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MELDUNG/052: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 04.02.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  "Universitätsklinikum" muss für Qualität in Forschung und Lehre stehen
→  Hochmoderne Herz-Lungen-Maschine erstmals im Routineeinsatz

Raute

Verband der Universitätsklinika Deutschlands e. V. - 03.02.2010

"Universitätsklinikum" muss für Qualität in Forschung und Lehre stehen

Der Dachverband Deutsche Hochschulmedizin warnt vor inflationärer Titelvergabe und Qualitätsverlust

Der Dachverband Deutsche Hochschulmedizin, bestehend aus dem Verband der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) und dem Medizinischen Fakultätentag (MFT), sieht die Gefahr einer inflationären Vergabe des Titels "Universitätsklinikum". Dadurch könnte die Hochschulmedizin in Deutschland an Qualität und international an Ansehen in Forschung und Lehre verlieren. "Der Titel Universitätsklinikum stellt sehr hohe Anforderungen an das Spektrum und die Qualität in Forschung und Lehre, aber auch in der Krankenversorgung", erklärt Professor Dr. J. Rüdiger Siewert, Vorstandsvorsitzender des VUD. Diese Vorgaben würden in jüngster Zeit von staatlicher Seite immer weniger strikt vertreten, wenn es darum ginge, neue Krankenhäuser als Universitätskliniken anzuerkennen.

Am 3. Februar 2010 hat die private Universität Witten/Herdecke bekannt gegeben, dass das nordrhein-westfälische Innovationsministerium dem Antrag der Universität zugestimmt habe und dem HELIOS Klinikum in Wuppertal die Bezeichnung "Klinikum der Privaten Universität Witten/Herdecke" verliehen werde.

Neue Universitätsklinika in Wuppertal, Oldenburg und Augsburg?

Derzeit laufen weitere Bemühungen, Kliniken oder Klinikverbünde in Universitätsklinika umzuwandeln. So hat das Wissenschaftsministerium Nordrhein-Westfalen schon im Januar 2010 dem Städtischen Krankenhaus Köln-Merheim den Titel "Klinikum der privaten Universität Witten/Herdecke in Köln" verliehen. Zurzeit bemühen sich drei Oldenburger Kliniken darum, durch einen Zusammenschluss ein "Universitätsklinikum Oldenburg" zu etablieren. Auch das Klinikum Augsburg strebt den Titel "Universitätsklinikum" an, ebenso das städtische Klinikum Bielefeld.

Seit der Föderalismusreform I fehlt es an einer verbindlichen Festlegung für Universitätsklinika. Früher prüfte der Wissenschaftsrat entsprechende Begehren; empfahl er ein Klinikum zur Aufnahme in das HBFG-Verzeichnis (Hochschulbauförderungsgesetz, HBFG), war damit faktisch die Anerkennung als Universitätsklinikum verbunden. Seit 2007 gibt es kein HBFG mehr - die Anerkennung als Universitätsklinikum ist in das Ermessen der Wissenschaftsministerien gestellt.

"Diese Kliniken bieten eine sehr gute Krankenversorgung und spielen als Akademische Lehrkrankenhäuser eine wichtige Rolle in der Ausbildung der Medizinstudenten im Praktischen Jahr, sind aber in der klinischen Forschung noch nie nennenswert in Erscheinung getreten", so Professor Siewert. Dies würde allerdings nicht ausreichen, um sich als Universitätsklinikum zu qualifizieren. Auch wenn einzelne Kliniken über wenige, hervorragend qualifizierte Fachabteilungen verfügten, reiche dies nicht aus, da das Markenzeichen eines Universitätsklinikums ein vollständiger Fächerkanon inklusive vorklinischer Ausbildung durch eine Medizinische Fakultät sei.

Kriterien für hohe Anforderungen an ein Universitätsklinikum

Der VUD, der die 32 Universitätsklinika Deutschlands vertritt, der Medizinische Fakultätentag und ihr Dachverband Deutsche Hochschulmedizin e.V. haben Kriterien erstellt, die von einem Universitätsklinikum zu erfüllen sind:

Eigenständige staatliche Finanzierung von Forschung und Lehre. Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät werden gemeinsam oder in enger Kooperation geleitet. Forschung und Krankenversorgung sind auf wissenschaftliche Schwerpunkte abgestimmt.
Die Medizinische Fakultät muss in der Lehre sämtliche Fächer abdecken, die von der Approbationsordnung gefordert werden. Die klinischen Fächer sollten möglichst innerhalb eines Klinikums angesiedelt sein.
Pro Jahr werden mindestens 150 Medizinstudenten ausgebildet. Mindestens 60 Professoren sind - ausschließlich oder zusätzlich zur Krankenversorgung - in Forschung und Lehre tätig.
Die Klinikdirektoren sind gleichzeitig verantwortlich für die Forschung und Lehre in ihrem Fach.
Universitätsklinikum und Fakultät sind dauerhaft erfolgreich bei der Einwerbung von Forschungsgeldern (Drittmittel) und publizieren hochrangig.

