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GESUNDHEIT/743: Deutsche Gesundheits-Korrespondenz Nr. 9 - September 2009 (DGK)


DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V. - informationsdienst

dgk - Deutsche Gesundheits-Korrespondenz Nr. 9 - September 2009



Experten bringen Impf-Empfehlungen auf den neuesten wissenschaftlichen Stand
STIKO: Verschiedene Neuerungen im Impfplan und Festhalten an Empfehlung der HPV-Impfung
Seltene Erkrankungen haben's schwer
Beispiel Hereditäres Angioödem (HAE)
Achtung Sonne: Auch Farbige sind nicht gegen Hautkrebs gefeit
Wenn Senioren Epilepsie bekommen
Viren & Co.: Händewaschen ist der beste Schutz
AUS WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG
Zu Risiken und Nebenwirkungen von Beipackzetteln
Gefäßverkalkung: Vitamin K kann vorbeugen
Genetischer Zusammenhang von Parodontitis und Herzinfarkt nachgewiesen
Wer optimistisch ins Leben blickt, lebt länger
MELDUNGEN
Grauer Star: klarer Blick mit neuen Linsen - Beratungs-Hotline
6. Kopfschmerzwoche vom 5. bis 12. September 2009: Apotheken beraten zur Selbstbehandlung
SERVICE

Raute

Experten bringen Impf-Empfehlungen auf den neuesten
wissenschaftlichen
Stand

STIKO: Verschiedene Neuerungen im Impfplan und Festhalten an Empfehlung der HPV-Impfung

(dgk) Es gibt Neuerungen der Impfempfehlungen für Kinder und Erwachsene beim Schutz gegen Windpocken, Keuchhusten, Kinderlähmung, Meningokokken und Pneumokokken. Die Empfehlung der Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) bleibt unverändert bestehen. Das sind die wichtigsten Aussagen der aktuellen Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) (Epidemiologisches Bulletin 30, 31 und 32/2009).

"Nimm zwei" gegen Windpocken
Bislang wurden Kinder mit 11 bis 14 Monaten ein Mal gegen Windpocken geimpft, nur Jugendliche ab 13 Jahren bekamen zwei Impfungen. Nach den neuen Vorgaben der STIKO sollen nun alle Kinder zwei Mal gepikst werden, das zweite Mal mit 15 bis 23 Lebensmonaten. Wichtig ist die Windpockenimpfung, weil Komplikationen wie Hirn-, Hirnhaut-, Gefäß- oder Lungenentzündungen verhindert werden, die manchmal im Zuge einer Windpockenerkrankung auftreten.

Keuchhustenimpfung für alle Erwachsenen
Ebenfalls neu ist, dass jeder Erwachsene bei der nächsten fälligen Impfung gegen Wundstarrkrampf (Tetanus) und Diphtherie einmalig einen 3-fach-Kombinationsimpfstoff bekommen soll, der zusätzlich gegen Keuchhusten schützt. Warum das? Fast 75 Prozent aller Keuchhusten-Patienten sind 15 Jahre oder älter! Bei ihnen verläuft eine zweite oder dritte Keuchhustenerkrankung oft untypisch, trotzdem kann es bei ihnen manchmal auch zu Komplikationen wie Lungenentzündungen, zu Leisten- oder Rippenbrüchen durch die heftigen Hustenattacken kommen. Die Bakterien zirkulieren sehr stark in der Bevölkerung, die Ansteckungsgefahr ist groß.

Lebensbedrohlich ist Keuchhusten für Säuglinge, sie müssen unbedingt vor der Erkrankung bewahrt werden, bis ihr eigener Impfschutz aufgebaut ist. Wird die Bakterienzirkulation in der erwachsenen Bevölkerung mittels einer Impfung stark gesenkt, profitieren indirekt auch die Babys gleich in ihren ersten Lebenswochen davon.

Einen Einzelimpfstoff gegen Keuchhusten gibt es nicht, deshalb ist es wichtig, bei der nächsten fälligen Auffrischung gegen Tetanus und Diphtherie, die alle zehn Jahre notwendig ist, einen Kombinationsimpfstoff gegen Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten (Td-ap) zu bekommen. Fehlt auch noch eine Auffrischimpfung gegen Kinderlähmung, kann auch ein Vierfachimpfstoff (Td-ap-IPV) zum Einsatz kommen.

Aufgefrischt gegen Kinderlähmung (Polio)
Jeder Erwachsene soll irgendwann in seinem Leben eine Grundimmunisierung gegen Kinderlähmung erhalten haben. Jetzt empfiehlt die STIKO, dass jeder zusätzlich auch eine Auffrischimpfung erhalten haben soll. Jeder Erwachsene sollte also checken, ob er Grundimmunisierung und Auffrischimpfung erhalten hat. Darüber hinaus sind weitere Auffrischimpfungen nur noch fällig, wenn Reisen in Polio-Endemiegebiete in Afrika und Asien geplant sind.

Enge Kontaktpersonen gegen Meningokokken impfen
Meningokokken sind Erreger einer sehr gefährlichen Hirnhautentzündung. Auch eine Blutvergiftung (Sepsis) können sie auslösen. Wer engen Kontakt zu einem Patienten hat, bekommt vorsorglich Antibiotika, denn die Gefahr, ebenfalls zu erkranken, ist erhöht. Nach den neuen STIKO-Empfehlungen sollen alle, die engen Kontakt zum Patienten haben, zusätzlich gegen Meningokokken geimpft werden. Das geht natürlich nur dann, wenn es ein Erregertyp ist, gegen den es einen Impfstoff gibt. Dies sind Meningokokken vom Typ C, der am zweithäufigsten vorkommt, vom Typ A, W135 oder Y. Gegen den häufigsten Typ B gibt es keine Impfung. Liegt eine Erkrankung mit der Serogruppe C vor, empfiehlt die STIKO, ausschließlich mit einem Meningokokken-C-Konjugatimpfstoff zu impfen, bei den anderen Erregern mit einem sogenannten Polysaccharidimpfstoff.

