bewusstsein dafür, dass sie selbst etwas für ihre Gesundheit tun können und zeigten auch ein messbar verbessertes krankheitsspezifisches Selbstsorgeverhalten." Das Konzept müsse weiterentwickelt werden, sei aber "für die Versorgung von chronisch Kranken prädestiniert, da der systematische Einbezug von Medizinischen Fachangestellten gem. dem Delegationsprinzip die Hausärzte entlasten kann, ohne die Kontinuität der Versorgung zu unterbrechen." Folgeprojekte zu praxisbasiertem Case Management bei chronisch Kranken mit hohem Risiko für ungeplante Krankenhausaufenthalte sind in Vorbereitung (PraCMan-Studie). Das HICMan-Projekt wurde im Rahmen des Kompetenznetzes Herzinsuffizienz vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Der "Qualitätsförderpreis Gesundheit Baden Württemberg"

Das Ministerium für Arbeit und Soziales Baden-Württemberg und die im Gesundheitsforum Baden-Württemberg beteiligten Institutionen loben seit 2002 jährlich den "Qualitätsförderpreis Gesundheit Baden-Württemberg" aus. Prämiert werden Projekte, die einen innovativen Beitrag zur Verbesserung der Qualität im Gesundheitswesen leisten. Die Robert Bosch Stiftung stellt hierfür in den Jahren 2007 bis 2011 das Preisgeld in Höhe von 15.000,- Euro zur Verfügung.

Literatur:

Doctors' assistants' views of case management to improve chronic heart failure care in general practice: a qualitative study.
Olbort R., Mahler C., Campbell S., Reuschenbach B., Müller-Tasch T., Szecsenyi J., Peters-Klimm F.
Journal of Advanced Nursing 2009, 65(4):799-808.

Physicians' view of primary care-based case management for patients with heart failure: a qualitative study.
Peters-Klimm F., Olbort R., Campbell S., Mahler C., Miksch A., Baldauf A., Szecsenyi J.
International Journal for Quality in Health Care 2009, 21(5):363-71.

Ansprechpartner:
Dr. Frank Peters-Klimm
Abteilung Allgemeinmedizin u. Versorgungsforschung
Universitätsklinikum Heidelberg
Voßstrasse 2, 69115 Heidelberg
Email: frank.peters@med.uni-heidelberg.de

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 7.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 40 Kliniken und Fachabteilungen mit 1.600 Betten werden jährlich rund 500.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.100 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.
www.klinikum.uni-heidelberg.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/pages/de/image105787
Frank Peters-Klimm, Abteilung Allgemeinmedizin u. Versorgungsforschung am Universitätsklinikum Heidelberg und praktizierender Hausarzt, wurde mit dem "Qualitätsförderpreis Gesundheit Baden-Württemberg" ausgezeichnet.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution665

Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg, Dr. Annette Tuffs, 07.12.2009

Raute

Projektträger im DLR - 07.12.2009

Gewinner der ersten europaweiten Ausschreibung "Herausragende Publikation der Neurowissenschaften" im Netzwerk NEURON

Als gemeinsame Aktion von 16 europäischen Förderorganisationen hat das ERA-Netz NEURON eine europaweite Preisausschreibung zu herausragenden Publikationen in den Neurowissenschaften initiiert. Die Initiative zielt darauf, junge Wissenschaftler unter 35 Jahren als Erstautoren besonders wichtiger Veröffentlichungen im Gebiet der krankheitsorientierten Neurowissenschaften zu würdigen. Dieser Preis war erstmalig im Mai 2009 ausgeschrieben worden. Aus einer ganzen Reihe von hoch qualifizierten Bewerbungen wurden im Rahmen einer internationalen Begutachtung nun zwei Veröffentlichungen und deren Erstautorinnen als Preisträger ausgewählt.

Heidi Nousiainen vom nationalen Institut für Gesundheit in Helsinki wurde für ihre Veröffentlichung im Journal Nature Genetics vom Februar 2008 als Hauptpreisträgerin ausgezeichnet. Ihre Arbeit handelt von einem Gendefekt, der zu einer Erkrankung von Motoneuronen des Fötus mit tödlichem Ausgang schon im Mutterleib führt.

