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MELDUNG/544: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 09.05.12 (idw)


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Universitätsklinikum Heidelberg - 08.05.2012

Neues Schulungskonzept für Kindernotfälle hat Premiere am Universitätsklinikum Heidelberg

Ärzte und Pflegekräfte trainieren gemeinsam an Virtuellen Patienten und Simulationspuppen / Klaus Tschira Stiftung fördert interprofessionelles Konzept

Ein bisher einmaliges Schulungskonzept für die Versorgung von Kindern in Notfallsituationen startet am 8. Mai am Universitätsklinikum Heidelberg. Das innovative Training schult die Beschäftigten, die im Ernstfall zusammen schnell und effektiv handeln müssen: 56 Ärzte und 56 Pflegekräfte am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin trainieren zunächst am Computer an sogenannten Virtuellen Patienten nach hausinternen Leitlinien. Am praktischen Übungstag behandeln die Teilnehmer dann im Team in Simulationsszenarien Kindernotfälle. Zum Einsatz kommen dabei realistisch gestaltete Puppen, die auch bestimmte Körperfunktionen und Krankheitssymptome imitieren. Die Teilnehmer lernen außerdem, welche Kommunikationswege im Team funktionieren müssen. Bereits in der zweijährigen Konzeptionsphase waren Ärzte und Pflegekräfte beteiligt. Auch die Trainer kommen aus beiden Berufsgruppen.

Das neue Weiterbildungskonzept, das die Experten des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin sowie des Zentrums für Virtuelle Patienten am Universitätsklinikum Heidelberg ausarbeiteten und nun auch wissenschaftlich begleiten, wurde von der Klaus Tschira Stiftung mit fast 200.000 Euro unterstützt.

Modernste Leitlinien und Trainingsmethoden bereiten auf den Ernstfall vor

Selbst in großen Kinderkliniken wie dem Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Heidelberg sind Notfälle - z.B. Herz-Kreislaufversagen bei einem Kleinkind - längst nicht alltäglich. Gerade junge Ärzte und Pflegekräfte haben die nötigen Maßnahmen zwar erlernt, fühlen sich im Ernstfall aber bisweilen unsicher. Außerdem stellt die Versorgung von Kindern in Notfallsituationen hohe Anforderungen an das Behandlungsteam: Die kleinen Körpermaße erschweren lebensrettende Maßnahmen; Medikamente müssen trotz der gebotenen Eile exakt gewichtsabhängig dosiert werden. Ärzte und Pfleger empfinden diese Situationen als psychisch besonders belastend. Eine optimale Vorbereitung ist daher Voraussetzung.

Hier setzt das neue und bisher einmalige Schulungskonzept an: "Das gesamte Konzept beruht auf einer umfassenden Bedarfsanalyse, wurde von und für Ärzte und Pflegekräfte entwickelt und setzt modernste Leitlinien und Trainingsmethoden in der Behandlung von Kindernotfällen um", erklärt Dr. Sören Huwendiek, Lehrbeauftragter des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin, der die Schulung maßgeblich entwickelt hat und leitet. Durch die enge Zusammenarbeit mit Dr. Jochen Meyburg, Oberarzt der Interdisziplinären Kinder-Intensivstation, wurde sichergestellt, dass neben den modernen didaktischen Konzepten auch die fachlichen Inhalte entsprechend den aktuellsten Empfehlungen der Kinder-Notfallmedizin umgesetzt werden.

Die Teilnehmer erhalten über ein Internetportal Zugang zu aktueller Literatur, Leitlinien - die ganz neu auch als hausinternes Taschenbuch aufgelegt wurden - und jeweils acht Virtuellen Patienten für Ärzte und Pflegende. Wie im Klinikalltag müssen die richtigen Diagnose- und Therapieentscheidungen getroffen werden; Videos, Abbildungen und interaktive Grafiken unterstützen das Lernen. Das Programm gibt hilfreiches Feedback zu den Maßnahmen der Nutzer. Im Online-Forum können die Kursteilnehmer untereinander oder mit den Dozenten diskutieren. "Wir nutzen Virtuelle Patienten bereits seit zwölf Jahren sehr erfolgreich in der Ausbildung unserer Medizinstudenten", sagt Dr. Huwendiek, der für die Einbindung dieser Lehrmethode in die Lehre bereits mehrfach national und international ausgezeichnet wurde.

Kommunikation muss funktionieren

Der Theorie folgt ein praktischer Trainingstag: Unter Anleitung didaktisch geschulter Experten - Ärzte und Pflegekräfte - üben die Teilnehmer unter realistischen Bedingungen und an modernen Patientensimulatoren z.B. die Versorgung von Säuglingen und Kleinkindern mit epileptischem Anfall, Bewusstlosigkeit, Vergiftungen, allergischem Schock oder Herzstillstand. "Nicht nur die Einhaltung der medizinischen Leitlinien sind hier entscheidend. Auch die klare und zielführende Kommunikation im Team spielt eine bedeutende Rolle. Dies zu üben kommt im Klinikalltag oft zu kurz", erklärt Dr. Meyburg.

"Ein solches Training existiert im Bereich der ärztlichen Weiterbildung bisher nicht, und erst recht nicht kombiniert für Ärzte und Pflegende", so Prof. Georg F. Hoffmann, Geschäftsführender Ärztlicher Direktor des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin, "Ohne die Unterstützung der Klaus Tschira Stiftung hätten wir diese Weiterbildung nicht realisieren können."

Es ist vorgesehen, die Schulungen regelmäßig am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin anzubieten, da nur das wiederholte Üben die sichere Durchführung der Notfallmaßnahmen gewährleistet. Das Team um Dr. Huwendiek wird die Kurse und Rückmeldungen der Absolventen wissenschaftlich auswerten, um Rückschlüsse zu ziehen, wie das Projekt noch weiter optimiert werden kann.

Kontakt:
Dr. Sören Huwendiek, MME (Univ. Bern)
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Heidelberg
E-Mail: Soeren.huwendiek(at)med.uni-heidelberg.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.virtuellepatienten.de
http://www.med.uni-heidelberg.de/kinder
http://www.klaus-tschira-stiftung.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/de/image170293
Das innovative, bisher einmalige Schulungskonzept für Ärzte und Pflegepersonal trainiert in Simulationsszenarien an realistisch gestalteten Puppen Notfälle in der Kinder- und Jugendmedizin. Beide Berufsgruppen lernen, wie man im Ernstfall zusammen schnell und effektiv handelt und kommuniziert.

Klaus Tschira Stiftung
Die Klaus Tschira Stiftung gemeinnützige GmbH fördert Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik und möchte zur Wertschätzung dieser Fächer beitragen. Das bundesweite Engagement beginnt im Kindergarten und setzt sich in Schulen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen fort. Die Stiftung setzt sich für neue Formen der Vermittlung naturwissenschaftlicher Inhalte ein.

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 11.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 Departments, Kliniken und Fachabteilungen mit ca. 2.000 Betten werden jährlich rund 550.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.600 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.
www.klinikum.uni-heidelberg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung 52 / 2012 stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution665

Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg, Dr. Annette Tuffs, 08.05.2012

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
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E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Mai 2012