Pneumokokkenimpfung bei Vorerkrankungen
Klarheit gibt es nun auch in der Empfehlung für eine Wiederimpfung mit dem gegen 23 verschiedene Pneumokokken gerichteten Impfstoff. Die Impfempfehlung betrifft alle ab 60 Jahre und Patienten mit chronischen Krankheiten. Nach den neuen STIKO-Empfehlungen sollen Wiederimpfungen nun nach fünf Jahren bei einer sehr begrenzten Personengruppe erfolgen: bei Patienten mit bestimmten Immundefekten, wozu auch Patienten ohne Milz gehören, sowie bei chronischen Nierenkrankheiten. Alle Personen ab 60 Jahre, die nicht zusätzlich unter einer der genannten Erkrankungen leiden, sowie alle anderen chronisch Kranken, zum Beispiel mit Diabetes, Herz-Kreislauf- oder Lungenproblemen, erhalten nur eine einzige Impfung.

HPV-Impfung bleibt weiterhin empfohlen
Die STIKO empfiehlt weiterhin unverändert die HPV-Impfung für alle Mädchen im Alter von 12 bis 17 Jahre. Zu diesem Ergebnis ist die STIKO nach Durchsicht der bislang zur Verfügung stehenden Literatur zur HPV-Impfung gekommen, mit einbezogen wurden die seit der Impfempfehlung vom März 2007 neu hinzugekommenen Studiendaten. In der aktuellen Diskussion über die HPV-Impfung zum Schutz vor Gebärmutterhalskrebs bzw. seinen Vorstufen hatten mehrere deutsche Wissenschaftler unterschiedlicher medizinischer Fachrichtungen im November 2008 den Nutzen der Impfung in Frage gestellt, und der Gemeinsame Bundesausschuss hatte die STIKO um eine erneute Bewertung der HPV-Impfung gebeten. Diese kam nun zu dem Ergebnis: Die verfügbaren Impfstoffe gegen HPV sind zu nahezu 100 Prozent wirksam zur Verhinderung von Infektionen mit HPV 16 und 18 und damit assoziierten Krebsvorstufen am Gebärmutterhals. Das gilt unter der Bedingung, dass Mädchen und junge Frauen geimpft werden, die noch nicht mit entsprechenden HPV-Typen infiziert sind (Näheres siehe Epidemiologisches Bulletin 32/2009 vom 10. August 2009).

Das Robert Koch-Institut bietet sämtliche Informationen zum Impfen auf seiner Webseite an: www.rki.de

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Seltene Erkrankungen haben's schwer

Beispiel Hereditäres Angioödem (HAE)

(dgk) Bei seltenen Erkrankungen liegen Fehldiagnosen meist viel näher als korrekte Einordnungen. Denn die Symptome, die Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten von seltenen Erkrankungen sind häufig gar nicht oder nur unzureichend bekannt - auch bei Medizinern. Das betrifft auch das sogenannte Hereditäre Angioödem (HAE).

Menschen mit HAE erleiden plötzlich auftretende schwere Schwellungen, etwa an den Gliedmaßen, im Gesicht, im Bereich der Atemwege oder der inneren Organe. HAE-Symptome werden oft als Allergie definiert, die starken Beschwerden im Magen-Darm-Bereich nicht selten als Blinddarmentzündung interpretiert. Die dann angesetzten Therapien - z. B. Cortison, Antihistaminika im Fall der Allergiediagnose oder eine Blinddarmoperation bei Koliken - bleiben natürlich wirkungslos. Geradezu fatal ist es, wenn die Atemwege zuschwellen; wird dann nicht oder falsch eingegriffen, kann der Patient ersticken. Das Hereditäre Angioödem ist jedoch mit Hilfe einer Blutuntersuchung feststellbar, und es existieren wirksame Therapien.

HAE ist eine Erbkrankheit, von der Männer und Frauen gleichermaßen betroffen sind. Ihnen fehlt ein bestimmtes Eiweiß (C1-Esterase-Inhibitor) im Blut. Dadurch kommt es zu Wassereinlagerungen im Gewebe. Die Schwellungen sind teilweise so schlimm, dass unbehandelte Erkrankte außerstande sind, am normalen Leben teilzunehmen: Sie können nicht ins Theater gehen, nicht in den Urlaub fahren, sie sind gar nicht oder nur eingeschränkt arbeitsfähig.

Schon Kinder sind betroffen. Sie fehlen dann häufig in der Schule, nehmen nicht an Klassenfahrten teil - es kann zu sozialen Entwicklungsstörungen kommen. HAE-Symptome treten durchschnittlich im Alter von fünf Jahren und in der Pubertät zum ersten Mal auf, wie eine Studie der Universitätskinderklinik in Frankfurt am Main 2003 ergeben hat. Eine frühe Diagnose erspart bereits im Kindesalter unnötiges Leid. Denn im Zusammenspiel mit der richtigen Therapie gelingt es auch den kleinen Patienten, weitgehend wie andere gesunde Kinder zu leben. "Zur Behandlung der akuten Schwellungsattacken bei HAE-Patienten kann das fehlende Eiweiß in konzentrierter Form zugeführt werden. Dann bilden sich die Schwellungsattacken in kurzer Zeit zurück", erläutert Prof. Dr. Konrad Bork von der Universitätshautklinik Mainz.

Es gibt eine Selbsthilfegruppe, die Betroffenen mit Rat und Tat zur Seite steht (www.schwellungen.de). In verschiedenen deutschen Kliniken arbeiten auf HAE spezialisierte Ärzte; die größten HAE-Ambulanzen befinden sich derzeit in Frankfurt am Main und in Mainz.

Im Zusammenhang mit dem Thema HAE läuft derzeit eine
Kunst-Ausschreibung des Deutschen Grünen Kreuzes, ihr Motto:
"Lebens-Lust" (www.dgk.de/lebens-lust). Wir informieren Sie!

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Achtung Sonne: Auch Farbige sind nicht gegen Hautkrebs gefeit

Dunkelhäutige Menschen erkranken seltener, aber schwerer und sterben häufiger daran

(dgk) Bekommen Menschen mit dunkler Hautfarbe eigentlich auch Hautkrebs? Viele glauben, Schwarzafrikaner zum Beispiel blieben davon gänzlich verschont. Doch das ist ein Irrtum. Sie sind zwar tatsächlich durch ihre dunkle Haut prinzipiell besser vor den gefährlichen UV-Strahlen der Sonne geschützt und erkranken seltener, doch wenn sie betroffen sind, ist die statistische Sterblichkeitsrate höher als bei hellhäutigen Menschen.

