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MELDUNG/089: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 29.03.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Entwicklung adulter Stammzellen im Frühstadium erforscht
→  Kampf gegen Krebs und Alzheimer
      Ministerium fördert Forschungsprojekte mit 25 Millionen Euro
→  Sichelzellanlage fördert körperliche Entwicklung afrikanischer Kinder
→  Weltweiter Ausbau von Forschungsinfrastruktur im Dienste der biomedizinischen Forschung
→  Gemeinsam gegen die Gefäßverkalkung
→  Nachwuchswissenschaftler bei Austauschprogrammen mit exotischen Krankheitsbildern konfrontiert

Raute

Georg-August-Universität Göttingen - 26.03.2010

Entwicklung adulter Stammzellen im Frühstadium erforscht

Göttinger Biophysiker untersucht Ordnung und Struktur des Zellgerüsts

(pug) Aus adulten menschlichen Stammzellen können sich verschiedene Gewebezellen entwickeln. Welcher Zelltyp sich herausbildet, hängt unter anderem mit den mechanischen Eigenschaften der Zellumgebung zusammen: Auf weichen Oberflächen entwickeln sich nach einigen Tagen Nervenzellen, auf mittelharten Muskelzellen und auf harten Oberflächen entstehen Knochenzellen. Der Göttinger Biophysiker Dr. Florian Rehfeldt hat mittels Fluoreszensmikroskopie das frühe Stadium dieser Differenzierung untersucht. Bereits nach 24 Stunden konnte er erkennen, wie sich die Form und innere Struktur von Stammzellen aus dem Knochenmark in Richtung Muskelzellen verändern. Damit konnte Dr. Rehfeldt nachweisen, dass sich bereits nach sehr kurzer Zeit signifikante Unterschiede durch das komplexe mechanische Zusammenspiel zwischen Zelle und Umgebung herausbilden. Bei seiner Forschung hat er mit Kollegen aus Israel und den USA kooperiert. Die Wissenschaftler entwickelten und erprobten ein physikalisch theoretisches Modell, welches das komplexe System von Zelle und Umgebung mit einfachen Prinzipien der klassischen Mechanik erklärt. Ihre Forschungsergebnisse haben sie in der Online-Ausgabe der Fachzeitschrift "Nature Physics" veröffentlicht.

"In der Medizin kann es in Zukunft von Nutzen sein, Stammzellen aus dem Knochenmark zu therapeutischen Zwecken einzusetzen. Dafür ist es wichtig zu verstehen, wie das komplexe mechanische Zusammenspiel zwischen Zelle und Umgebung abläuft", so Dr. Rehfeldt. "Deshalb haben wir in unseren Experimenten sehr genau die Ordnung und Struktur des Zytoskeletts von Stammzellen in Abhängigkeit von der Zellumgebung untersucht." Das Zytoskelett ist das mechanische Gerüst, mit dessen Hilfe Zellen Kräfte aufbauen und an die Umgebung übertragen. Dieses Netzwerk im Inneren der Zelle besteht unter anderem aus Akto-Myosin-Stressfasern, die wie Taue kreuz und quer gespannt sind.

Dr. Rehfeldt hat in seinen Experimenten Stammzellen auf unterschiedlich harten Oberflächen wachsen lassen und mit Hilfe elektronischer Bildverarbeitung analysiert, wie sich diese Stressfasern ausrichten. "Die Zellen sind zunächst alle rund. Auf einer Oberfläche mittlerer Elastizität strecken sie sich in die Länge, indem sich die Stressfasern entlang der Hauptrichtung der Zelle ausrichten. Das ist ganz typisch für Muskelzellen", erläutert der Göttinger Biophysiker. "Mit diesem Verfahren haben wir bereits 24 Stunden nach dem Auftragen der Stammzelle auf die Oberfläche starke Indizien für die Entwicklung in Richtung Muskelzelle. Biochemische Analysen können dies erst nach mehreren Tagen nachweisen."

