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MELDUNG/543: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 07.05.12 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→  Dresdner Wissenschaftler identifizieren Signal-Eiweiß, das chromosomale Fehlbildungen
      verhindert
→  Hochschulexperten analysieren Medizinstudium im bundesweiten Vergleich
→  Wichtige Signale für die gezielte Entwicklung und Regeneration von Betazellen identifiziert



Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden - 12.05.2012

Dresdner Wissenschaftler identifizieren Signal-Eiweiß, das chromosomale Fehlbildungen verhindert

Der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG geförderte Heisenberg-Stipendiat Dr. Attila Tóth vom Institut für Physiologische Chemie der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus ermittelte in Kooperation mit Forschern aus Großbritannien und Ungarn im Mausmodell die Funktion des Proteins HORMAD2. Die Wissenschaftler identifizierten mit diesem Eiweiß erstmals ein Protein bei Säugern, das offensichtlich ausschließlich die Funktion besitzt, während der Reifeteilung (Meiose) die zwischenzeitliche paarweise Anordnung der Chromosomen und deren Verbindung untereinander zu überwachen. So werden chromosomale Fehlbildungen vermieden.

Der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG geförderte Heisenberg-Stipendiat Dr. Attila Tóth vom Institut für Physiologische Chemie der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus ermittelte in Kooperation mit Forschern aus Großbritannien und Ungarn im Mausmodell die Funktion des Proteins HORMAD2. Die Wissenschaftler identifizierten mit diesem Eiweiß erstmals ein Protein bei Säugern, das offensichtlich ausschließlich die Funktion besitzt, während der Reifeteilung (Meiose) die zwischenzeitliche paarweise Anordnung der Chromosomen und deren Verbindung untereinander zu überwachen. So werden chromosomale Fehlbildungen vermieden. Die Forschungsergebnisse werden in der Mai-Ausgabe des in den USA aufgelegten Top-Journals "Genes & Development" publiziert.

Damit im menschlichen Körper Keimzellen, also Eizellen oder Spermien, entstehen, muss mittels der Reifeteilung (Meiose) die Zahl der Chromosomen halbiert werden. Dazu müssen sich aber im Vorfeld die in den Körperzellen vorhandenen Chromosomenpaare, von denen jeweils eines von Mutter und Vater stammt, miteinander verbinden. Dabei werden auch Teile der Chromosomen ausgetauscht, wodurch die genetische Vielfalt gefördert wird. Die Zellteilung darf erst fortgesetzt werden, wenn sich alle Chromosomenpaare gefunden und vollständig verbunden haben, um die beschriebene Rekombination zu ermöglichen. Kommt es bei diesem Vorgang zu Fehlern, können chromosomale Fehlbildungen die Folge sein, die oft zu einem Absterben der Zelle führen oder Ursache für Erkrankungen wie dem Down Syndrom bei den gezeugten Nachkommen sind.

Doch wie weiß die Zelle, dass sich alle Chromosomenpaare gefunden und vollständig verbunden haben? Hier haben die Forscher um Dr. Attila Tóth das Signal-Protein HORMAD2 ermittelt, dass wie ein Detektor wirkt und solange entlang der Chromosomen abgegeben wird, wie sie nicht komplett mit ihrem jeweiligen Pendant verbunden sind. Das Protein hat scheinbar ausschließlich diese Signalfunktion und ist damit das erste ermittelte Eiweiß dieser Art bei Säugern. Es sichert damit die Qualität der Keimbahn bei Säugetieren. Die Forschung zu HORMAD2 erlaubt ein besseres Verständnis der Probleme bei der menschlichen Fruchtbarkeit und der Entstehung von Chromosomen-Anomalien.

Publikation
Meiotic DNA double strand breaks and chromosome asynapsis in mouse are monitored by distinct HORMAD2-independent and -dependent mechanisms
Authors: Lukasz Wojtasz, Jeffrey Cloutier, Marek Baumann, Katrin Daniel, János Varga, Jun Fu, Konstantinos Anastassiadis, A. Francis Stewart, Attila Reményi, James Turner and Attila Tóth
in: Genes & Development, May 1, 2012; 26 (9)

Kontakt
Technische Universität Dresden
Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus
Institut für Physiologische Chemie
Dr. Attila Tóth
E-Mail: attila.toth@mailbox.tu-dresden.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/medizinische_fakultaet

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1564

Quelle: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Holger Ostermeyer, 12.05.2012

Raute

Universitätsmedizin Mannheim - 02.05.2012

Mannheim ausgezeichnete Basis für den Start in den Arztberuf

Hochschulexperten analysieren Medizinstudium im bundesweiten Vergleich

Als hervorragendes Pflaster für angehende Wirtschaftswissenschaftler wird Mannheim seit jeher hoch gehandelt, aber gerade in den letzten Jahren hat diese Stadt auch als überzeugende "Startrampe" in den Arztberuf nachhaltig von sich reden gemacht. Dies bestätigt jetzt erneut ein bundesweiter Hochschulvergleich des Medizinstudiums.

