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MELDUNG/338: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 06.05.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Neuartige Forschungskollegs sollen junge Ärzte für die klinische Forschung fit machen
→  Oft größer als vermutet: Der "kleine Unterschied" zwischenPatientin und Patient wird Lehrinhalt
→  Vereinbarung zum Ausbau der Medizinstudienplätze in NRW unterzeichnet


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Julius-Maximilians-Universität Würzburg - 05.05.2011

Eine Million für die klinische Forschung

Junge Ärzte für die klinische Forschung fit machen: Darauf zielt die Else-Kröner-Fresenius-Stiftung mit ihren neuartigen Forschungskollegs ab. Erstmals werden jetzt drei solche Kollegs eingerichtet und mit je einer Million Euro gefördert - an den Universitätskliniken in Würzburg, Ulm und Bonn.

Große Freude bei den Wissenschaftlern an der Würzburger Uniklinik: Gegen eine starke Konkurrenz von 54 anderen Bewerbern haben sie sich mit ihrem Antrag auf ein Forschungskolleg bei der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung durchgesetzt. Jetzt gehören sie zu den Gewinnern. Sie erhalten in den kommenden drei Jahren eine Million Euro, um hoch qualifizierte junge Ärztinnen und Ärzte zu fördern.

Das wissenschaftliche Thema des Würzburger Kollegs ist die Regulation des Immunsystems. Warum versagt das Abwehrsystem des Körpers bei Krebs- und Infektionserkrankungen. Was lässt sich dagegen tun? Wie löst das Immunsystem Krankheiten aus, wie reagiert es nach Transplantationen? Auf diesen Gebieten sollen Mediziner, die am Anfang ihrer Facharztausbildung stehen, in dem Forschungskolleg kliniknah und wissenschaftsorientiert arbeiten.

"Fachübergreifend soll bei den Kollegiaten das Bewusstsein dafür geschärft werden, dass immunologische Prozesse bei verschiedensten Krankheitsbildern, auch bei Herz-Kreislauf- oder Stoffwechselerkrankungen, eine bedeutende Rolle spielen können", sagt Forschungsgruppenleiter Dr. Andreas Beilhack von der Medizinischen Klinik II, der das neue Kolleg koordiniert.

Ablauf der Ausbildung im Forschungskolleg

"Mit der Förderung durch die Stiftung können wir für drei Jahre acht junge Ärzte aufnehmen", so Beilhack. Die Stellen werden Anfang Sommer international ausgeschrieben. Im ersten Jahr ihrer Ausbildung sollen die Kollegiaten ausschließlich forschen, in den folgenden zwei Jahren auch in der Klinik tätig sein. Zusätzlich bekommen sie Seminare und andere Trainings auf dem Gebiet der klinischen Forschung.

Die Kollegiaten sollen auch lernen, wie man klinische Studien durchführt - wie also die korrekte Vorgehensweise aussieht, wenn erstmals neue Medikamente an Menschen getestet werden. Im Kolleg haben sie zudem die Möglichkeit, sich zu so genannten Prüfärzten ausbilden zu lassen - nur Mediziner mit dieser Qualifikation dürfen klinische Studien durchführen.

Mehrere Fächer wirken am Kolleg mit

"Ob Allergien, Autoimmunerkrankungen, Organ- und Stammzelltransplantationen oder Krebsleiden: Beim klinischen Umgang mit immunologischen Problemstellungen kann man von einem Austausch zwischen den Fachrichtungen enorm profitieren", betont Privatdozent Dr. Jörg Wischhusen von der Frauenklinik, Sprecher des Forschungskollegs.

Um diesen interdisziplinären Austausch zu gewährleisten, werden sich Betreuer und Mentoren aus fünf Kliniken und drei Instituten um die Würzburger Else-Kröner-Kollegiaten kümmern. Die Führung liegt beim Interdisziplinären Zentrum für Klinische Forschung.

Passendes Umfeld in Würzburg

Würzburg bietet den Kollegiaten ein sehr gutes Umfeld: Immunologie, Infektionserkrankungen und Krebs bilden hier wichtige Schwerpunkte. Naturwissenschaftler und Mediziner aus Universität und Uniklinikum entwickeln gemeinsam neue therapeutische Antikörper und Konzepte für die Immuntherapie. "Große Erfolge wurden in Würzburg jüngst bei der Behandlung von Krebspatienten mit dem bispezifischen T-Zell-rekrutierenden Antikörper Blinatumomab erzielt", so Beilhack.

