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MELDUNG/082: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 18.03.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Arzneimittelforschung mit Qualität
      hERG GLP Zertifizierung an der NMI TT GmbH
→  Hufeland-Preis für Arbeit zur Vorbeugung von MRSA-Infektionen in Krankenhäusern
→  Uniklinik Frankfurt setzt auf Natur im Kampf gegen Krebs
      Neue Fachrichtung Komplementäre Onkologie integriert
      Naturheilverfahren in die schulmedizinische Krebsbehandlung

Raute

Universität Tübingen - 16.03.2010

Arzneimittelforschung mit Qualität

hERG GLP Zertifizierung an der NMI TT GmbH

GLP (Gute Laborpraxis) ist ein Qualitätssicherungssystem bei der Forschung und Entwicklung von Arzneimitteln. Die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg hat der NMI TT GmbH am 01. März 2010 die Zertifizierung für die Durchführung von GLP Studien an hERG-Ionenkanälen gemäß der internationalen Richtlinie ICH S7b erteilt. Der Bereich Pharmaservices an der NMI TT GmbH erweitert damit sein Portfolio für Kunden aus der Pharmaindustrie um ein weiteres sicherheitspharmakologisch relevantes Untersuchungsmodell.

Für die Zulassung neuer Arzneimittel verlangen die europäischen und amerikanischen Aufsichtsbehörden (EMEA, FDA) neben klinischen Prüfungen auch nichtklinische, sicherheitspharmakologische Tests um die Unbedenklichkeit der Wirkstoffe zu zeigen.

Die Richtlinien ICH S 7A (ICH: International Conference on Harmonisation of Technical Requirements for Registration of Pharmaceuticals for Human Use) und ICH S 7B schreiben unter anderem vor, dass jede Testsubstanz vor ihrer Zulassung auf eine mögliche Blockade bestimmter Kaliumionenkanäle am Herzen getestet werden muss. Eine Blockierung dieser sogenannten hERG-Kanäle durch eine unspezifische Bindung von Wirkstoffen kann zu schweren Herzrhythmusstörungen und im schlimmsten Fall zum Tod eines Patienten führen.

In der Vergangenheit mussten bereits mehrere Medikamente vom Markt genommen werden, weil sie unerwünschte Nebeneffekte auf den hERG-Kanal hatten. Angesichts der hohen finanzieller Risiken im Verlauf der Wirkstoffentwicklung ist die Testung von Wirkstoffen auf hERG-Kanäle für Kunden aus der Pharmaindiustire nicht nur ein zulassungsrelevant sondern ökonomisch wichtiger Schritt.

Goldstandard für die Messung von hERG-Kaliumkanälen ist die Patch-Clamp-Technik.

Mit der GLP-Zertifizierung der Patch Clamp Messungen von hERG-Kaliumkanälen kann die NMI TT GmbH ihren Kunden aus der Pharmaindustrie nun zulassungsrelevante Daten über die Unbedenklichkeit von Wirkstoffen liefern.

GLP ist ein Qualitätssicherungssystem, welches die Planung, Durchführung und das Monitoring von nichtklinischen Studien regelt. Die Durchführung der Studien und die Dokumentation der Ergebnisse sind äusserst streng reguliert. Das Qualitätssystem stellt höchste Anforderungen an die Schulung der Mitarbeiter, die technische Ausstattung und die Speicherung und Aufbewahrung von Daten. In regelmäßigen Kontrollen durch die Behörden wird die ordnungsgemäße Einhaltung des GLP Standards überprüft.

NMI Technologie Transfer GmbH

Die NMI Technologie Transfer GmbH, eine 100% ige Tochter des NMI, führt Prüfungen und Produktionsdienstleistungen in akkreditierten und zertifizierten Bereichen für die Zulassung von Medizinprodukten (MP), Arzneimitteln (AM) und Arzneimittel für neuartige Therapien (ATMP) durch.

Wir bieten Methoden für neuartige Therapien, Chemische Aufbereitung (z. B. Ellman Test) und physikalische Prüfung (UV/VIS, FTIR, HPLC-ESI-MS, Gel-Permeations-Chromatographie, Rheometrie) neuartiger Biomaterialien als Wirkstoffträger in zellbasierten Arzneimitteln sowie Untersuchung der Oberflächeneigenschaften von Medizinprodukten mit biologischen Methoden zur Untersuchung der Hämokompatibilität (Chandler Loop, In-Vitro-Pyrogen-Test) und verschiedenen elektrochemischen Methoden zur Messung von Abbauprodukten (Polarographie, Voltametrie, und Potentiometrie).

