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MELDUNG/243: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 25.11.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Sachsens erste Professorin für Allgemeinmedizin nimmt ihre Arbeit auf
→  Mehr Lebensqualität für nierentransplantierte Patientinnen und Patienten
      Preis für teleassistierte Nachsorgex
→  11 Millionen Euro für Marburger Zellforschung

Raute

Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden - 23.11.2010

Sachsens erste Professorin für Allgemeinmedizin nimmt ihre Arbeit auf

Am 23. November 2010 hält Antje Bergmann, Sachsens erste Professorin für Allgemeinmedizin, im Beisein der Sächsischen Staatsministerin für Soziales und Verbraucherschutz, Christine Clauß, und zahlreicher Kollegen, Weggefährten und Freunde ihre Antrittsvorlesung. Die neu geschaffene Professur für Allgemeinmedizin an der Medizinischen Fakultät und am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus hebt den Stellenwert der Allgemeinmedizin in der ärztlichen Ausbildung weiter an und unterstreicht die wichtige Rolle des Hausarztes in der ambulanten Versorgung der Patienten.

"Die Professur entspricht auch den politischen Forderungen nach einer Stärkung der Allgemeinmedizin an den deutschen Hochschulen", hält Staatsministerin Christine Clauß fest. Die wissenschaftlichen Schwerpunkte der Professur liegen im Bereich der Versorgungsforschung und Epidemiologie.

Vor dem Hintergrund der aktuellen gesundheitspolitischen Diskussionen zur Reformierung des Gesundheitssystems gewinnt die Aufwertung der hausärztlichen Tätigkeit zusätzlich an Bedeutung. Wie bereits im Sondergutachten des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen 2009 beschrieben, wird die koordinierte Versorgung durch den Hausarzt für die medizinische Versorgungsqualität eine zentrale Bedeutung einnehmen. Die demographischen Herausforderungen der nahen Zukunft, das heißt die immer älter werdende Bevölkerung und die damit einhergehende Zunahme von chronischen Krankheiten und Multimorbidität (Mehrfacherkrankung) sowie die Diskussion deren Folgen, erfordern hochqualifizierte und kompetente Hausärzte. So könnte durch verstärkte hausärztliche Koordination aller auch durch andere Fachärzte getätigten Verschreibungen das Problem der Mehrfachmedikation mit häufig gegenseitig aufhebender Wirkung und hohen Kosten für das Gesundheitssystem abgemildert werden.

"Frau Prof. Bergmann soll das Interesse am Hausarztberuf schon frühzeitig im Studium wecken und Studierende für den Beruf begeistern", beschreibt Prof. Heinz Reichmann, Dekan der Medizinischen Fakultät Carl Gustav, eine der Aufgaben der Lehrstuhlinhaberin. Hierzu wird das Fach Allgemeinmedizin praxisnah und patientenorientiert während des gesamten Studiums die zukünftigen Kollegen für dieses Thema sensibilisieren, Interesse wecken und fakultätsintern präsent sein.

Bereits seit 2005 gibt es am Universitätsklinikum Dresden ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) mit integrierter Lehrpraxis, die eine praxisnahe Ausbildung der kommenden Allgemeinmediziner ermöglicht. In einem weiteren Modellprojekt "Engagiert Studieren - Hausarzt - Schwerpunkt im Studium" will die Dresdner Hochschulmedizin nun das Ziel verfolgen, Studierende konsequent vom ersten bis zum letzten Semester zu begleiten und bewusst zu fördern. Dieses Modellvorhaben, welches mit den Lehr- und Patenpraxen aus dem schon bestehenden Förderprogramm "Studienbeihilfe" für Medizinstudenten des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz (SMS), der gesetzlichen Krankenkassen (AOK PLUS, Ersatzkassen, BKK MEDICUS, IKK Sachsen, Knappschaft) und der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen zusätzlich hervorgehen soll, wird in enger Kooperation mit dem Hausärzteverband Sachsen, der Landesärztekammer und der wissenschaftlichen Fachgesellschaft Sachsens (SGAM) etabliert. "Die Medizinische Fakultät Dresden nimmt mit diesen Aktivitäten eine Vorreiterrolle ein und wird in einer kritischen Evaluation in den nächsten Jahren beweisen müssen, dass dem Hausärztemangel ein Konzept gegenüber gestellt wurde", bemerkt Frau Prof. Bergmann.

