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AUSLAND/1865: Kamerun - HIV-positive Mütter bekommen gesunde Kinder, Ansteckungsrisiko bekämpft (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 1. August 2012

Kamerun: HIV-positive Mütter bekommen gesunde Kinder - Ansteckungsrisiko erfolgreich bekämpft

von Anne Mireille Nzouankeu



Jaunde, 1. August (IPS) - Seit fast zwei Jahren ist im Krankenhaus von Cité Verte, einem Bezirk der kamerunischen Hauptstadt Jaunde, kein HIV-infiziertes Kind zur Welt gekommen. Mit Stolz verweist Krankenhausdirektor Emilien Fouda auf sein medizinisches Personal und die zivilen Gruppen, deren Engagement dieser bemerkenswerte Erfolg zuzuschreiben ist. Um eine Übertragung des Aidsvirus von Müttern auf Neugeborene möglichst auszuschließen, werden hier HIV-positive Schwangere intensiv beraten, getestet und betreut.

"Schon bei der Schwangerschaftsberatung erfahren die Frauen, wie sich das Übertragungsrisiko vermeiden lässt", berichtet der Arzt. "Doch als erstes müssen sie sich einem HIV-Test unterziehen."

Philomène Manga hatte sich erstmals 2005 der fachlichen Betreuung des Krankenhauses anvertraut. Die heute 35-jährige Hausfrau war damals im vierten Monat schwanger und willigte in einen HIV-Test ein. "Als ich meinem Mann über das positive Ergebnis informierte, wollte er zunächst, dass ich abtreibe, um kein krankes Kind zur Welt zu bringen", erinnert sie sich.

Doch Manga ließ sich von der seit dem Jahr 2000 in Jaunde ansässigen zivilen Organisation 'No Limit for Women Project' (NOLFOWOP) eingehend beraten. Ihre Mitglieder besuchen zweimal pro Woche das medizinische Personal des Krankenhauses von Cité Verte. Die Aktivistengruppe wird seit 2009 vom Weltkinderhilfswerk UNICEF im Rahmen des Programms 'Kinder, HIV und Aids' finanziell und materiell gefördert. Auch das Gesundheitsministerium und zahlreiche internationale Hilfsorganisationen wie 'Care' unterstützen die Initiative.

"Während meiner ersten Schwangerschaft erhielt ich Medikamente, damit sich das Ungeborene nicht mit HIV ansteckte", erzählt Manga. "Mein Mann war sehr beunruhigt. Inzwischen haben wir zwei gesunde Kinder von sechs und zwei Jahren, und ein drittes ist geplant."

In dem zentralafrikanischen Land, in dem 7,6 Prozent der Schwangeren HIV-positiv sind, infizieren sich nach aktuellen Angaben von UNICEF- Kamerun 20 Prozent der ungeborenen Kinder von HIV-positiven Müttern während der Schwangerschaft, 65 Prozent während der Entbindung und 15 Prozent der Säuglinge während der Stillzeit.

HIV-positiv getestete Schwangere müssen sich an einem kostenlosen Präventionsprogramm (PTME) beteiligen, das die Geburtsabteilungen sämtlicher staatlicher Krankenhäuser Kameruns anbieten. Es umfasst Aufklärung sowie freiwillige und vertrauliche HIV-Tests. Außerdem wird untersucht, ob die Frauen an anderen sexuell übertragbaren Krankheiten leiden. Bei positiven Ergebnissen werden sie behandelt. Ernährungsberatung und psychosoziale Unterstützung gehören ebenfalls zu den Angeboten des PTME.


Kommunale Aktivistinnen unentbehrlich

Ein im März dieses Jahres veröffentlichter Bericht des staatlichen Komitees gegen Aids hatte festgestellt, dass lediglich 81 Prozent der Frauen, die zu einer Schwangerschaftsberatung kommen, bereit sind, sich einem HIV-Test zu unterziehen.

Auch das landesweit angebotene Präventionsprogramm wird längst nicht von allen Schwangeren angenommen. Viele lassen sich auf keine vorgeburtliche Beratung ein und gehen zur Entbindung in eine private Klinik oder in eines der kleinen Gesundheitszentren, die man in Regionen mit spärlicher Gesundheitsversorgung findet.

Nach Angaben von UNICEF wurden 2011 in Kamerun fast eine Million Frauen zur Schwangerschaftsberatung erwartet. Tatsächlich kamen rund 37 Prozent. Deshalb versuchen die Aktivistinnengruppen, möglichst viele Frauen bei Versammlungen ihrer Organisationen anzusprechen. "Wir schicken sie dann zu den staatlichen Kliniken und bleiben mit ihnen durch Hausbesuche in Verbindung", berichtet die NOLFOWOP-Vorsitzende Odette Etame.

"Solche zivilen Gruppen gibt es in Kamerun bislang nur an einigen Krankenhäusern", sagt Etame. Doch ein HIV-Präventionsmodell für Mutter und Kind, das an der Klinik in Cité Verte so erfolgreich etabliert wurde, könnte landesweit Nachahmer finden. Es ist geplant, in jedem der 179 Gesundheitsbezirke im Land mindestens eine gemeinschaftliche Fördergruppe aufzubauen. (Ende/IPS/mp/2012)


Links:


http://www.unicef.org/infobycountry/cameroon.html

http://www.ipsinternational.org/fr/_note.asp?idnews=7146

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. August 2012