Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FAKTEN

MELDUNG/366: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 21.06.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Durchbruch bei der Erforschung der Krankheit "Progressive Supranukleäre Blickparese" (PSP)
→  Auszeichnung für den Direktor des Instituts für medizinische und pharmazeutische
      Prüfungsfragen (IMPP), Professor Dr. Jürgen Neuser
→  Internationale Radiologen-Tagung am Universitätsklinikum Heidelberg diskutiert
      Innovationen in der Bildgebung


*


Justus-Liebig-Universität Gießen - 20.06.2011

Durchbruch bei der Erforschung der Krankheit "Progressive Supranukleäre Blickparese" (PSP)

Publikation in "Nature Genetics" - Marburger und Gießener Forscher initiierten internationales Konsortium

Ein internationales Konsortium aus Biowissenschaftlern berichtet jetzt in der Online-Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift "Nature Genetics" vom 19. Juni 2011 von der Identifizierung von Genen, die durch Fehlfunktion zur Entstehung der neurodegenerativen Krankheit "Progressive Supranukleäre Blickparese" (PSP) beitragen. Das Konsortium wurde von den Professoren Günter Höglinger, Neurologische Klinik in Marburg, und Ulrich Müller, Direktor des Instituts für Humangenetik der Universität Gießen, initiiert und zusammen mit amerikanischen Kollegen geleitet.

Bei der Progressiven Supranukleären Blickparese (PSP) handelt es sich um eine bisher unheilbare, immer tödlich verlaufende neurodegenerative Erkrankung, die meist im fortgeschrittenen Lebensalter auftritt. PSP ist in mancher Hinsicht der Parkinson-Krankheit ("Zitterlähmung") ähnlich und zeichnet sich durch Gangschwierigkeiten, Augenlähmungen, verlangsamte Bewegung und zunehmenden geistigen Verfall aus. Bisher existieren keine Therapien für diese schwere Erkrankung, was primär damit zu erklären ist, dass die molekularen Grundlagen nicht verstanden sind.

Zwei der jetzt identifizierten Gene spielen in Nervenzellen bei der Entfernung defekter Eiweiße eine wichtige Rolle. Bei mangelhafter Funktion dieser Gene werden Nervenzellen langfristig geschädigt. Ein weiteres identifiziertes Gen ist ein wichtiger Bestandteil der Myelinschicht, welche Nervenzellen umgibt und für die Informationsübertragung von Nervenzellen erforderlich ist. Ein viertes Gen schließlich, das für die Herstellung eines strukturellen Bestandteils der Nervenzellen, die so genannten Mikrotubuli, erforderlich ist, trägt ebenfalls wesentlich zur Krankheitsentstehung bei. Die Funktion des als MAPT bezeichneten Gens ist auch in anderen neurodegenerativen Erkrankungen wie der Alzheimer-Krankheit gestört. Die Entdeckung dieser Gene gibt neue Impulse für die Entwicklung von Medikamenten, welche den Krankheitsverlauf verlangsamen oder ganz hemmen können. Besonders vielversprechend sind Substanzen, welche die gestörte Beseitigung defekter Eiweißstoffe in Nervenzellen wieder herstellen.

Die Durchführung der Untersuchungen war eine besondere Herausforderung, weil die Erkrankung mit einer Häufigkeit von fünf pro 100.000 Menschen selten ist, mit Sicherheit nur durch feingewebliche Untersuchung des Gehirns verstorbener Patienten (Autopsie) diagnostiziert werden kann und für die als Genom-weite Assoziationsstudie (GWAS) bezeichnete Studie eine sehr große Patientenzahl benötigt wird. Dem Team aus Marburg und Gießen ist es gelungen, weltweit ca. 1100 durch Autopsie bestätigte Fälle sowie über 1000 klinisch diagnostizierte Patienten zu sammeln. Die DNA (Erbsubstanz) dieser Fälle wurde an 620.000 Stellen des Genoms untersucht und mit ca. 6800 gesunden Personen ("Kontrollen") verglichen. Dies führte zur Identifizierung der oben genannten Gene.

