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MELDUNG/519: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 07.03.12 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  "Managing Self-Management" erhält Forschungspreis der Welthausärztevereinigung WONCA
→  Forschung zum optimalen Einsatz von Geldern für das Wohl von Patienten
→  150.000 Euro für Regensburger Forschung gegen Brustkrebs
      Wissenschaftler nutzen neue Mausmodelle
→  Wie die "Verpackung" unseres Erbguts die Entstehung von Krebs beeinflusst


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Universitätsklinikum Jena - 06.03.2012

"Managing Self-Management" erhält Forschungspreis der Welthausärztevereinigung WONCA

Ein von Jenaer Allgemeinmedizinern gemeinsam mit irischen und finnischen Kollegen vorgeschlagenes Projekt zur hausärztlichen Unterstützung der Selbstsorge von chronisch Kranken erhielt den Forschungspreis der Welthausärztevereinigung WONCA. Der mit 100.000 USD dotierte Preis war mit Hinblick auf das 20-jährige Bestehen seiner europäischen Sektion WONCA-Europe 2015 für ein Vorhaben ausgelobt worden, das bis dahin zum Nutzen aller Hausärzte in Europa umgesetzt werden kann.

"Gerade bei chronischen Erkrankungen, wenn die Behandlung zum Alltag gehört, ist der Patient der wichtigste Akteur im Therapieprozess", so Professor Jochen Gensichen, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin am Jenaer Universitätsklinikum, "sein aktives Mitwirken und seine Selbstsorge sind entscheidend für den langfristigen Erfolg z.B. in der Diabetesbehandlung." Für dieses Selbst-Management, beispielsweise die Bestimmung des Blutzuckerwertes, muss der Patient vom Hausarzt und dessen Mitarbeitern geschult und unterstützt werden.

Zusammen mit Allgemeinmedizinern des Irish College of General Practioners und der Finish Medical Society Duodecim will Professor Gensichen eine strukturierte Anleitung zur Patientenselbstsorge entwickeln und testen. Mit dem modular aufgebauten Handbuch soll Hausärzten und medizinischem Fachpersonal ein effektives Instrument an die Hand gegeben werden, mit dem sie ihre Patienten besser zur Selbstsorge befähigen können.

Das Projekt wurde auf der letzten Vorstandssitzung von WONCA Europe, der europäischen Sektion der Welthausärztevereinigung, mit dem Jubiläumsforschungspreis ausgezeichnet. Der mit 100.000 USD dotierte Preis war mit Hinblick auf das 20-jährige Bestehens der Vereinigung 2015 für ein Vorhaben ausgelobt worden, das bis dahin zum Nutzen aller Hausärzte in Europa umgesetzt werden kann. "Eine gute Selbstsorge verbessert die Arzt-Patienten-Beziehung und das Behandlungsergebnis. Die hausärztliche Versorgung wird davon langfristig profitieren", begründete der Vorstand seine Entscheidung.

Kontakt:
Prof. Dr. Jochen Gensichen
Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Jena
E-Mail: Jochen.Gensichen[at]med.uni-jena.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1461

Quelle: Universitätsklinikum Jena, Dr. Uta von der Gönna, 06.03.2012


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Universität Hamburg - 05.03.2012

Hamburger Zentrum für Gesundheitsökonomie erhält Förderung von Bundesforschungsministerium

Forschung zum optimalen Einsatz von Geldern für das Wohl von Patienten

Das Hamburg Center for Health Economics (HCHE), ein gemeinsames Zentrum der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Hamburg und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, erhält vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) eine Förderung von 2,3 Mio. Euro zum Ausbau seines Zentrums für gesundheitsökonomische Forschung.

Das HCHE ist damit eines von vier Zentren in Deutschland, die jeweils eine Förderung erhalten. Das BMBF zeichnet damit nach der Förderung von Zentren zur Gesundheitsforschung auch Institutionen aus, die sich auf dem Gebiet der gesundheitsökonomischen Forschung ausgezeichnet haben und ihre Kapazitäten auf diesem Gebiet ausbauen möchten, um sich international mit den besten messen zu können. "Das BMBF würdigt die herausragende interdisziplinäre Forschung an der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und am UKE. Die Förderung durch das BMBF zeigt, dass die Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Antworten auf gesundheitspolitisch relevante Fragen der Gesundheitsökonomie bieten kann", sagt Prof. Dr. Gabriele Löschper, Dekanin der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.

