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MELDUNG/292: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 15.02.11 (idw)


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Raute

Universitätsklinikum Jena - 14.02.2011

Praktikum im Reich der Mitte

In der kommenden Woche werden neun Studierende der Humanmedizin und eine Zahnmedizinstudentin aus Jena nach Xinxiang in der chinesischen Provinz Henan reisen, um an der dortigen Medizinischen Hochschule ein sechswöchiges ärztliches Praktikum zu absolvieren. Den Kontakt nach Ostchina vermittelte der Jenaer Anatomieprofessor Christoph Redies, zwischen dessen Institut und der Xinxiang Medical University seit mehreren Jahren ein wissenschaftlicher Austausch besteht.

"(*), shèn", wiederholen die Studenten im Chor die Worte von Dr. Joachim Boldt. Seit Beginn des Wintersemesters lernen die angehenden Mediziner beim Leiter des Sprachenzentrums an der Friedrich-Schiller-Universität die Grundzüge der chinesischen Sprache. Auch wenn sie jetzt 'Niere' auf Mandarin sagen können, wird die Verständigung hauptsächlich in Englisch sein. In den Kliniken der Xinxiang Medical University wird jedem der Gäste ein studentischer Mentor zur Seite gestellt. 7000 Studenten zählt die Medizinische Hochschule in Xinxiang, das mit seinen 5,5 Millionen Einwohner im chinesischen Maßstab als Provinzstadt gilt.

"Ich bin neugierig auf die medizinische Versorgung und den klinischen Alltag in Xinxiang, und vor allem darauf, die traditionelle chinesische Medizin im Original zu erleben", beschreibt Markus Löwe, Medizinstudent im 9. Semester, seine Motivation zum Auslandspraktikum. "Und natürlich reizt es, das Land und die Kultur kennen zu lernen." Finanzielle Unterstützung erhalten die Austauschstudenten durch die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland, bvmd. Bei Visum und Studienbescheinigungen half das Akademische Auslandsamt der Universität.

Eine Fortsetzung des Austauschs ist geplant. "Im September des letzten Jahres nahm eine Studentin aus Xinxiang an unserer Summerschool teil. Zwei Absolventen aus Xinxiang arbeiten derzeit in der Forschung in Jena", so Professor Redies. Es gibt auch bereits Anmeldungen für die nächste Xinxiang-Famulatur im Sommer.

(*) Anmerkung der Schattenblickredaktion:
An dieser Stelle befindet sich das chinesische Schriftzeichen für "shèn", deutsch "Niere"
siehe: http://www.jenapolis.de/103179/praktikum-im-reich-der-mitte/

Kontakt:
Prof. Dr. Dr. Christoph Redies
Institut für Anatomie I
Universitätsklinikum Jena
E-Mail: Christoph.Redies[at]mti.uni-jena.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/pages/de/image135061
In Vorbereitung ihrer Famulatur in China lernen die Studierenden Mandarin. Der Leiter des Sprachenzentrums der Jenaer Universität, Dr. Joachim Boldt, nahm den Kurs in den Abendstunden kurzfristig und unkompliziert zusätzlich in sein Programm.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1461

Quelle: Universitätsklinikum Jena, Dr. Uta von der Gönna, 14.02.2011

Raute

Medizinische Hochschule Hannover - 14.02.2011

MHH-Forscher filmen Geburt von Stammzellen

Neues Gen-Taxi in Verbindung mit Videoanalysen einzelner Zellen eröffnet Perspektiven für die Stammzellforschung / Veröffentlichung im Magazin Molecular Therapy

In einer Petrischale sieht man zunächst rot leuchtende, langgestreckte Zellen, nach und nach verlieren sie ihre charakteristische Form, die Ausläufer gehen zurück, die Zellen runden sich ab, sie verschmelzen mit anderen Zellen zu einem rot leuchtenden Haufen. Plötzlich leuchten immer mehr Zellen im Zellklumpen grün. Im Zeitraffer dauert dieser Prozess nur wenige Sekunden. Im Labor hingegen einige Tage. Die von Dr. Dr. Axel Schambach geleitete Arbeitsgruppe "Hematopoietic Cell Therapy" in der Abteilung für Experimentelle Hämatologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) im Exzellenzcluster REBIRTH (Von Regenerativer Biologie zu Rekonstruktiver Therapie) konnte nun, dank eines neuentwickeltem farbkodierten Gen-Taxis, gemeinsam mit Dr. Timm Schröder vom Helmholtz Zentrum München sowie Dr. Tobias Cantz und Professor Dr. Hans Schöler, Arbeitsgruppe "Stem Cell Biology", REBIRTH, erstmals die Verwandlung von Körperzellen in induzierte pluripotente Stammzellen (iPS-Zellen) filmen.

iPS-Zellen sind für die Forscher besonders interessant, da sie quasi Alleskönner darstellen und sich ähnlich wie embryonale Stammzellen in unterschiedliche Zelltypen entwickeln können. Die Wissenschaftler veröffentlichten ihre Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe des renommierten Magazins Molecular Therapy der Nature-Verlagsgruppe. "Wir konnten mittels eines neuartigen experimentellen Systems im Zeitraffer die Umwandlung von Fibroblasten zu iPS-Zellen zeigen", erklärt Professor Dr. Christopher Baum, Leiter der Abteilung für Experimentelle Hämatologie.

Viren haben sich im Laufe der Evolution optimal an ihre Wirtszellen angepasst und sind so ideale Überträger für Gene. Forscher setzen daher virale Vektoren als Gen-Taxi ein. Das Team entwickelte nun ein optimiertes Gen-Taxi, mit dem sie die sogenannten Reprogrammierungsgene in Körperzellen einschleusten. Diese Gene bewirken, dass die Zellen ihren Stoffwechsel ändern und verstärkt bestimmte Eiweiße produzieren. Auf diese Weise versetzen die Forscher die Zellen in den embryonalen Zustand zurück. Der Clou des neuen Vektors: Er enthält einen Farbcode und schaltet sich von selbst ab. Werden die eingeschleusten Gene in den Körperzellen aktiviert, leuchten rot. Ist die Umwandlung der Körperzellen in den embryonalen Zustand erreicht, schalten sich die Gene ab, ein grün leuchtendes Reportergen wird aktiviert - die Zellen leuchten grün. Die Forscher schossen in Intervallen von wenigen Minuten Bilder und setzten diese zu einer Zeitrafferaufnahme zusammen. So konnten sie einzelne Zellen kontinuierlich verfolgen. "Mit diesem System können wir nun feinste dynamische Prozesse erforschen, die frühen Reprogrammierungsvorgänge besser verstehen lernen oder Veränderungen nach Gabe von Medikamenten erfassen", sagt Dr. Dr. Schambach.

Weitere Informationen erhalten Sie bei
Professor Dr. Christopher Baum
Leiter der Abteilung für Experimentelle Hämatologie
baum.christopher@mh-hannover.de

Die Originalarbeit finden Sie unter
www.nature.com/mt/journal/vaop/ncurrent/full/mt2010314a.html

Ein Video zur Veröffentlichung finden Sie unter
www.mh-hannover.de/videos.html
In der Zeitrafferaufnahme sehen Sie dank des neuentwickelten Vektors, wie sich Körperzellen in induzierte pluripotente Zellen verwandeln.

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/pages/de/image135096
Körperzellen (rot), die durch den von den MHH-Forschern neuentwickelten Vektor in induzierte pluripotente Stammzellen (grün) verwandelt werden.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution121

Quelle: Medizinische Hochschule Hannover, Stefan Zorn, 14.02.2011

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Februar 2011