Für die Erklärung des komplizierten Systems haben Dr. Assaf Zemel von der Hebrew University in Jerusalem und Prof. Dr. Samuel Safran vom israelischen Weizman Institute of Science ein physikalisch theoretisches Modell entwickelt. "Obwohl dieses Rechenmodell auf einfachen mechanischen Annahmen beruht, kann es doch erstaunlich genau das komplexe Zusammenspiel von Zelle und Umgebung beschreiben. So können wir grundlegende Fragen der Biophysik von Zellen besser verstehen", so Dr. Rehfeldt. Das Modell soll nun verfeinert werden, um auch das Verhalten anderer Zelltypen erklären zu können.

Dr. Florian Rehfeldt hat die Untersuchungen an der amerikanischen University of Pennsylvania begonnen, an der er als Postdoktorand im Rahmen eines Feodor-Lynen Stipendiums der Alexander von Humboldt-Stiftung forschte. Seine experimentelle Forschung für die Studie setzte er an der Universität Göttingen fort. Hier leitet er seit Oktober 2008 eine Nachwuchsgruppe zur Erforschung der Mechanik von Zellen und Zellumgebungen am Dritten Physikalischen Institut.

Originalveröffentlichung:
A. Zemel, F. Rehfeldt et al.: Optimal matrix rigidity for stress-fibre polarization in stem cells
Nature Physics (21 March 2010), DOI 10.1038/nphys1613

Kontaktadresse:
Dr. Florian Rehfeldt
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Physik - Drittes Physikalisches Institut
Friedrich-Hund-Platz 1, 37077 Göttingen
E-Mail: rehfeldt@physik3.gwdg.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://Internet: www.dpi.physik.uni-goettingen.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:

http://idw-online.de/pages/de/image112489
Ansicht einer Zelle (Stressfasern grün, Zellkern blau) im Fluoreszensmikroskop (oben links) und Abbildung derselben Zelle nach der Strukturanalyse, die die Längsausrichtung der Stressfasern zeigt (unten rechts).

http://idw-online.de/pages/de/image112490
Dr. Florian Rehfeldt

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution77

Quelle: Georg-August-Universität Göttingen, Dr. Bernd Ebeling, 26.03.2010

Raute

Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie NRW - 26.03.2010

Kampf gegen Krebs und Alzheimer
Ministerium fördert Forschungsprojekte mit 25 Millionen Euro

Forschung an der Schnittstelle von Biotechnologie und molekularer Medizin

Das Innovationsministerium stellt 25 Millionen Euro für Biotechnologie-Projekte zur Verfügung, die an neuen Diagnosemethoden, besserer Vorsorge und wirksamen Therapien forschen. Im Wettbewerb "Bio.NRW" hat die Jury neun Projektverbünde und Partner aus Universitäten, Forschungsinstituten und Unternehmen für die Förderung empfohlen. Die Forschungs- und Entwicklungsvorhaben an der Schnittstelle von Biotechnologie und molekularer Medizin sollen dazu beitragen, dass Nordrhein-Westfalen seine internationale Bedeutung in diesem Bereich weiter ausbaut.

"Die Biotechnologie leistet einen großen Beitrag zur Entwicklung von Medikamenten und innovativen Diagnosemöglichkeiten", sagte Innovationsminister Prof. Andreas Pinkwart. Die von einer unabhängigen Fachjury ausgewählten Konsortien können ab sofort einen Förderantrag stellen, in dem sie belegen, dass sie auch die finanziellen und formalen Voraussetzungen für eine Förderung erfüllen. Das Geld stammt aus Mitteln des Landes und des NRW-EU-Ziel2-Programms. An dem Wettbewerb hatten sich 31 Projektkonsortien mit 131 Anträgen beteiligt.

Die neun Gewinner der zweiten Runde des Wettbewerbs "Bio.NRW":