Asya Rolls vom Weizmann Institut der Wissenschaften in Israel wurde für ihre Veröffentlichung im Journal Public Libraray of Science vom August 2008 ausgezeichnet. Sie arbeitet über die Rolle bestimmter Bestandteile der extrazellulären Matrix und der Zelloberfläche bei der Reparatur von Rückenmarksverletzungen.

Die Koordinatorin des NEURON Netzwerks Dr. Marlies Dorlöchter betonte: "Besonders erfreulich ist zum einen die hohe Qualität der eingereichten Arbeiten bei dieser internationalen Ausschreibung, aber auch die Auswahl der Preisträgerinnen. Sie belegt eindrucksvoll die Konkurrenzfähigkeit junger Wissenschaftlerinnen in der Hirnforschung." Die Preise sind mit jeweils 3000 Euro dotiert, die Preisverleihung findet im Rahmen eines NEURON Symposiums beim 7. Forum der Europäischen Neurowissenschaften (FENS) in Amsterdam am 5. Juli 2010 statt.

Die gemeinsame Fördermaßnahme wurde durch das Netzwerk NEURON (Network of European Funding for Neuroscience Research) durchgeführt. Die in diesem Netzwerk zusammengeführten 16 Ministerien und Förderagenturen bilden ein vom Projektträger im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (PT-DLR) im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) koordiniertes ERA-Netz. So heißen Verbünde aus Forschungsförderern, die von der Europäischen Kommission unterstützt werden, um zur Bildung eines Europäischen Forschungsraums (European Research Area) beizutragen. Die weiteren Netzwerkpartner gehören jeweils zu den wichtigsten Forschungsförderern ihres Landes. Es sind Institutionen aus England, Finnland, Frankreich, Israel, Italien, Luxemburg, Polen, Österreich, Rumänien, Schweden und Spanien.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.neuron-eranet.eu

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution459

Quelle: Projektträger im DLR, Petra Richter, 07.12.2009

Raute

Asklepios Kliniken Hamburg GmbH - 07.12.2009

Zwei-Meter-Mann in fünf Sekunden gescannt

Asklepios Klinik St. Georg verfügt über das schnellste CT der Welt

Hamburg, 07. Dezember 2009. In der Asklepios-Klinik Hamburg St. Georg ist heute der schnellste Computertomograf (CT) der Welt offiziell in Betrieb gegangen. Es ist der erste seiner Art in Norddeutschland. "Jetzt können wir in kürzester Zeit gestochen scharfe Bilder bei geringster Strahlenbelastung erstellen", sagte Privatdozent Dr. Dietmar E. Kivelitz, Chefarzt des Albers-Schönberg-Instituts für Strahlendiagnostik in der Asklepios Klinik St. Georg.

Die bahnbrechenden Vorteile des Gerätes: Ein zwei Meter großer Mensch lässt sich in weniger als fünf Sekunden komplett vom Scheitel bis zur Sohle scannen, eine Brustkorbuntersuchung ist bereits in 0,6 Sekunden erledigt. Außerdem kann die Strahlenbelastung bei einzelnen Untersuchungen im Vergleich zur herkömmlichen Technik um bis zu 90 Prozent gesenkt werden.

Der neue CT "Somatom Definition Flash" von Siemens Healthcare erreicht die bislang höchste Scan-Geschwindigkeit in der Computertomografie: Bis zu 45 Zentimeter pro Sekunde werden bei einer zeitlichen Auflösung von 75 Millisekunden gescannt. "Aufgrund der hohen Untersuchungsgeschwindigkeit ist es erstmals möglich, Aufnahmen des Brustraumes in Sekundenbruchteilen anzufertigen", sagt Dr. Kivelitz. "Damit brauchen Patienten während der Aufnahme nicht mehr den Atem anzuhalten, was vor allem bei älteren Menschen, Kindern, Notfall- oder Intensiv-Patienten erhebliche Vorteile mit sich bringt", so der Chefradiologe der Asklepios Klinik St. Georg. Eine weitere Besonderheit: Das neue Gerät ist auch für schwer übergewichtige Patienten bis zu 220 Kilo ausgelegt. Die Zahl dieser Patienten nimmt seit Jahren stetig zu.