Das HCHE wird mit diesem Geld Nachwuchsgruppen und Projekte finanzieren, die sich mit der gesundheitsökonomischen Bewertung von Therapien und Verfahren zur Behandlung von Patienten mit chronischen und psychischen Erkrankungen beschäftigen. Das heißt, die HCHE Forscher entwickeln Verfahren, um das vorhandene Geld im Gesundheitswesen effektiver für das Wohl der Patienten einzusetzen. "Die gemeinsam von UKE und wirtschaftswissenschaftlicher Fakultät betriebene Strategie, Hamburg als gesundheitsökonomischen Schwerpunkt zu definieren, hat sich bereits jetzt ausgezahlt. Ein solches Projekt belegt die hohe Qualität der Versorgungsforschung am UKE und an der Universität", sagt Prof. Dr. Dr. Uwe Koch-Gromus, Dekan der Medizinischen Fakultät und Mitglied des UKE-Vorstands.

Weitere Informationen:
www.hche.de

Für Rückfragen:
Prof. Dr. Jonas Schreyögg
Wissenschaftlicher Direktor des Hamburg Center for Health Economics
Universität Hamburg
Email: jonas.schreyoegg@wiso.uni-hamburg.de

Das Hamburg Center for Health Economics (HCHE)
wurde im Jahr 2011 als gemeinsames Forschungszentrum der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Hamburg und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf gegründet. Das Zentrum erforscht Lösungen für aktuelle und zukünftige Herausforderungen der Gesundheitsversorgung. Es nutzt dabei die umfangreiche methodische Expertise seiner Mitglieder, um gesundheitsökonomische Evidenz zu erzeugen, die wissenschaftlichen Anspruch mit praktischen Implikationen für Politik und Entscheidungsträger verbindet. Ein besonderes Merkmal des Zentrums ist die hohe Interdisziplinarität, die durch die Integration von Medizinern des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf und den Betriebs- und Volkswirten der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften ermöglicht wird. Schon heute ist das HCHE mit fast 50 Mitgliedern eines der größten Zentren für gesundheitsökonomische Forschung in Europa.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution109

Quelle: Universität Hamburg, Birgit Kruse, 05.03.2012


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Universität Regensburg - 05.03.2012

150.000 Euro für Regensburger Forschung gegen Brustkrebs

Wissenschaftler nutzen neue Mausmodelle

Brustkrebs (medizinisch: Mammakarzinom) ist die häufigste bösartige Tumorart bei Frauen. So sterben mehr Frauen an Brustkrebs als durch irgendeine andere Krebserkrankung. Neben der Operation, der Chemotherapie oder der Bestrahlung etablierten sich in den letzten Jahren vielversprechende Therapien mit Antikörpern. In diesem Zusammenhang hat der Antikörper Trastuzumab (Herceptin®) weltweit eine enorme Bedeutung für die Behandlung von Mammakarzinomen erlangt. Er bindet an die Oberfläche von Krebszellen und kann auf diese Weise das Wachstum der Tumorzellen unterdrücken. Allerdings sind Therapien mit Trastuzumab nicht bei allen Patientinnen erfolgreich. Grund scheint nicht selten ein Versagen der körpereigenen Immunabwehr der Patientinnen zu sein, die zur Unterstützung der Antikörpertherapie zwingend erforderlich ist.

Im Rahmen eines Forschungsprojekts will ein Team von Wissenschaftlern um Dr. Anja Kathrin Wege vom Institut für Immunologie der Universität Regensburg ein neues Mausmodell nutzen, das es ermöglicht, die immunologischen Mechanismen zu untersuchen, die bei Antikörpertherapien eine entscheidende Rolle spielen. In Kooperation mit Prof. Dr. Gero Brockhoff von der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Caritaskrankenhaus St. Josef sollen die entsprechenden Vorgänge im menschlichen Organismus im Tierversuch simuliert und studiert werden. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Projekt in den nächsten zwei Jahren mit 150.000 Euro.

Seit 1988 stehen der Wissenschaft verschiedene Mausmodelle zur Verfügung, in die humane Zellen oder Gewebe transplantiert werden, um die komplexen Prozesse im menschlichen Körper zu simulieren. Allerdings gab es bislang noch kein geeignetes Modell zur Erforschung des Einflusses von Antikörpertherapien gegen Krebs auf das menschliche Immunsystem. Das Regensburger Mausmodell, das 2011 von Wege und Brockhoff etabliert und charakterisiert wurde ("International Journal of Cancer", DOI: 10.1002/ijc.26159), zeichnet sich durch ein funktionierendes "menschliches" Immunsystem bei gleichzeitigem Wachstum humaner Brustkrebszellen aus. In diesem Tiermodell können die Forscher bestimmte Vorgänge im Immunsystem zur Tumorabwehr gezielt beeinflussen.