Eine entscheidende Rolle spielt der Farbstoff Melanin, der quasi als natürlicher Sonnenschutz wirkt. Grundsätzlich tragen alle Menschen Melanin in der Haut, der unter anderem für die Pigmentierung der Haut, Haare und Augen verantwortlich ist. Doch der Melanin-Anteil ist bei den verschiedenen Ethnien unterschiedlich ausgeprägt. Bei hellhäutigen Menschen sind die melaninhaltigen Zellen kleiner und weniger dicht gruppiert, während sie bei Menschen dunklerer Hautfarbe größer und dichter sind, was sie effektiver das UV-Licht blockieren lässt. Außerdem haben Menschen mit dunklem Teint - wie Afroamerikaner, Asiaten, Hispanos und Indianer - mehr Melanozyten, die bis zu doppelt so viel Melanin produzieren wie bei Hellhäutigen.

Die naheliegende Schlussfolgerung, dass farbige Menschen besser gegen Sonnenstrahlung und Hautkrebs geschützt seien, stimmt jedoch nur bedingt. Obwohl sie 10 bis 20 Mal seltener als Hellhäutige an Hautkrebs erkranken, sind auch sie gefährdet, bösartige Hautmelanome zu bekommen. Vor allem an Körperstellen, die nicht direkt der Sonne ausgesetzt sind, bilden sich die gefährlichen Tumore bei ihnen. Dies sind unter anderem die Finger, die Fußsohlen und die Zehen. Da sich Sonnenschäden und schwarze Veränderungen, die auf bösartige Melanome hindeuten können, bei farbigen Menschen weniger deutlich zeigen, müssen sie besonders wachsam auf etwaige Veränderungen achten.

Eine Untersuchung des US-Wissenschaftlers Hugh Gloster und seiner Kollegen von der Universität Cincinnati, die bereits 2006 Daten verschiedener Studien der vergangenen 50 Jahre zum Thema Hautkrebs auswerteten, ergab, dass die dunkelhäutige Bevölkerung zwar viel seltener erkrankte als hellhäutige Menschen, es unter den dunkelhäutigen Hautkrebspatienten jedoch mehr tödliche Krankheitsverläufe gab.

Die Überlebenschance weißer Patienten beträgt fünf Jahre nach der Diagnose etwa 85 Prozent, die farbiger Menschen dagegen nur knapp 60 Prozent. Der Grund: Bösartige Veränderungen werden meist zu spät entdeckt, und auch die gezielte Vorbeugung (wie Eincremen mit Sonnencreme, Textilien als Sonnenschutz und das Beobachten der eigenen Haut) wird von vielen vernachlässigt. Zumal gefährliche Hautkrebsarten wie Plattenepithelkarzinome - der häufigste Hauttumor bei Afroamerikanern - oder maligne Melanome bei dunkelhäutigen Personen zwar auch an Hals, Kopf und Armen, aber überwiegend an sonnengeschützten, schwerer einsehbaren Körperstellen entstehen. Lediglich das harmlosere Basalzellkarzinom (weißer Hautkrebs) tritt bei allen ethnischen Gruppen bevorzugt auf sonnenexponierter Haut auf.

Experten warnen daher vor dem tragischen Irrtum, dass Menschen mit dunkler Haut keinen Hautkrebs bekommen könnten, und fordern, der weitverbreiteten Fehleinschätzung, dass gewisse Ethnien quasi immun gegen Hautkrebs seien, mit verstärkter Aufklärung entgegenzusteuern.


Quellen:
Mona A Gohara et. al.: Skin cancer in skins of color. Journal of drugs in dermatology (JDD) 2008 May; 7(5) : 441-5, www.nextbio.com/;

Hautkrebs: Nicht nur bei Weißen (16.02.2009), www.hermal.de/;

Hugh M. Gloster Jr., Kenneth Neal: Skin cancer in skin of color. JAAD, Journal of the American Acadamy of Dermatology Volume 55, Issue 5, Pages 741-760 (November 2006), www.eblue.org/;

Gesellschaft für Dermopharmazie: Wer ist in Gefahr, ein malignes Melanom zu bekommen, und wie häufig ist es?, www.licht-hautkrebs-praevention.de/

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Wenn Senioren Epilepsie bekommen

Anders als bei jüngeren Menschen werden Anfälle oft nicht erkannt

(RaIA/dgk) Wenig bekannt und daher oft unerkannt: Epilepsien zählen nach Demenz bzw. Alzheimer-Demenz und Schlaganfall zu den dritthäufigsten Alterserkrankungen des Nervensystems. Von einer Epilepsie spricht man, wenn mindestens zwei nicht provozierte epileptische Anfälle innerhalb von 24 Stunden auftreten. Das Anfallsleiden tritt bei Menschen über 60 inzwischen häufiger auf als bei Kindern und Jugendlichen. Darauf weist der "Ratgeber aus Ihrer Apotheke" in seiner Ausgabe vom 15. September 2009 hin.

Eine Altersepilepsie unterscheidet sich auf vielfältige Weise von der Erkrankung im jüngeren Alter: Die Ursachen sind andere, die Anfälle haben zum Teil eine eigene Charakteristik, und auch der Verlauf der Epilepsie ist anders als bei jüngeren Menschen. Die häufigsten Ursachen sind Durchblutungsstörungen des Gehirns bis hin zum Schlaganfall, Demenz wie zum Beispiel die Alzheimerkrankheit, Gehirntumore und Schädel-Hirn-Verletzungen - Krankheiten, die im Alter gehäuft auftreten. Einzelne Medikamente und Stoffwechselerkrankungen, die Leber und Niere betreffen, können die Anfälle ebenfalls begünstigen. Bei vielen älteren Patienten bleibt die genaue Ursache der Epilepsie jedoch im Dunkeln.

Epilepsie wird oft mit Krampfleiden übersetzt, doch nicht alle Epilepsien zeigen sich mit diesen sichtbaren, krampfartigen Muskelzuckungen einzelner Körperteile. Die Symptome können sich zum Beispiel als Veränderung des Bewusstseins oder der Wahrnehmung, als Empfindungsstörung oder auch als Veränderung der Muskelspannung äußern. Die Ursache sind übermäßige elektrische Entladungen von Nervenzellen. Betroffene klagen über vorübergehende Lähmungen, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Kribbeln im Bein, unerklärbare Stürze, Verletzungen und Verbrennungen. Bei allein lebenden Senioren ist oft mangels Zeugen im Nachhinein nicht mehr klar, was wirklich passiert ist. Auch ein Biss auf die Zunge oder vorübergehende Verwirrtheit sind möglich. Bei Verdacht auf einen Anfall sollte immer sofort ein Arzt hinzugezogen werden, es handelt sich um einen lebensbedrohlichen Notfall.