Das von der Bertelsmann Stiftung und der Hochschulrektorenkonferenz getragene, in Gütersloh ansässige Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) vergleicht im Drei-Jahres-Rhythmus Studiengänge in Deutschland und im benachbarten Ausland. Zu den taufrischen Zahlen des aktuellen CHE-Hochschulrankings gehört eine Analyse des Studienangebots im Fach Humanmedizin, und eben dort landet die Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg erneut ganz vorne.

"Der Studiengang ist prima durchstrukturiert, die Betreuung ist persönlich und intensiv, und wir Studierenden verstehen uns untereinander ausgesprochen gut," fasst Alexander Miholic seine Erfahrung aus vier Semestern zusammen - einer von 1.400 jungen Leuten, die an der Universitätsmedizin Mannheim (UMM) in den Hörsälen, Labors, Seminarräumen, in der Bibliothek, auf Krankenstationen und in Ambulanzen ihr Medizinstudium absolvieren, um später im Arztberuf zu arbeiten.

Was der aus dem hohen Norden nach Mannheim gekommene Medizinstudent schildert, bestätigt auf persönlicher Ebene die abstrakteren Ergebnisse des CHE-Hochschulrankings: Im Hinblick auf die Betreuung durch Lehrende, die Verzahnung von Vorklinik und Klinik (in Grund- und Hauptstudium), die Forschungs-Reputation (das Ansehen in der Fachwelt) und die Studiensituation insgesamt wird Mannheim der Spitzengruppe zugeordnet. Bei der Relation Studierende pro Lehrkraft und Zitationen (Verweise auf Veröffentlichungen) pro Publikation liegen die Mannheimer in der Mittelgruppe.

Eine Konstellation, wie sie neben Mannheim nur die Heidelberger Medizin-Fakultät aufweist - und besser als die damit in der Metropolregion Rhein-Neckar geballte Kompetenz in Sachen Medizinstudium schneidet kein einziger der mehr als 40 vom CHE aufgeführten Hochschulstandorte ab.

Berechtigte Freude daher beim Mannheimer Studiendekan Professor Dr. med. Harald Klüter: "Das aktuelle CHE-Ranking würdigt erneut den konsequenten Schritt, den die Universität Heidelberg und das Wissenschaftsministerium am Standort Mannheim mit der Einrichtung des innovativen Medizinstudiengangs MaReCuM und mit dem Aufbau des integrierten Centrums für Biomedizin und Medizintechnik (CBTM) als Teil der Universitätsmedizin Mannheim gegangen sind."

Und weiter: "Studierende und Lehrkörper wissen, dass dieser Erfolg, zu den besten Medizinfakultäten in Deutschland zu gehören, das Ergebnis von jahrelanger Arbeit und ausgesprochen großem Fleiß ist." Ziel sei es, so Professor Klüter, die Medizinische Fakultät Mannheim mit ihren vielfältigen Angeboten in ihrer Rolle als feste Größe in der deutschen Medizinerausbildung weiter auszubauen.

"Vor-Ort-Hintergrund":
Die Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg gehört - wie die Bezeichnung nahe legt - zur Universität Heidelberg, die damit als einzige Universität bundesweit über zwei voneinander unabhängige medizinische Fakultäten verfügt (Heidelberg und Mannheim).
Ursprünglich nur für den zweiten, den klinischen Studienabschnitt eingerichtet, bietet die Mannheimer Fakultät seit einigen Jahren 1.400 angehenden Ärztinnen und Ärzten ein auf dem innovativen Studienplan MaReCuM (Mannheimer reformiertes Curriculum für Medizin und Medizinnahe Berufe) basierendes Vollstudium der Medizin an.
Ein gelegentliches Missverständnis: An der Universität Mannheim, die über ein ausgesprochen hohes Ansehen insbesondere hinsichtlich ihres wirtschaftswissenschaftlichen Studienangebots verfügt, kann man nicht Medizin studieren.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.umm.de/11.0.html
http://www.che-ranking.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Anhänge unter:
http://idw-online.de/de/attachment16522
Original der Pressemitteilung

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution400

Quelle: Universitätsmedizin Mannheim, Klaus Wingen, 02.05.2012

Raute

Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt - 04.05.2012

Wichtige Signale für die gezielte Entwicklung und Regeneration von Betazellen identifiziert

Neuherberg, 04.05.2012. Eine internationale Kooperation von Wissenschaftlern zeigt in ihrer heute beim renommierten Fachjournal Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlichten Studie, dass der Notch-Signalweg für die Bildung von Insulin-produzierenden Betazellen essentiell ist. Daraus ergeben sich neue Ansatzpunkte für die Betazell-Ersatztherapie und die Regeneration der Langerhans'schen Inseln bei der Volkskrankheit Diabetes mellitus.