Wegen klinischer und molekularer Überlappungen sind die Ergebnisse auch für andere neurodegenerative Erkrankungen, insbesondere die häufige Alzheimer und die Parkinson Krankheit von großer Bedeutung.

Kontakt:

Prof. Dr. Ulrich Müller
Direktor des Instituts für Humangenetik
Justus-Liebig-Universität Gießen
Schlangenzahl 14, 35392 Gießen

PD Dr. Günter U. Höglinger
Ltd. Oberarzt, Klinik für Neurologie
Philipps-Universität Marburg
Baldingerstraße, 35043 Marburg

Weitere Informationen finden Sie unter
http://dx.doi.org/
DOI 10.1038/ng.859

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution217

Quelle: Justus-Liebig-Universität Gießen, Christel Lauterbach, 20.06.2011


*


Medizinischer Fakultätentag der Bundesrepublik Deutschland - 20.06.2011

Jürgen Neuser wird mit der Adolf-Schmidt-Medaille des Medizinischen Fakultätentages ausgezeichnet

Der Direktor des Instituts für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP), Professor Dr. Jürgen Neuser, wird mit der Adolf-Schmidt-Medaille geehrt. Die höchste Auszeichnung des Medizinischen Fakultätentages (MFT) wird am 24. Juni 2011 in Rostock verliehen. Der MFT würdigt damit seine herausragenden Leistungen für die universitäre Medizin und die ärztliche Ausbildung in Deutschland.

Chancengleichheit

Das IMPP in Mainz ist die zentrale Einrichtung der Länder, die die Landesprüfungsämter bei der Durchführung der bundeseinheitlichen schriftlichen Prüfungen nach den Approbationsordnungen für Ärzte und Apotheker sowie nach dem Psychotherapeutengesetz unterstützt. Die organisatorische Abwicklung der Prüfungen in den Ländern obliegt dem jeweiligen Landesprüfungsamt. Dort melden sich die Studierenden zur Prüfung an, von dort erhalten sie die Zulassung und den Prüfungsbescheid. Zur möglichst einheitlichen und damit die Chancengleichheit wahrenden Durchführung der bundeseinheitlichen Examina arbeiten Landesprüfungsämter und IMPP und Medizinische Fakultäten eng zusammen.

Rechtssicherheit

"Jürgen Neuser ist seit einem Jahrzehnt der Garant für ein qualitätsgesichertes länderübergreifendes Prüfungssystem für die ärztliche Ausbildung. In der Medizin reicht es nicht aus, das schnell wachsende Wissen für die Diagnostik und Therapie von Krankheiten ständig mit neuen Fragen zu erschließen. Durch die hohe Klagebereitschaft angehender Ärztinnen und Ärzte müssen alle Prüfungsfragen auch gerichtsfest ausgearbeitet werden. Dies kostet Zeit und Geld, was auch für das IMPP knapp bemessen ist. Dabei gleichzeitig die Praxisnähe zu stärken, ist eine besondere Herausforderung, der sich Kollege Neuser erfolgreich gestellt hat", würdigt Professor Dieter Bitter-Suermann, MFT-Präsident.

Fallbasierte Prüfungsfragen

"Die Einführung fallbasierter ärztlicher Prüfungen in Deutschland ist eine entscheidende Leistung des Instituts für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen unter der Leitung von Jürgen Neuser. Diese besondere Kompetenz - gerade auch im Vergleich mit anderen staatlichen Prüfungssystemen in Deutschland und in Europa insgesamt, verdient unsere besondere Anerkennung", betont Professor Josef Pfeilschifter, Mitglied des MFT-Präsidiums.