Bessere Diagnostik für Schlaganfall- und Herzpatienten Das neue Hochleistungs-CT in St. Georg ist direkt neben der Notaufnahme platziert und wird die Diagnostik auch bei Schlaganfallpatienten und Notfallpatienten erheblich verbessern. "Das neue CT hilft uns, mit höchster Qualität und Detailgenauigkeit die richtige Diagnose zu stellen und somit zur optimalen Versorgung der Patienten beizutragen", so Priv.-Doz. Dr. Kivelitz. Zugleich stellt die neue CT-Technologie eine wichtige Ergänzung des Leistungsspektrums der Radiologie im Rahmen des erst kürzlich eröffneten Herz-, Gefäß- und Diabeteszentrums (HGDZ) an der Asklepios-Klinik St. Georg dar. "Durch die Inbetriebnahme des Hochleistungs-CT können unsere Patienten noch besser und schonender untersucht und behandelt werden", sagt der geschäftsführende Klinikdirektor Dr. Klaus E. Schmolling. Im neuen HGDZ sind Eingriffe an den Herzklappen, an den Herzgefäßen, den peripheren Gefäßen und am Herzmuskel möglich, die jetzt noch besser geplant werden können.

Bis zu 90 Prozent weniger Strahlenbelastung

Große Fortschritte sieht Priv.-Doz. Dr. Kivelitz darüber hinaus speziell für die Untersuchung von Herzpatienten. "Ein Scan des gesamten Herzens ist mit dem neuen CT in nur 250 Millisekunden durchführbar - das ist weniger als ein halber Herzschlag." Gerade bei Untersuchungen des Herzens kann die Strahlenbelastung für den Patienten erheblich reduziert werden. Bei einer Untersuchung der Koronararterien kommt das Gerät vielfach mit weniger als einem Milli-Sievert (mSv) aus, während bei herkömmlicher Spiral-Technik die durchschnittliche effektive Dosis üblicherweise bei 8 bis 20 mSv liegt. Zum Vergleich: Die Röntgenstrahlung, der jeder Mensch natürlicherweise ausgesetzt ist, beträgt in der Bundesrepublik ca. 2,4 mSv pro Jahr. Ermöglicht wird die geringe Strahlung durch die sogenannte Flash-Spirale, der Verwendung eines "adaptiven Dosisschildes", und einer gezielten Verringerung der Strahlung bei der Erfassung von strahlungsempfindlichen Körperbereichen - wie zum Beispiel der weiblichen Brust.

Fallbeispiel: Herz-CT statt Katheter-Untersuchung

Die erste Patientin, die von der neuen Technik profitiert hat, war Frau Müller (Name geändert). Sie musste aufgrund einer krankhaften Erweiterung der Hauptschlagader operiert werden. Vor der Operation sollte noch eine Herzkatheteruntersuchung durchgeführt werden, um Verengungen der Herzkranzgefäße auszuschließen. Mit einer Untersuchung an dem neuen CT konnten die Herzkranzgefäße so genau dargestellt werden, dass ihr der Katheter erspart wurde.

Ein weiterer, wichtiger Vorteil des neuen CT-Systems: Zwei Röntgenröhren können gleichzeitig verschiedene Energien erzeugen. Aus einem mit zwei unterschiedlichen Strahlungsenergien - "Dual Energy" genannt - aufgenommenen Datensatz lassen sich vielfältige Aussagen zur Gewebeart, -zusammensetzung oder -durchblutung machen, für die bisher mehrere Untersuchungsschritte oder -methoden notwendig waren. Das Dual-Energy-Verfahren erspart dem Patienten mehrmalige Scans, beschleunigt im Klinikum die Arbeitsabläufe und eröffnet außerdem neue klinische Anwendungsfelder für die Computertomografie.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.asklepios.com/sanktgeorg
Homepage der Asklepios Klinik St. Georg in Hamburg

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution586

Quelle: Asklepios Kliniken Hamburg GmbH, Jens Oliver Bonnet, 07.12.2009

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Dezember 2009