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AUSLAND/1821: Côte d'Ivoire - Extrem hohes HIV-Risiko für junge Leute als Folge der Krisenjahre (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 11. April 2012

Côte d'Ivoire: Extrem hohes HIV-Risiko für junge Leute - Folgen der Krisenjahre

von Fulgence Zamblé



Abidjan, 11. April (IPS) - Zu alarmierenden Ergebnissen kommt eine Untersuchung, die Côte d'Ivoire gemeinsam mit Partnern durchgeführt hat, die den Kampf des westafrikanischen Landes gegen HIV/Aids unterstützen. Danach ist die gesamte Jugend des westafrikanischen Landes extrem infektionsgefährdet. 3,2 Prozent aller 15- bis 24-Jährigen sind bereits HIV-positiv.

Als Risikogruppen gelten besonders 20- bis 24-jährige Frauen, die in ländlicher Umgebung in losen Beziehungen leben sowie Jungen, die mindestens die Sekundarschule absolviert haben. Nach Schätzungen des nationalen Statistikamtes lebten 2011 rund 20 Millionen Menschen in Côte d'Ivoire. 34 Prozent sind zwischen 20 und 24 Jahre alt.

Juma Kariburyo, Leiter de HIV/Aids-Büros der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Abidjan und Mitautor des Untersuchungsberichtes, sieht die Hauptursache für diese katastrophale Entwicklung in den sozialen und politischen Krisen der jüngsten Zeit. "Sie hatten für die jungen Menschen besonders negative Folgen. Viele Menschen wurden vertrieben, und viele junge Männer, die während der Rebellion als Kämpfer eingesetzt waren, hängen jetzt herum, weil sie keine Beschäftigung haben", stellte er fest.

Informationen zur HIV/Aids-Prävention seien zwar vorhanden, erreichten allerdings nicht die gesamte Zielgruppe, kritisierte Kariburyo. Es gebe zudem junge Leute, die über die Infektionsgefahr Bescheid wüssten, aber sich aber dennoch dem Risiko einer Ansteckung ungeschützt aussetzten. Selbst von Lehrern sei nicht viel Aufklärung zu erwarten, monierte der WHO-Vertreter. "Jeder zweite Lehrer hat sexuelle Beziehungen zu Schülerinnen eingeräumt", berichtete er.

Die 19-jährige Schülerin Caroline Kouakou aus Abidjan kann verstehen, dass Eltern ihre Augen vor dem verschließen, was ihre Kinder so treiben. "Die letzten fünf Jahre waren schwierig, es war kaum möglich, die Familie zu ernähren", erläuterte sie und erklärte, seit geraumer Zeit auf ungeschützten Sex zu verzichten. Einem Aids-Test will sie sich aber nicht unterziehen.

"Ohne Kondom läuft bei mir gar nichts", versicherte Ibrahim Camara. "Ich sehe doch im Fernsehen immer diese Informationswerbung." Der 23-Jährige, der früher auf Seiten der Rebellen gekämpft hatte, berichtete: "Von Freunden höre ich immer wieder, dass sie aus reiner Neugierde auf Kondome verzichten. Das damit verbundene Risiko bedeutet ihnen leider nichts."


"Wir müssen uns den Problemen stellen"

Gesundheitsministerin Thérèse N'dri Yoman lobte die Studie, die erste dieser Art in Côte d'Ivoire, als eine gute Arbeitsgrundlage. "Wir müssen uns diesem Problem stellen und eine angemessene Antwort darauf finden. Dazu müssen wir auch die jungen Leute heranziehen", betonte sie. Bildungsministerin Kandia Camara verwies auf die Notwendigkeit einer konzertierten Aktion verschiedener Ministerien. "Die jungen Leute müssen dazu gebracht werden, sich weniger hemmungslos zu verhalten", meinte sie.

Nachdem in Côte d'Ivoire allein im vergangenen Jahr 19.000 neue HIV-Fälle registriert worden waren, wurde im Dezember 2011 das Projekt 'Ziel: Null Neu-Infektion' ins Leben gerufen. (Ende/IPS/mp/2012)

Link:
http://://www.who.int/
http://www.ipsinternational.org/fr/_note.asp?idnews=6974

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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. April 2012