Das bereits laufende Programm "Studienbeihilfe" für Medizinstudenten konnte von 2008 bis 2010 insgesamt 32 Studierende in Dresden und Leipzig unterstützen. "Dies ist eine gute Ausgangsbasis. Ich bin auch guten Mutes, dass die Anzahl der Medizinstudierenden, die das Programm in Anspruch nehmen, noch weiter steigen wird. Ein Mangel an Ärzten darf nicht durch eine Qualitätseinbuße in der Ausbildung behoben werden. Gerade hier ist die Qualität besonders wichtig. Frau Prof. Bergmann wird Ihren neuen Lehrstuhl der Allgemeinmedizin mit Anspruch und Leben erfüllen", betont Gesundheitsministerin Christine Clauß.

Prof. Bergmann und die Medizinische Fakultät sehen ebenso wie das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus die absolute Notwendigkeit, nicht nur das Studium für angehende Hausärzte attraktiv zu gestalten, sondern den jungen Kollegen in einem Weiterbildungsverbund nach dem Abschluss des Medizinstudienganges in ausreichender Zahl Weiterbildungsplätze für Allgemeinmediziner zur Verfügung zu stellen. "Hierfür werden in Kooperation und unter dem Dach des von unserem Universitätsklinikum initiierten "Carus Consilium Sachsen" neue Rotationsstellen in einem Weiterbildungsverbund in enger Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Allgemeinmedizin und der Sächsischen Landesärztekammer geschaffen", unterstreicht Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus. Die Assistenzärzte können ihre fünfjährige Weiterbildung in Klinik und Praxis nach geltender Weiterbildungsordnung im Verbund absolvieren. Dieser neu gegründete Weiterbildungsverbund wird in Sachsen eine Vorbildfunktion einnehmen und eine Keimzelle für Aktivitäten weit über Dresden hinaus sein. Die wissenschaftlichen Schwerpunkte der Professur liegen im Bereich der Versorgungsforschung. Innerhalb der Medizinischen Klinik III des Universitätsklinikums Dresden und insbesondere mit deren Diabetologie, Schwerpunkt Professur Prävention des Diabetes, existieren bereits gemeinsame Projekte. Hinzu kommen relevante Forschungsfelder der Epidemiologie und die weiterhin enge Kooperation mit dem Lehrstuhl Gesundheitswissenschaften/Public Health und der Wissenschaftlichen Fachgesellschaft.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.medizin.tu-dresden.de

Kontakt
Technische Universität Dresden
Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus
Prof. Dr. med. habil. Antje Bergmann
E-Mail: antje.bergmann@uniklinikum-dresden.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1564

Quelle: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Holger Ostermeyer, 23.11.2010

Raute

Universitätsklinikum Freiburg - 24.11.2010

Mehr Lebensqualität für nierentransplantierte Patientinnen und Patienten - Preis für teleassistierte Nachsorge

Die Teleassistierte Nachsorge für nierentransplantierte Patientinnen und Patienten könnte bundesweit, aber auch international zum Vorbild werden. Das Projekt des Universitätsklinikums Freiburg wurde jetzt mit dem "Karl Storz Innovationspreis für Telemedizin" ausgezeichnet.

Der mit 5000 Euro dotierte "Karl Storz Innovationspreis Telemedizin 2010" geht nach Freiburg und Hannover. Im Rahmen des "1. Nationalen Fachkongresses Telemedizin" in Berlin Anfang November wurde das Projekt "Nachsorge blutgruppeninkompatibel nierentransplantierter Patienten" des Transplantationszentrums Freiburg ausgezeichnet, das nach Ansicht der Jury für den gesamten nationalen und internationalen Transplantationsbereich "einen medizinischen und ökonomischen Nutzen erwarten lässt." Den Preis nahm in Berlin Silvia Hils entgegen, die das Transplant-Büro im Freiburger Transplantationszentrum leitet. Hils koordiniert das Projekt und hat die Bewerbung für den Innovationspreis erarbeitet. Ausgezeichnet wurde außerdem das Projekt "Online-Konsil Forensikon" der Medizinischen Hochschule in Hannover.

Mit dem Freiburger Projekt wurde ein innovatives Versorgungskonzept gewürdigt, das Dr. Przemyslaw Pisarski, Leiter der Sektion Transplantationschirurgie am Transplantationszentrum Freiburg, gemeinsam mit dem Transplantationszentrum Straßburg für eine Hochrisikogruppe von Patientinnen und Patienten entwickelt hat. All jene, denen am Freiburger Klinikum die Niere einer Spenderin oder eines Spenders mit einer ungleichen Blutgruppe transplantiert worden ist, können in ihrer häuslichen Umgebung versorgt werden. Bei auffälligen Befunden wird im Transplantationszentrum ein Alarm ausgelöst, die Patientinnen und Patienten können zudem rund um die Uhr direkt Kontakt mit den Betreuenden im Transplantationszentrum aufnehmen. 50 Patientinnen und Patienten werden an dem Projekt teilnehmen, das im Juli 2010 startete. Ab Januar 2011 werden die ersten Patienten von zu Hause aus ihre Daten in ein interaktives Terminal eingeben.