Universitätsklinikum Essen
PROFILE-Konsortium Ruhrgebiet -
Prädiktive Biomarker und Drug Targets für das individualisierte Management von Lebererkrankungen
Ruhr-Universität Bochum
molFDAD - Entwicklung neuer Biomarkertests zur Unterstützung der molekularen Frühdiagnostik der Alzheimerdemenz
Universität zu Köln
Medizinische Fakultät Geweberegeneration: vom Modellorganismus zur Therapie
Miltenyi Biotec GmbH, Bergisch Gladbach
NZT.NRW - Netzwerk Zelluläre TumorTherapie NRW
Gesellschaft zur Förderung der Analytischen Wissenschaften e.V.
Dortmund Arteriosklerose und ihre Folgeerkrankungen
Von der Genomik über eine verbesserte Risikoprädiktion zur individualisierten Prävention und Therapie
Ruhr-Universität Bochum
InA aus NRW - Innovative Antibiotika aus NRW
Lead Discovery Center GmbH, Dortmund
NRW Drug Discovery Engine (DDE) based on natural products
Life & Brain GmbH, Bonn
StemCellFactory - Automatisierte Herstellung, Expansion und Differenzierung von induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS Zellen)
Universität Bielefeld
ProCell - Innovative Plattformtechnologien für die integrierte Prozessentwicklung mit Zellkulturen

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.innovation.nrw.de/wettbewerbe
http://www.ziel2-nrw.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution463

Quelle: Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie NRW, André Zimmermann, 26.03.2010

Raute

Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin - 26.03.2010

Sichelzellanlage fördert körperliche Entwicklung afrikanischer Kinder

Ein Grundprinzip der Evolution

Hamburg, 26. März 2010 - Forscher des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNI) haben erstmals nachgewiesen, dass sich Kinder mit der Anlage zur Sichelzellanämie in Malariagebieten besser und schneller entwickeln als Kinder ohne diese Anlage. Damit haben sie die Beweiskette des prominentesten Beispiels für eine "balancierende Evolution" an einer wesentlichen Stelle geschlossen.

Das Vorkommen der Sichelzellanlage in Malariagebieten ist das Paradebeispiel der "balancierenden Evolution": Während die einfache Sichelzellanlage (Gendefekt nur von einem Elternteil ererbt) vor Malaria schützt, führt die doppelte Anlage als Sichelzellanämie unbehandelt meist bereits in der Jugend zum Tode. "Der Nachteil der tödlichen doppelten Sichelzellanlage wird durch einen Schutz vor Malaria bei der einfachen genetischen Anlage ausgeglichen, 'balanciert'", erklärt Prof. Dr. Jürgen May, Infektionsepidemiologe des BNI und Leiter der Studie. Die "balancierende Evolution" gilt als Grundprinzip der Entwicklung des Menschen und anderer Lebewesen, das wesentlich die Anpassung an Umweltbedingungen und die genetische Vielfalt der Individuen fördert.

In einer großangelegten Kohortenstudie untersuchten die Forscher zwei Jahre lang mehr als eintausend Kinder in Ghana.(1) Das Ergebnis: "Die Sichelzellanlage senkt das Risiko einer Unterentwicklung um die Hälfte", sagt Dr. Benno Kreuels von der Gruppe um May. Der Grund sei der Schutz vor häufigen Malariaepisoden und der damit verbundenen chronischen Blutarmut.

Publikation:
(1) Kreuels B., et al.:
Differing effects of HbS and HbC traits on falciparum malaria, anemia and child growth.
J. Blood. 2010 [ePub]

Über das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin:
Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin ist Deutschlands größte Einrichtung für Forschung, Versorgung und Lehre auf dem Gebiet tropentypischer Erkrankungen und neu auftretender Infektionskrankheiten.

Gegenstand der Forschung sind Klinik, Epidemiologie und Krankheitsbekämpfung sowie die Biologie der Krankheitserreger, ihrer Reservoirtiere und Überträger. Den aktuellen Schwerpunkt bilden Malaria, hämorrhagische Fieberviren, Tuberkulose und Gewebewürmer. Für den Umgang mit hochpathogenen Erregern wie Lassa- und Ebola-Viren verfügt das Institut über Laboratorien der höchsten biologischen Sicherheitsstufe (BSL4). Als herausragende wissenschaftliche Leistungen des Instituts in jüngster Vergangenheit gelten die Identifizierung des SARS-Coronavirus und die Entdeckung eines bisher unbekannten Entwicklungsstadiums der Malaria-Erreger im Menschen.