Wichtig für solche Erfolge sei auch das Klinische Studienzentrum "Early Clinical Trial Unit". Dort dürfen neue Wirksubstanzen erstmals an Patienten erprobt werden, bei denen alle anderen Therapien keinen Erfolg bringen. Die Würzburger Unit ist die erste Einrichtung dieser Art in Deutschland.

Else-Kröner-Stiftung über die Forschungskollegs

Die Else-Kröner-Stiftung sieht ihre Forschungskollegs als neues Strukturelement in der deutschen Hochschulmedizin, heißt es in einer Pressemitteilung. Leitbild sei der "Clinician Scientist", der eine Brücke zwischen grundlagenorientierter Forschung und klinischer Anwendung schlägt und so wichtige Voraussetzungen für die Medizin der Zukunft schafft, sagt Dr. Susanne Schultz-Hector, Vorstandsmitglied der Stiftung.

Die Else-Kröner-Fresenius-Stiftung wurde 1983 von Else Kröner (1925-1988) gegründet. Die gemeinnützige Stiftung fördert die klinisch orientierte biomedizinische Forschung und medizinisch-humanitäre Hilfsprojekte. Bis heute hat sie an die 900 Projekte mit insgesamt rund 100 Millionen Euro unterstützt.

Kontakt
PD Dr. Jörg Wischhusen
Sprecher des Forschungskollegs "Immunkontrolle"
wischhusen_j@klinik.uni-wuerzburg.de

Dr. Andreas Beilhack
Koordinator des Forschungskollegs
beilhack_a@klinik.uni-wuerzburg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution99

Quelle: Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Robert Emmerich, 05.05.2011


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Westfaelische Wilhelms-Universität Münster - 04.05.2011

Oft größer als vermutet - Der "kleine Unterschied" zwischen Patientin und Patient wird Lehrinhalt

Mit neuen Lehrkonzepten sollen angehende Ärztinnen und Ärzte für die Unterschiede bei den Geschlechtern sensibilisiert werden / Kooperation der Unis Münster und Essen-Duisburg

Männlich oder weiblich? Das kann eine überlebenswichtige Frage sein: So belegen Studien, dass ein Herzinfarkt bei Frauen später erkannt wird als bei Männern. In anderen Fällen wiederum ist das "starke Geschlecht" im Nachteil: Männliche Patienten mit Altersdiabetes erhalten deutlich seltener eine optimale Behandlung zur Vermeidung von Folgeerkrankungen. Sowohl das biologische Geschlecht (engl. sex) als auch das soziale Geschlecht (engl. gender) spielen in der Medizin eine bedeutende Rolle. Doch bislang erfahren angehende Ärztinnen und Ärzte in Deutschland so gut wie nichts darüber. Dies soll sich nun ändern: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat ein gemeinsames Projekt der Medizinischen Fakultäten der Universitäten Münster und Essen-Duisburg zum Thema "Geschlechtersensible Lehrmodule in der Medizin" bewilligt.

"Studierende der Medizin sollten sich möglichst früh mit Geschlechteraspekten befassen. Nur wenn dieses Wissen fest in ihrem Bewusstsein verankert ist und zum Prüfungswissen gehört, wird es sich in ihrer späteren Arbeit niederschlagen", ist Prof. Dr. Dr. Bettina Pfleiderer überzeugt. Als Leiterin der Arbeitsgruppe "Cognition and Gender" am Institut für Klinische Radiologie der Uni Münster hat die Hirnforscherin schon so manchen Unterschied zwischen den Gehirnen von Männern und Frauen entdeckt. Als Projektleiterin hat sie sich zusammen mit Privatdozentin Dr. Andrea Kindler-Röhrborn vom Institut für Pathologie und Neuropathologie der Uni Essen-Duisburg und den Studiendekanaten in Münster und Essen-Duisburg gemeinsam zum Ziel gesetzt, das bereits vorhandene Wissen zur Unterschiedlichkeit der Geschlechter zusammenzutragen und in der Lehre an deutschen medizinischen Fakultäten fest zu verankern.

