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MELDUNG/026: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 21.12.09 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  8 Millionen Euro für das Interdisziplinäre Zentrum für Computergestützte Chirurgie (ICCAS)
→  Helmholtz Zentrum München und INSERM kooperieren zukünftig in der Lungenforschung
→  DFG fördert Verbundprojekt zur Herzforschung mit weiteren 3,47 Millionen Euro

Raute

Universität Leipzig - 18.12.2009

8 Millionen Euro für ICCAS

Das Interdisziplinäre Zentrum für Computergestützte Chirurgie (ICCAS) wird ab 2010 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung für weitere fünf Jahre im Rahmen der Initiative Unternehmen Region gefördert. Damit kann ICCAS seine erfolgreiche Arbeit zum chirurgischen Arbeitsplatz der Zukunft fortsetzen, die international ihresgleichen sucht.

"ICCAS hat bereits in der ersten Förderperiode ein neuartiges Konzept eines chirurgischen Arbeitsplatzes interdisziplinär und multizentrisch entwickelt und international erfolgreich umgesetzt. Wir freuen uns, dass wir mit der neuen Förderung nun einen Schritt in Richtung Produktentwicklung weiter gehen können. Ziel ist es, Prototypen zu entwickeln und diese in den klinisch-chirurgischen Alltag zu überführen", sagt Prof. Dr. Jürgen Meixensberger, Sprecher von ICCAS und Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Leipzig. Hiermit ist ein weiterer wichtiger Schritt getan, um mit den Kooperationspartner in der Universität und außeruniversitär sowie den Partner aus der Wirtschaft ein Medizintechnologiecluster in Leipzig/Sachsen weiterzuentwickeln.

Von chirurgischem Workflow bis zu chirurgischen Sicherheitssystemen

Was steckt dahinter? "Zunächst Grundlagenforschung" erläutert Meixensberger. "In minutiöser Arbeit wurde z.B. erfasst, was der Chirurg im Teil tut. Im Operationssaal erfasst ein Beobachter jeden einzelnen Handgriff des Chirurgen als Teil des Operationsprozesses, um daraus chirurgische Standards abzuleiten. Die gewonnenen Daten werden von Informatikern verarbeitet und in die Entwicklung innovativer Softwarewerkzeuge eingebracht. Damit ist das bisherige Verfahren auf den Kopf gestellt: Nicht mehr computergestützte Technik wird angeboten, die der Chirurg nutzen kann oder nicht, sondern das, was der Chirurg tut, ist das Maß der Dinge. Seine Arbeit ist die Grundlage für die Entwicklung technischer Systeme. Entwickelt wird also nur das, was gebraucht wird. Dieser Ansatz wird unter der Bezeichnung "chirurgischer Workflow" zusammen gefasst - internationale Spitzenklasse.

Parallel dazu werden verschiedene Informationssysteme, die dem Chirurgen für eine OP zur Verfügung stehen, zusammengeführt, z.B. CT-Bilder und Monitor-Bilder während der OP. All diese Informationen werden genutzt, um intelligente chirurgische Assistenzsysteme, die den Chirurgen unterstützen, in den Operationsablauf zu integrieren.

Entwicklung eines digitalen Patientenmodells und chirurgischer Automation

"Nun können wir uns der modellbasierten chirurgischen Automation und der patientenindividuellen Therapie zuwenden. Auch dieses Konzept wollen wir in enger Zusammenarbeit der Wissenschaften Medizin, Informatik und Mechatronik umsetzen", so Prof. Dr. Andreas Dietz Vorstand im ICCAS und Direktor der HNO - Klinik weiter. Hierbei sollen alle für einen bestimmten Eingriff relevanten Daten über den Patienten und sein erkranktes Organ ein digitales Patientenmodell bilden. Das können Bilddaten, aber auch elektrophysiologische Messgrößen, Informationen zur Art des Gewebes u.a. sein. Quasi wird ein virtueller Patienten bzw. Organ geschaffen, und das mit eigens dafür entwickelten Modell-Management-Systemen.

Endziel soll die chirurgische Automation sein. Angestrebt wird eine graduelle Automation. "Noch ist es allerdings so, dass im Unterschied zu anderen Lebens- und Arbeitsbereichen, wie dem Führen von Automobilen oder Flugzeugen, dem Programmieren von modernen Produktionsanlagen, in der Chirurgie ein Missverhältnis zwischen Informationsangebot und der computergestützten Assistenz des Operateurs zu beobachten ist", ergänzt PD Dr. Strauss aus dem Vorstand ICCAS. "Eine Automation aus chirurgischer Sicht können wir uns vorstellen vor allem auf drei großen Tätigkeitsbereichen der Medizin: Der Informationsanalyse, der Therapieentscheidung und der chirurgischen Therapieausführung. Zu erwarten ist mit Sicherheit aber nicht, dass eines Tages Roboter eine Operation vollkommen selbständig ausführen. Mehr Sicherheit wird die graduelle Automation dem Patienten allerdings bringen."