Versorgungsleistungen des Instituts umfassen die spezielle Labordiagnostik tropentypischer und anderer seltener Erkrankungen, eine enge Zusammenarbeit mit der Bundeswehr sowie Beratung für Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Öffentlichkeit, die wesentlich zur gesamtstaatlichen Bedeutung des Instituts beitragen. Das Institut dient als nationales Referenzzentrum für den Nachweis aller tropischen Infektionserreger, Referenzlabor für SARS und Kooperationszentrum der Weltgesundheitsorganisation für hämorrhagische Fieberviren.

Die Lehrtätigkeit umfasst einen dreimonatigen, ganztägigen Kursus über alle Aspekte der Tropenmedizin für Ärzte sowie ein Fortbildungsprogramm für Doktoranden des Instituts und eine Reihe von Weiterbildungsangeboten zu Themen der Reisemedizin und der internationalen Gesundheit.

In Zusammenarbeit mit dem ghanaischen Gesundheitsministerium und der Universität von Kumasi betreibt das Institut seit über zehn Jahren ein modernes Forschungs- und Ausbildungszentrum in Ghana, das auch externen Arbeitsgruppen zur Verfügung steht.

Als Mitglied der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (WGL) wird das Institut als Forschungsinstitut mit überregionaler Bedeutung gemeinsam durch den Bund, die Freie und Hansestadt Hamburg und die übrigen Bundesländer finanziert.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1059

Quelle: Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Dr. Eleonara Setiadi, 26.03.2010

Raute

Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt - 26.03.2010

Weltweiter Ausbau von Forschungsinfrastruktur im Dienste der biomedizinischen Forschung

Neuherberg, 26. März 2010. Das EU-Konsortium Infrafrontier hat neue Partner: Sechs Institutionen aus Kanada, der Tschechischen Republik, Österreich, Frankreich und Italien sind offiziell Partner des Infrafrontier-Konsortiums geworden. Mit der Beteiligung Kanadas erweitert sich der Arbeitsbereich über Europa hinaus. Ziel ist, eine multinationale Forschungsinfrastruktur zur Phänotypisierung und Archivierung von Mausmodellen menschlicher Erkrankungen zu schaffen.

Das Helmholtz Zentrum München gab heute bekannt, dass das von der Europäischen Gemeinschaft geförderte Projekt Infrafrontier um sechs Partner aus Kanada, der Tschechischen Republik, Österreich, Frankreich und Italien erweitert worden ist. Die neuen Partner unterstützen die bestehenden 22 Infrafrontier-Mitglieder beim Aufbau einer internationalen Forschungsinfrastruktur, um den freien Zugang zu hochwertigen Mausmodellen zu verbessern. Tiermodelle sind ein wichtiges Werkzeug für die Untersuchung komplexer menschlicher Krankheiten wie Diabetes, Osteoporose, Asthma und Depression, aber auch grundlegender Mechanismen wie der Sprachentwicklung beim Menschen. Colin McKerlie, Sprecher der kanadischen Partner, sieht in der Partnerschaft einen "entscheidenden Schritt, um zu einer der interessantesten wissenschaftlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts beitragen zu können, dem Verständnis der Funktionsweise aller Gene im Erbgut."

Prof. Dr. Martin Hrabé de Angelis ist Direktor des Instituts für Experimentelle Genetik am Helmholtz Zentrum München und koordiniert das EU-Projekt Infrafrontier. "Die internationale Ausweitung erleichtert die Vernetzung der besten Wissenschaftler weltweit", sagt Hrabé de Angelis. Diese Chance ist den tschechischen Partnern besonders wichtig, wie Prof. Radislav Sedlacek, Programmkoordinator für das Tschechische Zentrum für Phänogenomik, betont.

"Wir wissen, dass in den nächsten Jahren wissenschaftliche Aufgaben auf uns zukommen, die wir mit den derzeitigen Infrastruktur-Kapazitäten in Europa nicht lösen können", so Hrabé de Angelis weiter. Infrafrontier wird diese Lücke durch eine Erweiterung bestehender und den Bau neuer Anlagen schließen. Zugleich soll eine zentrale Koordinierungsstelle aufgebaut werden. So entsteht eine internationale Forschungsinfrastruktur mit freiem Zugang für die biomedizinische Forschung.