Wissenschaftler zeigen in der aktuellen Ausgabe des renommierten Fachjournals PNAS (Proceedings of the National Academy of Sciences), dass Mindbomb1, ein Regulator für den Notch-Signalweg*, entscheidend ist für die physiologisch korrekte Entwicklung der Betazellen während der Embryonalentwicklung. Damit geht die Bedeutung des Notch-Signalweges über die reine Aufrechterhaltung der Vorläuferzellen deutlich hinaus. Die Befunde sind essentiell, in vitro Differenzierung von Betazellen aus ihren Vorläufern zu ermöglichen und so zukünftig Zellersatztherapien bei Diabetikern zu entwickeln oder die Neubildung von Betazellen beim Erwachsenen wieder anzuregen. Die Arbeiten entstanden in Kooperation des Dänischen Stammzellzentrums mit NovoNordisk, außerdem waren die amerikanische Vanderbilt-Universität, die japanische Universität Kyoto, die koreanische Universität in Seoul und das Helmholtz Zentrum München beteiligt.

Prof. Heiko Lickert, Direktor des Instituts für Diabetes- und Regenerationsforschung des Helmholtz Zentrums München, leistete mit seinem Team einen erfolgskritischen Beitrag: Hier gelang es, eine Mauslinie zu generieren, bei der bedarfsabhängig der Notch-Signalweg im Pankreas ausgeschaltet werden kann. Durch das gezielte Ab- und Anschalten von Genen während der Organentwicklung können die Wissenschaftler detailliert untersuchen, welche Signale und Faktoren die Entwicklung der Betazelle regulieren. Dadurch wird das Modell auch über die aktuelle Studie hinaus dazu beitragen, konkrete medizinische Fortschritte im Bereich der regenerativen Medizin zu erzielen: "Unsere Erkenntnisse sind ein wichtiger Schritt, um die Entstehung neuer Betazellen anregen zu können und damit auf lange Sicht Zell-Ersatztherapien und die Wiederherstellung der Betazellen bei Diabetikern zu ermöglichen", sagt Lickert.

Das Verständnis der Entstehungsmechanismen von Volkskrankheiten und die Ableitung neuer Angriffspunkte für Diagnose, Therapie und Prävention ist Ziel des Helmholtz Zentrums München.

Typ-2-Diabetes ist eine Erkrankung des Glukosestoffwechsels, bei der die Betazellen der Bauchspeicheldrüse entweder absterben, nicht mehr ausreichend Insulin produzieren oder das Insulin im Körper nicht mehr wirken kann. Diabetiker mit unzureichender Insulin-Produktion werden durch medikamentöse Gabe des Hormons behandelt. Allein in Deutschland ist Diabetes derzeit bei mindestens sieben Prozent der Bevölkerung bekannt, das entspricht fast sechs Millionen Menschen. Studien zur Dunkelziffer des Diabetes legen nahe, dass darüber hinaus mehrere Millionen Männer und Frauen in Deutschland an einem noch nicht diagnostizierten Diabetes leiden.

* Der Notch-Signalweg steuert wichtige Vorgänge in der Embryonalentwicklung von Säugetieren und dem Menschen. Unter anderem ist er beteiligt an der Bildung der pankreatischen Betazelle.

Original-Publikation:
Horn S. et al.(2012)
Mind bomb 1 is required for pancreatic β-cell formation
PNAS April 23, 2012
doi: 10.1073/pnas.1203605109

Link zur Fachpublikation
http://www.pnas.org/content/early/2012/04/18/1203605109.abstract

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.pnas.org/content/early/2012/04/18/1203605109.abstract
(Link zur Fachpublikation)
http://www.helmholtz-muenchen.de
(Informationen über das Helmholtz Zentrum München)

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 1.900 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 31.000 Beschäftigten angehören. Das Helmholtz Zentrum München ist Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung e.V..
www.helmholtz-muenchen.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution44

Quelle: Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, Susanne Eichacker, 04.05.2012

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Mai 2012