Wegen der uncharakteristischen Symptome kommt es allerdings nicht selten zu einer Fehldiagnose. Messungen der Hirnstromkurven mit dem Elektroencephalogramm (EEG) und Schichtaufnahmen des Gehirns (CT) können Aufschluss über das Geschehen geben.

Eine Altersepilepsie sollte möglichst nach dem ersten Anfall mit Medikamenten behandelt werden. Dabei spielt auch eine gute Einstellung der auslösenden Erkrankung eine wichtige Rolle. Weil ältere Menschen häufig bereits wegen anderer Erkrankungen mehrere Medikamente einnehmen müssen, können Epilepsie-Medikamente (Antikonvulsiva) zu unerwünschten Wechselwirkungen führen, über die man mit dem Arzt sprechen sollte.

Auch vertragen ältere Menschen Standardmedikamente, die bei jüngeren Epilepsiepatienten gute Erfolge zeigen, nicht mehr in gleicher Weise: Der Abbau vieler gebräuchlicher Antikonvulsiva im Körper ändert sich mit zunehmendem Alter: Die Nierenfunktion nimmt zum Beispiel ab, und die Eiweißbindung ist verringert, sodass die Medikamentendosierung entsprechend sensibel angepasst werden muss. Bei der Behandlung von Altersepilepsie ist die regelmäßige Einnahme der Arznei äußerst wichtig.

Mehr zu diesem Thema lesen Sie im Ratgeber aus Ihrer Apotheke / Ausgabe 9B/2009 (15. September).

WeitereQuellen: Werhahn, Konrad J.: Altersepilepsie. Dtsch Arztebl Int 2009; 106(9): 135-42;
Renée Dillinger-Reiter, Mainz: Epilepsie im Alter. Ärztebl. RLP, 60 (9), 16 - 18, 2007

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Viren & Co.: Händewaschen ist der beste Schutz

Mit einfachen Hygieneregeln gegen Erkältung, Grippe und Magen-Darm-Infektionen

(dgk) Auch wenn es banal klingt: Regelmäßiges Händewaschen reduziert wirkungsvoll die Ausbreitung von Infektionskrankheiten. Das propagierte das Deutsche Grüne Kreuz bereits in den 1950er-Jahren und warnte vor den Gefahren mangelnder Hygiene mit einer großen nationalen Aufklärungskampagne.

Man sieht sie nicht, hört sie nicht und fühlt sie nicht. Doch wir husten und niesen sie durch die Luft, atmen sie ein und wieder aus. Und sie sitzen überall: Viren. Einige sind harmlos, andere können dem Menschen schwerwiegende Infektionen, Durchfall, Fieber oder Grippe bringen. Was viele nicht wissen: Nicht nur das Fernhalten von hustenden oder niesenden Mitmenschen wegen möglicher Tröpfcheninfektion schützt vor Ansteckung. Viele Krankheiten werden auch über die Hände übertragen. Noroviren zum Beispiel können auch über verunreinigte Speisen, Wasser und verkeimte Gegenstände, die man anfasst, weitergegeben werden.

Es liegt auf der Hand: Sei es zu Hause, unterwegs oder im Büro: Unsere Hände kommen den ganzen Tag über mit Gegenständen und Menschen in Berührung - und deshalb auch mit Viren. Wer beispielsweise Türklinken, Haltegriffe im Bus oder die Knöpfe des Aufzuges anfasst, kann sich anstecken, denn diese hat ganz sicher bereits ein anderer potenzieller Erkrankter zuvor berührt. Wenn dann Keime und Krankheitserreger über die Schleimhäute der Augen, über Nase oder Mund in den Körper gelangen, ist es schnell passiert. Daher ist es wichtig, der Sauberkeit der Hände besondere Beachtung zu schenken.

Waschen Sie Ihre Hände regelmäßig, besonders vor dem Zubereiten von Speisen, vor dem Essen und bevor man den Kindern zu Essen gibt, nach dem Toilettengang oder Windelwechseln, nach dem Umgang mit Abfall, immer wenn Sie nach Hause kommen, nach dem Benutzen eines öffentlichen Verkehrsmittels, nach dem Besuch bei Kranken oder engem Kontakt mit Material von Kranken oder mit ihren persönlichen Gegenständen - und am besten immer mit Seife. Die Hände sollten dabei unter möglichst warmes, fließendes Wasser gehalten und die Seife etwa eine halbe Minute auch zwischen den Fingern verrieben werden, dann sorgfältig abspülen und abtrocknen. In öffentlichen Einrichtungen sollten dazu Papiertücher benutzt werden, denn Handtücher sind auch potenzielle "Keimschleudern".

Studien zeigen, dass regelmäßiges Händewaschen das Risiko von Atemwegs- oder Durchfallerkrankungen deutlich verringert. "Händewaschen ist sehr wichtig, aber allein nicht ausreichend", erklärt Prof. Dr. Jörg Hacker, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI). "Weitere persönliche Schutzmaßnahmen, etwa hygienisches Husten (hinter vorgehaltenen Arm), sollten hinzukommen." Solche und ähnlich wertvolle Tipps besonders jetzt bei möglicher Ausbreitung der neuen Influenza finden Sie unter: www.wir-gegen-viren.de.

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AUS WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG

Zu Risiken und Nebenwirkungen von Beipackzetteln

Studie belegt: Unverständliche Patienteninformationen verunsichern und lösen Ängste aus

(dgk) Im Volksmund werden sie "Waschzettel" genannt: Beipackzettel von Arzneimitteln. Viele verstehen nicht, was dort geschrieben steht, und statt beruhigender Aufklärung lösen diese Zettel häufig eher Verunsicherung aus. Das wurde nun auch wissenschaftlich nachgewiesen.