Weitere Informationen

Im Infrafrontier-Konsortium haben sich die führenden europäischen Zentren für systemische Phänotypisierung (Mauskliniken), die Mitglieder von EMMA (European Mouse Mutant Archive) sowie Forschungsministerien und große Fördereinrichtungen zusammen geschlossen. Neu hinzugekommen sind nun das Tschechische Zentrum für Phänogenomik und das Ministerium für Erziehung, Jugend und Sport der Tschechischen Republik, die Veterinärmedizinische Universität Wien, das französische Institut INSERM (Institut National de la Santé et de la Recherche Médicale), das italienische Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziale Angelegenheiten sowie das Zentrum für Phänogenomik Toronto (Centre for Phenogenomics). Somit beteiligen sich jetzt also 12 europäische Staaten und Kanada an Infrafrontier.

Infrafrontier ist Teil des ESFRI-Fahrplans (European Strategy Forum on Research Infrastructures), der den Aufbau von Forschungsinfrastrukturen von großer wissenschaftlicher Bedeutung und gesamteuropäischem Interesse vorsieht und wird daher von der Europäischen Kommission finanziell gefördert.
Homepage: http://www.infrafrontier.eu/

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.helmholtz-muenchen.de/presse-und-medien/pressemitteilungen/pressemitteilungen-2010/pressemitteilung-2010-detail/article/12961/9/index.html

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/pages/de/image112460
Weltweiter Ausbau von Forschungsinfrastruktur im Dienste der biomedizinischen Forschung: EU-Konsortium Infrafrontier hat neue Partner

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution44

Quelle: Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, Michael van den Heuvel, 26.03.2010

Raute

Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften - ISAS - e. V. - 26.03.2010

Gemeinsam gegen die Gefäßverkalkung

Das Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften (ISAS) in Dortmund und das Leibniz-Institut für Arterioskleroseforschung (LIFA) in Münster haben sich beim Förderwettbewerb Bio.NRW durchgesetzt; ihr gemeinsames Forschungsprojekt "Arteriosklerose und ihre Folgeerkrankungen" soll bis zum Jahr 2013 laufen und mit 3,1 Mio. Euro gefördert werden. Ziel ist die Suche nach neuen Biomarkern für die Krankheit und die Verbesserung der Risikovorsorge.

Arteriosklerose spürt man nicht. Die Krankheit, landläufig auch als "Gefäßverkalkung" bekannt, entwickelt sich jahrzehntelang, ohne Beschwerden zu verursachen - und schlägt dann umso drastischer zu, etwa in Form eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls. In den Todesfallstatistiken der westlichen Industrienationen belegen die Folgen der Arteriosklerose seit Jahren den ersten Platz.

Das Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften (ISAS) in Dortmund und das Leibniz-Institut für Arterioskleroseforschung (LIFA) in Münster wollen den Ursachen für verkalkte Gefäße nun systematisch auf den Grund gehen. In einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit der Dortmunder Firma Cardiac Research GmbH, einer Ausgründung der Universität Witten-Herdecke, werden sie in den kommenden drei Jahren neue Biomarker für arteriosklerotische Gefäßveränderungen suchen: Charakteristische biologische Merkmale, die gemeinsam mit der Krankheit auftreten und neue Hinweise liefern können, wie und warum sie entsteht.

"Wir wollen herausfinden, welche Prozesse im Körper bei der Entstehung der Arteriosklerose eine Rolle spielen, und suchen nach den beteiligten Genen", erklärt Monika Stoll, Direktorin des LIFA und wissenschaftliche Vizepräsidentin der Leibniz-Gemeinschaft. "Außerdem möchten wir mit unseren Ergebnissen die Risikovorhersage verbessern." Viele Risikofaktoren für Arteriosklerose - etwa Rauchen, Stress oder Bluthochdruck - sind seit langem bekannt, doch ihr komplexes Zusammenspiel und der noch weitgehend unbekannte Einfluss verschiedener genetischer Varianten machen eine Vorhersage extrem schwierig. Die Algorithmen, die dafür herangezogen werden, müssen daher ständig verbessert werden.