Im Bereich der Pharmaservices bietet die NMI TT GmbH Wirkstoffscreening an Ionenkanälen und präklinische Sicherheitspharmakologie gemäß FDA- und EMEA-Richtlinien, sowie Ionenkanal-Assays auf Einzelzellebene (manuelles und automatisiertes Patch-Clamping, Oocyten-Screening), Prüfung an Organpräparaten (Papillarmuskel, Langendorff-Herz, isolierte Organe) und non-GLP und GLP Analysen des humanen hERG Kaliumkanals an.

Die Kleinserienproduktion von Mikrosystemen (Mikroelektroden- und Mikrosensor-Arrays) für Life Sciences Anwendungen runden das Angebot der NMI TT GmbH ab.


NMI: Naturwissenschaftliches und Medizinisches Institut an der Universität Tübingen

Das Institut ist eine Stiftung bürgerlichen Rechts mit Sitz in Kusterdingen im interkommunalen Gewerbegebiet Reutlingen/Tübingen. Mit 160 Mitarbeitern verfügt es über breite, interdisziplinäre Kompetenzen an der Schnittstelle von Bio- und Materialwissenschaften. Mit angewandter Forschung und Entwicklung hat das NMI in den Geschäftsfeldern Pharma und Biotechnologie, Biomedizintechnik, Oberflächen- und Grenzflächentechnologie zuletzt einen Umsatz in Höhe von 13,8 Mio Euro erzielt. Seit seiner Gründung im Jahr 1985 hat sich das gemeinnützige Forschungsinstitut zu einer soliden Brücke zwischen Grundlagenforschung und Wirtschaft entwickelt. Als Mitglied der Innovationsallianz Baden-Württemberg ist das Institut im Besonderen dem Wissens- und Technologietransfer verpflichtet und unterstützt kleine und mittelständische Unternehmen.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution701

Quelle: Universität Tübingen, Dr. Nadja Gugeler, 16.03.2010

Raute

Medizinische Hochschule Hannover - 17.03.2010

MHH-Forscherin erhält Hufeland-Preis

Ausgezeichnete Leistungen in der Präventivmedizin

Die Privatdozentin Dr. Iris Chaberny, Leiterin des Arbeitsbereichs Krankenhaushygiene an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) wurde heute in Köln mit dem Hufeland-Preis ausgezeichnet. Die Medizinerin erhielt den mit 20.000 Euro dotierten Preis für ihre Arbeit zur Vorbeugung von MRSA-Infektionen in Krankenhäusern. Der Hufeland-Preis - benannt nach dem deutschen Mediziner Christoph Wilhelm Hufeland (1762 - 1836) - geht jährlich an den Autor der besten wissenschaftlichen Arbeit auf dem Gebiet der Präventivmedizin. Er gilt als einer der angesehensten deutschen Medizinpreise. MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) ist ein Bakterium, das bei Patienten zum Beispiel Wundinfektionen, Blutvergiftungen und Lungenentzündungen verursacht. Der Krankheitserreger ist gegen bestimmte Antibiotika resistent und deshalb nur schwer zu behandeln. Die Folgen können erhöhte Sterblichkeit, längere Krankenhausaufenthalte und damit verbunden höhere Kosten für das Gesundheitswesen sein. MRSA taucht vor allem in Krankenhäusern und Altenheimen vermehrt auf.

