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AUSLAND/1906: Südsudan - Jonglei ist Epizentrum der Gewalt, Verheerende Folgen für Leben und Gesundheit (ÄoG)


Ärzte ohne Grenzen - 27. November 2012

Südsudan: Jonglei ist Epizentrum der Gewalt

Verheerende Folgen für Leben und Gesundheit der Bevölkerung



Juba/Berlin, 27. November 2012. ÄRZTE OHNE GRENZEN veröffentlicht heute den Bericht "South Sudan's hidden crisis" über die vergessene Krise im südsudanesischen Bundesstaat Jonglei. Damit weist die Organisation auf die verheerenden Folgen der Gewalt auf das Leben und die Gesundheit der Zivilbevölkerung hin. Der Bericht enthält erschütternde Berichte von Zivilisten, die Übergriffe auf Dörfer erlebt haben. Die Gesundheitsversorgung der Menschen ist in Gefahr, da medizinische Einrichtungen Zielscheibe von Angriffen sind.

Der Bundesstaat Jonglei weist eine lange Geschichte an Kämpfen zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen auf. Seit dem Jahr 2009 sind Tausende Zivilisten, Frauen und Kinder, gewaltsamen Angriffen ausgesetzt. Derzeit führen weitere Kämpfe zwischen einer Milizengruppe und dem südsudanesischen Militär in Jonglei zu weiteren Vertreibungen.

"Die Patienten kommen in die Kliniken von ÄRZTE OHNE GRENZEN, um ihre Verletzungen behandeln zu lassen. Sie beschreiben, wie sie gezwungen wurden, verheerende Entscheidungen darüber zu treffen, welche Kinder sie auf die Flucht mitnehmen und welche sie zurücklassen sollen", erklärt Chris Lockyear, Programmverantwortlicher für den Südsudan in Amsterdam. "Wir sehen eine Notsituation. Das Leben und die Gesundheit der Menschen in Jonglei hängen am seidenen Faden. Die Trockenzeit ist da, so dass man sich in der Gegend wieder fortbewegen kann. Wir fürchten daher eine weitere Welle von Gewalt, Verletzungen und Vertreibungen." Die indirekten Folgen der Gewalt sind weniger sichtbar, aber ebenso schwerwiegend. Dorfgemeinschaften sind geflüchtet, um ihr Leben zu retten. Da sie weder Unterkünfte, Nahrung oder sauberes Wasser haben, sind sie anfällig für Malaria, Lungenentzündung, Mangelernährung und Durchfallerkrankungen.

Auch die Gesundheitsstrukturen im Bundesstaat Jonglei sind Attacken ausgesetzt. Einrichtungen von ÄRZTE OHNE GRENZEN wurden mehrmals zerstört oder geplündert: In Pieri im August 2011, in Pibor und Lekwongole im Dezember 2011, in Lekwongole im August 2012 und in Gumuruk im September 2012. Damit wurde der Bevölkerung die Gesundheitsversorgung verwehrt. Mit sechs medizinischen Einrichtungen für 287.000 Menschen ist ÄRZTE OHNE GRENZEN der einzige Anbieter von kostenloser und qualitativ hochwertiger Gesundheitsversorgung im Zentrum und Norden von Jonglei. Von Januar 2011 bis Oktober 2012 hat die Organisation hunderte Verletzte versorgt und mehr als 227.851 Behandlungen durchgeführt.

"Wir machen heute die medizinischen Folgen öffentlich, die unsere Teams vor Ort sehen", sagt Lockyear. "In Jonglei herrscht eine Notsituation. ÄRZTE OHNE GRENZEN wird weiter neutrale und unparteiliche Gesundheitsversorgung in Jonglei leisten. Wir befürchten aber, dass der Bedarf an medizinischer Hilfe bei den Menschen noch viel größer ist, die unsere Kliniken aufgrund der Bombardierungen der Umgebung nicht erreichen. ÄRZTE OHNE GRENZEN ruft alle bewaffneten Gruppen auf, medizinische humanitäre Einrichtungen und deren Personal zu respektieren."

Der Bericht "South Sudan's hidden crisis: how violence against civilians is devastating communities and preventing access to life saving healthcare in Jonglei" ist unter folgendem Link abrufbar:
http://msf.de/jE

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Quelle:
Ärzte ohne Grenzen
Pressemitteilung Nr. 54/2012 vom 27.11.2012
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
Pressestelle: Telefon: 030/22 33 77 00
E-Mail: office@berlin.msf.org
Internet: www.aerzte-ohne-grenzen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. November 2012