"Eine derart komplexe Erkrankung kann man nur mit einem interdisziplinären Ansatz erforschen", findet Albert Sickmann, der am ISAS den Forschungsbereich Bioanalytik leitet. "Deshalb werden wir Methoden der Genomik und Proteomik kombinieren, um die Arteriosklerose in ihrer Gesamtheit verstehen zu lernen."

Das Rüstzeug für diese Aufgabe haben sich die beiden Institute in den vergangenen Jahren erarbeitet: Monika Stoll hat die Arterioskleroseforschung am LIFA um systematische genomweite Studien erweitert und die Suche nach erblichen Ursachen der Erkrankung in den Mittelpunkt der Forschung gerückt. Albert Sickmann ist Experte für Proteomik am ISAS und entwickelt mit seiner Arbeitsgruppe Techniken und Methoden, um mehrere Tausend Proteine parallel zu untersuchen und die Datensätze dieser Analysen auszuwerten. Unterstützt werden die beiden Institute von der Cardiac Research GmbH, die während des Projekts dafür sorgen wird, dass ihnen geeignete Probanden für die Studien zur Verfügung stehen.

Hintergrundinformationen:

Forschungsprojekt
Das Projekt trägt den Titel "Arteriosklerose und ihre Folgeerkrankungen: Von der Genomik über eine verbesserte Risikoprädiktion zur individualisierten Prävention und Therapie" soll bis zum Jahr 2013 laufen und hat ein Gesamtvolumen von 3,1 Mio. Euro. Die Gelder werden im Rahmen des Förderprogramms "Ziel 2" vom Land NRW vergeben, das damit die Innovationsfähigkeit in der Region stärken und die Schaffung von Arbeitsplätzen fördern will.

Arteriosklerose
Arteriosklerose ist eine langsam fortschreitende krankhafte Veränderung der Gefäßwände, die durch fetthaltige Ablagerungen verengt und verhärtet werden. Die Krankheit kann sich bereits in der Kindheit entwickeln, verläuft jedoch oft jahrzehntelang ohne Symptome. Erst die Folgeerkrankungen machen sich - oft sehr plötzlich - bemerkbar. Neben Herzinfarkt und Schlaganfall zählen dazu auch koronare Herzkrankheit, vaskuläre Demenz oder der Verschluss von Arm- oder Beinarterien. Einige Faktoren und Umwelteinflüsse steigern das Risiko, an Arteriosklerose zu erkranken: Rauchen, Stress, Bluthochdruck, fettreiche Ernährung, Diabetes, Bewegungsmangel. Generell ist Arteriosklerose eine Alterungserscheinung, die bei den meisten Menschen irgendwann auftritt. Allerdings beeinflussen auch die Gene das Erkrankungsrisiko: Je nach Veranlagung sind manche Menschen stärker gefährdet als andere. Besonders deutlich trifft der Einfluss der Gene in solchen Fällen zutage, in denen die Arteriosklerose bereits in jungen Jahren auftritt oder bei Patienten, die ansonsten keinem der klassischen Risikofaktoren ausgesetzt sind.

Genomik und Proteomik
Die so genannten "Omik"-Forschungsfelder beschäftigen sich damit, komplexe Netzwerke und Systeme in ihrer Gesamtheit zu verstehen. Während Wissenschaftler in der Genetik sich in der Regel mit einem einzigen oder einigen wenigen Genen beschäftigen und versuchen, deren Wirkung zu verstehen, wollen ihre Kollegen in der Genomik wissen, wie die Gesamtheit der Gene zusammenwirkt und welche Unterschiede es in diesem System zum Beispiel zwischen gesunden und kranken Organismen gibt. Ähnliche Ziele verfolgen auch die Proteomforscher: Statt sich ein spezielles Protein herauszugreifen und dessen spezielle Aufgabe zu erforschen, vergleichen Sie die Gesamtheit der Proteine in verschiedenen Systemen - etwa zwischen gesunden und kranken Zellen oder zwischen Zellen aus verschiedenen Organen.

Verantwortlich für den Text:
Tinka Wolf
Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften - ISAS e.V.