In der prämierten Arbeit entwickelte Dr. Chaberny ein Verfahren, mit dem MRSA-Infektionen vermindert werden können. Die Medizinerin führte dafür zunächst eine Pilotstudie an mehreren Universitätskliniken durch, um das tatsächliche Ausmaß von MRSA zu erfassen. Aus den Ergebnissen der Studie entwickelte sie eine Referenzdatenbank und das Überwachungssystem MRSA-KISS (Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System). Die MHH arbeitet schon seit 2003 erfolgreich mit diesem System. Ein Mittel zur Vorbeugung von Infektionen mit dem Erreger sind beispielsweise Abstrichuntersuchungen der Nase bei Patienten, die stationär aufgenommen werden. Zusammen mit weiteren Maßnahmen konnte die MHH die Rate der MRSA-Infektionen um 63 Prozent verringern. Zur Kontrolle und Sicherung des Erfolgs werden regelmäßig Querschnittsuntersuchungen der Patienten auf MRSA vorgenommen. Mittlerweile ist das Überwachungssystem für alle Krankenhäuser zugänglich. Sie können es nutzen, um Probleme mit dem Krankheitskeim zu erkennen und gezielte Gegenmaßnahmen zu treffen. Zurzeit nehmen 301 deutsche und österreichische Krankenhäuser daran teil. Speziell in der Region Hannover gibt es das MRSA plus Netzwerk. Die angeschlossenen Krankenhäuser tauschen darüber gegenseitig Informationen aus und koordinieren den gemeinsamen Kampf gegen den Krankheitserreger.

Dr. Iris Chaberny arbeitet seit 2001 an der Medizinischen Hochschule Hannover und beschäftigt sich seitdem mit MRSA. Der Hufeland-Preis ist bereits die dritte Auszeichnung, die sie für ihre wissenschaftliche Arbeit bekam. 2007 erhielt sie den Hygiene-Preis der Rudolf Schülke Stiftung, 2009 wurde sie mit dem B.Braun Critical Care Award geehrt.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution121

Quelle: Medizinische Hochschule Hannover, Stefan Zorn, 17.03.2010

Raute

Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität / Frankfurt am Main - 17. März 2010

Uniklinik Frankfurt setzt auf Natur im Kampf gegen Krebs

Neue Fachrichtung Komplementäre Onkologie integriert Naturheilverfahren in die schulmedizinische Krebsbehandlung

Das Klinikum der J.W. Goethe-Universität baut als erstes Onkologisches Spitzenzentrum in Deutschland den Bereich Komplementäre Onkologie aus. Schulmedizinische und natürliche Therapieformen werden in der so genannten Komplementären Onkologie am Universitären Centrum für Tumorerkrankungen (UCT) zusammengeführt. Am UCT arbeiten alle Krebsspezialisten eng zusammen, es ist von der Deutschen Krebshilfe als Onkologisches Spitzenzentrum ausgezeichnet.

Niedergelassene Ärzte und Patienten können sich ab sofort in einer neu gegründeten Beratungsstelle über Therapien aus der Naturheilkunde informieren. Die wissenschaftliche Erforschung natürlicher Behandlungsmethoden soll ebenso vorangetrieben werden.

Komplementärmedizin

Die Komplementäre Onkologie versteht sich als Teil der wissenschaftlichen Medizin und will Beschwerden bei Tumorerkrankungen sowie Nebenwirkungen der Krebsbehandlung lindern. Im Unterschied zur Alternativmedizin werden die Therapien begleitend und nicht ersatzweise zur Schulmedizin durchgeführt. So genannte sanfte Therapien sollen die schulmedizinische Behandlung unterstützen und die persönliche Betreuung der Patienten fördern. Die Verwendung einfacher und natürlicher Methoden ermöglicht es Patienten und Angehörigen, selbst zum Therapieerfolg beizutragen und im Kampf gegen den Krebs aktiv zu werden. Beispielsweise belegen Studien, dass Übelkeit als häufige Nebenwirkung einer Chemotherapie durch Ingwer gelindert werden kann. "Für die Komplementäre Onkologie ist es wichtig die Kompetenz des Patienten und seine Eigenverantwortung wahrzunehmen und zu stärken", erklärt Dr. Jutta Hübner, Ärztliche Leiterin der Komplementären Onkologie des Klinikums der J.W. Goethe-Universität.

