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AUSLAND/2067: Demokratische Republik Kongo - Humanitäre Lage im Osten alarmierend (Ärzte ohne Grenzen)


Ärzte ohne Grenzen - 3. März 2014

Humanitäre Lage im Osten der Demokratischen Republik Kongo alarmierend

Ärzte ohne Grenzen veröffentlicht Bericht



Kinshasa/Berlin, 3. März. Das Ausmaß der humanitären Notlage im Osten der Demokratischen Republik Kongo ist gewaltig. Das zeigt ein heute veröffentlichter Bericht der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. Der Bericht "Everyday Emergency: Silent Suffering in Democratic Republic of Congo" basiert auf umfassenden medizinischen Daten sowie zahlreichen Berichten von Patienten und Helfern der Organisation und kommt zu dem Schluss, dass in den östlichen Provinzen viele Menschen dringend benötigte Nothilfe nicht erhalten. Ärzte ohne Grenzen ruft zu sofortigem Handeln auf, um das Leiden der Bevölkerung zu mildern. Die Organisation behandelt Jahr für Jahr deutlich mehr als eine Million Patienten in der Demokratischen Republik Kongo.

"Die Infrastruktur und das Gesundheitssystem funktionieren kaum. Der anhaltende Konflikt, fehlender Respekt für Helfer, ein System, dass Patienten zwingt, auch in Krisensituationen für medizinische Hilfe zu bezahlen - all diese Faktoren haben katastrophale Folgen für die Gesundheit der Menschen im Osten der Demokratischen Republik Kongo", sagt Annemarie Loof, Leiterin der Projektabteilung von Ärzte ohne Grenzen in Amsterdam.

Viele Dörfer im Osten des Landes sind wegen der schlechten Infrastruktur oder aufgrund von Kämpfen und Vertreibungen völlig von der medizinischen Versorgung abgeschnitten. Besonders in abgelegenen und vom Konflikt betroffenen Regionen leisten der Staat und Hilfsorganisationen jedoch zu wenig Hilfe. Vor allem für die knapp drei Millionen intern Vertriebenen ist die Situation prekär - ganz besonders für die vielen "unsichtbaren" Vertriebenen, die bei der einheimischen Bevölkerung unterkommen oder sich in Wäldern versteckt halten.

In den umkämpften Gebieten im Osten des Landes sind auch deshalb viele von der Gesundheitsversorgung ausgeschlossen, weil sie für die Leistungen des Staates, aber auch von Nichtregierungsorganisationen, oft bezahlen müssen. Dabei sieht das nationale Gesundheitssystem eigentlich kostenlose medizinische Versorgung in Notsituationen vor. Zudem zwingt die allgegenwärtige Gewalt medizinische Helfer immer wieder, Hilfsprogramme zu unterbrechen. Auf die Helfer wird außerdem Druck ausgeübt, Hilfe in bestimmte "befreite" Zonen fließen zu lassen, um so Konfliktgebiete zu "stabilisieren" und die staatliche Autorität zu stärken.

"Jahr für Jahr kommt es im Osten der Demokratischen Republik Kongo zu Ausbrüchen von Krankheiten wie Masern, Malaria und Cholera. Doch das Gesundheitssystem ist in den meisten Fällen nicht imstande, diese zu verhindern oder darauf zu reagieren", sagt Jatinder Singh, medizinischer Koordinator von Ärzte ohne Grenzen. "Viele Menschen müssen deshalb leiden und sterben. Die eigentliche Tragödie ist aber, dass dies meist verhindert werden könnte."

Ärzte ohne Grenzen fordert alle Konfliktparteien auf, Zivilisten, humanitäre Helfer und medizinische Einrichtungen zu respektieren. Zudem müssen andere humanitäre Akteure angemessenere und flexiblere Nothilfe leisten. Die Hilfe darf allein an den Bedürfnissen der Menschen und nicht an politischen Zielen ausgerichtet sein. Außerdem muss medizinische Hilfe weniger kosten und es müssen bessere Strategien zur Prävention und Behandlung von Epidemien installiert werden.

Ärzte ohne Grenzen ist seit 1981 in der Demokratischen Republik Kongo. Derzeit arbeiten mehr als 2.700 Mitarbeiter der Organisation in allen Provinzen des Landes. Im Jahr 2012 haben die Teams mehr als 1,6 Millionen kostenlose Behandlungen durchgeführt, fast eine halbe Million Malariapatienten behandelt und mehr als 90.000 Patienten stationär behandelt. Seit 2008 haben sie mehr als fünf Millionen Kinder gegen Masern geimpft und die Geburt von einer halben Million Babys begleitet. In keinem anderen Land betreibt Ärzte ohne Grenzen ein so umfassendes medizinisches Nothilfeprogramm.

Der Bericht "Everyday Emergency: Silent Suffering in Democratic Republic of Congo" steht hier zum Download bereit:
http://ow.ly/uaCZy

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Quelle:
Ärzte ohne Grenzen
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
Pressestelle: Telefon: 030/22 33 77 00
E-Mail: office@berlin.msf.org
Internet: www.aerzte-ohne-grenzen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. März 2014