So soll das neue Regensburger Forschungsprojekt langfristig zu einer Steigerung der Wirkung von Antikörpertherapien bei Erkrankungen mit dem Mammakarzinom beitragen.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution87

Quelle: Universität Regensburg, Alexander Schlaak, 05.03.2012


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Universitätsklinikum Ulm - 05.03.2012

Wie die "Verpackung" unseres Erbguts die Entstehung von Krebs beeinflusst

Forschungsnetzwerk erhält knapp 3 Mio. Euro Förderung.

Wie lässt sich eine der häufigsten Blutkrebsarten der westlichen Welt, die Chronisch Lymphatische Leukämie, wirkungsvoller behandeln? Dieser Frage gehen Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg, des Universitätsklinikums Ulm und des Berliner Max-Planck-Instituts für molekulare Genetik in den kommenden drei Jahren auf breiter Grundlage nach. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das gemeinsame Forschungsnetzwerk CancerEpiSys mit 2,97 Mio. Euro.

Krebszellen verhalten sich anders als gesunde Zellen. Gründe dafür sind nicht nur Veränderungen der Erbinformation selbst, sondern auch Änderungen ihrer "Verpackung". Diese "Verpackung" besteht aus einem hochkomplexen Netz von Strukturabwandlungen der Erbinformation selbst und der mit ihr verbundenen Eiweiße. Veränderungen in diesem Bereich können dazu führen, dass die Erbinformation nicht richtig gelesen oder in ihrer Funktion unterdrückt wird. Dadurch kann eine kranke Zelle z. B. ihren genetisch verankerten Selbstzerstörungsbefehl ignorieren oder Gene ausschalten, die die Krebsentstehung verhindern. Mit diesen vielfältigen Strukturen und Wechselwirkungen der "Verpackung" der Erbinformation befasst sich die Epigenetik.

"Wir wollen epigenetische Zusammenhänge, also Teile der komplexen 'Verpackung' der Erbinformation, herausfiltern, die für die Entstehung und Bekämpfung der Chronischen Lymphatischen Leukämie entscheidend sind", erläutern Dr. Karsten Rippe vom DKFZ und Dr. Daniel Mertens von der Ulmer Universitätsklinik für Innere Medizin III, die das neue Forschungsnetzwerk koordinieren. Mittel und Ziel zugleich ist dabei auch herauszufinden, wie eine neue Generation von epigenetisch wirksamen Krebsmedikamenten auf diese Faktoren Einfluss nimmt.

"Eine Besonderheit der Arbeit von CancerEpiSys ist es, dass die Gruppen im Forschungsverbund zu gleichen Teilen experimentell im Labor und mit Modellierungen am Computer arbeiten", so Dr. Rippe. "So wollen wir ein Analyseschema entwickeln, mit dem wir für den einzelnen Patienten besser vorhersagen können, welches Medikament bei seinen epigenetischen Voraussetzungen den größten Therapieerfolg verspricht."

"Die große Stärke unserer Zusammenarbeit liegt in der Verknüpfung von Grundlagenforschung, die am DKFZ ihren Schwerpunkt hat, und klinischer Forschung, für die das Ulmer Klinikum steht", erläutert Dr. Mertens. "Die Erkenntnisse, die wir hier für die Chronisch Lymphatische Leukämie gewinnen, lassen sich so auch für das bessere Verständnis anderer Krebsarten weiterentwickeln."

Petra Schultze
Universitätsklinikum Ulm
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Albert-Einstein-Allee 29
D - 89081 Ulm
Mail: petra.schultze@uniklinik-ulm.de
www.uniklinik-ulm.de

Kontakt zur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des DKFZ:
Dr. Stefanie Seltmann
Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Im Neuenheimer Feld 280
69120 Heidelberg
www.dkfz.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.CancerEpiSys.org
(Forschungsnetzwerk)
http://www.uniklinik-ulm.de/innere3
(Ulmer Universitätsklinik für Innere Medizin 3)
http://www.dkfz.de
(Deutsches Krebsforschungszentrum)

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1093

Quelle: Universitätsklinikum Ulm, Petra Schultze, 05.03.2012


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. März 2012