Desorientierung von Patienten / Knappe Landesmittel werden umverteilt

In einem Brief an den Wissenschaftsminister des Landes Nordrhein-Westfalen, Professor Dr. Andreas Pinkwart, haben der VUD und der Dachverband Hochschulmedizin im Januar 2010 darauf hingewiesen, dass die inflationäre und ungerechtfertigte Vergabe des Titels "Universitätsklinikum" zu einer Desorientierung der Öffentlichkeit, bei Patienten, Studenten, Ärzte und Wissenschaftler führen könnte. Ein solches Vorhaben würde schließlich die Entwertung der bestehenden Universitätsklinika zur Folge haben. Quantität statt Qualität wäre dann das Kennzeichen der Hochschulmedizin, dies umso mehr, als die knappen Landesmittel für Forschung Lehre nicht vermehrt, sondern nur umverteilt würden.

Kontakt:
Verband der Universitätsklinika Deutschlands e.V. (VUD)
Alt-Moabit 96, 10559 Berlin
Email: info@uniklinika.de
Website: http://www.uniklinika.de

Weitere Informationen finden Sie unter
- http://www.idw-online.de/pages/de/news353558
  Klinikum Wuppertal
- http://www.idw-online.de/de/news353247
  Klinikum Köln-Merheim
- http://www.presse.uni-oldenburg.de/uni-info/2009/2/hochschulpolitik.html
  Kliniken Oldenburg
- http://www.klinikum-augsburg.de/375d836/Pressemitteilungen%20Klinikum%20Augsburg.htm
  Klinikum Augsburg
- http://www.nw-news.de/lokale_news/bielefeld/bielefeld/
  3331667_Ein_erster_Schritt_zur_Medizin-Fakultaet.html
  (Link bitte im Browser zusammenfügen)
  Klinikum Bielefeld

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1214

Quelle: Verband der Universitätsklinika Deutschlands e. V., Kordula Merk, 03.02.2010

Raute

Friedrich-Schiller-Universität Jena - 03.02.2010

Hochmoderne Herz-Lungen-Maschine erstmals im Routineeinsatz

Herzzentrum am Universitätsklinikum Jena nimmt als erstes Zentrum neues Geräte-Modell in Betrieb

(Jena) Am Herzzentrum des Universitätsklinikum Jena (UKJ) ist jetzt eine hochmoderne Herz-Lungen-Maschine im Einsatz. "Damit sind wir weltweit das erste Zentrum, das dieses Gerät der nächsten Generation nach erfolgreichen Testläufen routinemäßig einsetzen kann", erklärt dazu Prof. Dr. Khosro Hekmat, kommissarischer Direktor der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie am UKJ.

Die computergestützte Herz-Lungen-Maschine ist kompakter, leiser und leichter zu bedienen. Zudem ermöglicht das weiterentwickelte Modell eine bessere Überwachung des Patienten und damit eine noch größere Sicherheit während der Eingriffe. "Durch eine Verkürzung der Schlauchsysteme werden die Operationen für die Patienten auch weniger belastend", erläutert Mirko Kaluza, leitender Kardiotechniker am UKJ, die weiteren Vorteile.

Herz-Lungen-Maschinen übernehmen beispielsweise während Transplantationen oder Herzoperationen die Funktion des Herzens und der Lunge. In dieser Zeit fließt das gesamte Blut des Patienten in der sogenannten extrakorporalen Zirkulation über Schläuche durch die Maschine, wo durch einen Oxygenerator Kohlendioxid entzogen und Sauerstoff eingespeist wird.

Das jetzt am UKJ eingesetzte Gerät ist ein Folgemodell eines von Jenaer Herzchirurgen und Kardiotechnikern vor vier Jahren mitentwickelten Prototyps.

Das neue Modell ist bereits regelmäßig im OP im Einsatz. "Wir setzen es praktisch jeden Tag ein", so Kaluza. Insgesamt werden monatlich am Herzzentrum des UKJ bis zu 100 Eingriffe mit Einsatz der Herz-Lungen-Maschine durchgeführt. "Obwohl minimal-chirurgische Operationsverfahren auch in der Herz- und Thoraxchirurgie heute eine große Rolle spielen, ist die Herz-Lungen-Maschine nach wie vor ein wichtiges Hilfsmittel, ohne deren Einsatz wir vielen Patienten nicht helfen könnten", betont Prof. Hekmat.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Khosro Hekmat
Komm. Direktor Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie am Universitätsklinikum Jena
E-Mail: Khosro.Hekmat[at]med.uni-jena.de

Mirko Kaluza
Leiter Kardiotechnik, Universitätsklinikum Jena
E-Mail: Mirko.Kaluza[at]med.uni-jena.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/pages/de/image108761
Die neue Herz-Lungen-Maschine im Einsatz im OP des Herzzentrums am Universitätsklinikum Jena.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution23

Quelle: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Helena Reinhardt, 03.02.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Februar 2010