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AUSLAND/1748: Lesotho - Im größten Krankenhaus gehen die Lichter aus, Gesundheitsversorgung in Not (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 5. Oktober 2011

Lesotho: Im größten Krankenhaus gehen die Lichter aus - Gesundheitsversorgung in Not

von Grit Porsch


Maseru, 5. Oktober (IPS) - Matebello Makhanya fuhr 60 Kilometer weit, um sich in Lesothos Hauptstadt Maseru im staatlichen Queen Elisabeth II-Hospital kostenlos von einem Zahnarzt behandeln zu lassen. Doch die Patientin aus dem Dorf Ramabatanta, die eigentlich anders heißt, hatte den weiten Weg umsonst gemacht. Das größte Krankenhaus des kleinen Landes im südlichen Afrika hatte seine Dentalabteilung geschlossen und seit dem 1. Oktober seinen Betrieb ganz eingestellt.

Wie viele andere Betroffene musste sich Makhanya auf eigene Kosten privat behandeln lassen. Der staatliche Gesundheitsdienst ist personell und finanziell ebenso überlastet wie die mit Lesothos Regierung zusammen arbeitende 'Christian Health Association' (CHAL), die 40 Prozent der medizinischen Versorgung vor allem auf dem Land übernommen hat. "Ich bin wirklich sehr enttäuscht", erklärte sie gegenüber dem UN-Nachrichtendienst IRIN.

Sechs christliche Kirchen arbeiten unter dem Dach der CHAl, die 75 Gesundheitsstationen und acht Hospitäler unterhält. Seit vier Jahren ist CHAL in Lesotho ein wichtiges Standbein der medizinischen Versorgung in einem Land, in dem rund 60 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben. Die christliche Einrichtung hatte 2007 mit Lesothos Regierung vereinbart, in ihren eigenen sowie in staatlichen medizinischen Einrichtungen Patienten kostenlos zu behandeln und Medikamente ebenfalls kostenlos abzugeben.

Dem Ansturm der Patienten, von denen sich viele bislang die auch in staatlichen Krankenhäuern und medizinischen Zentren geforderten geringen Behandlungs- und Arzneimittelgebühren nicht leisten konnten, war der kostenlose Service auf Dauer nicht gewachsen. Immer häufiger klagen Betroffene, sie würden an Privatkliniken und reguläre Apotheken verwiesen.


Aids-Medikamente für die Freunde

Unter dem schrumpfenden Angebot an medizinischer Versorgung leidet vor allem die Landbevölkerung. Gegenüber IRIN klagte eine 22-jährige Patientin aus Nazareth, die sich Mpho Makhobalo nennt, die Gesundheitsstation in ihrem Dorf sei zu einer reinen Verteilerstelle für HIV/Aids-Medikamente geworden. "Sobald ein neuer Posten eintrifft, geben die Krankenschwestern ihren Freunden Bescheid, alle anderen Patienten gehen leer aus."

Masoko Nt'sekhe, die Direktorin der für die Arzneimittelversorgung zuständigen Abteilung im Gesundheits- und Sozialministerium, bedauerte die Engpässe und versicherte, sie wisse nichts darüber. Häufig hätten Kliniken ihre Lagerbestände nicht im Griff und bestellten die erforderlichen Medikamente zu spät, meinte sie.

Die Gesundheitsbeamtin betonte, die Regierung spare trotz Finanzkrise und rückläufiger Einnahmen aus der Südafrikanischen Zollunion (SACU) nicht bei der medizinischen Versorgung. Während die übrigen Ministerien Etatkürzungen hinnehmen mussten, habe sie das Budget des Gesundheits- und Sozialministeriums für 2010/11 geringfügig um 0,7 Prozent erhöht, um neue Zentren einzurichten und mehr Personal einzustellen. (Ende/IPS/mp/2011)


Links:
http://www.letsema.org/html/CHAL.php
http://www.irinnews.org/report.aspx?reportid=93873

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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Oktober 2011