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STUDIE/507: Erstmals augenärztliche Versorgung in Seniorenheimen untersucht (DOG)


DOG - Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft - 29. November 2016

Augenerkrankungen im Alter: Stolpern, Stürzen, Pflegefall?

Studie untersucht erstmals augenärztliche Versorgung in Seniorenheimen


Berlin, November 2016 - Unbehandelte Augenerkrankungen und Einschränkungen im Sehvermögen bringen nicht nur die Gefahr einer Erblindung: Übersehene Teppichkanten oder Stufen können Stürze verursachen und Knochenbrüche mit sich bringen, die nicht selten zu Pflegebedürftigkeit oder sogar vorzeitigem Tod führen. Doch auch in den Pflegeheimen hat rund die Hälfte der Bewohner Sehprobleme. Das zeigt die Studie OVIS (Ophthalmologische Versorgung in Seniorenheimen) der Stiftung Auge. Bei rund 40 Prozent der Bewohner stellt dabei der Weg zum Augenarzt die größte Hürde dar. Experten der Stiftung Auge erklären im Rahmen einer Pressekonferenz morgen, am 30. November in Berlin, welche Folgen unbehandelte Augenerkrankungen im Alter haben.

"Beeinträchtigungen des Sehvermögens sind häufig Auslöser für Stürze, gerade bei älteren Menschen. Durch das hohe Alter der Betroffenen und ihrer eventuellen Begleiterkrankungen erholen sich viele von ihnen nicht mehr vollständig und werden pflegebedürftig", sagt Dr. med. Peter Heinz, Vorstandsmitglied der Stiftung Auge. Dadurch entstehen indirekte Kosten für die Volkswirtschaft, die sich nur schwer beziffern lassen.

Die Auswirkungen von Stürzen gestalten sich bei Senioren dramatischer als bei jüngeren Menschen, da die Knochen nicht mehr so stabil sind. Oft ist dadurch auch der Heilungsprozess sehr langwierig. Experten rechnen mit einer Verdopplung bis Verdreifachung der Altersbrüche in den kommenden 20 Jahren. Die Fraktur am Hüftgelenk ist beispielsweise der häufigste Grund für eine Einlieferung ins Krankenhaus bei über 85-jährigen Frauen. Rund die Hälfte dieser Patientinnen ist anschließend hilfs- oder pflegebedürftig. Experten gehen zudem davon aus, dass rund die Hälfte der Patienten mit Oberschenkelhalsbrüchen nicht wieder in ihr altes häusliches Umfeld zurückkehren könne und nach dem Krankenhausaufenthalt auf Pflege angewiesen sei.

Auch wenn die älteren Menschen dann im Pflegeheim sind, zeigt die Realität, dass die augenärztliche Versorgung dort nicht immer ausreichend zu den Seniorinnen und Senioren gelangt", so der niedergelassene Augenarzt weiter. Dabei benötigen die Senioren oft nur die richtige Brille oder eine einfache Behandlung, um wieder gut zu sehen.

Dies zeigt die Studie OVIS der Stiftung Auge, welche die augenärztliche Versorgungssituation in Seniorenheimen untersuchte. Dabei hat sie Sehbehinderungen und Erblindung bei Senioren gezielt erfasst und Versorgungslücken aufgedeckt. "Diese Studie ist ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Lebenssituation von Senioren: Regelmäßige augenärztliche Kontrollen und Sehtests helfen schwere Augenerkrankungen frühzeitig zu erkennen, bevor das Sehvermögen Schaden nimmt und der Grad der Pflegebedürftigkeit dadurch möglicherweise weiter zunimmt", erklärt Professor Dr. med. Frank G. Holz, Vorsitzender der Stiftung Auge und Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn. Experten präsentieren die Ergebnisse dieser Studie erstmals im Rahmen einer Pressekonferenz morgen, am Mittwoch, den 30. November in Berlin.


Quellen:

C. Wolfram, N. Pfeiffer, Weißbuch zur Situation der ophthalmologischen Versorgung in Deutschland, Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft, München, September 2012.

European Federation of National Associations of Orthopaedics and Traumatology (EFORT)


Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU)

2008 von der DOG gegründet, setzt sich die Stiftung Auge dafür ein, vermeidbare Erblindungen und schwere Seheinschränkungen zu bekämpfen. Informationen zu den Projekten der Stiftung Auge sind unter www.stiftung-auge.de nachzulesen.


DOG: Forschung - Lehre - Krankenversorgung

Die DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 6000 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, lehren und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg, ist die DOG die älteste medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft der Welt.

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Quelle:
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG)
Pressemitteilung vom 29. November 2016
Pressestelle
Anne-Katrin Döbler und Sabrina Hartmann
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-649, Fax: 0711 8931-167
E-Mail: hartmann@medizinkommunikation.org
http://www.stiftung-auge.de/


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Dezember 2016

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