Eine Forschergruppe der Universität Witten/Herdecke (UWH) hat in einer Studie für das Forschungsministerium die Wirkung von Beipackzetteln an 35 Patienten, die mindestens ein Medikament regelmäßig einnehmen, untersucht. Ergebnis: Bei den Patienten lösen sie Angst, Zweifel, Unsicherheit und Unzufriedenheit aus. "Das sind keine Emotionen, die einer Gesundung dienen", kommentiert Dr. Stefan Wilm, Allgemeinmediziner und Leiter des Instituts für Allgemein- und Familienmedizin an der UWH, das Ergebnis ironisch und fügt ernst hinzu: "So nehmen einige Patienten die Tabletten dann schlicht nicht, andere versuchen, sich im Internet, in Büchern oder sonstwo schlau zu machen."

Wie die an der Studie beteiligte Pharmakologin Prof. Dr. Petra A. Thürmann vom Helios-Klinikum Wuppertal erläutert, gibt es gesetzliche Vorgaben für Beipackzettel: "Und die Arzneimittelhersteller wollen sich gegen Klagen absichern. Das alles führt zu Texten, die kein Patient versteht, und damit verfehlen die Beipackzettel ihr ursprüngliches Ziel."

Dieses Ziel wieder anzusteuern, war die Vorgabe des Forschungsministerium für die Studie: Wie müsste ein Beipackzettel gestaltet sein, damit er dem Patienten auch tatsächlich von Nutzen ist? Mit dieser Aufgabe befassten sich der Pflegewissenschaftler Dr. Oliver R. Herber und die Apothekerin Verena Mülders. Sie befragten sechs Patientengruppen zu je fünf bis acht Mitgliedern, die Blutzucker oder Bluthochdruck hatten oder erhöhte Cholesterinwerte aufwiesen. In Interviews wurden unter anderem deren Reaktionen erfasst und Wünsche analysiert. "Die meisten hielten den Zettel für zu umfangreich, wenig verständlich und hätten stattdessen lieber ausführlicher mit ihrem Arzt über das Medikament gesprochen", resümiert Herber. "Wir haben jetzt klare Kategorien gewonnen, die wir im nächsten Schritt an dann 1.000 Patienten testen werden", fügt Mülders hinzu. Aus dieser Studie wollen die Wissenschaftler nun Musterbeispiele für Beipackzettel entwickeln.


Weitere Informationen bei Prof. Dr. med. Petra A. Thürmann, Institutsdirektorin des Philipp Klee-Instituts für Klinische Pharmakologie, Tel.: 0202 896-1851, petra.thuermann@helios-kliniken.de

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Gefäßverkalkung: Vitamin K kann vorbeugend helfen

Neuere Studien untermauern positiven Effekt des Vitamins zum Schutz vor Arteriosklerose

(dgk) Die Arteriosklerose ist eine sich über Jahre und Jahrzehnte entwickelnde Degeneration des Arteriensystems, wobei sich die Gefäße durch Kalkablagerungen verengen, ihre Elastizität verlieren und geschädigt werden. Die Erkrankung verläuft zunächst oft ohne Symptome, doch Durchblutungsstörungen, Thrombose sowie Herzinfarkt oder Schlaganfall drohen permanent. Vor einigen Jahren entdeckte man, dass Vitamin K den Kalkablagerungen an Gefäßwänden und Herzklappen vorbeugen kann. Jetzt bekräftigen neuere Studien die positive schützende Wirkung von Vitamin K zur Verhinderung von Gefäßverkalkung.

Die zwei wichtigsten Arten von Vitamin K sind K1 (Phyllochinon) und K2 (Menachinon). Vitamin K1 findet man in grünem Blattgemüse wie Spinat, Kohl und Brokkoli. Allerdings wird nur sehr wenig Vitamin K1 vom Körper aufgenommen. Vitamin K2 dagegen wird effizienter verwertet. Es kommt hauptsächlich in tierischen Nahrungsmitteln wie z. B. Fleisch, Innereien, Butter, Eidotter und in bestimmten Käsesorten vor. Vitamin K wird bereits seit geraumer Zeit länger in der Osteoporose-Therapie eingesetzt, denn es hilft beim Aufbau von Knochen, ist an der Aufnahme von Kalzium in den Körper beteiligt und verbessert Knochendichte und Knochenstärke. Inzwischen lässt sich also sagen, Vitamin K dirigiert Kalzium an die richtigen und wünschenswerten Stellen im Organismus.

Schon länger wird vermutet, dass Vitamin K auch vor dem Fortschreiten der Arterienverkalkung schützt, weil es für die Bildung des sogenannten Matrix-Gla-Proteins (MGP) benötigt wird, das wiederum der Verhinderung der Arterienverkalkung dient. In einer dreijährigen Studie der Tufts University in Boston (1) untersuchten Wissenschaftler nun, inwieweit sich die Einnahme eines Multivitaminkomplexes mit 500 Mikrogramm (µg) Vitamin K1 auf die Arterienverkalkung auswirkte. Es zeigte sich, dass die Supplementierung von Vitamin K1 das Fortschreiten der Arterienverkalkung bei gesunden älteren Erwachsenen mit bereits bestehender Verkalkung verlangsamt, unabhängig von seinen Effekten auf die MGP-Konzentrationen.

Vergangene Studien hatten - im Gegensatz zu der neuen Studie - insbesondere die Schutzwirkung von Vitamin K2 belegt. Ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Vitamin K2 und Herzerkrankungen wurde bereits 2004 in einer groß angelegten kontrollierten klinischen Studie, der sogenannten Rotterdam Herz-Studie, beschrieben (2). An dieser Studie über einen Zeitraum von zehn Jahren nahmen 4.807 Frauen und Männer im Alter von 55 Jahren oder älter teil. Dabei stellte sich heraus, dass jene Teilnehmer, die über diesen Zeitraum Vitamin-K2-reiche Nahrung zu sich nahmen, deutlich weniger Kalkablagerungen in den Arterien aufwiesen. Gleichzeitig hatten diese Personen ein 50 Prozent geringeres Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben. Dies zeigte sich aber nur bei den Personen, die mehr als 45 µg Vitamin K2 pro Tag zu sich nahmen, nicht bei jenen, die viel Vitamin K1 konsumierten.