Zwei neue Nachwuchsgruppen

Die Nachwuchsgruppen widmen sich den eben beschriebenen Themen. Die eine Gruppe arbeitet an der Modellierung des Patienten und des chirurgischen Arbeitsprozesses. Die andere hat die Aufgabe, diese Modelle miteinander in Beziehung zu setzen und eine Lösung für die Mensch-Maschine-Schnittstelle zu entwickeln. Vorstellbar ist eine Art chirurgisches Cockpit, mit dem der Chirurg die vielfältigen Prozesse steuern kann. Die beiden Nachwuchsgruppenleiter werden mit einem aufwändigen internationalen Auswahlverfahren unter Beteiligung einer ausgewiesen Expertenjury ermittelt.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Jürgen Meixensberger
Juergen.meixensberger@medizin.uni-leipzig.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution232

Quelle: Universität Leipzig, Dr. Bärbel Adams, 18.12.2009

Raute

Helmholtz Zentrum München / Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt - 18.12.2009

Helmholtz Zentrum München und INSERM kooperieren zukünftig in der Lungenforschung

Neuherberg, 18.12.2009. Vertreter des Helmholtz Zentrums München und des französischen Forschungszentrums INSERM (Institut National de la Santé et de la Recherche Médicale, Paris) haben am 15. Dezember in München eine strategische Partnerschaft im Bereich Lungenforschung vereinbart. Gemeinsam mit der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) werden die Partner ihre Exzellenz in der Lungenforschung synergistisch nutzen und weiter ausbauen. Geplant sind unter anderem koordinierte Forschungsprojekte, eine gemeinsame Summer School für Studenten, abgestimmtes Vorgehen in der präklinischen Forschung sowie die gemeinsame Nutzung von Datenbanken.

"Durch Bündelung ihrer Kompetenzen wollen das Helmholtz Zentrum München und INSERM das Verständnis über die individuelle Veranlagung für Lungenerkrankungen sowie die zugrundeliegenden Krankheitsmechanismen vertiefen. Dieses Verständnis ist der entscheidende Erfolgsfaktor für die zukünftige Behandlung von Lungenerkrankungen", sagte der wissenschaftlich-technische Geschäftsführer Prof. Dr. Günther Wess.

Prof. Paul-Henri Roméo, Direktor des Programmbereichs Immunologie, Hämatologie und Pneumologie am INSERM, erläutert: "Unser gemeinsames Ziel ist es, in der Lungenbiologie die Grundlagenforschung mit der translationalen Forschung in geeigneter Weise zu verbinden."

Wissenschaftlich umgesetzt wird das Projekt auf deutscher Seite vom Leiter des Lungenforschungszentrums CPC (Comprehensive Pneumology Center), Prof. Dr. Oliver Eickelberg. Die Kooperation schließt die beiden Partner des Helmholtz Zentrums München im CPC, die Ludwig-Maximilians-Universität und die Asklepios-Fachkliniken, mit ein.

Lungenkrankheiten sind die weltweit zweithäufigste Todesursache mit hohen jährlichen Kosten. Die Mechanismen der Krankheitsentstehung sind in weiten Teilen noch unverstanden. Viele Lungenerkrankungen können daher nicht geheilt, sondern bestenfalls in ihren Symptomen gelindert werden - das ist auf Dauer keine befriedigende therapeutische Lösung. Umso wichtiger ist deshalb der Aufbau neuer internationaler Netzwerke für zukünftige Forschungsaktivitäten. Die globalen Herausforderungen in der biomedizinischen Forschung erfordern starke Partnerschaften. Die nun gegründete deutsch-französische Partnerschaft ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung.

Weitere Informationen

Das Helmholtz Zentrum München ist das deutsche Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt. Als führendes Zentrum mit der Ausrichtung auf Environmental Health erforscht es chronische und komplexe Krankheiten, die aus dem Zusammenwirken von Umweltfaktoren und individueller genetischer Disposition entstehen. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 1700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens auf einem 50 Hektar großen Forschungscampus. Das Helmholtz Zentrum München gehört der größten deutschen Wissenschaftsorganisation, der Helmholtz-Gemeinschaft an, in der sich 16 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit insgesamt 26500 Beschäftigten zusammengeschlossen haben.

Unter dem Dach des Lungenforschungszentrums CPC (Comprehensive Pneumology Center) untersucht das Helmholtz Zentrum München gemeinsam mit der Ludwig-Maximilians-Universität München und den Asklepios Fachkliniken grundlegende Mechanismen und neue Ansätze für Früherkennung, Diagnostik und Therapie chronischer Lungenerkrankungen.

