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UMWELT/617: Radioaktivität macht krank - Erhöhte Krebsraten rund um Asse (IPPNW)


IPPNW - Freitag, 26. November 2010
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges / Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.

Erhöhte Krebsraten rund um Asse

Radioaktivität macht krank


Für die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW sind die Ergebnisse des Epidemiologischen Krebsregisters des Landes Niedersachsen ein weiterer Beleg für den ursächlichen Zusammenhang von ionisierender Strahlung und einem erhöhten Krebs- und Leukämierisiko. Die Studie zu "Kinderkrebs in der Umgebung von Kernkraftwerken" des Mainzer Kinderkrebsregisters hatte bereits 2007 ein erhöhtes Krebs- und Leukämie-Erkrankungsrisiko bei Kleinkindern im AKW-Nahbereich in Deutschland nachgewiesen. Die IPPNW fordert die Bundesregierung erneut auf, die Berechnungsgrundlagen der Strahlenschutzverordnung endlich dem aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstand über Niedrigstrahlung anzupassen und hierbei das Vorsorgeprinzip anzuwenden.

Ein Atomkraftwerk gibt ständig Radioaktivität in Form von radioaktiven Isotopen in die Umgebung ab. Dabei handelt es sich um strahlende Spaltprodukte wie radioaktives Jod, radioaktiven Kohlenstoff und vor allem Tritium. Laut Ian Fairlie, einem britischen Experten für Radioaktivität in der Umwelt, wird Tritium als Betastrahler über Kamin und Abwasser an die Umgebung abgegeben. Mit Sauerstoff verbindet es sich zu "schwerem Wasser" (HTO). Pflanzen, Tiere und Menschen können Tritium nicht von normalem Wasserstoff und schweres Wasser nicht von normalem Wasser unterscheiden und nehmen das Tritium im Körper auf. Tritium wird damit in alle Organe und sogar direkt in Gene eingebaut, wo sich die Betateilchen nah genug an strahlensensiblen Strukturen befinden, um Krankheiten und Erbschäden auszulösen. Seit dem Tschernobyl-GAU ist zudem wissenschaftlich unumstritten, dass die Aufnahme von Radiojod Schilddrüsenkarzinome auslöst.

Für die Kinderkrebsstudie hatten die Experten mehr als 20 weitere Faktoren überprüft, die Krebs auslösen können. Sie erforschten die sozio-ökonomische Situation der Familie und mögliche Kontakte zu Pestiziden, Tabakrauch und anderen Giften. Keiner dieser Faktoren konnte die auffällige Häufung von Kinderkrebs um Atomkraftwerken erklären - in Frage kam nur die Nähe des Wohnorts zum Atomkraftwerk. Die AutorInnen der Studie bestritten jedoch, dass die aus den Atomkraftwerken emittierte ionisierende Strahlung die Ursache für die Zunahme der Erkrankungen sei. Sie argumentierten, dass die Emissionen aus dem AKW tausendfach zu gering seien, um die deutlich erhöhten Krebsraten in der Umgebung erklären zu können. Inzwischen räumt der Leiter des Deutschen Kinderkrebsregisters Dr. Peter Kaatsch aber ein, es mache "durchaus Sinn, die vorhandenen anerkannten Berechnungsmodelle zu Dosisabschätzungen zu hinterfragen und möglicherweise durch bessere Modelle zu ersetzen".


Der 4-minütige Film "Kinderkrebs um Atomkraftwerke" informiert über Wirkung und Zusammenhänge der aus dem Atomkraftwerk stammenden radioaktiven Isotope im Körper des Embryos:
http://www.youtube.com/user/IPPNWgermany.


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Quelle:
Presseinformation der IPPNW - vom 26. November 2010
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges /
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. November 2010