Die Komplementärmedizin umfasst viele weitere Felder wie Pflanzenheilkunde und Nahrungsergänzungsmittel. Jedoch können auch natürliche Behandlungsmittel Neben- und Wechselwirkungen hervorrufen. So kann die Einnahme von Johanniskraut während einer Chemotherapie deren Wirkung negativ beeinflussen. Deshalb sollten auch natürliche Behandlungsmethoden speziell auf die jeweilige schulmedizinische Krebsbehandlung abgestimmt werden. In der Ambulanz für komplementäre Therapien des Klinikums der J.W. Goethe-Universität können sich Betroffene ab sofort durch persönliche Beratung über Therapiemöglichkeiten informieren. Prof. Dr. Claus Rödel, Klinischer Direktor des UCT bekräftigt: "Als Onkologen wissen wir, dass viele Krebspatienten - meist ohne Abstimmung mit Ihrem Arzt - verschiedenste frei erhältliche Extrakte aus Pflanzen und Tieren sowie Nahrungsergänzungsmittel einnehmen. Hier im UCT wollen wir Patienten ermöglichen, sich umfassend zu informieren - um auf dieser Basis mit ihren Ärzten gemeinsam zu entscheiden, was sinnvoll ist und was nicht." Prof. Dr. Joachim Steinbach, Leiter des Dr. Senckenbergischen Instituts für Neuroonkologie, berichtet von seinen Erfahrungen mit Betroffenen: "Unter den von mir betreuten Hirntumorpatienten besteht in aller Regel ein großer Informations- und Beratungsbedarf bezüglich komplementärmedizinischer Methoden. Durch die Einrichtung der Komplementären Onkologie können wir dem gerecht werden und zu transparenten, sicheren und für Patienten wie Arzt befriedigenden Lösungen kommen."

Ganzheitliche Krebsbehandlung am UCT

Die Komplementäre Onkologie ist Bestandteil des ganzheitlichen Behandlungskonzepts des UCT. Verschiedene medizinische Fachrichtungen wurden vernetzt, um die bestmögliche Behandlungsstrategie für den Patienten festlegen zu können. In der Komplementären Onkologie soll neben der Beratung vor allem die Erforschung von natürlichen Behandlungsmethoden im Vordergrund stehen. "Wir stehen hier noch ganz am Anfang. Viele wirksame Krebsmedikamente wurden ursprünglich aus Pflanzen gewonnen. Bei den meisten komplementärmedizinischen Methoden steht ein Wirksamkeitsnachweis noch aus. Das wollen wir ändern. Wahrscheinlich werden einige Substanzen und Methoden wirksam sein, und viele nicht. Es ist der Auftrag des UCT, hier einen Beitrag in deren Erforschung zu leisten", berichtet Prof. Dr. Hubert Serve, Wissenschaftlicher Direktor des UCT.

Über das Klinikum der J.W. Goethe-Universität
Das Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main, gegründet im Jahr 1914, zählt zu den führenden Hochschulkliniken Deutschlands. Es bietet seinen Patientinnen und Patienten eine bestmögliche medizinische Versorgung in 24 Fachkliniken. Der enge Bezug zur Wissenschaft - Klinikum und Fachbereich Medizin betreiben zusammen 24 Forschungsinstitute - sichert den Patientinnen und Patienten eine zeitnahe Umsetzung neuer Erkenntnisse in die therapeutische Praxis. 1.250 Betten stehen zur Verfügung. Zahlreiche Institute widmen sich medizinisch-wissenschaftlichen Spezialleistungen. Jährlich werden 46.000 stationäre und 170.000 ambulante Patienten betreut. Besondere interdisziplinäre Kompetenz besitzt das Universitätsklinikum unter anderem auf den Gebieten der Neurowissenschaften, Onkologie und kardiovaskulären Medizin. Auch als Standort für Organ- und Knochenmarktransplantationen, Dialyse sowie der Herzchirurgie nimmt es besondere Aufgaben der überregionalen medizinischen Versorgung wahr. 3.900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich rund um die Uhr um die Patientinnen und Patienten.

Weitere Informationen über das Klinikum der J.W. Goethe-Universität finden Sie unter
http://www.kgu.de

Für weitere Informationen:
Dr. med. Jutta Hübner
Ärztliche Leiterin der Komplementären Onkologie
Universitäres Centrum für Tumorerkrankungen (UCT)
Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main
E-Mail: jutta.huebner@kgu.de
Internet: www.kgu.de

Ricarda Wessinghage
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main
E-Mail: ricarda.wessinghage@kgu.de
Internet: www.kgu.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.kgu.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution798

Quelle: Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt a.M., Johannes Eisenberg, 17.03.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. März 2010