Jürgen Neuser
wurde am 31. Mai 1953 in Siegen geboren. Nach dem Studium der Psychologie und der Humanmedizin habilitierte er sich im Fach Medizinische Psychologie. Nach Stationen als Universitätsprofessor an der Universität Bielefeld und als Institutsdirektor an der RWTH Aachen ist er seit 2001 Direktor des Instituts für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen in Mainz. Der Medizinische Fakultätentag wurde 1913 von Adolf Schmidt in Halle an der Saale gegründet. Die Adolf-Schmidt-Medaille wird an eine Persönlichkeit verliehen, die sich um die universitäre Medizin in Deutschland in herausragender Weise verdient gemacht hat.

Ansprechpartnerin:
Verena Wirwohl, Ass. iur.
MFT Medizinischer Fakultätentag der Bundesrepublik Deutschland
Alt-Moabit 96
10559 Berlin
E-Mail: wirwohl@mft-online.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution847

Quelle: Medizinischer Fakultätentag der Bundesrepublik Deutschland, Verena Wirwohl, 20.06.2011


*


Universitätsklinikum Heidelberg - 20.06.2011

Schon kleine Veränderungen in der Lunge sichtbar machen

Internationale Radiologen-Tagung am Universitätsklinikum Heidelberg diskutiert Innovationen in der Bildgebung

Heidelberg ist vom 23. bis 25. Juni 2011 der Treffpunkt international renommierter Experten, die sich mit Lungenerkrankungen und ihrer bildlichen Diagnostik befassen. In einem gemeinsamen Kongress am Universitätsklinikum Heidelberg diskutieren Radiologen und Pneumologen großer Fachgesellschaften aus Europa und den USA, wie Lungenkrebs möglichst früh erkannt werden kann, um eine Therapie rechtzeitig einzuleiten. Mit modernen Techniken wie der Magnetresonanztomographie (MRT) und der Protonenemissionstomographie (PET) in Kombination mit spezifischen radioaktiven Molekülen können Tumoren funktionell und molekulartumorbiologisch charakterisiert werden, um winzige Herde richtig zu diagnostizieren, die passende Therapie zu wählen und das Therapie-Ansprechen frühzeitig und quantitativ zu beurteilen.

"Im Bereich der Radiologie von Lungenerkrankungen wurden in den vergangenen Jahren sehr große Fortschritte gemacht", berichtet Professor Dr. Hans-Ulrich Kauczor, Ärztlicher Direktor der Abteilung Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Heidelberg, der den Kongress als Tagungspräsident leitet. So wird eine große Studie aus den USA vorgestellt, die sich mit dem Thema Screening auf Lungenkrebs befasst und hierzu die Niedrig-Dosis-Computertomographie (CT) einsetzt. "Erstmals werden wir wissenschaftliche Daten haben, die zeigen, ob es sich lohnt, bestimmte Risikogruppen regelmäßig zu untersuchen", so Professor Kauczor.

Auch bei den so genannten chronisch-obstruktiven Lungenerkrankungen wie COPD und Mukoviszidose spielt die Bildgebung zunehmend eine wichtige Rolle. Sie ermöglicht dabei einerseits die Erkennung verschiedener Subtypen, die von unterschiedlichen Therapien profitieren, und andererseits, der Lunge beim Atmen zuzuschauen, um so Störungen der Funktion direkt räumlich zuordnen zu können. Die Abteilung Radiologie des Universitätsklinikums Heidelberg hat einen Schwerpunkt im Bereich der Weiterentwicklung bildgebender Verfahren der Lunge. Sie leitet damit auch die "Imaging-Plattform" am neuen Deutschen Gesundheitsforschungszentrum Lunge, dem neben Heidelberg fünf weitere Standorte angehören.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. med. Hans-Ulrich Kauczor
Ärztlicher Direktor
Abteilung für Diagnostische und Interventionelle Radiologie
E-Mail: hu.kauczor@med.uni-heidelberg.de

Programm der Tagung:
http://www.esti2011.org/

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 10.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 Departments, Kliniken und Fachabteilungen mit ca. 2.000 Betten werden jährlich rund 550.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.600 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.
www.klinikum.uni-heidelberg.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.esti2011.org
(Programm der Tagung)

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution665

Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg, Dr. Annette Tuffs, 20.06.2011


*


Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Juni 2011