Das 1964 gegründete Institut National de la Santé et de la Recherche Médicale (INSERM) ist eine staatliche Einrichtung mit wissenschaftlich-technologischer Ausrichtung unter der gemeinsamen Zuständigkeit des Ministeriums für Bildung, Forschung und Technologie und des Ministeriums für Beschäftigung. Mit seiner Forschung leistet es Beiträge zum besseren Verständnis und zur Verbesserung der menschlichen Gesundheit. Der Schwerpunkt der Forschungsstrategie liegt auf den Schnittstellen zwischen Grundlagenforschung und klinischer Medizinforschung sowie der Forschung im Gesundheitswesen. Mit einem Jahresetat von 500 Millionen EUR und 13.000 Beschäftigten bildet INSERM ein Netz von 365 Forschungslaboratorien, die in Krankenhäusern und Universitäten integriert sind.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.helmholtz-muenchen.de/presse-und-medien/pressemitteilungen/pressemitteilungen-2009/
pressemitteilung-2009-detail/article/12609/9/index.html
(Link bitte im Browser zusammenfügen)

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution44

Quelle: Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, Michael van den Heuvel, 18.12.2009

Raute

Universitätsmedizin Göttingen / Georg-August-Universität - 18.12.2009

DFG fördert Verbundprojekt zur Herzforschung mit weiteren 3,47 Millionen Euro

- "Klinische Forschergruppe 155" wird mit weiteren 3,47 Millionen Euro von der
    Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert
- Leitung und Koordination der KFO 155 liegt beim Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen

(umg) Warum wird die Pumpfunktion erkrankter Herzen trotz Therapie schlechter? Welche biomechanischen und biochemischen Mechanismen verursachen anhaltende Umbauprozesse im kranken Herzen? Wie können diese, für Patienten bedrohlichen Vorgänge, besser behandelt werden? Die wissenschaftlichen Untersuchungen dieser Fragen zur Pumpschwäche des Herzens, der so genannten Herzinsuffizienz, stehen seit 2006 im Mittelpunkt der "Klinischen Forschergruppe 155" (KFO 155) am Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen. Nach einer Begutachtung durch die Deutsche Fördergemeinschaft (DFG) und unabhängigen Experten erhält diese Gruppe für weitere drei Jahre eine Fördersumme von 3,47 Millionen Euro. Die KFO 155 wird gemeinsam von Prof. Dr. Gerd Hasenfuß, Direktor der Abteilung Kardiologie und Pneumologie, und Prof. Dr. Stephan E. Lehnart, Schwerpunktprofessor für Translationale Kardiologie am Herzzentrum der Universitätsmedizin, geleitet.

"Die Herzinsuffizienz ist leider noch immer eine häufige Todesursache und für viele Patienten eine der häufigsten Ursachen für Klinikaufenthalte. Trotz modernster Therapie schreitet die Erkrankung bei den meisten Patienten fort. Bisher gibt es noch keine ursächliche Behandlung", so Prof. Dr. Gerd Hasenfuß, Sprecher der Klinischen Forscherguppe 155.

Erfolgreiche Forschung gegen Herzschwäche

Die KFO 155 untersucht mit einer Gruppe international ausgewiesener Experten grundlegende Krankheitsmechanismen der Herzschwäche. So werden krankhafte Veränderungen des Herzens in Folge eines Herzinfarktes und die Bedeutung möglicher therapeutischer Strategien - unter anderem die Stammzelltherapie - analysiert. Parallel untersucht die Forschergruppe die Herzregeneration und verfolgt Ansätze zur Beeinflussung der Zellteilung. Auch Veränderungen von Ionenströmen werden als Krankheitsmechanismen untersucht. Eine klinische Studie prüft außerdem, ob neue Medikamente als Modulatoren des natriumabhängigen Ionentransportes die Pumpschwäche des Herzens und elektrische Rhythmusveränderungen bei Herzinsuffizienz verbessern können.

"Unser Ziel es, ein für den einzelnen Patienten und ebenso ein für unsere Gesellschaft enorm belastendes Problem wie die Herzinsuffizienz besser verstehen und behandeln zu können", sagt Prof. Lehnart. "Wir haben dafür eine schlagkräftige Forschergruppe, die wichtige Erkenntnisse für Wissenschaftler, Ärzte und Patienten liefern wird. Sie vereint die grundlagenwissenschaftliche und klinische Expertise vieler verschiedener Arbeitsgruppen in Göttingen und einer Arbeitsgruppe in Bochum."

Weitere Informationen
Universitätsmedizin Göttingen
Georg-August-Universität
Abteilung Kardiologie und Pneumologie
Herzzentrum Göttingen
Prof. Dr. Gerd Hasenfuß
hasenfus@med.uni-goettingen.de

Universitätsmedizin Göttingen
Georg-August-Universität
Abteilung Kardiologie und Pneumologie
Herzzentrum Göttingen
Prof. Dr. Stephan E. Lehnart
slehnart@med.uni-goettingen.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution493

Quelle: Universitätsmedizin Göttingen - Georg-August-Universität, Stefan Weller, 18.12.2009

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Dezember 2009