Im Jahr 2008 untersuchten Wissenschaftler der Universität Utrecht bei 564 postmenopausalen Frauen, ob die tägliche Einnahme von Vitamin K1 und K2 möglicherweise einen Einfluss auf das Ausmaß einer Arterienverkalkung hat. Die Wissenschaftler stellten fest, dass rund 60 Prozent der Frauen Kalkablagerungen in den Herzkranzgefäßen hatten (3). Interessant war dabei, dass eine hohe K2-Aufnahme - ungefähr 45 µg pro Tag - das Risiko einer Gefäßverkalkung um 20 Prozent verringerte im Vergleich zu den Frauen, die nur 18 µg täglich zu sich nahmen. Vitamin K1 ließ keinen Zusammenhang erkennen. Auch danach hat eine hohe Einnahme vor allem von Vitamin K2 (und offenbar nicht von Vitamin K1) einen Einfluss auf eine geringere Verkalkung der Arterien. Insgesamt zeigen die bisherigen Studien die Bedeutung einer hohen Vitamin-K-Aufnahme - ob als K1 (Phyllochinon) oder K2 (Menachinon) - für die Vorbeugung gegen Arterienverkalkung und Osteoporose und damit als Schutz vor klassischen degenerativen Krankheiten.


Quellen:
(1) M Kyla Shea, Christopher J O'Donnell, Udo Hoffmann, Gerard E Dallal, Bess Dawson-Hughes, José M Ordovas, Paul A Price, Matthew K Williamson and Sarah L Booth: Vitamin K supplementation and progression of coronary artery calcium in older men and women. Am J Clin Nutr 2009;89:1799-1807, www.ajcn.org/

(2) Johanna M. Geleijnse, Cees Vermeer, Diederick E. Grobbee, Leon J. Schurgers, Marjo H. J. Knapen, Irene M. van der Meer, Albert Hofman and Jacqueline C. M. Witteman: Dietary Intake of Menaquinone Is Associated with a Reduced Risk of Coronary Heart Disease: The Rotterdam Study. The American Society for Nutritional Sciences J. Nutr. 134:3100-3105, November 2004, http://jn.nutrition.org/

(3) Beulens JW, Bots ML, Atsma F, Bartelink ML, Prokop M, Geleijnse JM, Witteman JC, Grobbee DE, van der Schouw YT: High dietary menaquinone intake is associated with reduced coronary calcification. Atherosclerosis. 2009 Apr; 203(2) : 489-493. Epub 2008 Jul 19, www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18722618

Gast GC, de Roos NM, Sluijs I, Bots ML, Beulens JW, Geleijnse JM, Witteman JC, Grobbee DE, Peeters PH, van der Schouw YT: A high menaquinone intake reduces the incidence of coronary heart disease. Nutr Metab Cardiovasc Dis 2009; 19 : 504-510,
www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19179058


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Genetischer Zusammenhang von Parodontitis und Herzinfarkt nachgewiesen

Kieler Wissenschaftler fanden identisches Erbgut für beide Erkrankungen

(dgk) Dass es einen Zusammenhang zwischen Parodontitis und Herzinfarkt gibt, haben Wissenschaftler schon länger beobachtet. Forscher der Universitäten Kiel, Dresden, Amsterdam und Bonn konnten nun dieselben Genveränderungen nachweisen und belegen, dass beide Krankheiten durch diese Veränderungen im Erbgut verursacht werden können.

Die Wissenschaftler untersuchten bei Patienten mit aggressiver Parodontitis, einer schwerwiegenden Entzündung des Zahnhalteapparates, Genveränderungen auf dem Chromosom 9. Die mit diesem Krankheitsbild assoziierte genetische Variante ist danach identisch mit der von Patienten, die bereits einen Herzinfarkt erlebt hatten. Daher sieht Studioleiter Dr. Arne Schaefer vom Institut für Klinische Molekularbiologie der Universität Kiel eindeutige Übereinstimmungen in der genetischen Veranlagung für beide Erkrankungen. Da damit ein ursächlicher Zusammenhang zwischen aggressiver Parodontitis und Herzinfarkt nahe liege, sei es wichtig, dass Zahnärzte Parodontitis grundsätzlich frühzeitig diagnostizieren und behandeln.

"Die aggressive Parodontitis hat sich immerhin als Vorbote einer Krankheit mit späterer möglicher Todesfolge erwiesen", mahnt Schaefer. Das Wissen um das Herzinfarktrisiko sollte Patienten mit Parodontitis dazu motivieren, die Risikofaktoren einzudämmen und auf vorbeugende Maßnahmen zu achten.

Neben den nun belegten genetischen Zusammenhängen haben Zahnmediziner schon seit Längerem darauf hingewiesen, dass Parodontitis das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht, und die ursächlichen Vorgänge erforscht. "Man geht davon aus, dass entzündungsfördernde Botenstoffe, die bei Parodontalerkrankungen chronisch ausgeschüttet werden, über die Blutbahn in andere Körperregionen gelangen und so eine systemische Wirkung entfalten", erklärt Professor Ulrich Schlagenhauf, Leiter der Abteilung Parodontologie der Klinik und Poliklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universität Würzburg und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie. Ursache für arterielle Verschlusskrankheiten wie Herzinfarkt oder Schlaganfall - der Todesursache Nummer eins in Deutschland - sind entzündliche Veränderungen der Gefäßinnenwände. Neben Rauchen, Diabetes, Alkoholmissbrauch und Übergewicht wurden mittlerweile auch chronische Entzündungen als wesentlicher Risikofaktor identifiziert. "Bei einer unbehandelten chronischen Parodontitis gelangen permanent Bakterien aus den vertieften Zahnfleischtaschen ins Blut. Da manche von ihnen in der Lage sind, direkt in die Zellen der Gefäßwände einzudringen, können sie den Ausgangspunkt einer schwerwiegenden Gefäßerkrankung bilden", so Schlagenhauf.

In Deutschland zeigen etwa 40 Prozent der Bevölkerung parodontale Erkrankungen mittleren Schweregrades, und 23 Millionen der 35- bis 74-Jährigen in Deutschland leiden an einer behandlungsbedürftigen Parodontitis, darunter etwa 90 Prozent aller Menschen im Alter über 60 Jahren.