Kontakt:
Prof. Dr. Albert Sickmann
Leiter Forschungsbereich Bioanalytik
ISAS
Mail: albert.sickmann@isas.de

Prof. Dr. Monika Stoll
Direktorin
LIFA
Mail: monika.stoll@lifa-muenster.de

Tinka Wolf
Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Mail: presse@isas.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution993

Quelle: Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften - ISAS - e.V., Tinka Wolf, 26.03.2010

Raute

Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz - 26.03.2010

Universitätsmedizin vereinbart Kooperation mit Pham Ngoc Thach University in Vietnam

Nachwuchswissenschaftler bei Austauschprogrammen mit exotischen Krankheitsbildern konfrontiert

(Mainz, 26. März 2010, ok) Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und die Universitätsklinik in Ho-Chi-Minh-Stadt, Hauptstadt von Vietnam, haben eine Ausweitung der Zusammenarbeit vereinbart. Ein entsprechender Kooperationsvertrag wurde heute (26. März 2010) in Mainz bei einem viertägigen Besuch einer vietnamesischen Delegation unterzeichnet. Profitieren werden vor allem Medizinstudenten und Wissenschaftler beider universitärer Einrichtungen, die in gemeinsame Forschungsprojekte eingebunden sein werden.

"Die von uns nach Vietnam zu entsendenden Studenten und Wissenschaftler werden mit Krankheitsbildern konfrontiert, die in unserem Teil der Welt praktisch nicht oder nur sehr selten vorkommen", benannte der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Dr. Reinhard Urban, einen zentralen Nutzen der Kooperation. "In einer globalisierten Welt benötigen wir zwangsläufig früher oder später Erfahrungen auch mit diesen Krankheiten." Auch werde die Universitätsmedizin Mainz durch das Abkommen einem anderen Anspruch gerecht: "Die Studenten sollen Gelegenheit bekommen im Austausch über den viel zitierten Tellerrand hinauszuschauen und auch andere Kulturen kennenzulernen", machte Univ.-Prof. Dr. Dr. Reinhard Urban deutlich.

Die Kooperation zwischen der Universitätsmedizin Mainz und der Pham Ngoc Thach University besteht bereits seit dem Jahr 2007. Im Zuge der jetzigen Vereinbarung sollen zwei langfristig ausgelegte Projekte Kontur bekommen: Zum einen wird die Universitätsmedizin Mainz die vietnamesische Partner-Universität bei der Neuordnung der Medizinerausbildung nach der neuen Mainzer Studienordnung unterstützen. Eine vietnamesische Übersetzung des Curriculums wurde bereits übergeben. Daraus resultiert, dass Studenten in Ho-Chi-Minh-Stadt ab dem Wintersemester 2010/2011 die Möglichkeit haben, ihr gesamtes Studium nach den Mainzer Regularien zu absolvieren. Erstmals könnten sie somit 2016/2017 einen vergleichbaren Abschluss erreichen.

Zum anderen kündigt sich in der Patientenversorgung in Ho-Chi-Minh-Stadt ein weiterer Meilenstein an: Die Pham Ngoc University wird aus Eigenmitteln eine neue Universitätsklinik nach Mainzer Standard aufbauen. In der ersten Bauphase soll dort bis 2013 ein universitäres Herzzentrum entstehen. Von Seiten der Universitätsmedizin Mainz erarbeitete Prof. Dr. Georg-Dieter Kneissl die beiden letztgenannten Kooperationsziele. Das Projekt Herzzentrum in Ho-Chi-Minh-Stadt wird von der Adolf-Messer-Stiftung gefördert.

Kontakt
Ulf Arnold-Fabian
Stv. Geschäftsführer Ressort Forschung und Lehre
Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
E-Mail: arnold-fabian@um-mainz.de
Internet: www.um-mainz.de

Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige Einrichtung dieser Art in Rheinland-Pfalz. Mehr als 50 Kliniken, Institute und Abteilungen sowie zwei Einrichtungen der medizinischen Zentralversorgung - die Apotheke und die Transfusionszentrale - gehören zur Universitätsmedizin Mainz. Mit der Krankenversorgung untrennbar verbunden sind Forschung und Lehre. Rund 3.500 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz kontinuierlich ausgebildet.

Weitere Informationen im Internet unter

www.unimedizin-mainz.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1431

Quelle: Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Dipl.-Betriebswirtin (FH) Caroline Bahnemann, 26.03.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. März 2010