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MELDUNG/145: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 23.06.10 (idw)


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→  Defekter Signalweg führt zu Gefäßwucherungen im Gehirn
→  Senologen untersuchen erstmals Qualität von Brustkrebszentren

Raute

Deutsches Krebsforschungszentrum - 21.06.2010

Defekter Signalweg führt zu Gefäßwucherungen im Gehirn

Ein gestörter Signalweg in Endothelzellen, die das Innere der Blutgefäße auskleiden, führt zu Kavernomen, oftmals gefährlichen Gefäßfehlbildungen im Gehirn. Dies veröffentlicht ein Forscherteam der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg und des Deutschen Krebsforschungszentrums. Die Untersuchungen klären die Ursache für eine der häufigsten Fehlbildungen des Menschen auf und weisen darüber hinaus darauf hin, dass Kavernome mit Medikamenten behandelt werden könnten, die das Gefäßwachstum hemmen.

Gemeinsame Pressemitteilung des Deutschen Krebsforschungszentrums und der Universitätsmedizin Mannheim

Gutartige Gefäßfehlbildungen, sogenannte Kavernome, können in vielen Geweben des Körpers auftreten. Diese Fehlbildungen zeichnen sich durch stark erweiterte, instabile und unstrukturierte Blutgefäße aus. Medizinische Bedeutung haben vor allem Kavernome im Gehirn, die sich bei etwa einem von zweihundert Menschen entwickeln. Im Gehirn bleiben die Wucherungen oft lange Zeit unbemerkt und werden typischerweise als Zufallsbefunde bei Kernspinuntersuchungen entdeckt. Wenn sie wachsen, machen sie sich meist durch unspezifische Symptome wie Kopfschmerz oder Schwindel bemerkbar. Dabei steigt die Gefahr von Gehirnblutungen aus diesen Gefäßwucherungen, was zu Krampfanfällen, neurologischen Ausfällen bis hin zum Schlaganfall führen kann. Daher werden Kavernome, die Symptome verursachen, nach Möglichkeit chirurgisch aus dem Gehirn entfernt.

In der gemeinsamen Abteilung "Vaskuläre Biologie und Tumormetastasierung" der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg und des Deutschen Krebsforschungszentrums untersuchen Wissenschaftler, wie sich Blut- und Lymphgefäße bei Tumorerkrankungen neu bilden. "Unsere aktuellen Ergebnisse zeigen, dass - ähnlich wie in Tumoren - überschüssiges und unkontrolliertes Gefäßwachstum zur Entstehung von Kavernomen führt", erklärt der Leiter der aktuellen Untersuchung, Dr. Andreas Fischer.

Bereits bekannt war, dass die Krankheit entsteht, wenn in den Endothelzellen, die alle Blutgefäße auskleiden, das Gen CCM1 ausfällt. Warum dies jedoch zu den charakteristischen Missbildungen führt, war bisher nicht geklärt. Das Forscherteam identifizierte nun gemeinsam mit Kollegen aus Essen und Greifswald, welche zentralen Signalwege in Endothelzellen durch den Verlust des CCM1-Gens beeinträchtigt werden. Um die beim Menschen auftretende Erkrankung besonders gut simulieren zu können, transplantierten die Wissenschaftler menschliche Endothelzellen mit ausgeschaltetem CCM1-Gen in Mäuse. Die transplantierten Zellen wuchsen daraufhin zu den typischen Gefäßwucherungen aus. So konnten die Experimente im Mausmodell an menschlichen Blutgefäß-Fehlbildungen durchgeführt werden. Daher lassen sich die Ergebnisse gut auf die Situation bei der Erkrankung des Menschen übertragen, so dass z.B. auch Medikamententests durchgeführt werden konnten.

In einem ersten Ansatz prüften die Forscher das Krebsmedikament Sorafenib, das die Neubildung von Blutgefäßen hemmt. Bei den transplantierten Mäusen führte die Substanz zu einem massiven Rückgang der Gefäßwucherung. "Wir wollen nun prüfen, ob wir mit einem Medikament aus der Krebsmedizin Kavernome im Gehirn auch ohne Operation behandeln können", erklärt Dr. Andreas Fischer die zukünftigen Ziele des Projekts.