Quelle:
Arne S. Schaefer, Gesa M. Richter, Birte Groessner-Schreiber, Barbara Noack, Michael Nothnagel, Nour-Eddine El Mokhtari, Bruno G. Loos, S¢ren Jepsen, Stefan Schreiber: Identification of a Shared Genetic Susceptibility Locus for Coronary Heart Disease and Periodontitis. PLoS Genetics vom 12./13. Februar 2009, www.plosgenetics.org/

→  Weitere Informationen unter: www.rundum-zahngesund.de/

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Wer optimistisch ins Leben blickt, lebt länger

Aktuelle Studie: Pessimistische Frauen haben häufiger Herzkrankheiten und sterben früher

(dgk) Optimismus ist ein guter Schutz gegen Herzkrankheiten! Der Zusammenhang zwischen positiver Lebenseinstellung und bessere Gesundheit ist jetzt von Wissenschaftlern in einer umfangreichen Beobachtungsstudie an Frauen in den USA belegt worden. Danach senkt eine optimistische Lebenseinstellung das Risiko für Herzerkrankungen deutlich, wogegen pessimistische oder zynisch veranlagte Frauen eher Herz-Kreislauf-Beschwerden entwickeln und auch früher sterben.

In der aktuellen Studie (1) beobachteten Mediziner der Universität Pittsburgh insgesamt 97.253 Frauen im Alter von 50 bis 79 Jahren über einen Zeitraum von acht Jahren. Die Frauen, die bei der größten Studie zur Frauengesundheit (Women's Health Initiative - WHI) erfasst worden waren, litten zuvor weder an Herzproblemen noch an einer Krebserkrankung. Durch Tests und Fragebogen ermittelten die Wissenschaftler, inwiefern die Probandinnen optimistisch oder eher pessimistisch ins Leben gingen. Nach den acht Jahren Beobachtungszeit stellte sich heraus, dass das Risiko der optimistischen Frauen für eine Herzerkrankung um neun Prozent geringer was als bei den pessimistischen Teilnehmerinnen. Das allgemeine Sterberisiko lag bei ihnen laut der Studie sogar um 14 Prozent niedriger, bei den Pessimistinnen dagegen um 16 Prozent höher als im normalen Durchschnitt.

Außerdem litten die optimistischen Frauen generell seltener an Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck, hohen Cholesterinwerten und Depression. Aber auch bei den erkrankten optimistisch eingestellten Frauen wirkte sich ihre zuversichtliche Lebenseinstellung noch positiv auf ihre Gesundheit aus. Nach Ansicht der Studienleiter sollte nun in künftigen Forschungen untersucht werden, ob eine bewusste Veränderung der Lebenseinstellung in entsprechendem Maß auch Krankheitsrisiken beeinflusst.

Die Ursachen des Phänomens, dass Pessimismus offenbar das Leben verkürzt bzw. Optimismus es verlängert, sind noch nicht genau erforscht. Es ist aber bekannt, dass ablehnende, negative Gefühle im Körper bestimmte Chemikalien und Stresshormone freisetzen, die das Risiko einer Herzerkrankung erhöhen können. Außerdem könnte eine pessimistische Haltung mit ungesunden Verhaltensmustern wie Rauchen oder schlechter Ernährung einher gehen, die die Gesundheit des Herzen ebenfalls nachteilig beeinflussen.

Gut belegt ist auch der Zusammenhang zwischen Depressionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Wer an einer Depression erkrankt, verdoppelt laut der Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (2) sein Risiko für eine koronare Herzkrankheit. Deshalb fordert die Fachgesellschaft schon seit längerem, Depressionen den klassischen Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Übergewicht, Bluthochdruck oder erhöhte Blutfettwerte gleichwertig zuzurechnen. Epidemiologische Studien belegen nach Angaben der kardiologischen Fachgesellschaft, dass depressive Symptome einen unabhängigen Risikofaktor dafür darstellen, im Laufe des Lebens an einzelnen Komponenten des sogenannten metabolischen Syndroms - Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes - zu erkranken.

Erst im vorigen Jahr belegten zwei Studien erneut den Zusammenhang zwischen Depressionen und Herzkrankheiten: Eine im Februar 2008 veröffentlichte britische Studie (3) an fast 20.000 Männern und Frauen zwischen 41 und 80 Jahren zeigte, dass im Beobachtungszeitraum zwischen 1996 und 2000 depressive Studienteilnehmer statistisch 2,7 Mal so häufig an Herzkrankheiten starben als die ohne Depressionen.

Im November 2008 wies eine internationale Forschergruppe, an der auch die Universität Hamburg-Eppendorf (4) beteiligt war, in einer Studie (5) ebenfalls nach, dass eine Depression das Risiko für Krankheiten wie Herzinfarkt und Schlaganfall erhöht. Forscher von der University of California in San Francisco hatten 1.017 Patienten mit bestehender koronarer Herzerkrankung durchschnittlich fünf Jahre lang begleitet. Dabei wurden die Schwere der Herzerkrankung und psychologische Faktoren - beispielsweise Depression - genau festgehalten. Ferner wurden zahlreiche biologische Faktoren bestimmt, die den Zusammenhang zwischen Depression und kardiovaskulären Ereignissen erklären könnten. Zudem wurden Verhaltensweisen wie Rauchen und körperliche Aktivität gemessen.

Ergebnis: Patienten, die depressiv waren, wiesen bei Berücksichtigung aller unterschiedlicher Faktoren nach fünf Jahren ein um 31 Prozent erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und eine höhere Sterblichkeit auf. Laut Studie war dies zu einem großen Teil auf die geringere körperliche Aktivität der depressiven Patienten zurückzuführen. Die Forscher schlossen daraus, dass eine verstärkte körperliche Aktivität bei depressiven Herzpatienten geeignet sein könnte, dem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und der höheren Sterblichkeit entgegenzuwirken. Möglicherweise könnten analog dazu sportliche Aktivitäten auch Pessimisten helfen, ihr offenbar diesbezügliches Risiko zu verringern. Und wer sich die positiven Dinge des Lebens bewusster macht und optimistisch nach vorne schaut, tut auf jeden Fall etwas Gutes für seine Gesundheit.