"Das bringt nicht nur eine Zeit- und Kostenersparnis ohne Einbußen bei der Versorgungsqualität", sagt Pisarski: "Die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten verbessert sich und zugleich werden überfüllte medizinische Einrichtungen entlastet." Zudem können Abstoßungsreaktionen und Infektionen viel früher als bisher erkannt werden. "Dies verlängert die Organfunktion und das Patientenüberleben."

Pisarski glaubt, dass die in Freiburg gewonnenen Erkenntnisse auch auf andere Bereiche im Gesundheitswesen übertragen werden können. Er hofft zudem, dass die Krankenkassen die Teleassistierte Nachsorge für nierentransplantierte Patientinnen und Patienten auch bundesweit als Regelleistung in ihren Leistungskatalog aufnehmen.

In Freiburg wurde im Jahr 2004 die erste Lebendnierentransplantation bei ungleichen Blutgruppen durchgeführt. Bis heute sind 64 Patientinnen und Patienten erfolgreich operiert worden. Im Jahr 1968 wurde am Universitätsklinikum Freiburg die erste Niere erfolgreich transplantiert.


Kontakt:
Silvia Hils
Leitung Transplant-Büro
Transplantationszentrum am Uniklinikum Freiburg
E-Mail: silvia.hils@uniklinik-freiburg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1401

Quelle: Universitätsklinikum Freiburg, Carin Lehmann, 24.11.2010

Raute

Philipps-Universität Marburg - 24.11.2010

11 Millionen Euro für Marburger Zellforschung

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert für weitere 4 Jahre den Sonderforschungsbereich 593 "Mechanismen der zellulären Kompartimentierung und deren krankheitsrelevante Veränderungen" an der Philipps-Universität. Er erhält bis zum Jahr 2014 eine Gesamtförderung in Höhe von 11 Millionen Euro. Als Sprecher amtiert der Marburger Zellbiologe Professor Dr. Roland Lill.

"Die wiederum exzellente Bewertung durch die DFG spiegelt die höchst erfolgreiche Arbeit der Marburger Zellbiologie wider", sagt Professor Dr. Frank Bremmer, Vizepräsident der Philipps-Universität für Forschung. Es ist bereits die zweite Verlängerung für den Sonderforschungsbereich (SFB) 593, der sich seit dem Jahr 2003 dem Thema der Zellkompartimentierung widmet. Darunter versteht man die Innenarchitektur von Zellen, also ihre unterschiedlichen Reaktionsräume, etwa den Zellkern, innere Membranen und Organellen wie Mitochondrien oder Chloroplasten.

Die Wissenschaftler des Sonderforschungsbereichs beschäftigen sich mit hochaktuellen Themen der modernen Zellbiologie, zum Beispiel mit der innerzellulären Verteilung von Proteinen, RNA und Metallen. Neben diesen grundlegenden Fragen der Zellbiologie gesunder Zellen geht es auch um Erkenntnisse, wie sich Störungen der Kompartimentierung auf die einzelne Zelle und auf den ganzen Organismus auswirken. Klinische Fragen zum Thema der Blutdruckregulation werden ebenso untersucht wie Störungen, für die Infektionserreger verantwortlich sind - etwa Viren, Parasiten und Pflanzenpathogene.

SFB-Sprecher Lill hebt als besonderen Erfolg hervor, dass es gelungen sei, die abgelaufenen Teilprojekte durch sechs neue Vorhaben zu ersetzen. Der Sonderforschungsbereich führt 17 Arbeitsgruppen aus den Fachbereichen Biologie, Pharmazie und Medizin der Philipps-Universität sowie vom Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie zusammen.

Weitere Informationen:
Ansprechpartner: Professor Dr. Roland Lill
Institut für Klinische Zytobiologie und Zytopathologie
E-Mail: lill@staff.uni-marburg.de

Homepage des SFB 593:
http://web.uni-marburg.de/sfb593/

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution376

Quelle: Philipps-Universität Marburg, Johannes Scholten, 24.11.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. November 2010