Für die Durchführung und Auswertung einer Online-Befragung zum Genderwissen an den beiden Medizinischen Fakultäten (Studierende, wissenschaftliches Personal, Professoren) wurde vom BMBF eine volle Mitarbeiterstelle über ein Jahr bewilligt. "Auf der Basis unserer Erhebung werden wir ein fächerübergreifendes Lehrmodul erarbeiten, das wir auch anderen Universitäten zur Verfügung stellen, damit es dort erprobt und optimiert werden kann", so Pfleiderer. Für die Leitung des Projekts erhält ihre Arbeitsgruppe insgesamt 65.000 Euro vom Bundesforschungsministerium.

Bei der Entwicklung des Didaktikmoduls besteht eine enge Kooperation mit dem an den Universitäten Münster, Bremen und Essen-Duisburg angesiedelten Verbundprojekt "Geschlechtersensible Forschung in Epidemiologie, Neurowissenschaften und Genetik/Tumorforschung". Dort leitet Pfleiderer das Teilprojekt "Geschlechtersensible Konzepte in den Neurowissenschaften", dafür hat das BMBF ihrer Arbeitsgruppe "Cognition and Gender" für die kommenden drei Jahre weitere 250.000 Euro bewilligt.

Redaktion: Dr. Thomas Bauer
(E-Mail: thbauer@uni-muenster.de)

Weitere Informationen finden Sie unter
http://campus.uni-muenster.de/index.php?id=5&L=0
Medizinische Fakultät der Universität Münster

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution72

Quelle: Westfaelische Wilhelms-Universität Münster, Dr. Christina Heimken, 04.05.2011


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Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung NRW - 05.05.2011

Vereinbarung zum Ausbau der Medizinstudienplätze in NRW unterzeichnet

Land und Hochschulen schaffen bis 2015 insgesamt 935 zusätzliche Medizinstudienplätze in NRW

Das Land Nordrhein-Westfalen und sechs staatlich finanzierte Universitäten mit Medizinfakultät in Nordrhein-Westfalen haben heute die Aufnahme von insgesamt 935 zusätzlichen Studienanfängerinnen und Studienanfängern in der Medizin in den Jahren 2011 bis 2015 verabredet. Eine entsprechende Vereinbarung unterzeichneten Wissenschaftsministerin Svenja Schulze, die Rektorin der Universität Münster und die Rektoren der Universitäten in Aachen, Bochum, Düsseldorf, Duisburg-Essen und Köln. Damit kann vorübergehend die Zahl der Medizinstudienplätze um jährlich rund 10 Prozent gesteigert werden. Das Land sichert den Hochschulen hierfür aus dem Hochschulpakt von Bund und Ländern in den kommenden Jahren insgesamt 50 Millionen Euro zu.

"Damit haben auch diejenigen gute Chancen auf einen Medizinstudienplatz, die zu einer Zeit ihr Studium aufnehmen wollen, in der die Nachfrage bedingt durch den doppelten Abiturjahrgang 2013 oder das Aussetzen von Wehr- und Zivildienst besonders hoch sein wird", sagte Wissenschaftsministerin Svenja Schulze. "Zugleich ist mit der heutigen Vereinbarung sichergestellt, dass eine zeitlich begrenzte Erhöhung der Medizinstudienplätze nicht auf Kosten der Ausbildungsqualität geht." Mit den zusätzlichen Mitteln können die Hochschulen entsprechendes Personal für die Lehre und die Betreuung der Studierenden, aber auch die Ausstattung von Laboren und Bibliotheken sowie Investitionen in die Infrastruktur finanzieren.


Die mit den Hochschulen vereinbarten Aufnahmekapazitäten im Einzelnen:

Zusätzliche Studienanfänger im Zeitraum 2011 - 2015 oberhalb der Aufnahmekapazität

TH Aachen 125
Kooperation Universität Duisburg-Essen/Bochum 225
Universität Düsseldorf 175
Universität Köln 285
Universität Münster 125



Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution463

Quelle: Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung NRW, Dirk Borhart, 05.05.2011


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Mai 2011