Quellen:
(1) Tindle Hilary A., Chang Yue-Fang et al.: Optimism, Cynical Hostility, and Incident Coronary Heart Disease and Mortality in the Women's Health Initiative. Vorab-Online-Veröffentlichung 10.08.2009, doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.108.827642. http://circ.ahajournals.org/

(2) Depression verdoppelt Herzinfarktrisiko. Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung, 03.04.2005, http://idw-online.de/

(3) Surtees Paul G., Wainwright Nicholas W.J. et al.: Depression and Ischemic Heart Disease Mortality: Evidence From the EPIC-Norfolk United Kingdom Prospective Cohort Study. Online-Veröffentlichung 01.02.2008; doi: 10.1176/appi.ajp.2007.07061018, Am J Psychiatry 2008; 165:515-523. http://ajp.psychiatryonline.org/

(4) Depressive haben höheres Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko - schützt Sport? Pressemitteilung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, 26.11.2008, http://idw-online.de/

(5) Mary A. Whooley, Peter de Jonge, et al.: Depressive Symptoms, Health Behaviors, and Risk of Cardiovascular Events in Patients With Coronary Heart Disease. JAMA 2008; 300 [20]: 2379-2388. http://jama.ama-assn.org/ Depression und Herzkreislauf-Erkrankungen,
http://www.neuro24.de/d9.htm

Raute

MELDUNGEN

Grauer Star: klarer Blick mit neuen Linsen

Beratungstelefon gibt Auskunft über Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

(dgk) Bei mehr als 90 Prozent der über 65-Jährigen trüben sich die natürlichen Augenlinsen allmählich ein. Durch den Grauen Star verschleiert sich der Blick immer weiter, Farben verblassen, das Lesen wird anstrengender. Intraokularlinsen, also künstliche Linsen, können diese Probleme beseitigen und schaffen wieder klaren Durchblick.

Etwa 700.000 Mal pro Jahr wird in Deutschland eine trübe Augenlinse durch eine künstliche Intraokularlinse ersetzt. Zwar gilt der operative Eingriff in Fachkreisen als sehr sicher und weist eine beeindruckend hohe Erfolgsquote auf. Doch für den einzelnen Patienten, der sich plötzlich mit der Diagnose Grauer Star konfrontiert sieht, stellen sich viele Fragen. Und nicht immer bleibt im Alltagsstress einer Augenarztpraxis ausreichend Zeit für deren ausführliche Beantwortung. Oder der Patient ist in dieser Situation zu aufgeregt, um die Erklärungen seines Arztes vollständig zu verstehen.

Manche der Betroffenen würden die Operation lieber noch etwas hinausschieben, sind sich aber nicht sicher, ob das dann Nachteile mit sich bringt. Andere leiden an zusätzlichen Augenerkrankungen und befürchten Komplikationen. Und viel zu wenige erhalten Informationen darüber, dass es Intraokularlinsen mit besonderen Eigenschaften und Vorteilen für das Sehvermögen gibt. So lässt sich mit speziellen Intraokularlinsen nicht nur der Graue Star beseitigen, sondern es können gleichzeitig auch Hornhautverkrümmungen ausgeglichen werden. Wer schon immer seine Brille loswerden wollte, der sollte wissen, dass dies durch sogenannte Multifokallinsen ermöglicht werden kann.

Für alle Ratsuchenden zum Thema Grauer Star hat die Initiative Grauer Star eine Hotline eingerichtet. Die gebührenfreie Rufnummer 0800 / 01 12 112 ist zumindest bis zum Jahresende 2009 immer mittwochs zwischen 15.00 und 17.00 Uhr zu erreichen. Natürlich kann und will diese telefonische Auskunft nicht das ausführliche Beratungsgespräch mit dem eigenen Augenarzt ersetzen. Die Hotline soll vielmehr eine Hilfestellung sein, sich auf das Gespräch mit seinem Arzt optimal vorzubereiten und dabei die richtigen Fragen zu stellen.

Raute

6. Kopfschmerzwoche vom 5. bis 12. September 2009

Apotheken beraten zur Selbstbehandlung - Bundesweite Hotline am 9. September 2009

(dgk) Zum sechsten Mal führen das Deutsche Grüne Kreuz (DGK) und zahlreiche Apotheken vom 5. bis 12. September 2009 eine Kopfschmerzberatungswoche unter dem Motto "Kopf-Schmerz-Frei" durch.

Fast jeder zweite Deutsche leidet unter gelegentlichen Kopfschmerzen vom Spannungstyp oder den oft deutlich stärkeren Migräneschmerzen. Häufigste Ursachen für Kopfschmerzen sind Muskelverspannungen aufgrund von Stress oder Fehlhaltungen. Aber auch das Wetter oder Spaziergänge an der frischen Luft beheben. Eine medikamentöse Selbstbehandlung sollte nicht länger als drei Tage durchgeführt werden. Sonst kann es passieren, dass die Schmerzmittel selbst Kopfschmerzen auslösen. Aus diesem Grund ist kompetente Beratung der Betroffenen notwendig. Während der Aktionswoche können sich Interessierte in zahlreichen Apotheken informieren. Darüber hinaus bietet das DGK eine bundesweite kostenlose Hotline an.

Wie man Spannungskopfschmerzen und Migräne unterscheidet und wie Sie erfolgreich gegen Kopfschmerzen vorgehen können, was bei der Selbstbehandlung zu beachten ist oder wo man einen Kopfschmerzspezialisten findet, erklären am Mittwoch, 9. September 2009 von 16 bis 18 Uhr unter der kostenlosen Rufnummer 0800 / 01 12 115 erfahrene Schmerzexperten. Am Telefon beraten zum Beispiel Dr. med. Zoltan Medgyessy (Leitender Oberarzt der Berolina-Klinik Löhne), Dr. med. Jan-Peter Jansen (Ärztlicher Leiter des Ostdeutschen Kopfschmerzzentrums Berlin) und Dr. Dietmar Krause (Leiter der Sektion Schmerz im Deutschen Grünen Kreuz Marburg).

Welche Apotheke an der Kopfschmerzwoche vom 5. bis 12. September 2009 teilnimmt, berät und Info-Material ausgibt, erfahren Sie im Internet unter www.forum-schmerz.de.


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SERVICE

Ansprechpartner
Bei Fragen, Anregungen oder Wünschen können Sie sich gerne wenden an:
Gerolf Nittner, Telefon: 06421 / 293-178, E-Mail: gerolf.nittner@kilian.de
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Michaela Heck, Telefon: 06421 / 293-155, E-Mail: michaela.heck@kilian.de


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Quelle:
dgk - Deutsche Gesundheits-Korrespondenz - informationsdienst
50. Jahrgang, Nr. 9 - September 2009
Herausgeber: DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V.
im Kilian, Schuhmarkt 4, 35037 Marburg
Redaktion dgk: Gerolf Nittner - verantwortlich -
Dr. rer. physiol. Ute Arndt
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Dr. med. Sigrid Ley-Köllstadt
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im Kilian, Schuhmarkt 4, 35037 Marburg
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. September 2009