Wüstehube J, Bartol A, Liebler SS, Brütsch R, Zhu Y, Felbor U, Sure U, Augustin HG, Fischer A:
Cerebral cavernous malformation protein CCM1 inhibits sprouting angiogenesis by activating DELTA-NOTCH signaling.
Proc. Natl. Acad. Sci. USA
early online edition, June 21, 2010.
DOI: 10.1073/pnas.1000132107

Legende:
Menschliche Blutgefäße im experimentellen Mausmodell:
Ausschalten des CCM1-Gens führt zu dem typischen, unorganisierten Erscheinungsbild.
Bildquelle: Deutsches Krebsforschungszentrum

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.dkfz.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution386

Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum, Dr. Stefanie Seltmann, 21.06.2010

Raute

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, Medizin / Kommunikation - 21.06.2010

Senologen untersuchen erstmals Qualität von Brustkrebszentren

Hamburg - Mit jährlich bis zu 55 000 Neuerkrankungen ist Brustkrebs der häufigste bösartige Tumor der Frau. Aktuelle Daten belegen, dass Patientinnen in Brustkrebszentren bessere Heilungs- und Überlebenschancen haben. Die Deutsche Gesellschaft für Senologie (DGS) informiert auf ihrer 30. Jahrestagung vom 1. bis 3. Juli 2010 in Hamburg über neue wissenschaftliche Erkenntnisse und erfolgversprechende Therapien.

Durchschnittlich jede elfte Bundesbürgerin erkrankt im Lauf ihres Lebens an einem Mammakarzinom. Die Heilungschancen verbessern sich in zertifizierten Zentren, da diese mehr Erfahrung haben. Je häufiger beispielsweise ein Operateur solche Tumore entfernt, desto geringer ist das Risiko, dass an der gleichen Stelle erneut ein Karzinom entsteht. Zudem legen in diesen Zentren Teams verschiedener Fachärzte - darunter Onkologen, Radiologen, Pathologen, Operateure und Strahlentherapeuten - gemeinsam fest, welche Behandlung bei einer Frau den größten Erfolg verspricht. In zertifizierten Brustkrebszentren ist außerdem die gesamte Kette der Versorgung gesichert - von der Früherkennung über die Therapie bis hin zur Nachsorge.

"Das angestrebte Ziel der Etablierung eines deutschlandweiten Netzwerkes von zertifizierten Brustzentren ist weitgehend erreicht", betont Professor Dr. med. Diethelm Wallwiener, geschäftsführender Direktor der Universitäts-Frauenklinik Tübingen und DGS-Präsident. Die Betreuung durch erfahrene Ärzte verschiedener Fachrichtungen ermögliche Frauen zudem häufig eine schonendere Therapie und eine brusterhaltende Behandlung.

Um die Qualität der Versorgung kontinuierlich zu optimieren, werden die Einrichtungen regelmäßig überprüft. In Deutschland wurde im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Senologie, der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) und der Deutschen Krebsforschungsgesellschaft erstmals mit Hilfe von Fragebögen die Qualität untersucht. Die Zahl der Brustzentren, die sich auf freiwilliger Basis an dieser Befragung beteiligen, stieg in den Jahren 2003 bis 2008 von 59 auf 229.

Aufgrund der Verbesserung vorher fest gelegten Qualitätsmerkmalen wertet Professor Wallwiener das Projekt als Erfolgsgeschichte. "Die hohe Beteiligung der Krankenhäuser zeigt, dass die freiwillige Zertifizierung von Brustzentren in Deutschland gut angenommen wird." Nun sei es wichtig, die Zentren regelmäßig zu überprüfen, noch höhere Standards einzuführen und langfristig eine messbare Verbesserung des Langzeitüberlebens zu sichern.

Weitere Informationen finden Sie unter
- http://www.senologie.org Deutsche Gesellschaft für Senologie e.V.
- http://www.senologiekongress.de
   30. Jahrestagung vom 1. bis 3. Juli 2010, Hamburg

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution76

Quelle: Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, Medizin - Kommunikation, 21.06.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Juni 2010